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Feldherren und Staat
ОглавлениеDie militärischen Aktionen Roms im gesamten Mittelmeerraum brachten auch einen neuen Feldherrn-Typus hervor. Versehen mit langjähriger Kommandogewalt (imperium) operierten sie im Feindesland oder im eroberten Gebiet relativ autonom. Sie waren oft gezwungen, ihre Entscheidungen über Krieg und Frieden oder über Vertragsabschlüsse ohne Rücksprache mit dem Senat zu treffen. Mit Königen und Fürsten fremder Staaten und Völker verhandelten sie auf gleicher Augenhöhe. An die Prinzipen von Befehl und Gehorsam gewöhnt, fiel es den erfolgreichen Generälen nicht leicht, sich nach ihrer Rückkehr in die Hauptstadt der geforderten Standessolidarität zu fügen und wieder einer unter Gleichen zu sein. Zudem trugen sie eine besondere Verantwortung ihren Soldaten gegenüber. Seit Gaius Marius am Ende des 2. Jahrhunderts v. Chr. die Rekrutierungsbasis für die Armee erweitert hatte, indem er auch Besitzlose ausrüsten ließ, wurden die Kommandeure zu Schutzherren (patronus) der Legionäre. Die einfachen Soldaten erwarteten von ihnen nach dem Ende ihrer Dienstzeit eine angemessene Versorgung. Dieses neue Gefolgschaftsverhältnis – die sogenannte Heeresklientel – verschaffte den Feldherren eine Macht, die das Gleichgewicht der Kräfte aufzuheben drohte. Denn die Truppen fühlten sich weniger Senat und Volk verpflichtet als vielmehr ihrem Vorgesetzten. Er verkörperte die Autorität, die ihre Interessen durchzusetzen vermochte. Wer sollte die Generäle daran hindern, ihre Legionen weiter unter Waffen zu halten, um in Rom entsprechenden Druck auszuüben? Marius und Cinna marschierten mit ihren Kohorten in die Hauptstadt, Sulla tat dies gleich zweimal – und später folgte Caesar ihrem Beispiel. Am Ende seines Lebens konstatierte Cicero ernüchtert, mit dem Heer des römischen Volkes werde dessen Freiheit unterdrückt. Und an den Caesarmörder Brutus schrieb er bitter: »Wir sind ein Spielball bald der Launen der Soldaten, bald der Zumutungen der Feldherren.« (Cic. Ad M. Brut. 1, 10, 3).