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Klopp und Organisation
ОглавлениеDass man den Gegner früh unter Druck setzt, ist dabei eigentlich ein sehr altes Element des Fußballs. Zumindest in bestimmten Spielphasen wurde das immer wieder praktiziert. Es galt allerdings als riskant, was es auch ist: Wenn ich nach vorne rücke und den Ballführenden attackiere, aber ausgespielt werde, hinterlasse ich Lücken. Entscheidend ist deshalb, wie das Pressing organisiert ist. Welche Spieler verteidigen wann welchen Raum? Wie groß wähle ich die Abstände zwischen den Spielern und den Mannschaftsteilen? Ab welcher Höhe attackiere ich den Gegner? Wohin will ich den Gegner leiten, wie laufe ich ihn an? Woran orientiere ich mich in meiner Positionierung auf dem Feld – an der Position, meinen Mitspielern, den Gegenspielern, dem Raum, dem Ball? Wie stark verschiebe ich zum Ball?
Aus heutiger Sicht ist der strategische Vorsprung Klopps auf die restliche Fußballwelt geschrumpft. In England kann er noch auftrumpfen, doch in Deutschland gehört aktives Verteidigen mittlerweile zum guten Ton. Was Klopp aber immer noch von vielen Trainern unterscheidet, ist sein taktischer Perfektionismus bei der Umsetzung seiner Strategien. Den meisten Trainern, die mittlerweile aggressiv pressen und umschalten lassen, geht diese Feinarbeit und die Balance in der Vermittlung ihrer Ideen ab. Alexander Zorniger zum Beispiel scheiterte in der Bundesliga mit einem Vollgasfußball, der zwar hochintensiv war, aber nicht stabil genug organisiert.