Читать книгу Vollgasfußball - Martin Rafelt - Страница 18
Klopp, der Medienmann
ОглавлениеIn dieser Hinsicht ist auch Klopps Gespür für die Medien zu loben – ohnehin ein Faktor, auf den er besonderes Augenmerk legt. Ihm gelingt es in einmaliger Art und Weise, zündstoffhaltige Aussagen so zu formulieren, dass sie unverfänglich und trotzdem auf den Punkt gebracht sind. Gerade wenn er Kritik äußert oder zu einem kritischen Standpunkt befragt wird, erklärt er geschickt die Gründe für eine kritische Sichtweise, ohne sie zwingend noch einmal auszusprechen. Gleichzeitig ordnet er kritische Anmerkungen so in den Gesamtkontext ein, dass sie inhaltlich bestehen bleiben, aber an emotionaler Zugkraft verlieren. Klopps Kritik wirkt meist nicht wie unsouveränes Geätze, sondern sehr sachlich und zuweilen regelrecht bedauernd.
Zudem betreibt Klopp im Umgang mit Medienvertretern eine Art „Zuckerbrot und Peitsche“. Er ist viel verfügbar, gibt viele Interviews und ist dabei immer interessant und unterhaltsam. Auf Pressekonferenzen entstehen immer wieder humoristische Highlights. Es gibt Youtube-Zusammenschnitte seiner witzigsten PK-Momente. Seine Rhetorik sorgt immer wieder für gute Zitate. Auf gute Fragen bietet er interessante Einsichten und Erklärungen. Im Tagesgeschäft eines Fußballjournalisten gibt es wohl kaum etwas Leichteres, als über Aussagen von Klopp zu schreiben. Auf der anderen Seite findet er aber auch klare Worte gegenüber Journalismus, der ihm nicht passt. Auf undurchdachte kritische Fragen reagiert er zuweilen sogar patzig. Dabei wirkt er aber nicht hysterisch, sondern behält eine gewisse Sachlichkeit und Klarheit bei, die ihm Autorität verleiht.
Mit dieser Strategie hat er auch Einfluss darauf, wie er in den Medien rezipiert wird; speziell dadurch, dass er mit seinen Reaktionen inhaltlich fokussierte, sachliche und auch positive Berichterstattung belohnt. Im Grunde motiviert er Journalisten damit, kein dummes Zeug über ihn zu schreiben – und möglichst auch kein negatives.