Читать книгу 2020 Schöne Neue Weltordnung - Martin Zedlacher - Страница 17

Kapitel 4

Eine Hongqi L7 Limousine wartete vor der Ankunftshalle des Tianhe-Flughafens. Der Fahrer trat näher, öffnete die hintere Tür des Wagens und Simon Roth stieg ein. Im Fond des Wagens saß zu Roths Überraschung nicht der leitende Wissenschaftler vom Biolabor in Wuhan, sondern eine Chinesin mit langem schwarzen Haar. Die Chinesin war attraktiv genug, das Cover des Time Magazin zu schmücken. Sie war perfekt geschminkt, die Fingernägel waren manikürt, der elegante Kimono betonte ihre sportliche Figur.

„Wo ist Huang Li?“, fragte Roth.

„Huang Li hat mich gebeten, Sie vom Flughafen abzuholen. Ich bin Yuen Ying, seine Assistentin.“ Die Chinesin sprach Englisch mit Mandarin-Akzent.

„Freut mich, Ihre Bekanntschaft zu machen. Sie sehen bezaubernd aus“, schmeichelte Roth. Die Chinesin bedankte sich lächelnd. Die Limousine setzte sich in Bewegung und fädelte sich rasch in den fließenden Verkehr ein.

„Wie sieht es derzeit in Wuhan aus? In den Medien wird ständig über das Corona-Virus berichtet.“

Yuen Yings Miene wirkte besorgt. „Das Virus hat das soziale Leben in Wuhan zum Erliegen gebracht. Seit dem 23. Januar ist die Stadt von der Außenwelt abgeschottet. Es herrscht Ausnahmezustand, das Militär hat die Region abgeriegelt. Die Straßen sind menschenleer, die Einkaufsmeilen wie ausgestorben. Man braucht einen Passierschein, der bei den Checkpoints kontrolliert wird. Alle 300 Meter wird die Körpertemperatur gemessen. Wer mehr als 37,3 Grad hat, muss einen PCR-Test machen. Bei einem positiven Testergebnis wird eine Zwangsquarantäne verhängt.“

„Welchen Eindruck haben Sie von den Maßnahmen zur Eindämmung des Corona-Virus?“, war Roths nächste Frage.

Einige Sekunden vergingen, bevor Yuen Ying antwortete. „Die Ärzte kümmern sich vor allem um Infizierte mit schweren Atemwegserkrankungen. Damit der große Andrang in den Spitälern bewältigt werden kann, soll binnen einer Woche ein Container-Krankenhaus aus dem Boden gestampft werden. Die Schutzmasken sind ausverkauft, Apotheken öffnen nicht einmal die Tür. Bei der Lebensmittel- und Trinkwasserversorgung gibt es Engpässe.“

Roths Stirn legte sich in Falten. „China hat schön öfter mit Viren zu kämpfen gehabt. Hat die Regierung aus der Vergangenheit nichts gelernt?“

Yuen Ying nickte, als hätte sie die Frage erwartet. „Viele Chinesen sind über die Maßnahmen der Regierung verärgert. Sie sind davon überzeugt, dass Informationen über das Corona-Virus nicht rechtzeitig weitergegeben worden sind. Man spricht von über 100.000 Infizierten, glaubt der Regierung nicht mehr. Die Lage ist offensichtlich viel dramatischer.“

Roth lehnte sich entspannt in die Lederpolsterung des Wagens zurück und wechselte das Thema. „Was gibt es Neues über die technologische Entwicklung zu berichten? Ich war schon eine Ewigkeit nicht mehr hier.“

Yuen Ying richtete sich auf und sah Roth direkt in die Augen. „Wuhan ist eine Smart-City, wo das 5G-Mobilfunknetz zum Einsatz kommt“, berichtete sie stolz. „Wir haben ein Social-Credit-System mit Gesichtserkennung und Krypto-Währungen in RFID-Chips, die unter die Haut implantiert werden. Damit sind wir das erste Land auf der Welt, das eine solche Technologie einsetzt.“

Roth war beeindruckt. „Das ist fantastisch! Leider sind wir in Europa und den USA nicht so weit. Die Verhandlungen mit den Regierungen sind unter Dach und Fach, aber die Bevölkerung protestiert dagegen. Wegen der Strahlung und gesundheitlichen Folgen. Es gibt Umwelt-Organisationen, die gehen auf die Barrikaden, das verzögert die Einführung von 5G.“

„Solche Probleme kennen wir in China nicht“, erwiderte Yuen Ying. „Hier bestimmt der Staat, was für das Volk am besten ist.“

Roth sah aus dem Fenster und erblickte die beeindruckende Skyline von Wuhan. „Was mich interessieren würde, wie haben sich die Handy-Apps bei der Corona-Epidemie bewährt?“

Yuen Ying ließ sich einen Moment Zeit, um ihre Antwort zu formulieren. „Bisher haben wir gute Erfahrungen gemacht. Die Smartphone-Apps kontrollieren jeden Wohnblock und geben Auskunft darüber, ob ein Mensch infiziert ist. Moment, ich zeige es Ihnen.“ Sie nahm ihr Handy, aktivierte die App und beugte sich vor. „Schauen Sie, je dunkler die Farbe, desto mehr Leute sind infiziert. Jeder rote Punkt steht für einen Krankheitsfall.“

Roth verfolgte staunend die grünen und roten Punkte. Mit der Corona-App konnte jeder Chinese auf Schritt und Tritt überwacht werden. „Wäre damit eine totale Überwachung möglich?“

Yuen Ying zauberte ein Lächeln auf ihr anmutiges Gesicht. „Die Möglichkeiten für einen Überwachungsstaat werden immer besser. Jeder Mensch kann durch die mobile App und das RFID-Chipsystem überwacht werden. Außerdem: Wir haben in China über 600 Millionen Kameras installiert. Die Polizei hat jederzeit Zugriff auf die Kameras. Skynet, das digitale Speicherzentrum, zeichnet das Bewegungsprofil jedes Chinesen permanent auf.“

„Wunderbar!“ Roth war begeistert. „Wir hoffen in Europa und den USA auf die baldige Einführung einer mobilen Corona-App. Das macht alles viel einfacher. Finden Sie nicht?“

„Ja, die Corona-App sollte auch in Europa und USA zum Einsatz kommen“, bestätigte Yuen Ying lächelnd. „Der technokratische Transhumanismus wird schon bald Realität sein. Wir sind dann in der Lage, jeden Gedanken eines Menschen per Mikrochip auszulesen. Die totale Überwachung wäre damit perfekt.“

„Das ist wunderbar!“, rief Roth. „Sie müssen wissen, ich bin ein Kontrollfreak. Von solchen Technologien habe ich immer geträumt. Smart-Cities. Das ist meine Vision für die Zukunft. In den Weltherrschaftsplänen wollen wir einen gläsernen Menschen. Wir speichern alle relevanten Daten. Falls jemand nicht mehr der Norm entspricht, wird der Mikrochip deaktiviert. An der RFID-Technologie wird in Zukunft kein Weg vorbei führen. Im Besonderen bei der Jobsuche. In den nächsten Jahren werden die Konzerne nur noch Menschen einstellen, die einen Chip unter der Haut tragen. Die RFID-Technologie ist erst der Anfang. Die nächste Stufe werden Nano-Chips sein, denen sich kein Mensch mehr entziehen kann. Die Nano-Chips werden bereits beim Händedruck übertragen.“ Roth machte eine rhetorische Pause. „Die Wirtschaft der Zukunft wird aus permanenter Überwachung und Robotern bestehen, welche die meiste Arbeit erledigen werden. Menschen sind Geschöpfe, die des äußeren Zwangs und der ständigen Kontrolle bedürfen. Stimmen Sie mir zu?“

Yuen Ying lächelte. „Ja, Sir. Einen Mikrochip unter die Haut pflanzen. Totale Kontrolle über jedes Individuum. Aber freiwillig wird das kaum jemand tun. Da müssten Sie schon die Demokratie und die Menschenrechte abschaffen.“

„Da haben Sie völlig recht“, stimmte Roth zu. „Mit der Corona-Pandemie schaffen wir stufenweise einen diktatorischen Polizeistaat. Am Ende werden die Menschen die RFID-Technologie akzeptieren. Wer sich weigert, einen Chip implantieren zu lassen, wird keinen Job erhalten, keine Einkäufe tätigen können, kann nicht ins Ausland reisen, keine Rechnungen bezahlen. Ein Arztbesuch ohne Chip wird unmöglich sein. Ein Mensch ohne Chip wird kein Verwaltungsgebäude betreten, ja nicht mal eine Pizza bestellen können. Wer kann schon auf all das verzichten?“

„Den Menschen erwarten goldene Zeiten. Ein Paradies auf Erden. Ein Schlaraffenland wo die gebratenen Tauben in den Mund fliegen. Eine schöne Neue Weltordnung, wo Milch und Honig fließen, Manna vom Himmel regnet, jeder zufrieden und glücklich sein wird“, meinte Yuen Ying scherzhaft.

Roth lachte über diese Bemerkung. Er war ein Verfechter der radikalen Umsetzung. Mit anderen Worten: Wenn es nach ihn ginge, würde die Menschheit in weniger als 50 Jahren auf 500 Millionen reduziert werden. Die Corona-Pandemie war erst der Beginn einer grausamen Strategie der Elite, um die Menschheit gefügig zu machen.

Wenige Minuten später erreichten sie das Wuhan Institut für Virologie, die größte Virus-Bank Asiens. Mehr als 1.500 verschiedene, hochansteckende Krankheitserreger der Klasse vier – auch Ebola-Viren – werden dort aufbewahrt. Auf einem großen Banner vor dem Gebäude stand: „Starke Prävention und Kontrolle. Keine Panik. Hören Sie auf die offiziellen Ansagen. Glauben Sie an die Wissenschaft. Verbreiten Sie keine Gerüchte.“