Читать книгу 2020 Schöne Neue Weltordnung - Martin Zedlacher - Страница 21
ОглавлениеKapitel 8
Die goldenen Strahlen der untergehenden Sonne fielen auf die getönten Scheiben von Heinrichs prachtvollem Penthouse-Apartment in Charlottenburg und ließen das Licht sanft gefiltert hereinströmen. Er kam mit einem flauschigen Frotteemantel aus dem Badezimmer und stellte sich vor das Panoramafenster. Berlin verwandelte sich in ein Lichtermeer. Sein Blick schweifte über Berlin-Mitte und Tempelhof Schöneberg. Dann hinüber zum Olympiastadion, das in ein gelb-weißes Licht getaucht war. Überwältigend. Atemberaubend schön. Er drehte den Großbildschirm-Fernseher mit Aluminiumgehäuse und OLED-Technologie auf. ZDF brachte eine Reportage von dem Unfall. Seine Aufmerksamkeit war schlagartig geweckt und er erhöhte die Lautstärke mit der Fernbedienung.
„Heute gegen 17:00 Uhr versuchte Mohamed Hassan, Mitglied der arabischen Terrororganisation ISIS, die Oberbaumbrücke zu sprengen. Hassan hat vier Ladungen C4 mit Zeitzünder unter der Brücke befestigt. Wie durch ein Wunder explodierten nur zwei Sprengsätze. Bei der Detonation wurden mehrere Fahrzeuge durch die Luft geschleudert. Drei Menschen waren sofort tot, zwei weitere starben an der Unfallstelle. Die Explosion führte zu einer Massenkarambolage, bei der achtzehn Personen – darunter auch Kinder – zum Teil schwer verletzt wurden. Die Polizei hat die Sicherheitsmaßnahmen drastisch erhöht, weil mit weiteren Anschlägen zu rechnen ist.“
Heinrich brauchte einen Moment, bis er die Hiobsbotschaft verdauen konnte. Er atmete tief ein und ließ langsam die Luft aus den Lungen entweichen. Ob das der Anschlag war, von dem Kramer gesprochen hatte? Er wollte den Innenminister anrufen. Doch dann fiel ihm ein, dass er den Kontakt zu Major Sommer noch nicht hatte herstellen können. Bevor Heinrich das Taxi bestellte, hatte er mehrmals versucht, Bernd Sommer telefonisch zu erreichen, aber die Leitung war jedes Mal besetzt. Vielleicht komme ich jetzt durch.
Rasch nahm er das Smartphone von der Aufladestation, drückte die Wiederholungstaste und setzte sich auf die Couch. Er knipste den Fernseher aus und drückte die Taste für den CD-Player. Aus Lautsprechern erklang die 2. Szene des 1. Aktes von Mozarts Zauberflöte. Im Hintergrund gluckerte und rauschte das Wasser im Whirlpool. Diesmal hatte er Glück. Freizeichen.
Eine ängstliche Stimme meldete sich. „Hallo?“
„Major Sommer?“
„Hauptkommissar Heinrich?“
„Ja.“
„Na endlich! Ich warte … warte schon den ganzen Tag auf Ihren Anruf. Warum hat das so lange gedauert?“ Major Sommer klang extrem nervös.
„Es tut mir leid, ich habe es öfters probiert. Konnte Sie aber nicht erreichen. Geht es Ihnen gut?“, fragte Heinrich, der merkte, dass etwas nicht stimmte.
„Nein, ich drehe langsam durch!“
„Keine Panik. Beruhigen Sie sich. Ich schicke jemanden, der das Dokument abholen wird. Sagen wir morgen gegen 09:00 Uhr?“
„09:00 Uhr? Machen Sie Witze? Ich bin mit knapper Not einem Mordanschlag entkommen! Sie müssen … Verdammt! Mir wurde versprochen, dass ich noch … noch heute in Sicherheit gebracht werde.“ Major Sommers Stimme klang jetzt hysterisch. „Ich kann nicht mehr länger warten. Es ist … zu gefährlich“, flüsterte er. „Sie haben ja keine Ahnung, was ich durchgemacht habe. Luna, meine Katze ist tot!“
Einige spannungsgeladene Augenblicke vergingen.
„Werden Sie bedroht?“
„Ja.“
„Von wem?“
„Weiß ich nicht. Ich werde verfolgt. Jemand hat auf mich geschossen“, stammelte er.“
„Wer hat auf Sie geschossen?“
„Keine Ahnung. Vor meinem Haus parkt ein silberner Kombi.“ Heinrich hörte einen verzweifelten Aufschrei. Eine lähmende Pause entstand. „Darin sitzen zwei Männer. Ich glaube, nein, ich bin mir sicher, einer von ihnen wollte mich ermorden. Bitte, Sie müssen mir helfen!“
Heinrich hörte schweigend zu. Er konnte deutlich spüren, dass Major Sommer unter enormen Druck stand.
„Sind Sie verletzt?“
„Nein, die Kugel hat mich um Haaresbreite verfehlt. Aber jemand hat meine Katze erschossen.“
„Okay, ich werde ein BKA-Team zu Ihnen beordern. Major Sommer, können Sie mir sagen, wer die Männer sind?“
„Von der Müllabfuhr sind sie bestimmt nicht.“
„Okay. Ich schicke einen Streifenwagen, der die Männer überprüfen wird. Verlieren Sie nicht die Beherrschung. Haben Sie Ihre Dienstwaffe bei sich?“
„Ja.“
„Warten Sie einen Augenblick.“ Heinrich unterbrach das Gespräch, indem er auf eine Nebenstelle auswich. Hastig wählte er die Telefonnummer eines BKA-Kollegen in München. „Major Sommer, ich tue was ich kann. Bleiben Sie in Ihrem Haus. Okay?“ Knacken in der Leitung. Einen Moment glaubte Heinrich, die Verbindung sei unterbrochen worden. „Hallo?“
Major Sommer stieß in hörbarer Erregung die Luft aus. Er murmelte etwas ins Telefon, schien große Angst zu haben.
„Ich werde jetzt auflegen. Bewahren Sie Ruhe. Der Streifenwagen wird in den nächsten Minuten eintreffen. Sie haben es bald überstanden.“ Störgeräusche in der Leitung. „Major Sommer?“
Die Verbindung brach ab.