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Die weise Königin

Es war einmal in einer Zeit, in der die Menschheit gierig und unersättlich war, da lebte einst eine Königin in einem weit entfernten Land. Sie war wunderschön, ausgesprochen klug und besaß alles, was man sich nur vorstellen konnte.

Eines Tages plagte sie das Gefühl, ihr würde irgendetwas in ihrem Leben fehlen. Doch sie wusste nicht, was es war. Drum schickte sie ihre Ritter los, um danach zu suchen, und als der Nordstern seinen höchsten Punkt am Himmelszelt erreichte, kamen ihre Ritter mit drei Königen zurück. Die drei Könige lebten in weit entfernten Ländern und wollten die schöne Königin zur Frau haben. Jeder einzelne brachte der Königin ein Geschenk aus seinem Land mit, um sie von sich zu überzeugen.

„Der König mit dem schönsten Geschenk soll mein Gatte werden“, verkündete die Königin. Ein Raunen ging durch ihr Volk und jeder war gespannt darauf, für wen sich die kluge Königin entscheiden würde.

So schritt der erste König hervor. Die Menge staunte, denn seine Kleidung war mit vergoldeten Fäden genäht, die im Licht des Nordsterns hell leuchteten. Der König berichtete, dass es in seinem Land Flüsse voller Gold gäbe. So öffnete er seine Schatulle und zum Vorschein kamen die schönsten und größten Goldnuggets, die die Menschheit je gesehen hatte. Das Volk war sich sicher, dass die Königin ihn auserwählen würde und auch die schlaue Königin war sehr beeindruckt. Sie war sich jedoch nicht sicher, das gefunden zu haben, wonach sie suchte.

Dann schritt der zweite König hervor. Erneut staunte die Menge, denn seine Kleidung war mit glitzernden Diamanten besetzt, die im Licht des Nordsterns hell funkelten. Der König berichtete, dass es in seinem Land vielen Bodenschätzen gäbe. So öffnete er seine Schatulle und zum Vorschein kamen die schönsten und größten Diamanten, die die Menschheit je gesehen hatte.

Das Volk war sich sicher, dass die Königin nun ihn auserwählen würde und auch die Königin war wieder sehr beeindruckt. Sie war sich jedoch immer noch nicht sicher, das gefunden zu haben, wonach sie suchte.

Zum Schluss schritt der letzte der drei Könige hervor. Seine Kleidung war weniger leuchtend und weniger funkelnd, denn in seinem Land gab es weder Gold noch Diamanten. Die Menge spottete über den armen König und war sich sicher, dass er nicht der König ihrer Königin werden würde. Doch auch er öffnete seine Schatulle und zum Vorschein kam nichts. Die Schatulle war vollkommen leer.

Der König ging auf die Königin zu und sagte: „Meine Schatulle ist leer, doch wenn du mich zum Manne nimmst, will ich dir mein Herz mit all meiner Liebe schenken.“

Die zwei anderen Könige lachten ihn höhnisch aus und auch das Volk der Königin machte sich über den letzten der drei Könige lustig.

Die weise Königin jedoch war sich sicher, dass sie nun gefunden hatte, wonach sie sich in all den Jahren der Einsamkeit gesehnt hatte. Drum brachte sie Menge zum Schweigen und sagte: „Ich habe mich entschieden. Ich werde den letzten der drei Könige heiraten. Denn lieber lebe ich ein Leben voller Liebe, als reich und lieblos zu sterben.“

Märchen enden mit den Worten: Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute. Doch dies ist kein gewöhnliches Märchen und so kam einst der Tag aller Tage, an dem die Königin im sehr hohen Alter umringt von all ihren Kindern und Enkelkindern starb. Während ein Lächeln ihre Lippen umspielte, schlief sie Hand in Hand mit der Liebe ihres Lebens ein und blickte zurück auf ein Leben voller Geborgenheit, Freude und Liebe.

Michéle Schröder, geboren 1991 in NRW, erfindet gerne Gutenachtgeschichten für ihre Töchter Hannah und Clara.

Wünsch dich ins Märchen-Wunderland

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