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Das Mädchen auf dem Stern

Noch eine Woche bis zum Vollmond. Es war der Monat Februar. In Glücksstadt hatte es den ganzen Tag geregnet. Die kleine Aylin sah verträumt aus dem Fenster und schaute den Regentropfen zu. Sie war gerade einmal neun Jahre alt. Ihre langen roten Haare hatte sie zu einem Zopf zusammengebunden. Auf der Nase hatte sie kleine süße Sommersprossen. Die Augen hatten ein wunderschönes Grün. Sie war ein sehr schlaues Mädchen. Viele Menschen im Ort aber belächelten sie, nur weil sie den Wunsch hatte, einmal auf dem schönsten Stern am Himmel zu sein. Aylin glaubte daran, dass der Stern mit ihr reden könne.

Die Woche verging und der Mond wurde immer runder. Am Abend des Vollmondes leuchtete der Stern immer am hellsten. Das lag daran, weil er vom Mond angestrahlt wurde. Sie konnte sehen, dass ein Zacken vom Stern fehlte.

„Mama, ich gehe mit meinem Fernglas nach draußen und schaue mir den Stern an“, sagte Aylin.

„Ja, ist gut!“, erwiderte ihre Mama.

Aylin schnappte sich ihr Fernglas und den Fotoapparat und lief schnell nach draußen. Mit dem Fernglas konnte sie erkennen, dass dem Stern immer noch ein Zacken fehlte. Das konnte aber nicht sein. Eigentlich hätte der Stern alle haben müssen.

„Stern, warum fehlt dir ein Zacken?“, fragte Aylin.

Der Stern schaute sie mit traurigen Augen an. „Ich habe ein Stück verloren. Es flog ein Himmelskörper an mir vorbei und streifte mich. Dabei brach ein Stück ab.“ Der Stern war so traurig, dass Tränen kullerten und auf die Erde fielen. Dabei krachte es ganz laut und die Bewohner von Glücksstadt erschraken. Sie dachten, es sei ein Erdbeben, und kamen aus ihren Häusern.

Aylin sagte zu dem Stern: „Wenn ich zu dir nach oben kommen könnte, würde ich dir helfen.“

Der Stern nickte.

„Warte, ich muss erst was holen, damit wir deinen Zacken machen können.“ Aylin lief nach drinnen und holte einen großen Eimer mit Knete. Allerdings war diese weiß, sie musste aber gelb sein. „Mama, ich brauche gelbe Knete, meine ist weiß. Dem Stern fehlt ein Zacken und ich möchte ihm helfen, dass er wieder alle hat und leuchten kann.“

„Aber Kind, das geht doch gar nicht. Du kannst nicht einfach so auf den Stern“, sagte Mama.

„Doch, Mama, ich kann und ich habe auch mit dem Stern gesprochen. Er würde sich sehr freuen, wenn ich ihm helfe!“

„Du bist eine Träumerin, Aylin.“

„Aber, Mama, so glaube mir. Ich werde es beweisen!“

„Na gut, ich will dir mal glauben. Gib mir mal deinen Eimer und wir färben mit Lebensmittelfarbe die Knete so lange, bis sie gelb ist.“ Mama gab die ganze Farbe in die Masse und beide kneteten kräftig, bis sie überall gelb war.

Aylin schnappte sich den Eimer und lief mit Mama nach draußen. Mama hielt den Fotoapparat in der Hand und wollte alles aufnehmen.

„Hallo, Stern, holst du mich jetzt nach oben?“, fragte Aylin.

„Oh, hast du was gefunden?“, fragte der Stern.

„Ja, jetzt kann ich dir helfen!“

Der Stern streckte seine langen Arme aus und Aylin setzte sich auf seine Hände. Sie waren groß genug, denn der Stern konnte seine Arme und Hände so groß machen, wie er es wollte.

Die Glücksstädter konnten alles vom Erdboden aus beobachten. Sie kamen aus dem Staunen nicht mehr heraus. Wie war es möglich, dass ein Stern reden konnte und zudem auch noch so lange Arme hatte? Für die Leute ging es nicht mit rechten Dingen zu. Sie glaubten an Zauberei, wie sonst wäre so etwas möglich.

Aylin war oben auf dem Stern angekommen und fragte ihn: „Wo fehlt denn der Zacken?“

„Du musst nach rechts gehen.“

„Ah, jetzt sehe ich es.“ Sie holte die Knete aus dem Eimer und begann, zu formen. Das war gar nicht so einfach, da es eine sehr große Zacke war. Nach einer halben Stunde war sie fertig.

Der Stern war begeistert. „Danke, Aylin. Das werde ich dir nie vergessen. Und wenn du mich besuchen möchtest, darfst du das jederzeit. Einmal im Monat werde ich am Himmel so hell leuchten, dass du mich sehen kannst. Dann rufst du mich einfach. Ich werde dann wieder meine langen Arme ausstrecken und dich zu mir holen“, lächelte der Stern.

„Ich habe das wirklich gerne getan und du hast mir meinen größten Wunsch erfüllt. Ich wollte zu gerne einmal bei dir sein. Danke, lieber Stern. Nun wird es aber Zeit für mich. Meine Mama wartet sicher auch schon auf mich.“

Der Stern ließ Aylin auf seinen Händen Platz nehmen und hob sie wieder vorsichtig nach unten. Die Leute liefen sofort zu ihr und stellten unzählige Fragen. Sogar ein Fernsehteam war schon vor Ort gekommen. Aylin hatte nicht viel zu erzählen und wollte es auch nicht. Zu oft hatten sie die Leute belächelt. Aber nun war der Zeitpunkt gekommen, dass sie es allen beweisen konnte.

Sie sagte nur: „Jetzt habt ihr es gesehen. Nur wer viel Fantasie besitzt und versucht, seine Träume zu verwirklichen, wird sie vielleicht eines Tages erleben!“ Mit diesen Worten verabschiedete sich Aylin und ging mit ihrer Mutter nach Hause.

Andrea Fejza

Wünsch dich ins Märchen-Wunderland

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