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Die drei Königsbrüder

Es waren einmal drei Brüder, von denen herrschte jeder über ein eigenes Königreich. Denn die drei waren Drillinge, und als ihr Vater, der König, vor einigen Jahren gestorben war, wurde das Königreich unter den drei Brüdern aufgeteilt.

Nun begab es sich eines Tages, dass ein fremder Bote in alle drei Königreiche reiste und jedem der Brüder dieselbe Nachricht überbrachte. Sie war von einem mächtigen König aus einem fernen Land, der verzweifelt nach einem Ehemann für seine Tochter suchte. Daher lud er die drei Brüder zu sich in den Palast ein und jeder von ihnen sollte der Prinzessin ein Geschenk mitbringen. Da keiner der drei bisher eine Frau gefunden hatte, waren sie glücklich über diese Botschaft und machten sich gleich am nächsten Morgen auf den Weg zum Palast des Königs.

Nach einer Reise von drei Tagen erreichten sie endlich das fremde Königreich. Dort im Palast wurden sie festlich empfangen und sahen zum ersten Mal die Prinzessin. Sie saß dort neben dem König und war wunderschön in ihrem prunkvollen blauen Kleid. Doch ihr Blick war traurig und sie lächelte nicht ein einziges Mal, seit die drei Brüder da waren.

„Willkommen in meinem Königreich, weit gereiste Freunde“, sagte der König zu den dreien. „Ich hoffe, eure Reise war angenehm. Dies ist mein ganzer Stolz. Meine Tochter Mirella.“ Er zeigte zu seiner Rechten. „Schon viele Könige und Fürsten kamen hierher, um meine Tochter zu gewinnen. Doch keiner hat es bisher geschafft. Seid also gewarnt. Mirella ist nicht leicht zu beeindrucken. Nun, tretet vor und zeigt uns, was ihr für Geschenke mitgebracht habt.“

Es machte also der erste Bruder einen Schritt auf die Prinzessin zu und holte eine kleine, juwelenbesetzte Schmuckkiste aus seinem Rucksack hervor. „Schöne Mirella, in meinem Königreich blühen der Handel und das Geschäft. Ich bin der reichste der Brüder und mit mir an deiner Seite werden dir die schönsten Schätze dieser Welt gehören“, sagte er und als er zu Ende gesprochen hatte, öffnete er die Schmuckkiste. Zum Vorschein kam eine strahlende Kette aus purem Gold.

„Das nenn ich mal ein Geschenk einer Königstochter würdig“, sagte der Vater der Prinzessin erfreut.

„Es ist die beste Arbeit meines teuersten Goldschmiedes. Ein ganzes Jahr hat er daran gearbeitet“, sagte der erste Bruder und legte der Prinzessin die Kette um den Hals. Da sie aus purem Gold war, war sie sehr schwer und zog ihren Kopf ein wenig Richtung Boden. Die Prinzessin sprach kein Wort und bedankte sich nur mit einem kurzen Nicken. Verwundert und enttäuscht entfernte sich der erste Bruder und der zweite Bruder trat hervor.

Der zweite Bruder öffnete seinen Mantel und zog ein großes Schwert aus der Scheide hervor. „Teuerste Prinzessin, in meinem Königreich werden die besten Soldaten und Waffenschmiede des ganzen Landes ausgebildet. Mit mir an deiner Seite seid Ihr stets sicher und wir werden die Stärke haben, andere Königreiche zu erobern. Nehmt dieses Schwert aus Drachenstahl als Symbol meiner Macht“, sagte der zweite Bruder, kniete sich vor die Prinzessin und bot ihr das Schwert an.

Wieder war der Vater der Prinzessin erfreut und sagte: „Mit ihm könntest du eine mächtige Königin werden, Mirella.“

Die Prinzessin nahm das Schwert zwar in die Hand, bedankte sich jedoch wieder nur wortlos mit einem kurzen Nicken. Da das Schwert viel zu schwer für sie war, wurde ihr gesamter Körper zur rechten Seite gezogen. Auch der zweite Bruder hatte scheinbar mehr erwartet und ging enttäuscht zurück.

Nun trat der dritte und letzte Bruder zögerlich hervor. „Liebe Mirella, mein Königreich ist weder besonders reich noch besonders mächtig“, sagte er und holte ein braunes Tuch aus seinem Rucksack. Er wickelte es aus und hielt nun eine kleine hölzerne Sanduhr in seiner Hand.

„So willst du eine Prinzessin beeindrucken?“, fragte der Vater empört und die beiden anderen Brüder lachten darauf im Hintergrund.

„Ich habe diese Sanduhr für euch geschnitzt“, sagte der dritte Bruder. „Denn ich möchte dir meine Zeit schenken. Wir können uns kennenlernen und durch die wunderschöne Natur meines Königreiches streifen.“

Als die Prinzessin ihn bloß starr und wortlos anblickte, senkte der dritte Bruder enttäuscht den Kopf und entfernte sich mit der Sanduhr in der Hand. Doch auf einmal war ein Klirren und Scheppern im Palast zu hören. Der dritte Bruder drehte sich noch einmal um und sah, dass die Prinzessin sowohl die Kette als auch das Schwert zu Boden geworfen hatte. Und noch etwas sah er. Zum ersten Mal an diesem Tag lächelte die Prinzessin.

„Sehr gerne nehme ich dein Geschenk an und verbringe Zeit mit dir in deinem Königreich“, sagte die Prinzessin und streckte ihre Hand aus.

Daraufhin ging der dritte Bruder glücklich zu ihr und überreichte ihr die kleine Sanduhr.

„Auch wenn ich deine Entscheidung nicht verstehe, heiße ich sie trotzdem gut, denn selten habe ich dich so glücklich gesehen, meine Tochter“, sagte der Vater der Prinzessin.

So ging die Prinzessin Mirella mit dem dritten Bruder zurück in sein Königreich und sie verbrachten viel Zeit miteinander. Nach etwa einem Jahr heirateten die beiden und verbrachten ein ruhiges und glückliches Leben zusammen.

Marvin Czerlinski wurde 1993 in Witten geboren und lebt, studiert und schreibt in Kassel.

Wünsch dich ins Märchen-Wunderland

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