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Kapitel 15

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Zarder teilte Scharach mit, wo er den verspätet eingetroffenen Trupp der Südorks finden konnte. Einige Zeit später stand der Hexenmeister auf dem Balkon und beobachtete, wie die Orks durch das Tor der Festungsmauer liefen. Die Krieger trugen leichte Rüstung. Sie eilten auf zwei riesige Flugdrachen zu, bei denen Steingnome warteten. Zarder liebte diesen Anblick. Sah er Orks aus der Festung strömen, fühlte er sich wie berauscht. Dann empfand er sich gleichsam als Jäger, der seine Hunde auf das Jagdwild hetzte. Es waren zwanzig Orks. Sie kletterten über Leitern zu einem der Sitzkörbe hinauf, die zu jeweils zwei mit dicken Seilen an den Flanken der Drachen befestigt waren. Danach nahmen die Gnome ihre Plätze hinter den Häuptern der Drachen ein. Die Orks zogen die Leitern in die Körbe. Jeder Drache konnte in einem Korb um die dreißig Orks transportieren, ohne dass sein Flug beeinträchtigt wurde. So fand Scharachs Trupp in einem Korb Platz, in den anderen sieben sollten die Südorks sich verteilen. Der Steingnom, der auf einem kleineren Drachen einen Kontrollflug unternommen und die Südorks entdeckt hatte, hatte Zarder von etwa zweihundert Kriegern berichtet.

Die Gnome stießen eiserne Stangen in die Nacken der Echsen, worauf diese sich in die Luft erhoben. Mit Schlägen auf die rechte oder linke Seite des Kopfendes, lenkten die Gnome die Drachen. Das Signal zur Landung bestand aus einem Hieb auf den Hinterkopf. Mit glänzenden Augen schaute Zarder den Flugechsen nach, die sich unter der Morgensonne nach Südwesten hin entfernten. In solchen Momenten fühlte er sich herrlich jung. Ein erheiterndes Bedürfnis überkam ihn. Die Bergtrollfrau schlief schon, und das würde sie bis zum Abend machen. Die Dienerschaft der Gnome interessierte sich nicht für das, was der Magier machte. Sie gehorchte seinen Befehlen, mehr nicht. Also konnte Zarder ungestört seinem Vergnügen nachgehen.

Der Spiegel stand im Keller der Festung. Von seiner Existenz wusste nur der Hexenmeister. Heiter stieg Zarder die Steintreppen hinab. Vor der Kammer, worin der Spiegel sich befand, überlegte er einen Augenblick. Er entschloss sich, kurz die Zellen aufzusuchen, um sich einen kleinen Spaß zu gönnen. Mit gemeiner Freude schritt er zwischen den Zellen daher, woraus aus mancher leises Stöhnen zu vernehmen war. Die Orks müssen wieder frische Gefangene liefern, dachte Zarder, das Blut für den Wein wird knapp. Er begann eine Melodie zu pfeifen. Das Lied hatte seine Mutter gesungen, als er klein gewesen war und zu Bett gemusst hatte und eine kindliche Angst vor der Dunkelheit gehabt hatte. Zarder liebte dieses Lied. Hin und wieder blieb er vor einer Zelle stehen, lauschte dem Stöhnen und pochte an das dicke Eichenholz der Tür. Lachend ging er zurück.

Er war nicht verrückt. Dies behauptete Zarder von sich, und niemand widersprach ihm. Von den Gnomen war nichts anderes zu erwarten. Sie fürchteten ihn nicht, das wusste der Hexenmeister. Sie akzeptierten seine Überlegenheit, wie ein Rudel Hunde, das sich dem Menschen fügte. Nein, nicht ganz so. Hunde leckten ihrem Herren die Hände, das taten die Gnome nicht. Im Vergleich mit den Menschen, wurden Steingnome nicht alt. Mit dreißig waren sie Greise, und Vierzigjährige galten unter ihnen als steinalt. Steingnome hatten schon Zarders Mutter gedient. Nun dienten sie ihm. Sie kannten kein anderes Leben. Vermutlich lebten sie nach dem Motto: Wer mich nährt, dessen Nachttopf leere ich. Zarder fragte sich, wie die Trollfrau über ihn dachte. Seit drei Jahren befand sie sich in seinem Besitz. Sie bediente ihn, verwöhnte ihn auf jede Weise, aber sie sprach nicht mit ihm. Die Trollsippe, der er sie abgekauft hatte, als sie ein Kind gewesen war, war jedenfalls des Sprechens mächtig gewesen, sofern man die Trolllaute Sprache nennen konnte.

Vor einer Tür blieb der Magier stehen. Er betrachtete die Schnitzerei im Holz, die einen Ziegenkopf darstellte. Zufrieden holte er einen Schlüssel, der an einem Riemen um seinen Hals befestigt war, unter dem Gewand hervor und schloss die Tür auf. Er betrat eine Kammer, in der nur ein großer Kristallspiegel stand. Der Hexenmeister rieb sich die Hände. Er legte die Finger auf den geschliffenen Kristall und konzentrierte sich darauf. Seine Gedanken galten der Zauberin in der Felsenburg.

Xexeren spürte eine Macht, die wie mit unsichtbaren Händen nach ihr griff. Sie wusste, dass es keinen Sinn hatte, sich dagegen zu sträuben. Sie trat vor den Spiegel, worin sie das Abbild des Hexenmeisters erwartete.

"Ich grüße dich, mein flügellahmes Täubchen", säuselte der Magier mit falscher Freundlichkeit. "Hast du wohl geruht?"

"Jede Nacht ohne Euren Schrecken bringt mir wohligen Schlaf", entgegnete die Zauberin kalt.

Zarder zwirbelte seinen Kinnbart. "Der Krieg schreitet fort. Meine Truppen gewinnen mehr und mehr Land. Bald werde ich die Welt beherrschen, und dann ..." Er warf der Zauberin eine Kusshand zu. "... dann wirst du mir gehören."

"Niemals!", versicherte Xexeren.

"Ich werde dir die Welt zu Füßen legen, mein Schwan mit angeklebten Flügeln. Ich werde König sein, du meine Königin. Hast du die Kraft, darauf zu verzichten und bis zum Ende deiner Tage eine Gefangene deiner Widerspenstigkeit zu sein?"

"Ich bin Eure Gefangene, nicht die meine."

"Dummes Ding! Mit Magie kann ich dich nicht zwingen, wohl aber mit Macht und Reichtum, die die Eitelkeit eines weiblichen Herzens betören."

"Solche Eitelkeit bildet Ihr Euch ein."

Zarder schüttelte den Kopf, wie über ein uneinsichtiges Kind. "Du hoffst auf eine dubiose Weissagung. Ach, du allerliebstes Blümchen, das in der Abgeschiedenheit verwelkt! Du setzt auf Wesen, die zu verschieden sind, als dass sie einvernehmlich handeln könnten. Sie werden scheitern, ich werde die Welt beherrschen, und du wirst den Verlockungen erliegen, die ich dir bieten werde."

"Das wird niemals geschehen!"

Zarder schnitt eine wütende Grimasse. Seine Hand zuckte vor, als wollte er aus dem Spiegel heraus, die Finger der Zauberin ins Gesicht stoßen. Kratzend zog er die Fingernägel über den Kristall. Das Abbild des Hexenmeisters löste sich auf.

Verwirrt stand Xexeren vor dem dunklen Spiegel. Mit einer Hand strich sie darüber. Die Fläche war glatt. Zarder hatte nur den eigenen Spiegel zerkratzt.

Das Kamjuna

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