Читать книгу Das Kamjuna - Maryam Munk - Страница 6
Kapitel 4
ОглавлениеAusdruckslos blickte Browag auf die Flugmaschine. Der kühle Wind zerzauste sein Fell. Obwohl der Troll nur Stiefel und eine Hose trug, schien er den Wind nicht zu spüren. In der Maschine saß Indiga Joog. Er betätigte die Hebel und erklärte dem Troll, welcher Hebel was bewirkte und in welcher Reihenfolge er die Hebel ziehen oder in die ursprüngliche Stellung zurück drücken musste, damit er die Maschine in der Luft lenken konnte. Zuletzt erklärte Joog, wie die Lanzen abgeschossen wurden. Zwar verstand Browag nicht, wie Hebelzüge über Riemen und Winden auf Flügelklappen und Lanzen wirkten, doch er prägte sich die Handgriffe, die Joog ihm zeigte, in exakter Reihenfolge ein.
"Begriffen?", fragte der Abenteurer schließlich.
Browag knurrte entschieden.
Joog stieg aus der Maschine. Nach zwei Jahren staunte er noch immer über das bemerkenswerte Gedächtnis des Trolls. Dessen Beobachtungsgabe und Fähigkeit sich noch nach Jahren an Details erinnern zu können, die ein Mensch schon lange vergessen hätte, beeindruckten Joog sehr. Der Abenteurer war davon überzeugt, dass sein Freund die Flugmaschine handhaben konnte. Er deutete auf ein Metallgebilde in Form eines Trichters, das in einem kleinen Holzgestell seitlich an der Maschine befestigt war. "Durch dieses Blech kannst du dich während des Luftritts mit mir verständigen. Du musst nur in das dünne Ende brüllen." Joog lächelte. Auch im Brüllen konnte kein Mensch es mit dem Troll aufnehmen. Der Abenteurer gab seinem Freund einen Klaps auf die mit Fell bewachsene Schulter. "Gehen wir nochmal pinkeln. Dann warten wir, bis die Drachen kommen."
Joogs einzige Leibwaffe war ein Jagdmesser, das er am Gürtel trug. Browag besaß keine Waffe. Ihm genügte seine Kraft. Einem Gefühl folgend, ließ der Abenteurer sich ein Seil bringen, das er sich quer über den Rumpf wickelte. Schon oft hatte ein Gefühl ihm das Richtige geraten. Im oder auch über dem Gebirge ein Seil dabei zu haben, konnte sich als hilfreich erweisen. Joog warf einen Blick auf den Troll. Browag schien für den Luftritt bereit zu sein. Aber wieder sagte ein Gefühl Joog, dass noch nicht alles stimmte. Er überlegte und kam darauf. In der heißen Zeit des Jahres musste Browag die Mittagssonne, die seinen Körper regos machte, meiden. Zwar war es schon lange nicht mehr Mittag, aber wenn er in der Flugmaschine aufstieg, kam er der Sonne näher. Erstarrte der Troll während des Luftritts, konnte dies seinen Tod bedeuten.
"Browag, du musst deinen Körper verhüllen, sonst ist es zu gefährlich für dich, der Sonne entgegen zu fliegen."
Der Troll blickte zum Himmel auf, dann nickte er. Joog erteilte einem Soldaten die Anweisung, einen passenden Kapuzenmantel zu besorgen. Jeder Soldat hatte einen schlichten grauen Mantel, der ihn vor Regen schützte, aber die Mäntel waren alle zu klein und zu eng für den Troll. Schließlich fand sich ein großer und dicker Soldat, dessen Mantel Browag passte.
Dem Abenteurer wurde das Warten lang. Unruhig schritt er über das Plateau, überprüfte mehrmals den Zustand der Flugmaschinen und beobachtete immer wieder den Himmel. Browag saß gleichmütig auf einem Felsbrocken. Joog bewunderte die Gelassenheit des Trolls, von der er gerne etwas gehabt hätte. Schon als kleines Kind war Joog von Unruhe erfüllt gewesen. Anders als seine Geschwister, hatte er sich nicht stundenlang mit einem Spielzeug beschäftigen können. Ständig war er der Mutter um die Füße gekrabbelt und hatte sie bei der Hausarbeit behindert. Der Vater war ein einfallsreicher Mann gewesen. Er half der Mutter aus der Verzweiflung, indem er Bretter zu einem Holzboden vernagelte, den er mit Latten umzäunte, die er auf den oberen Enden mit Leisten verband. In diesen Käfig wurde Joog gesteckt. Der Junge wuchs, die Latten wurden länger. Joog wäre nicht seines Vaters Sohn gewesen, hätte er nicht dessen Einfallsreichtum geerbt. Eines Tages kam er auf die Idee, mit dem Horn eines hölzernen Spielzeugochsen einen Nagel aus dem Lattenzaun zu drehen. Eine Latte ließ sich verschieben. Durch die Öffnung kroch der kleine Joog hinaus. Seit jenem Tag ließ sich Joogs Drang die Welt zu erkunden nicht mehr zügeln. Je älter er wurde, desto mehr wuchs auch die Welt, die er durchstreifte. Mit sechzehn Jahren verließ er Eltern und Geschwister und zog endgültig in die Fremde. Und mehr noch als der Vater, entwickelte Joog ausgefallene Ideen. Der Vater wäre stolz auf ihn gewesen, hätte er die Flugmaschinen sehen können.
Joog hatte lange nicht mehr an die Eltern gedacht, und lange war es her, seit er zuletzt bei ihren Gräbern gestanden hatte. Er schaute auf Browag. Dachte auch der Troll manchmal an seine Eltern? Was Browag diesbezüglich empfand, war Joog unklar. Über Gefühle sprachen sie nicht. In einem Gasthof war es einmal geschehen, dass Joog das Essen vergessen und über den dampfenden Eintopf auf die Wirtin gestarrt hatte, die sich mit Bierkrügen bepackt zwischen den Gästen bewegte. Sie war eine kräftige Frau gewesen, mit wallenden Haaren und großen Brüsten. Ihr offener Blick und ihr ehrliches Lachen hatten selbst dem übellaunigsten Gast ein Lächeln ins verhärmte Gesicht gezaubert. Browag war aufgefallen, dass sein Freund nicht mehr aß. Der Troll hatte über die Schulter zur Wirtin gesehen, die sich hastig abwendenden Blicke der anderen Gäste ignoriert und sich wieder seinem Teller gewidmet. "Was denkst du?", hatte Browag gefragt. Joog hielt die Augen weiter auf die Wirtin gerichtet, wobei er verträumt lächelte. "Manchmal empfinde ich eine ganz bestimmte Sehnsucht", hatte er gesagt. "Hast du keinen Hunger?", hatte Browag wissen wollen. Joog hatte ihm den Teller zugeschoben und geantwortet: "Doch, sehr sogar!". Das war alles gewesen.
Joog wurde beim Namen gerufen. Er drehte sich um. Ein Offizier stand vor ihm.
"Die Kundschafter melden den Anflug der Drachen", berichtete der Soldat. "General Pellgard lässt fragen, wann Ihr den Luftritt beginnt."
"Sagt dem General, mein Freund und ich werden den Luftritt beginnen, sobald wir die Drachen sehen."
Der Offizier salutierte und ging.
Meister Salner löste sich aus der Zwergengruppe, die abseits saß und getrocknete Früchte kaute. Den Zipfel seines Barts umfasst, schritt er zu Indiga Joog. "Der Wind weht stark, und er kommt von Süden", bemerkte er. "Das ist günstig. Falls Ihr den Ritt beginnen wollt, bevor der Wind wechselt oder zu stark weht?"
"Nein. Aber haltet eure Beile bereit!"
Keine halbe Stunde später war es soweit. Am nördlichen Himmel wurden über der Kampffront geflügelte Wesen sichtbar. Joog forderte Browag auf, in seine Flugmaschine zu steigen. Die Zwerge begaben sich zu den Holzpflöcken. Neben jeden stellte sich einer der kleinen Männer, mit einem Beil in der Hand. Der Wind riss an den Flugmaschinen, als könnte er es nicht erwarten, sie mit sich zu tragen.
"Drei!", rief Indiga Joog.
Die Zwerge umfassten die gestrafften Seile.
Joog schaute auf Browag, der sich auf den bevorstehenden Ritt konzentrierte. Im Soldatenmantel sah er seltsam aus. "Zwei!"
Die Zwerge griffen fester zu.
"Eins!"
Die Zwerge hoben die Beile.
"Los!"
Die Beile hackten gleichzeitig nieder. Die Klingen durchschnitten die Seile. Augenblicklich hob der Wind die Flugmaschinen an. Die Zwerge sprangen vor den wie Peitschen schlagenden Stricken beiseite.
Joog zog die Hebel, die die Klappen in den unteren Bespannungen der Flügel öffneten, sodass die Windströmung gegen die oberen Flügelplanen gelenkt wurde. Schon nach wenigen Sekunden brach Joog der Schweiß aus. Die Lederplanen knatterten. Der Wind schüttelte die Maschine durch. Doch sie stieg und wurde nordwärts getragen. Joog wagte einen Blick auf das Plateau. Soldaten und Zwerge starrten den Flugmaschinen nach. Joog schaute nach rechts. Er sah Browag Hebel ziehen. Der massige Körper des Trolls schien zu groß für die Flugmaschine zu sein. Joog fragte sich, wie Browag es fertigbrachte, trotzdem darin zu sitzen.
Das Gewicht des Trolls machte es dem Wind schwierig, dessen Maschine in der Höhe zu halten. Browag erinnerte sich genau, mit welchen Hebeln er welche Klappen betätigen konnte und welche Klappen er an welchem Flügel öffnen oder schließen musste, um die Maschine in eine bestimmte Richtung zu lenken. Nachdem sie mehrmals abgedriftet war, hielt sie den Kurs nach Norden. Anders, als Joog, geriet Browag nicht ins Schwitzen. Der Troll war nicht aufgeregt. Er tat, was getan werden musste, ohne dass seine Gefühle Saltos schlugen. Sein Blutdruck erhöhte sich nicht. Sein Puls schlug weiter einen ruhigen Rhythmus. Statt in einer Maschine, die durch die Luft flog, hätte Browag in einem Wirtshaus bei einem Humpen Bier sitzen können. Für ihn machte es keinen Unterschied.
Die Flugmaschinen stiegen weiter auf. Der Wind trug sie rasch zur Kampffront. Das Blut rauschte Joog in den Ohren. Das Rauschen verband sich mit dem Knattern der Flügelleder und dem pfeifenden Wind zu einem Missklang stürmischer Geräusche. Es erforderte Geschicklichkeit, die Maschine zwischen den Bergen zu lenken. Joog blickte nach rechts. Die Maschine des Trolls befand sich im Abstand von etwa siebzig Fuß fast auf gleicher Höhe.
"Browag!", schrie Joog in den Blechtrichter. "Wir greifen die Drachen von zwei Seiten an. Ich komme von links, du von rechts. Versuch ihre Flügel zu treffen. Kannst du ins Maul, in die Kehle oder ins Auge treffen, umso besser. Aber gib Acht! Sie können Feuer spucken. Hast du verstanden?"
Ein gewaltiges Brüllen beantwortete die Frage, und Browag hatte nicht mal den Blechtrichter benutzt.
Die Drachen nahmen gigantische Formen an. Es waren drei schwarz geschuppte Echsen, mit riesigen Flügeln aus Haut. Sie kreisten über der Kampffront, beugten die Köpfe und stießen fauchend Flammen aus, die fast so lang wie ihre Körper waren. Sie töteten nicht nur Menschen. Mit jedem Feuerstoß verbrannten sie auch Orks. Tausend Fuß mochten die Flugmaschinen noch von den Drachen entfernt sein. Joog hatte das Gefühl, auf einer Libelle gegen Adler zu fliegen. Auf jeden Feuerstoß folgte vielstimmiges Geschrei. Der Wind trug es Joog leise zu, als wollte er ihn warnen.
"Browag! Du von rechts, ich von links. Verstanden?"
Ein Brüllen dröhnte wie ein Donnerknall. Diemal hatte der Troll den Blechtrichter benutzt.
In weitem Bogen zogen die Flugmaschinen auseinander. Der Abstand zu den Drachen verringerte sich rasch. Pfeile zischten zu den Echsen empor. Sie blieben in den Schuppen stecken. Die Drachen schienen sie nicht zu spüren. Nach jedem Flammenstoß, der hinunter leckte, wurden weniger Pfeile in die Höhe geschossen. Joog lenkte seine Maschine geradewegs auf die Drachen zu. Welches der Ungeheuer er angriff, würden der Wind, seine Geschicklichkeit und noch mehr der Zufall entscheiden.
Einer der Drachen reckte Joog den aufgerissenen Rachen entgegen. Der Abenteurer blickte in den dunklen Schlund, woraus er einen Flammenstoß erwartete. Er sah, wie das Feuer in der Tiefe des Rachens entstand. Als gelblich weiße Kugel rollte es den Schlund entlang. Mit aufgerissenen Augen starrte Joog dem Feuerball entgegen. Sein Herz raste in der Brust. Gleich geschieht es!, dachte er entsetzt. Gleich werde ich zu Asche verbrannt! Mit den Gedanken an seinen Tod, schoss er die erste Lanze ab. Sie löste sich mit einer Gewalt, die die Flugmaschine beben ließ. Es war Joog nicht möglich gewesen, genau zu zielen, deshalb drang die Lanze nicht, wie er es beabsichtigt hatte, in das Maul des Untiers, sondern stieß eine Elle tiefer in die schwarze Unterlippe. Der Drache riss den Kopf empor. Der Feuerstoß fauchte über Joog hinweg. Das Untier schwang den Kopf hin und her, versuchte, die Lanze aus der Lippe zu schütteln. Das Zucken durchzog den gigantischen Körper bis in die Spitze des Schwanzes, der wild umher peitschte. Etwas fiel vom Nacken des Drachen. Ein kleines Wesen stürzte zappelnd in die Tiefe.
Der Schwanz des Drachen schlug gegen Joogs Flugmaschine, zertrümmerte das Heck, warf die Maschine in den Wind, der sie über das Land trug, ohne dass Joog sie noch lenken konnte. Der Abenteurer hielt sich an den Brettern fest, um nicht aus der umherwirbelnden Maschine zu fallen. Er sah nicht, wie die Pfeile der noch lebenden Bogenschützen, dem Beispiel seiner Lanze folgend, ihre Ziele im weichen Maulbereich der Drachen suchten. Er sah nicht, wie die Formation der Untiere sich auflöste, die Drachen auseinander flogen und einer sich, mit einer Lanze in der Kehle, in der Höhe herum warf und in seinem Todesflug Joogs Maschine folgte.
Indiga Joog sah das Grün der Erde und das Blau des Himmels in rascher Folge wechseln. Er hing nun zwischen einem Flügel und dem zertrümmerten Heck und klammerte sich an die Flugmaschine. Vom Rotieren der Maschine und dem wechselnden Anblick von Himmel und Erde schwindelte es ihm. Die Maschine hätte längst abstürzen müssen, doch sie hielt sich in der Höhe, flog sogar gegen den Wind, den der Abenteurer mal im Rücken, mal vorne spürte. Das geht nicht mit rechten Dingen zu!, dachte Joog. Da hat jemand eine magische Hand im Spiel! Joog war kein Mann, dem Zauberei imponierte. Er hatte Geschichten von heller und dunkler Magie gehört, deren Wahrheit er aber bezweifelte. Und was gewisse Leute auf Jahrmärkten darboten, erkannte sein wacher Verstand als Blendwerk. Aber das Phänomen seines unnatürlichen Flugs, konnte er sich nicht erklären, es sei denn, es gab tatsächlich Menschen, die Magie beherrschten und die ein persönliches Interesse an seinem Schicksal hatten. Kaum war der Gedankengang beendet, endete auch der wirbelnde Flug. Die Maschine segelte der Erde entgegen.
"Du magisches Wesen", flehte Joog, "treibe deinen Spaß mit mir, aber lass mich heil unten ankommen!"
Die Flugmaschine berührte das Gras und glitt dreißig Fuß weit, bis ein Flügel an einem Baum zersplitterte. Der Aufprall riss die Maschine seitwärts und beförderte Joog, auf einem letzten Flug, zehn Fuß weit von den Trümmern fort. Einen Moment lag der Abenteurer benommen im Gras, dann stellte er fest, dass die Schmerzen zu ertragen waren und richtete sich auf. Abgesehen von einigen Schürfwunden hatte er keine Verletzungen. Das Seil um seinen Rumpf hatte sich gelöst. Während Joog es wieder festzurrte, bemerkte er einen Riss im Hemd. Er schrie und fluchte, als hätte er den Verstand verloren.
Aus dem Geäst eines Baumes heraus, beobachtete ihn eine weiß gefiederte Gestalt, die sein Verhalten sehr merkwürdig fand.
Browag zog den Hebel, der eine Lanze aus der Spannung löste. Gleichmütig registrierte er, wie die Waffe dem Drachen vor ihm bis zur Mitte des Schafts in die Kehle drang. Aus dem Augenwinkel bemerkte er, wie Joogs Maschine sich um sich wirbelnd entfernte. Augenblicklich interessierte Browag sich nicht mehr für die Drachen. Er betätigte weitere Hebel und ließ die Maschine der des Freundes folgen. Eine halbe Meile hielt er den Kurs, dann wechselte der Wind und trug ihn in südöstliche Richtung, während Indiga Joog südwestlich verschwand. Der Troll knurrte zornig und versuchte beizudrehen, was nicht gelang. Der Wind alleine bestimmte die Richtung. War es nicht möglich, die Flugmaschine zu lenken, musste Browag sie auf die Erde bringen, denn je länger der ungewollte Flug dauerte, desto weiter entfernte er sich von Joog. Doch der Wind ließ keine Landung zu. Wieder und wieder betätigte Browag die Hebel, um die Maschine zu senken. Stets hob der Wind sie wieder an.
Der Troll ließ die Hebel los. Er beugte sich vor und schob den Körper auf den Bug der Flugmaschine. Deren Nase senkte sich. Browag schob sich ein Stück weiter nach vorne. Der Wind versuchte, die Maschine in die Höhe zu drücken, kam aber nicht mehr gegen das Gewicht des Trolls an. Im Sturzflug sank die Maschine nieder. Dicht glitt sie über eine Baumgruppe und sauste auf einen Planwagen zu, der hinter den Bäumen auftauchte. Browag sah mehrere kleine Gestalten, die den von Eseln gezogenen Wagen begleiteten. Sie blickten zu der Flugmaschine hin und liefen in alle Richtungen davon. Kurz bevor die Maschine in den Planwagen knallte, sah der Troll eine Gestalt vom Kutschbock springen.
Browag saß nicht lange zwischen den Trümmern. Er sprang auf, zerriss die Plane, die ihn und die Flugmaschine bedeckte, und rannte los. Den sprachlosen Zwergen gönnte er keinen Blick. Er lief, als ginge es um sein Leben, aber darum fürchtete er nicht. Seine Sorge galt Indiga Joog. Mit jeder Elle, die Browag hinter sich brachte, glaubte er, sich Joog zu nähern. Tatsächlich entfernte er sich weiter von ihm. Im Dämmerlicht eines Waldes fand ein Tieflandtroll immer seinen Weg. Doch wo das Land waldlos war und die Sonne nur dessen Schatten warf, der sich unter ihr bewegte, verlor ein Tieflandtroll leicht die Orientierung. So jagte Browag seinem Schatten nach, und weil die Sonne im Westen stand, rannte er in östliche Richtung.
Die Zwerge erholten sich von ihrem Schrecken. So etwas hatten sie noch nicht erlebt. Da saß jemand in einem Bretterkasten und stürzte aus dem Himmel. Und wie am Kopf, hinter dem eine Kapuze geflattert hatte, zu erkennen gewesen war, war es auch noch einer dieser tierischen Trolle gewesen. Ungläubig schüttelten die Zwerge die Köpfe. Ausgerechnet im Wagen, worin sie Lebensmittel zum Heerlager transportierten, war er gelandet. Die Zwerge betrachteten das Durcheinander. Der Wagen lag umgestürzt und zum Teil zerstört. Die Plane war von den Rippenbrettern gerissen. Um den Wagen lagen Brot- und Käselaibe und Schinkenkeulen verstreut. Bis auf eines, waren die Fässer zerschlagen. Der Wein färbte das Gras rot, als wäre es nass von Blut.
Ailich Steintreter, der das Kommando über den Nachschubtrupp hatte, rückte grimmig seine Kappe zurecht. "Migwer! Balamba! Ihr kommt mit mir!", befahl er. "Ihr anderen flickt den Wagen und fangt die Esel ein! Dann bringt ihr das noch brauchbare Zeug ins Lager!" Er wandte sich den Zwergen, die er aufgerufen hatte, zu. "Den Troll kaufen wir uns. Das hat der nicht umsonst getan. Dafür muss er zahlen." Ailich legte die Hand auf das Beil, das an seinem Gürtel hing. "Dem ziehen wir das Fell ab und verkaufen es als Nierenwärmer!"