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Erwartungseffekte

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Häufig bilden sich die Personen, die an Experimenten teilnehmen, Vorstellungen darüber, um was es in der Untersuchung geht und was von ihnen »erwartet« wird. Diese Erwartungen werden beispielsweise beeinflusst von den im Experiment vorgegebenen Instruktionen (»Mit dieser Studie wollen wir Entspannungsprozesse untersuchen«), dem experimentellen Setting (z. B. der Verwendung eines Entspannungssessels), den unabhängigen Variablen (z. B. dem Einsatz von Entspannungsinstruktionen wie »Ich bin jetzt ganz ruhig«), der Erfassung der abhängigen Variablen (z. B. der Messung der Pulsfrequenz) und dem Verhalten potentieller Konföderierter (die sich sichtbar entspannen). Solche Störeinflüsse werden auch als Aufforderungscharakteristiken (demand characteristics; vgl. Orne, 1962) bezeichnet. Eine spezielle Variante davon ist der sog. Hawthorne-Effekt (benannt nach den Hawthorne-Werken in den USA, wo der Effekt erstmals beobachtet wurde), der besagt, dass die TeilnehmerInnen einer Studie ihr Verhalten ändern, weil sie wissen, dass sie an einer Studie teilnehmen und unter Beobachtung stehen. Während einige Personen dazu tendieren, sich den vermuteten Hypothesen der Untersuchung anzupassen (die »angepasste« Versuchsperson), neigen andere dazu, genau das Gegenteil zu machen (die »reaktante« Versuchsperson).

Auch wenn die Versuchsleiterin bzw. der Versuchsleiter persönlich in Kontakt mit den teilnehmenden Personen tritt, besteht die Gefahr, dass sie ihr Wissen um die Ziele und Hypothesen der Studie durch ihr Verhalten an die Personen übermitteln, selbst wenn sie selbst dies nicht wahrnehmen. Solche Erwartungseffekte werden auch als Versuchsleitereffekte bezeichnet (Kebeck & Lohaus, 1985). Werden die Erwartungen der teilnehmeden Personen in einem Experiment »ausgeschaltet« oder minimiert, spricht man von »einfacher Versuchsblindheit«, da die Personen nichts über die (wahren) Ziele der Studie erfahren. Werden zusätzlich die Erwartungen der Person, die den Versuch leitet, eliminiert, indem dieser ebenfalls keine (wahren) Informationen über das Untersuchungsziel gegeben werden, liegt eine »doppelte Versuchsblindheit« vor.

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