Читать книгу Sie packen aus - Mathilde Schwabeneder - Страница 16

Aufgeben? Niemals!

Оглавление

Letizia Battaglia verfügt über ein riesiges Archiv. 600.000 Fotos stammen aus ihrer Zeit als Fotoreporterin für die Tageszeitung L’Ora, die 1992 eingestellt worden ist. Heute fotografiert sie nicht mehr. Sie steckt ihre ganze Energie in das von ihr gegründete Internationale Zentrum für Fotografie, das 2017 »in einem ehemaligen Industriegebäude« eröffnet worden ist. »Kein reines Museum«, winkt sie ab, das wäre nicht in ihrem Sinn. Und so gibt es neben hochkarätigen Ausstellungen auch Fördermaßnahmen für junge Fotografen aus aller Welt. »Es ist ein Ort der Kultur, an dem man frei denken und kreativ sein kann. Das ist ein ganz wichtiger Teil im Kampf gegen die Mafia.«

Dieser Kampf ist in ihrem Bereich heute viel schwieriger. Der Grund dafür liegt auf der Hand: Die Mafia der Gegenwart ist nicht mehr fotografisch zu dokumentieren. Sie trägt Krawatte, hat einen Hochschulabschluss, investiert in Kunst und ist in der Finanz zu Hause. »Das hässliche Gesicht der Mafia mit coppola (Anm. typische sizilianische Schirmmütze) und lupara (Anm. Jagdgewehr) gehört der Vergangenheit an. Ich hatte aber mit dieser Mafia zu tun. Meine Fotos kommen daher ohne begleitende Anmerkungen aus. Sie sprechen allein für sich. Heute hingegen bräuchten wir mindestens zehn Zeilen Text, um zu sagen: Dieses saubere Arschgesicht gehört einem Mafioso.« Das machte das organisierte Verbrechen vielleicht sogar noch gefährlicher, denn es sei teilweise nicht mehr erkennbar. »Aber die Mafia ist präsenter denn je. Sie hat in alle Gesellschaftsschichten Einzug gehalten.«

Eines schmerzt Letizia Battaglia zutiefst, wenn sie die vergangenen Jahrzehnte Revue passieren lässt: Sie kann nicht verstehen, warum es dem Staat nicht gelungen ist, die Mafia zu bezwingen. »Ich könnte heulen«, sagt sie, »denn sie haben uns leiden lassen. Nicht alle Sizilianer sind mafiös. Wir wurden vielmehr unterdrückt und man hat uns nicht geholfen.«

Sie selbst wurde darüber hinaus auch immer wieder an Leib und Leben bedroht. Die Angst war oft so groß, dass sie krank wurde. Aber ans Aufgeben hat sie nie gedacht. Im Namen der Freiheit und der Unabhängigkeit machte sie immer wieder weiter. »Ich bereue nichts«, sagt sie zum Abschluss, »das Leben ist wunderschön und außergewöhnlich. Damit das so bleibt, kämpfe ich weiter. Ich denke, wir haben die Aufgabe, bis zum Schluss zu kämpfen, um so das Beste für die Gesellschaft zu erreichen.«

Für ihren leidenschaftlichen Einsatz und ihr fotografisches Werk ist Letizia Battaglia vielfach geehrt worden. Viele nationale und internationale Preise geben Zeugnis ihres außergewöhnlichen Wirkens.

Sie packen aus

Подняться наверх