Читать книгу Sie packen aus - Mathilde Schwabeneder - Страница 5
VORWORT
ОглавлениеSie sind Juristinnen, Politikerinnen und Journalistinnen, manche arbeiten auch in ganz anderen Berufen.
Sie decken unermüdlich auf und packen schonungslos aus.
Ihr gemeinsames Ziel: der Kampf gegen Cosa Nostra, Camorra und ’Ndrangheta.
Lange Zeit waren die Mafien sowie die Anti-Mafia-Bewegung ausschließlich von Männern dominiert. In der realen Welt wie im Kino prägten Bilder von Superbossen die Vorstellung vom organisierten Verbrechen. Auch die Anti-Mafia-Helden waren männlich. Bis heute sind die 1992 ermordeten Richter Giovanni Falcone und Paolo Borsellino alles überstrahlende Symbolfiguren. Sie stehen für den Kampf gegen die Mafia.
Anfangs fast unbemerkt, orientieren sich seither jedoch immer mehr Frauen an ihrem Beispiel. So wächst die Zahl der Aufdeckerinnen, die sich unter Lebensgefahr, mit Überzeugung und Engagement dafür einsetzen, dass die Verbrechen der Mafien aufgedeckt werden und ins Bewusstsein der Öffentlichkeit gelangen. Heute ist die Anti-Mafia-Bewegung also durchwegs auch weiblich. Das gilt für den Kampf von außen wie von innen.
»Wir zählen beim Kampf gegen die Mafien auf die Frauen«, sagte mir bei einer meiner Recherchen auch der heutige Leiter der Staatsanwaltschaft von Rom, Michele Prestipino. »Je mehr Frauen ihnen den Rücken kehren, desto eher wird es möglich sein, die Mafien zu besiegen.«
Denn es sind nach wie vor die Frauen, die den archaischen Ehrenkodex der Mafien an ihre Kinder weitergeben. Sie erziehen die zukünftigen Bosse und nehmen gleichzeitig immer öfter eine zentrale Rolle im organisierten Verbrechen ein. Bricht eine Frau jedoch ihr Schweigen, reißt sie schonungslos Dämme ein und gibt sorgfältig gehütete Geheimnisse preis.
Sich gegen die Mafien aufzulehnen, verlangt großen Mut, Selbstverleugnung und manchmal die Bereitschaft, mit dem eigenen Umfeld komplett zu brechen, das konnte ich bei meiner Arbeit zu diesem Buch regelmäßig feststellen. Immer öfter geraten inzwischen auch die Anti-Mafia-Kämpferinnen ins Visier der Bosse. Sie werden eingeschüchtert, desavouiert und mit dem Tod bedroht. Doch trotz aller Gefahren steigt die Zahl der Aussteigerinnen, die die Fronten wechseln, konstant.
Die Frauen, die ich kennenlernen durfte, zeichnen sich durch große Stärke aus. Sie zu Interviews zu überreden, war hingegen nicht immer ganz einfach. Sie tun ihre Arbeit lieber ruhig im Hintergrund. Keine Einzige sieht sich selbst als Heldin oder als besonders couragiert.
Tatsächlich bekämpfen sie jedoch Organisationen, die wie die ’Ndrangheta zu den gefährlichsten der Welt gehören. Diese kriminellen Netzwerke ziehen sich inzwischen rund um den Globus und betreffen damit auch Österreich, Deutschland und die Schweiz. Dass die Mafien schon lange nicht mehr nur auf Italien beschränkt sind, zeigen auch Verbindungen der Clans zu ausländischen kriminellen Gruppierungen wie den nigerianischen Cults.
In allen Fällen gilt: Wenn Frauen auspacken, tragen sie mit Erfolg zur Bekämpfung der kriminellen Organisationen bei.