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Luftraum über dem Atlantik

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Die sil­bern la­ckier­te Gulf­stream aus Nassau flog in 34.000 Fuß Hö­he über dem tie­fen Meer des At­lan­tiks durch den völ­lig schwar­zen Nacht­him­mel. Nur die Po­si­ti­ons­lich­ter blink­ten in re­gel­mä­ßi­gen Ab­stän­den still, an den Trag­flä­chen vor sich hin. Die Agen­ten des ers­ten In­ter­pol­teams wa­ren auf dem Weg nach Ams­ter­dam. Al­le drei Kin­der wa­ren bei Ja­son ge­blie­ben, der sich mit­hil­fe ei­ner jun­gen Er­zie­he­rin um die Ba­bys küm­mer­te, wäh­rend die Müt­ter un­ter­wegs wa­ren. Zu­sam­men sa­ßen sie um den klei­nen Tisch ver­sam­melt, an dem Mi­ke aus sei­nem Lap­top die In­for­ma­tio­nen, die bis­her be­kannt wa­ren, über die Fäl­le vor­trug. Die letz­ten Hin­wei­se aus der Haupt­stadt der Nie­der­lan­de wa­ren ge­ra­de ein­ge­gan­gen. Die Er­mitt­ler vor Ort konn­ten kei­nen Ver­däch­ti­gen aus­fin­dig ma­chen, ga­ben sich aber die größ­te Mü­he an­hand der Er­geb­nis­se et­was her­aus­zu­fin­den. Mi­cha­el, der ge­ra­de sei­ne ge­lieb­te Leo­nie sanft strei­chel­te, hör­te wie im­mer mit ge­schlos­se­nen Au­gen zu. Do­lo­res lehn­te an der klei­nen blon­den Frau und kau­te auf ih­rem Ku­gel­schrei­ber her­um. Die Te­am­lei­te­rin konn­te sich nicht an die­sen An­blick ge­wöh­nen. Im­mer wenn der ehe­ma­li­ge Bo­dy­guard die Au­gen schloss, dach­te sie es wür­de ihn al­les nicht in­ter­es­sie­ren was der Ha­cker ge­ra­de sag­te.

Liz saß den drei­en di­rekt ge­gen­über, ne­ben dem Ha­cker, der ganz au­ßen am Fens­ter saß und sei­ne Frau ne­ben sich hat­te. Ka­rya­ni hat­te ih­re Hän­de auf die Leh­nen ih­res Ses­sels ge­legt und lausch­te der Stim­me ih­res Man­nes. Nach­dem er die letz­ten In­for­ma­tio­nen aus Ams­ter­dam ver­le­sen hat­te, brach es aus Liz her­vor, »Micha! Es macht mich wahn­sin­nig, wenn du die gan­ze Zeit hier sitzt und aus­siehst, als wür­dest du schla­fen. Was treibst du da?«

Oh­ne die Li­der an­zu­he­ben, ant­wor­te­te er scherz­haft, »Ich über­le­ge, wie es am we­nigs­ten auf­fal­len wür­de dich los­zu­wer­den Liz, aber es will mir ein­fach nichts Brauch­ba­res ein­fal­len.«

Leo­nie gab ihm ei­ne sanf­te Ohr­fei­ge, was ihn ver­an­lass­te, zu sa­gen, »Ich ver­ar­bei­te die In­for­ma­tio­nen, die Mi­ke uns zu­kom­men lässt. Da­mit ich mich nicht auf an­de­re Ein­drücke kon­zen­trie­ren muss, schlie­ße ich die Au­gen und ma­che mir geis­ti­ge No­ti­zen.«

»Ich ver­lie­re da im­mer wie­der den Fa­den weil es mich ir­re macht, dich so zu se­hen«, schimpf­te die eng­li­sche Agen­tin.

Oh­ne sie ei­nes Blickes zu wür­di­gen, scherz­te er, »Das ist kein pas­sen­der Spruch für ei­ne Tam­pon­wer­bung.«

Wie­der ein­mal fin­gen al­le Mit­rei­sen­den an zu la­chen. Nie­mand er­war­te­te sol­che Sprü­che, die Mi­cha­el so tro­cken her­über­brach­te, als wür­de er ge­ra­de den Wet­ter­be­richt ver­le­sen. Leo­nie und Do­lo­res, die den gan­zen Tag mit ihm ver­brach­ten, wa­ren das mitt­ler­wei­le ge­wohnt, aber auch sie muss­ten über sei­ne Scher­ze la­chen. Seit ihn Leo­nie ge­zähmt hat­te, und sie al­le zu Freun­den ge­wor­den wa­ren, be­han­del­te er sie vor­bild­lich. Ab und an tra­fen sei­ne Aus­sa­gen im­mer noch einen Nerv, aber er be­müh­te sich sehr, nie­man­den mehr zu ver­let­zen. Sei­ne Frau sorg­te dann schon da­für, dass er wie­der pfle­ge­leicht wur­de. Auch Do­lo­res hat­te be­reits einen klei­nen Ein­fluss auf ihn. Er be­trach­te­te die Frau sei­ner Frau eher als sei­ne Toch­ter, und auch sie sah in ihm so et­was wie einen vä­ter­li­chen Freund.

Als Liz sich vom La­chen er­holt hat­te, frag­te sie nach, »Du machst dir geis­ti­ge No­ti­zen? Wie funk­tio­niert das denn?«

Mi­cha­el öff­ne­te sei­ne Au­gen und blin­zel­te in die Run­de, »Wer wis­sen möch­te, wie das funk­tio­niert, macht jetzt bit­te die Au­gen zu und ent­spannt sich.«

Al­le bis auf Mi­ke mach­ten die Au­gen zu, brach­ten sich in ei­ne be­que­me Po­si­ti­on und er­war­te­ten sei­ne Tipps. Er setz­te fort, »Stellt euch al­le ei­ne völ­lig lee­re Pinn­wand vor. Wenn ihr jetzt Fak­ten hört, egal was es auch ist, nehmt ihr euch einen Kle­be­zet­tel zur Hand, no­tiert die Aus­sa­ge dar­auf und klebt sie auf die Pinn­wand. Je ge­nau­er ihr die Zet­tel in Ge­dan­ken be­schreibt und an­klebt, um­so mehr könnt ihr euch am En­de mer­ken. Wenn ihr es tes­ten wollt, wer­de ich euch ei­ne klei­ne Ge­schich­te er­zäh­len und kurz vor un­se­rer An­kunft ab­fra­gen.«

Ka­rya­ni woll­te es ge­nau­er wis­sen, »Se­kun­de Micha. Wie soll das am En­de ge­nau funk­tio­nie­ren?«

»Kon­zen­triert euch ein­fach nur auf die Kle­be­zet­tel, die ihr in ei­ner Rei­hen­fol­ge eu­rer Wahl auf­klebt. Al­les was dar­auf ver­merkt ist er­in­nert euch wie­der an die Ge­schich­te und ihr wer­det die Pinn­wand wie­der vor euch se­hen, wenn ihr die Au­gen zu­macht und euch die Pinn­wand wie­der vor eu­re in­ne­ren Au­gen holt«, er­klär­te er mit ru­hi­ger Stim­me.

Dann fing er an zu er­zäh­len, »Da­vid Camp­fort, Ge­ne­ral­agent der Gol­den-Ser­vice-Ver­si­che­rung, wohn­haft im Lon­do­ner Stadt­teil Southwark, plan­te sein Vor­ge­hen sorg­fäl­tig. Er be­gann da­mit, sei­ne Frau Co­rin­ne und die Zwil­ling­s­töch­ter Hol­ly und Shel­ly aufs Land zu schi­cken. Das war am Frei­tag­abend. Am Sonn­abend nahm er die letz­ten 1250 Pfund aus dem Wand­sa­fe sei­nes Bü­ros und ver­ließ sein Haus. Als Cam­fort ge­gen 18 Uhr vom Pfer­de­ren­nen zu­rück­kehr­te, war auch die­ses Geld ver­wet­tet. Mit ei­nem Wort: Er war bank­rott. Sei­ne Wett­lei­den­schaft hat­te ihn rui­niert. Un­ge­rührt be­gann er den, für die­sen Fall vor­ge­se­he­nen, zwei­ten Teil sei­nes Pla­nes zu ver­wirk­li­chen. Mit­hil­fe ei­ner klei­nen, ge­nau ab­ge­wo­ge­nen Dy­na­mit­la­dung spreng­te er den Wand­sa­fe in sei­nem Bü­ro auf. Dann leer­te er den In­halt sämt­li­cher Be­hält­nis­se wie Schub­la­den, Schrän­ke und Fä­cher auf den grau­en Fuß­bo­den aus Mar­mor. Er riss das Te­le­fon aus der An­schluss­do­se und al­le 25 Ord­ner aus den Re­ga­len. Di­rekt im An­schluss nahm er sein Mo­bil­te­le­fon aus sei­ner lin­ken Ho­sen­ta­sche und mel­de­te der Po­li­zei einen Dieb­stahl.«

Dann soll­ten al­le wie­der ih­re Au­gen öff­nen. Blin­zelnd blick­te die ge­sam­te Trup­pe in das hel­le Licht der hin­te­ren Ka­bi­ne der Gulf­stream. Mi­cha­el lä­chel­te sei­ne Freun­de an, als er einen tie­fen Schluck aus sei­ner Was­ser­fla­sche nahm. Do­lo­res frag­te vor­sich­tig, »Wie kommst du nur im­mer auf sol­che Ge­schich­ten, die sich kein Mensch mer­ken kann?«

»Das ist ganz ein­fach«, lach­te er mit dunk­ler Stim­me. »Die zie­he ich mir ein­fach aus dem Arsch und mer­ke mir Klei­nig­kei­ten, die ich euch spä­ter ab­fra­ge.«

Liz misch­te sich ein und sag­te be­drückt, »Wenn du mich jetzt schon fra­gen wür­dest, be­käme ich ga­ran­tiert nicht viel zu­sam­men. Das wa­ren so vie­le In­for­ma­tio­nen auf ei­nem Hau­fen, die ich gar nicht wie­der­ge­ben kann.«

»War­te es ein­fach ab Liz«, be­ru­hig­te Korn, »wenn ich dich spä­ter fra­ge und du auf dei­ne Pinn­wand mit den Kle­be­zet­teln starrst, wird da je­de Men­ge ste­hen.«

Die Gulf­stream nä­her­te sich lang­sam der bri­ti­schen Küs­te und die Son­ne er­hob sich lang­sam in wei­ter Fer­ne aus dem Meer. Die Agen­ten be­rie­ten sich die gan­ze ver­blei­ben­de Zeit über ihr Vor­ge­hen, bis plötz­lich Mi­ke die Dis­kus­si­on un­ter­brach. Er hat­te so­eben ei­ne Nach­richt aus Ly­on er­hal­ten. In­ter­pol war von ei­ner Pris­ci­la Acosta aus Se­vil­la in Spa­ni­en kon­tak­tiert wor­den, die be­haup­te­te einen Ver­dacht auf il­le­ga­len Or­gan­han­del zu ha­ben. Die Agen­ten in Frank­reich hat­ten die Frau in Win­desei­le über­prüft und konn­ten ih­re Le­bens­ge­schich­te an das Te­am über­mit­teln. Liz for­der­te den Ha­cker auf, sie über die Frau ins Bild zu set­zen. Mi­ke nahm sich noch einen kur­z­en Mo­ment be­vor er von sei­nem Mo­ni­tor auf­sah und an­fing zu er­zäh­len.

»Pris­ci­la Acosta, ge­bo­ren am 07.07. 1995 in Se­vil­la. Auf­ge­wach­sen in ein­fa­chen Ver­hält­nis­sen in ei­ner eher un­ru­hi­gen Ge­gend der Stadt. Hat noch einen jün­ge­ren Bru­der, der Mit­glied in ei­ner Stra­ßen­gang na­he Mur­cia an der Ost­küs­te Spa­ni­ens ist. Nach ei­nem eher durch­schnitt­li­chen Ab­schluss ei­ner Mit­tel­schu­le be­gann sie als Kran­ken­schwes­ter in der Saint He­le­na Kli­nik in Se­vil­la. Ne­ben ih­rer Aus­bil­dung hol­te sie ein Wirt­schafts­a­bi­tur an der Abend­schu­le nach, dass sie mit zu­frie­den­stel­len­den No­ten er­hielt. Da­nach wei­te­re Fort­bil­dun­gen als Ober­schwes­ter, bis sie den Pos­ten auch in­ne­hat­te. Wei­te­re in­ner­be­trieb­li­che Wei­ter­bil­dun­gen bis zur Qua­li­fi­ka­ti­on als Sta­ti­ons­lei­te­rin. Die­sen Job übt sie seit fünf Jah­ren aus und ist da­mit die jüngs­te Frau in Eu­ro­pa, die die­sen Platz in­ne­hat.«

Do­lo­res pfiff durch die Zäh­ne, »Da ist je­mand ganz schön die Kar­rie­re­lei­ter nach oben ge­stol­pert.«

»Mi­ke, kannst du mir kurz sa­gen, wie alt der Che­f­arzt der Kli­nik ist?«, frag­te Mi­cha­el den Ha­cker.

Der Com­pu­ter­ex­per­te bat ihn, ei­ni­ge Mi­nu­ten zu war­ten, um die­se In­for­ma­ti­on auf sei­nen Bild­schirm zu ho­len. Dann sag­te er, »62 Jah­re alt.«

»Zählt das schon als Lei­chen­schän­dung?«, frag­te Liz mit tro­ckenem bri­ti­schen Hu­mor.

Ka­rya­ni blick­te ih­re Kol­le­gen nach­ein­an­der et­was bö­se an. Dann sag­te sie, »Wie kommt ihr dar­auf, dass sie sich hoch­ge­bumst hat?«

»Ka­ry, die Tan­te hat ih­ren Ab­schluss an ei­ner Mit­tel­schu­le nur knapp über­stan­den, meinst du wirk­lich, die­se aka­de­mi­sche Nie­te bringt es bis zu ei­ner Sta­ti­ons­lei­te­rin, oh­ne dem Che­f­arzt die Nu­del aus­zu­schlab­bern?«, frag­te Micha die gold­glän­zen­de Agen­tin.

Sie un­ter­hiel­ten sich noch ei­ne Wei­le über Pris­ci­la Acosta, bis Liz al­les un­ter­brach. Sie war auf ei­ne Idee ge­kom­men und teil­te den Pi­lo­ten mit, dass sie wie ge­plant in Ams­ter­dam lan­den soll­ten, und da­nach so­fort mit Kurs auf Se­vil­la wie­der ab­he­ben. Dann eil­te sie zu­rück und teil­te ihr Te­am auf. Micha, Liz und Ka­ry wür­den in Se­vil­la die­se Sta­ti­ons­lei­te­rin auf­su­chen, wäh­rend Mi­ke zu­sam­men mit Do­lo­res und Leo­nie in Ams­ter­dam den Er­mitt­lern in Ams­ter­dam einen Be­such ab­stat­ten konn­ten. Wäh­rend sie ihr Te­am auf zwei Or­te ver­teil­te dreh­te die sil­ber­ne Gulf­stream leicht nach rechts ab. Der Pi­lot schal­te­te die An­schnall­zei­chen der Gulf­stream ein. Über West­eu­ro­pa hat­te sich ein Un­wet­ter ge­bil­det das ih­ren Weg auf die Haupt­stadt der Nie­der­lan­de blo­ckier­te. Er muss­te die Ma­schi­ne durch die Ge­wit­ter­zel­le ma­nö­vrie­ren, um kurz dar­auf in Ams­ter­dam lan­den zu kön­nen.

Beim An­flug auf Ams­ter­dam wur­den die Er­mitt­ler ganz schön durch­ge­rüt­telt. Die Scher­win­de zerr­ten an den Trag­flä­chen und ver­ein­zel­te Luft­lö­cher lie­ßen die Gulf­stream weit nach un­ten ab­sa­cken. Do­lo­res klam­mer­te sich an Leo­nie fest, die aber ih­rer­seits selbst schon zit­ter­te und sich krampf­haft auf Mi­chaels Ober­schen­keln ein­roll­te. Auch Ka­rya­ni und Liz ver­lo­ren die Far­be im Ge­sicht. Der Ha­cker klapp­te sei­nen Lap­top zu, setz­te sich auf­recht in sei­nen Ses­sel und hielt sei­ne an­ge­trau­te Frau im Arm. Ein­zig Mi­cha­el saß völ­lig ru­hig auf sei­nem le­der­be­zo­ge­nen Ses­sel und ver­such­te Leo­nie und Dol­ly zu be­ru­hi­gen. Ihm mach­te das wie ge­wöhn­lich nicht viel aus. Ne­ben­an am Him­mel, der mit dunklen Re­gen­wol­ken über­säht war, zuck­ten in im­mer kür­ze­ren Ab­stän­den wil­de Blit­ze und er­schüt­ter­ten die Alu­mi­ni­um­hül­le der Ma­schi­ne. Kurz vor dem auf­set­zen, im ver­reg­ne­ten Ams­ter­dam be­ru­hig­te sich das wil­de Ge­schau­kel der Gulf­stream. Dem Pi­lo­ten ge­lang es so­gar, noch mehr oder we­ni­ger sanft zu lan­den. Die Pas­sa­gie­re be­ru­hig­ten sich wie­der, nach­dem sie si­cher über den Ta­xi­way an das Ter­mi­nal roll­ten. Als die Gulf­stream an ih­rem Park­platz stopp­te, öff­ne­te Mi­cha­el die Tür der Ma­schi­ne und senk­te die Trep­pe auf den nas­sen As­phalt.

Vor dem Ter­mi­nal stan­den die Agen­ten im Kreis und die Rau­cher in­ha­lier­ten den blau­en Dunst ih­rer Zi­ga­ret­ten, die sie sich nach den neun Stun­den in der Luft ver­dient hat­ten. Wäh­rend sie sich ent­spann­ten, kam Mi­cha­el auf sei­nen klei­nen Test zu­rück. Mi­ke, der nicht an sei­nem Ex­pe­ri­ment teil­ge­nom­men hat­te, be­ob­ach­te­te die Run­de mit ei­nem Grin­sen. Mi­cha­el be­gann sei­ne Fra­gen zu stel­len.

»Wie hieß der ima­gi­näre Be­trü­ger? Als was ar­bei­te­te er bei wel­cher Ge­sell­schaft? An wel­chem Tag schick­te er sei­ne Frau Co­rin­ne mit den Kin­dern aufs Land? Wie hie­ßen die bei­den Töch­ter? Wel­chen Be­trag ver­wet­te­te er und wo? Mit was öff­ne­te er den Sa­fe und zu gu­ter Letzt wie vie­le Ord­ner lan­de­ten auf wel­chem Bo­den?«, for­mu­lier­te er sei­ne Fra­gen.

Die vier Frau­en schlos­sen ih­re Au­gen und rie­fen sich die Pinn­wand mit ih­ren Zet­teln wie­der ins Ge­dächt­nis. Do­lo­res mel­de­te sich als Ers­tes mit dem Na­men Da­vid Camp­well, der von Liz auf Camp­fort ver­bes­sert wur­de, die auch gleich mit Ge­ne­ral­agent der Gol­den-Ser­vice-Ver­si­che­rung fort­setz­te. Ka­rya­ni be­ant­wor­te­te den Frei­tag­abend, an dem er sei­ne Töch­ter Hol­ly und Shel­ly aufs Land schick­te und Leo­nie mel­de­te den Be­trag von 1250 Pfund, die er auf der Pfer­de­renn­bahn ver­zock­te. Liz be­ant­wor­te­te die Fra­ge, mit wel­chem Mit­tel er den Sa­fe in sei­nem Bü­ro auf­spreng­te, bis Dol­ly die 25 Ord­ner er­wähn­te, die er auf den grau­en Mar­mor­bo­den sei­nes Bü­ros ver­teil­te. Mi­cha­el klatsch­te lei­sen Bei­fall. Sie hat­ten al­le sei­ne Fra­gen rich­tig be­ant­wor­tet.

Liz mel­de­te sich, »Das war ei­ne un­glaub­li­che Er­fah­rung Micha«, gab sie zu. »Ich konn­te, zu­min­dest ei­ni­ge mei­ner Kle­be­zet­tel auf der Pinn­wand in mei­nem Kopf tat­säch­lich noch le­sen.«

»Vie­le wa­ren zwar aus­ge­graut und da stand nichts mehr, aber mit ein biss­chen Übung wä­re es si­cher mög­lich, sich an al­le mög­li­chen Fak­ten zu er­in­nern«, mel­de­te Do­lo­res, die da­mit auch die Zu­stim­mung von Leo­nie er­hielt.

Auch Ka­rya­ni kam zum sel­ben Er­geb­nis, wie ih­re drei Kol­le­gin­nen vor ihr. Al­le wa­ren sich dar­über ei­nig, dass die­se Metho­de vie­le Vor­tei­le bot.

Mi­cha­el klär­te sie schließ­lich dar­über auf, »Auch wenn ihr ge­ra­de ein Ge­spräch hat­tet, und die Fak­ten noch frisch sind funk­tio­niert das. Be­ru­higt euch, nehmt ei­ne be­que­me Po­si­ti­on ein und kon­zen­triert euch auf eu­re Kle­be­zet­tel auf der lee­ren Pinn­wand. Je öf­ter ihr die­se Metho­de an­wen­det, um­so mehr eu­rer No­ti­zen könnt ihr noch le­sen. So­mit ist es so­gar mög­lich, einen kom­plet­ten Fall nach­ein­an­der in den Ge­dan­ken zu no­tie­ren. Am En­de habt ihr ei­ne gan­ze Ket­te, in die ihr wei­te­re In­fos ein­tra­gen könnt. Ich ma­che das schon jah­re­lang, des­we­gen schlie­ße ich die Au­gen und schrei­be mir das al­les auf.«

Als die Gulf­stream wie­der auf­ge­tankt war und die Pi­lo­ten ih­ren vor­ge­schrie­be­nen Rund­gang mach­ten, ba­ten sie die drei Agen­ten, die nach Spa­ni­en flie­gen wür­den an Bord. Mi­ke blieb mit Do­lo­res und Leo­nie, die ih­re Waf­fen­ta­sche vor sich ab­ge­stellt hat­te auf dem Flug­feld zu­rück. Mi­cha­el gab sei­ner Frau einen di­cken Kuss und impf­te Dol­ly und dem Ha­cker ein, auf sie auf­zu­pas­sen. Er ver­sprach so lan­ge auf die Ehe­frau des Hackers zu ach­ten. Dann be­stieg er mit Liz und Ka­rya­ni, die sich eben­falls mit ei­nem Kuss von ih­rem Mann ver­ab­schie­de­te wie­der die Gulf­stream. Die Tür der Sil­ber glän­zen­den Ma­schi­ne wur­de ge­schlos­sen und die Trieb­wer­ke fuh­ren lang­sam wie­der an. Die drei zu­rück­ge­blie­be­nen ver­folg­ten den Pus­h­back und die be­gin­nen­de Roll­fahrt zur Start­bahn.

Spur der Todesengel

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