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Kapitel 3 Ungarn, Budapest
ОглавлениеIm zehnten Bezirk der ungarischen Hauptstadt Budapest, wartete die 37-jährige Mutter einer Tochter auf den Autobus in die Innenstadt. Ihre achtjährige Tochter blieb einmal im Monat mit der 17-jährigen Tochter der Nachbarin alleine, die sich ein paar Forint als Babysitterin verdiente. Sie war alleinerziehend seit ihr Freund acht Monate vor Geburt der Tochter das Weite gesucht hatte. Die Blumenverkäuferin Piroschka Keresztes war einsam und ersparte sich ein Mal im Monat einen Abend ohne ihre Tochter, den sie nutzte, um vielleicht einen Mann zu finden, der sie trotz ihres Kindes als Frau begehrte. Auch die Kleine wünschte sich einen Vater für die Mutter und wünschte ihr seit Monaten viel Glück, jemanden kennenzulernen, wenn sie abends in die Stadt ausging.
In Budapest ging man für solche Vorhaben in die Tanzbars nahe dem Parlamentsgebäude an der Donau. Die Fahrt vom zehnten Bezirk, wo sie wohnte, dauerte mit dem Bus nur knapp 20 Minuten. Ein Auto konnte sich die Mutter mit ihrem kleinen Verdienst nicht leisten, und der Fahrpreis war nicht teuer. An den Abenden in den Tanzlokalen blieb es meist bei einem Glas Wein, dass sie umso langsamer trank, um möglichst viel Geld zu sparen. Die Männer, die sie dort kennenlernte, waren immer bereit ihr einen weiteren Wein, oder auch mal einen Sekt auszugeben. Leider hatte sie aber bisher keinen finden können der nicht nur sie, sondern auch ihre Tochter akzeptierte. Alleinerziehende Mütter hatten es schwer in Ungarn einen Mann zu finden. Seit Veronika, ihre Tochter, drei Jahre alt war, versuchte sie es einmal im Monat, aber ihre Erfolgsbilanz wies unter dem Strich eine dicke Null auf.
Auch heute hatte sie sich herausgeputzt, um einen Mann kennenzulernen. Passend zu ihrem Vornamen Piroschka, was übersetzt rot hieß, hatte sie ein rotes Kleid angezogen und ihre besten Schuhe. Sie war mit 1,72 m normal groß und nicht übergewichtig. Ihr einziger Makel, den sie selbst verteufelte waren, ihre, nach eigener Meinung, zu klein geratenen Brüste. Sie konnte nur mit B Körbchen punkten, während die ungarischen Männer größere Oberweiten bevorzugten. Piroschka versuchte, das mit einem Push-up BH ein wenig zu verstecken. Sie selbst nannte sie es auch gerne eine Mogelpackung, denn der BH täuschte mehr vor, als eigentlich vorhanden war.
Sie bestieg den Bus und bezahlte ein paar Forint für die Fahrt in die Innenstadt. Verträumt schaute sie auf das wilde Treiben der ungarischen Hauptstadt, als die Sonne langsam unterging. Gegen Abend, wenn es langsam dunkel wurde, gingen die Bewohner auf die Straße. Es gab an jeder Ecke ein offenes Feuer, über dem ein Kessel seine Runde drehte, um das frische Gulasch zu kochen. Jeden Abend traf man sich auf der Straße zum Karten spielen oder Spaß haben. Selbst die Kinder aus der Nachbarschaft spielten auf der Straße bis in den späten Abend hinein. Der Bus in dem Piroschka saß, quälte sich vorsichtig durch die engen Gassen der Stadt auf dem Weg zum Donau-Ufer, die sich mitten durch die Stadt wand. Das Parlamentsgebäude kam langsam näher und Piroschka stieg an der Haltestelle aus.
Sie atmete tief durch und gönnte sich einen letzten Blick auf die feiernden Menschen. Die Polizei unternahm nichts gegen die Menschen, die jede Straße der Hauptstadt blockierten, sie feierten einfach mit. Selbst ein niedergehender Regen konnte das nicht verhindern. Man verzog sich nur unter schützende Dächer. Trotzdem nahm man sein Abendessen gemeinsam mit viel Alkohol und den Nachbarn ein. Piroschka roch den feinen Duft, den das Gulasch das in den Kesseln über den Feuern verbreitete als es vor sich hin schmorte. Hauptzutat war frisches Rindfleisch und Paprikapulver. Über Stunden hinweg hingen die Kessel über dem Feuer. Dazu gab es frisch gebackenes Weißbrot und Bier.
Piroschka besah sich die Männer, die in die Tanzbars in diesem Viertel strömten, um sie im Vorfeld ein bisschen einzuschätzen. Sie brauchte Hinweise darauf, ob sie vielleicht kinderlieb waren, oder sonstige nette Charaktereigenschaften besaßen, die sie als Vater für Veronika qualifizierten. Außerdem sollte ja auch für sie ein bisschen was dabei sein. Sie mochte keine Bohnenstangen, die beim ersten Wind festgebunden werden mussten, bevor sie davonflogen. Ein ordentlicher Mann brauchte einen dickeren Bauch, an dem man sich auch schön ankuscheln konnte, und kräftige Arme, um sie festzuhalten. In den letzten Jahren hatte sie ihre Ansprüche schon sehr weit nach unten korrigiert, trotzdem wurde der Wunsch, einen Mann zu finden, immer mächtiger.
Im hellen Schein einer Straßenlaterne stand jemand, der genau ihrem Beuteschema entsprach. Ein bisschen rundlich um die Hüften, aber ein gütiges Gesicht und starke Arme, die er am Körper angelegt hatte. Unauffällig sah sie zu ihm hinüber und achtete auf seine Bewegungen. Er stand angelehnt an der Laterne und sah, wie sie selbst, dem bunten Treiben auf der Straße zu. Eine Gruppe von Kindern aus der näheren Umgebung spielte, nicht weit von ihm entfernt fangen und rannten über das holprige graue Kopfsteinpflaster. Piroschka versuchte, seinem Blick zu folgen, aber es gelang ihr nicht. Wenn er nett zu Kindern war, dann vielleicht auch zu Veronika, die wirklich einen Vater, oder zumindest einen Mann in ihrem Leben brauchte. Sie war zwar die Mutter und Veronika war ihr Kind, aber ein Mann wäre als Bezugsperson für sie auch von Vorteil. Außerdem wünschte sich ihre Tochter schon lange einen Bruder, was allerdings mit ihrem Verdienst nicht zu stemmen war. Ohne einen Mann an ihrer Seite gab es natürlich auch keine Kinder, aber wenn sie einen finden würde, der vielleicht auch einen besser bezahlten Job hatte und ihr Unterstützung gab, würde aus ihnen vielleicht eine richtige Familie werden. Noch hatte sie ein paar Jahre Zeit, um ein weiteres Kind zu bekommen.
Die spielenden Kinder kamen immer weiter auf ihn zu und Piroschka sah sehr genau hin. Eines von den spielenden Mädchen fiel, gar nicht weit von ihm auf den harten Untergrund und hielt sich weinend das linke Bein. Piroschka war sehr neugierig, wie er darauf reagieren würde, aber er stand weiterhin nur unbewegt da. Als sein Blick genau auf das weinende Kind fiel, erkannte sie nur ein gehässiges Grinsen in seinem Gesicht. Das war der Punkt, an dem sie mit dem Unbekannten fertig war. Ein Kind lag weinend auf der Straße und er empfand nur Schadenfreude, anstatt dem Mädchen zu helfen oder es zu trösten.
Piroschka lief ein bisschen weiter den Bürgersteig entlang auf die Tanzlokale zu, die wie an einer Perlenkette aufgereiht, mit leuchtenden und bunten Schildern um Kunden warben. Sie lief langsam an ihnen vorbei und warf dabei einen Blick durch die Fenster, um zu erkennen, welche Klientel die Lokale beherbergten. Die Erfahrung hatte sie gelehrt, dass in den Lokalitäten mit weniger weiblichem Publikum die Chancen auf einen Mann weit höher standen. Außerdem achtete sie auf die anwesenden Männer. Man konnte schließlich nie wissen, ob da nicht irgendwo genau ihr Traummann darauf wartete von ihr gefunden zu werden. In der Bar Táncolni a Vulcánon, was übersetzt Tanz auf dem Vulkan hieß, vermutete sie ihre besten Chancen. Es waren fast keine Frauen zu sehen, dafür aber einige fesche Männer, die Piroschka gefielen. Vielleicht würde sich dort einer davon für sie interessieren und hätte auch kein Problem eine alleinerziehende Mutter zu Daten.
Sie betrat das Tanzlokal, mit den etwas abgenutzten dunkelbraunen Holzstühlen und den farblich passenden Tischen. Die Luft war feuchtwarm und verströmte einen angenehmen Duft ungarischen Weins. Im hinteren Bereich spielte eine Liveband angenehme Tanzmusik und davor, auf der glänzend polierten Tanzfläche wogen sich einige Pärchen im Takt zur Musik.
Nachdem sie sich ein bisschen genauer umgesehen hatte, setzte sie sich auf einen erhöhten Stuhl an die kleine Bar mit einem unpassenden rötlichen Tresen. Von hier aus hatte sie einen schönen Blick über die Tanzfläche und auf die Band, die im Hintergrund auf einer improvisierten Bühne aus einem erhöhten Bretterverschlag stand. Piroschka sah sich die ausliegende Karte an und achtete auf die dabeistehenden Preise. Da sie sparen musste, durfte es nicht zu teuer sein was sie an diesem Abend trank. Sie fand auf einer der letzten Seite ein tolles Angebot über einen halben Liter Hauswein für nur 1100 Forint. Umgerechnet waren das gerade mal 3 Euro. Das passte wunderbar in ihr verfügbares Budget und sie könnte sogar noch zweimal das gleiche Bestellen, ohne ihr Budget für den Tag zu überschreiten. Der gut gekühlte Hauswein wurde ihr in einem blau verzierten Keramikkrug mit einem Weinglas serviert. Er war eher herb im Geschmack, aber für den Preis achtete sie weniger auf den Geschmack. Immerhin konnte sie so ein bisschen mehr über den Abend trinken, ohne auf die Kosten zu achten.
Je später es wurde, umso mehr Besucher strömten zur Tür herein und füllten das Lokal. Piroschka beobachtete mit Argusaugen die Konkurrenz der anwesenden Damen. Sie alle waren im höheren Alter, aber wie sie fand bei Weitem nicht mehr so gut in Schuss wie sie mit ihren 37 Jahren. Die Männer hingegen waren zum größten Teil eine einzige Pleite. Meist waren sie so dünn wie abgebrannte Streichhölzer und so gar nicht nach ihrem Geschmack. Die anderen, etwas Breiteren, für die sie sich interessierte saßen zusammen mit ihren Freunden am Tisch. Manche davon waren auch mit ihren angetrauten Ehefrauen gekommen. Neid kam in ihr auf, als sie einige davon händchenhaltend an den Tischen sitzen sah. Sie wünschte es sich auch, von einem Mann in ein Tanzlokal ausgeführt zu werden, während die Nachbarstochter auf Veronika zu Hause ein Auge hatte. Der Gott der Liebenden hatte schließlich ein Einsehen und schickte einen wunderbar aussehenden Mann herein. Seine schwarzen Haare waren kurz geschnitten und gaben ihm ein jüngeres Aussehen. Er hatte viele Lachfältchen im Gesicht, war rundlich genug und setzte sich gar nicht weit von ihr ebenfalls an die Bar.
Gerade als sie ihn ansprechen wollte, stand er auf und steuerte zur Tür hinaus. Piroschka fand das komisch, immerhin hatte er sich einen teuren Wein bestellt und das fast volle Glas stand noch auf der Theke, während er einfach durch die Tür nach draußen trat. Wenig später kehrte er allerdings mit einer neuen Packung filterlosen Zigaretten zurück und setzte sich wieder auf seinen Platz. Als sie noch überlegte, ob sie mit einem Raucher ins Gespräch kommen wollte, schenkte er ihr aus seinen stahlblauen Augen einen angenehmen Blick. Er lächelte sie mit einem wärmenden Blick an, was ihre Bedenken verfliegen ließ. Als sie ihm ebenfalls ein schüchternes Lächeln entgegenbrachte, nahm er noch einen kleinen Schluck Wein und sprach sie dann an.
»Hallo, ich bin Milos, darf ich mich zu ihnen setzen?«, sprach er sie mit einer dunklen freundlichen Stimme an.
Piroschka konnte es kaum glauben, dass dieser Mann sie ansprach. Sie brachte keinen Ton heraus, weshalb sie nur freundlich nickte. Er nahm sein Glas Wein von der Theke und stellte sich rechts neben sie. Vorsichtig streckte er ihr die große gepflegte Hand hin. Piroschka gab ihm die Hand, die sich warm und weich anfühlte. Dieser Mann konnte kein hart arbeitender Arbeiter sein. Seine Hand war manikürt und sanft, was nicht zu einem Mann passte, der im Schweiße seines Angesichts schwer arbeiten musste, um sein Geld zu verdienen. Nach kurzer Weile, in der sie stumm auf ihrem Stuhl saß und ihn mit den Augen anstrahlte, fragte er »Darf ich auch ihren Namen erfahren?«
»Oh Verzeihung. Mein Name ist Piroschka«, sagte sie mehr als schüchtern.
»Sehr hübsches Kleid, bringt ihre braunen Augen zur Geltung«, machte er ihr ein Kompliment. »Sind sie öfter hier?«
»Danke«, erwiderte sie. »Leider nein, ich kann mir das finanziell nicht leisten so oft auszugehen.«
Er lächelte milde, »Ging mir vor Kurzem auch noch so, aber seit ich meinen Studienkredit abbezahlt habe, kann ich auch mal öfter ausgehen.«
»Studienkredit?«, fragte sie eher nebensächlich, »was haben sie denn studiert?«
»Medizin«, sagte er mit stolzer Stimme, »ich bin eigentlich Gefäßchirurg, arbeite aber in einem Krankenhaus als Kinderarzt. Und was arbeiten sie?«
»Ich bin Floristin.«
»Sicher ein sehr schöner Beruf. Was müsste ich denn für einen kleinen Strauß roter Rosen ausgeben?«, fragte er grinsend.
»Ungefähr 9000 Forint«, lächelte sie ihn an. Den Wink mit dem Zaun hatte Piroschka sofort verstanden.
Er schüttelte lachend den Kopf, als er ihr zu verstehen gab, dass er dann lieber das Geld für einige Gläser Wein an diesem Abend mit ihr ausgeben würde. Milos Bartok ließ den ganzen Abend seinen Charme spielen. Auch als sich Piroschka endlich traute ihre Tochter Veronika zu erwähnen reagierte er nicht abweisend, sondern eher verständnisvoll. Er gab ihr auch zu verstehen, dass er durch seinen Beruf auch gut mit Kindern gut umgehen konnte, leider aber, aufgrund fehlender weiblicher Begleitung keine Kinder hatte, sich aber schon seit Längerem welche wünschte. Piroschka war hin und weg von ihm. Hatte sie mit diesem Arzt, der den ganzen Abend mit ihr flirtete, das große Los gezogen, oder versteckte sich da noch irgendwo ein Haken? So sehr sie auch nach einem suchte, konnte sie keinen finden.
Nach einem guten Gespräch, mit einigen Komplimenten tanzten Piroschka und Milos zur Livemusik von der kleinen Gruppe auf dem Holzpodest. Er war ein guter Tänzer und hielt sie sanft in seinem starken, doch gleichzeitig sanften Armen. Sie fand das einfach wunderbar. Er bot auch an sie am Abend nach Hause zu bringen, damit sie nicht auf einen Bus angewiesen sein würde, der nur selten zu ihrem Wohnort zurückfuhr. Er machte auch keine Anstalten eine schnelle Nummer zu suchen, sondern würde ihr Zeit lassen. Das schmeichelte ihr sehr, obwohl es ihr eigentlich egal war, ob sie mit ihm im Bett landete oder nicht. Durch ihre lange Durststrecke war jedes Angebot für ein Bettabenteuer eine Verlockung, der sie gerne nachgeben würde. Sie nahm sein Angebot, sie nach Hause zu bringen mit einem kleinen Hintergedanken an. Mittlerweile war es spät geworden und Veronika lag sicher schon schlafend in ihrem Bett. Die Nachbarstochter nutzte die Zeit, um an ihrem Handy mit Freunden zu chatten, Fernsehen zu schauen oder mit ihrem Laptop ein bisschen zu spielen. Wenn Piroschka nach Hause kam, wäre sie gleich verschwunden. Sie hatte ab und zu schon nette Männer mit nach Hause gebracht, die in ihrem Bett die Nacht verbrachten. Wenn die Babysitterin für Veronika das mitbekommen hatte, ging sie nach zwei Minuten, um die Erwachsenen nicht zu stören. Piroschka hatte sie bezahlt und dann war sie auch schon verschwunden. Auch, wenn die Mutter die Nacht bei einem Mann verbrachte, rief sie kurz zu Hause an und gab ihr Bescheid. Dann blieb sie, bis Piroschka wieder heil zurück war und ihr das Taschengeld, was sie sich so verdiente, bekam.
Zwischendurch verschwand Milos immer mal wieder vor die Tür, um frische Luft zu schnappen. In den Lokalitäten durfte man zwar rauchen, aber die Lüftungen waren einfach viel zu schwach, um den kalten Rauch aus dem Lokal abzusaugen. Piroschka tränten von dem vielen abgestandenen Rauch die Augen und sie ging öfter mit ihm nach draußen auf die Straße, wo immer noch das Nachtleben tobte. Die Kinder waren zwar im Bett, aber die Erwachsenen tranken noch einige alkoholische Getränke, unterhielten sich angeregt oder spielten Karten. Es bildeten sich immer Grüppchen, die streng nach Geschlechtern getrennt waren. Die Männer spielten meist Karten während die Frauen sich in Gesprächen verloren, aber es gab auch große gemischte Gruppen, die sich über alles und jeden unterhielten.
Der Arzt bezahlte den ganzen Abend den Wein für die beiden. Den herben Hauswein hatte Piroschka schon längst wieder vergessen. Milos hatte genug Geld für die besseren Weine und zusammen probierten sie sich durch die angebotenen Sorten, bis sie bei einem lieblichen Weißwein landeten. Nach Ansicht von Piroschka war der Wein das viele Geld nicht wert, denn es gab bessere Weine für einen kleineren Kurs, doch Milos war das egal. Er schmeckte beiden und er ließ es sich nicht nehmen dafür zu bezahlen. Nachdem ihm Piroschka gesagt hatte, dass sie vielleicht doch langsam in ein privateres Umfeld wechseln sollten, stimmte er dem zu. Zusammen tranken sie noch ein Glas Wein und machten sich dann auf zu seinem Auto, dass ein bisschen weiter entfernt stand. Sie hatte sehr gute Laune und fühlte sich großartig bei der Aussicht, mit ihm noch im Bett zu landen.
Das Auto, zu dem er sie führte, war ein schwarzer Mercedes mit getönten Heckscheiben. Ganz der Gentleman öffnete er ihr die Tür und ließ sie sanft auf den Beifahrersitz gleiten. Mit großen Schritten kam er um den Wagen herum und setzte sich hinter das Lenkrad. Um den Abend noch in die richtige Richtung zu lenken, nahm sie den Arzt in den Arm und küsste ihn. Er lächelte sie an und fragte dann »Soll ich dich nach Hause bringen, oder willst du mit zu mir?«
»Wenn du mir versprichst bis zum Frühstück zu bleiben fahren wir zu mir«, grinste sie lüstern. »Veronika will dich sicher auch kennenlernen.«
Milos antwortete »Ich hoffe, sie wird nicht enttäuscht sein, wenn sie mich am Frühstückstisch kennenlernt.«
Piroschka lachte laut »Ganz sicher nicht. Sie hat mit Ja viel Glück gewünscht, als ich gegangen bin und wenn sie morgen früh sieht, was ich da mitgebracht habe, freut sie sich sicher darüber.«
Mit einem fröhlichen Lächeln auf den Lippen startete er den Mercedes und fuhr langsam in den Stadtteil, in dem Veronika in ihrem Bett lag. Piroschka spürte Euphorie in sich aufsteigen und sie nahm die sie umgebenden Farben viel intensiver wahr. Sie wusste nicht mehr, wie lange sie schon unterwegs waren, weil sie ihr Zeitgefühl verloren hatte. Die Floristin fühlte sich berauscht, was sie allerdings dem vielen Wein zuschrieb, den sie den ganzen Abend über getrunken hatte. Es dauerte nicht lange, bis ihr die Augen zufielen und sie mit einem Hochgefühl einschlief.
Dass ihr Handy am späten Morgen klingelte, bekam Piroschka Keresztes nicht mehr mit. Das Letzte, was sie in ihrem Leben gesehen hatte, war der Innenraum des Mercedes und den Arzt neben ihr auf dem Fahrersitz, der ein Lächeln aufgesetzt hatte, als er sie durch Budapest kutschierte.