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Kapitel 2 Bahamas, Nassau
ОглавлениеSüdlich der Flamingo Gardens in Nassau am weißen Sandstrand der Bahamas, nicht weit des Hauses von Leonie Keller, war ein großer Bereich abgesperrt. Es war später Nachmittag als Karyani, Liz und Leonie in einem kleinen Zelt ihre Kleider anzogen. Im feinen Anzug warteten Mike, Jason und Michael im Schatten einer großen Palme auf ihre Herzdamen. Der Barbesitzer, dem Liz Croll zugetan war, stand direkt am Stamm der Palme und zitterte. Er war furchtbar nervös an diesem Tag. Auch der Hacker Mike Banks des Interpolteams hatte kaum Farbe im Gesicht und nestelte immer wieder an seinem Jackett herum. Sogar Michael Korn, der eigentlich kalt wie ein Stein war, stand an diesem Tag schwer unter Strom. Man sah ihnen ihre Nervosität schon von Weitem an. Dolores, die jetzt seit fast einem Jahr bei Leonie und Michael in Nassau lebte, trug ein wunderschönes rotes Kleid mit tiefem Ausschnitt und kümmerte sich um die drei Babys in ihren Babykörbchen. Auch Amy Vaughn, die Chefin des zweiten Teams, das Interpol angeworben hatte, die mit ihrem Team in Italien lebte, war extra eingeflogen, um diesem Ereignis beizuwohnen. Bernand Roussel und François Pierlot, der Verbindungsmann für die beiden Teams und der Waffenwart waren ebenfalls anwesend und trugen einen schwarzen Frack.
Sogar die Direktorin Rhonda Miller von Interpol war aus Lyon gekommen. Inzwischen waren auch sie und Korn befreundet, was sogar Leonie gefiel. Nach den Wirrungen in ihrem letzten großen Fall, der in England sein Ende fand, war Miller immer noch hinter Michael her gewesen. Er allerdings hatte trotzdem nur Augen für seine Leonie, besorgte aber einen speziellen Freund für die Direktorin, der ihren Vorlieben nahekam. Ab diesem Zeitpunkt war sie wesentlich ausgeglichener und nicht mehr nur auf Michael fixiert, was ihr sogar Sympathien von Leonie einbrachte. Jetzt stand sie gerade bei Michael, der interessanterweise nicht ganz so ruhig war wie sonst. Man merkte ihm seine Anspannung wirklich an. Sie versuchte, ihn etwas zu beruhigen, was ihr allerdings nicht wirklich gelang.
Nach dem letzten großen Fall, den Liz für ihre Babypause genutzt hatte, war etwas mehr als ein Jahr vergangen. In der Zwischenzeit war nicht nur ihr Sohn Damien auf die Welt gekommen, sondern auch Leonie brachte ein kleines Mädchen zur Welt. Michael und sie tauften die Kleine auf den Namen Emilia, die jetzt gerade, zusammen mit Damien von Dolores betreut wurden. Auch Bernand Roussel schaute immer wider nach den drei kleinen, die aber die ganze Aufregung ihrer Eltern verschliefen. Nur Karyani und Mike wollten noch etwas warten, bis Nachwuchs zur Welt kommen sollte. Für Michael und Leonie war mit der kleinen Emilia ein lange gehegter Traum in Erfüllung gegangen, und zusammen mit Valeria, ihrer Halbschwester, die Dolores bekommen hatte, war die Familienplanung des Dreiergespanns auch abgeschlossen. Dolores Baby kam zwei Wochen nach Emilia, dass sie nach einer künstlichen Befruchtung ausgetragen hatte. Beide Mädchen stammten von Micha, der sich aufopfernd um die beiden kümmerte. Leonie und Dolores durften schlafen, wenn die beiden während der Nacht schrien. Micha stand dann auf und kümmerte sich um die beiden Kleinen.
In dem kleinen leicht grauen Zelt war das Öströgenlevel bis zum Anschlag angefüllt. Dort legten die drei Agentinnen, die heute ihren großen Tag hatten, ihre Kleider an. Unterstützt wurden sie von Mitarbeiterinnen eines Ausstattungshauses, wo sie ihre Hochzeitskleider anfertigen ließen. Karyani hatte sich für klassisches Elfenbeinweiß mit vielen Perlen entschieden, Liz Croll trug ein weit ausladendes schwarzes paillettenbesetztes Brautkleid und Leonie trug ein durchschimmerndes schwarzes schulterfreies Kleid mit rotem Unterrock. Dolores, die ein ebenfalls rotes Samtkleid angezogen hatte, kümmerte sich derweil um die drei Babys, die in ihren Bettchen im Schatten lagen, um den beiden Bräuten und ihren Vätern diese Sorge abzunehmen.
Karyani war extrem aufgeregt und zitterte permanent, während sie versuchte, ihr Kleid anzulegen. Mehrfach musste sie unterbrechen, weil sie kurz davor stand zu hyperventilieren. Auch Leonie brauchte öfter eine Pause, ihr Herzschlag war extrem beschleunigt und manchmal wurde ihr schwarz vor Augen. Liz Croll war die Einzige, die ruhig genug war ihr Brautkleid, ohne Pause anzuziehen. Sie saß bereits bei der Visagistin auf dem großen Stuhl und bekam ihr Make-up. Schon am frühen Morgen hatten sich die drei von ihren Männern getrennt und waren in Nassau beim Friseur der ihnen ihre Frisuren, die sie sich ausgesucht hatten, für die Hochzeitszeremonie bereiteten. Danach brachte eine gemietete Limousine die drei Bräute zum Strand, damit sie sich in dem Zelt, was extra aufgestellt wurde, ihre Brautkleider anziehen konnten.
Jason, der Vater von Damien und künftiger Ehemann der Teamchefin Liz Croll, trug einen hellgrauen Anzug mit blauem Hemd und wartete unter der Palme auf seine Braut. Mike, der Ehemann von Karyani, die zwar schon denselben Nachnamen mit ihr teilte, hatte sich in einen nachtschwarzen Dreiteiler gezwängt, dessen blütenweißes Hemd einen großen Kontrast bot. Michael hingegen hatte entgegen seiner Gewohnheit einen leuchtend weißen Anzug aus Seide angezogen, der sich farblich kaum von dem weißen Sand am Strand abhob. Die drei hatten die Brautkleider ihrer Damen noch nie vorher gesehen, nur aufgrund ihrer Farbwahl hatten sie passende Einstecktücher in der überflüssigen Brusttasche. Die Farben der Anzüge hatten die drei Frauen vorgegeben. Auch das Kleid, was Dolores trug, war passend zu Leonies Unterrock ausgesucht worden. Da aufgrund der Hochzeit zwischen ihrer Liebsten und Michael eine Hochzeit zwischen den beiden Frauen ausgeschlossen war, hatten sie sich für einen Sonderweg entschieden. Später am Tag gab es noch eine vierte Hochzeit zwischen ihr und Leonie, bei der Michael als Trauzeuge fungieren sollte. Diese Hochzeit war allerdings nicht mehr offiziell, sondern galt nur als Symbol für die beiden.
Auf dem extra abgesperrten Bereich standen die Stühle für die Gäste im Sand mit Blick auf das türkise Meer und dem fast wolkenfreien hellblauen Himmel. Die Sonne zeigte sich von ihrer schönsten Seite und hielt die Temperatur bei konstanten 26 Grad. Die eingeladenen Gäste trafen nach und nach ein und machten es sich an einigen Tischen mit Erfrischungen gemütlich, während sie auf die Zeremonie warteten. Liz und Jasons Eltern wurden extra mit einer Interpolmaschine aus London abgeholt, damit sie dabei sein konnten. Dieses Versprechen hatte ihr Rhonda Miller gegeben und extra eine Maschine von Lyon nach London beordert, um sie nach Nassau zu bringen. Liz hatte sich auch um Hotelzimmer für die älteren Herrschaften gekümmert, damit sie noch zwei Wochen in Nassau Urlaub machen konnten. Rhonda Miller hatte dem ganzen Team für 14 Tage freigegeben. Mike und Karyani hatten sich für eine kleine Hochzeitsreise nach Venezuela entschieden und würden noch in der Nacht aufbrechen. Michael hatte sich dafür eine kleine Überraschung einfallen lassen. Er selbst würde die freien Tage mit seinen beiden Frauen zu Hause verbringen und sich um die zwei Mädchen kümmern. Liz und Jason verbrachten die freie Zeit mit ihren Familien ebenfalls in Nassau.
Amy Vaughn, die extra aus Italien angereist war, wurde bereits zwei Tage später wieder bei ihrem Team zurückerwartet. Sie hatte von Rhonda Miller nur für dieses Ereignis freibekommen, da sie zu den Freunden des Teams hier in Nassau gehörte. Michael hatte nur noch einen Vater und eine Schwester als Verwandtschaft, die er allerdings nicht eingeladen hatte. Sein Vater und er waren wie Feuer und Benzin, wenn sie aufeinandertrafen. Als seine Mutter noch lebte, und die beiden an einem Tisch saßen, dauerte es nur einige Minuten, bis sein Vater nur am Meckern war. Durch seine Art war Michael nicht aus der Ruhe zu bringen, auch nicht durch seinen Erzeuger, nur wurde er beleidigend, was seinen Vater nur noch mehr auf die Palme brachte. Eine normale Unterhaltung war zwischen den beiden schon seit vielen Jahren nicht mehr möglich und er hatte auch darauf verzichtet Leonie seiner Familie vorzustellen. Weder seine Schwester und deren Mann, noch sein Vater wussten, was er machte und wo er lebte. Leonie hatte auch keinen Wert darauf gelegt seine Verwandtschaft kennenzulernen. Für sie war Michael wichtig, aber nicht wer da hintendran noch stand.
Dolores hatte für diesen großen Tag einige Freunde aus Kolumbien eingeladen, die sie noch von der Schule kannte. Sie hatte sich ihnen gegenüber geoutet und ihnen auch erklärt, dass sie mit einem Paar zusammenlebte, mit dem Mann aber nicht intim war. Diejenigen, die dafür Verständnis zeigten, standen noch mit ihr in Kontakt, wenn sie auch nicht wissen durfte, wo genau sie wohnte. Gegenüber Freunden hielten sich die Agenten sehr bedeckt, was genaue Informationen zu ihrer Tätigkeit oder den genauen Wohnort anging. Die Adresse von Liz Croll war, wie auch ihr Bild international bekannt geworden, nachdem sie während ihres ersten Falls die Bundeskanzlerin der Bundesrepublik Deutschland festgenommen hatte. Auch im Rahmen ihres letzten großen Falls, an dem sie aufgrund ihrer Schwangerschaft nicht teilnahm, schickte man ihr einen Killer. Jason, der ebenfalls davon betroffen war, entschied sich dafür, ihre Adresse und den offiziellen Namen seiner Frau zu ändern. Auch Liz war damit einverstanden, um nicht mehr auffindbar zu sein und sich der Gefahr auszusetzen, einem Mörder ein Ziel zu bieten. Sie würde zwar weiterhin als Liz Croll ermitteln, aber auf der Insel einen völlig anderen Namen annehmen. Sogar die Regierung der Bahamas hatte ihnen dafür Hilfe angeboten, die sie dankend annahmen.
Rhonda Miller fragte im Zelt der Bräute nach, ob die Trauung bald anfangen könnte, die Gäste wurden bereits langsam unruhig und auch die Männer wollten es langsam hinter sich bringen, damit sie sich dem fröhlichen Teil widmen konnten. Michael hatte schon nervös nachgefragt, ob Leonie einfach verschwunden wäre, er hatte immer noch furchtbare Angst, sie zu verlieren. Bernand und François versuchten, ihn zu beruhigen. Sie kannten seine Furcht davor, die völlig irrational war, denn Leonie konnte sich ein Leben ohne ihn schon lange nicht mehr vorstellen. Miller bekam von Leonie und Liz einen Daumen nach oben, nur Karyani musste sich noch ein wenig sammeln. Die ganze Vorbereitung zehrte unglaublich an ihren Nerven, aber auch sie versuchte ein winziges Lächeln zu zeigen, um der Direktorin das Okay zu geben. Rhonda Miller bat die Gäste auf ihre Plätze, die der Aufforderung auch sofort nachkamen, sie alle konnten es kaum noch erwarten.
Nachdem auch die Männer ihre Plätze eingenommen hatten, begann die extra engagierte Kapelle den Hochzeitsmarsch von Felix Mendelssohn Bartholdy zu spielen und die Bräute wurden zu ihnen geführt. Karyani musste von ihrem Vater, der selbst schon Schwierigkeiten mit dem Gehen hatte gestützt werden. Liz Vater hatte mit seiner Tochter am wenigsten Probleme und Bernand Roussel, der Leonie als einziger noch lebender Verwandter führte, konnte es kaum Glauben, das sie vor Freude kaum noch zu halten war. Mehrfach musste er sie ein bisschen Bremsen damit sie Karyani, die als Erste gegangen war nicht noch überholte. Dolores, die eigentlich auf die Babys aufpassen sollte, überließ die Aufsicht Amy Vaughn, damit sie das Blumenmädchen geben konnte. Sie ging mit ihrem Körbchen vorweg und streute weiße und Rosa farbige Blütenblätter auf den Strand, die der leichte Wind wieder in die Luft hob und ein wundervolles Panorama bot.
Als Michael seine Leonie in ihrem wundervollen Brautkleid auf ihn zukommen sah, liefen ihm die Tränen in Strömen übers Gesicht und auch die beiden anderen mussten schwer mit ihrer Beherrschung kämpfen. Nachdem sie dann endlich bei ihm war und ihm Bernand die Hand seiner Angebeteten gegeben hatte, stand er mit offenem Mund am Strand. Seine tränenden Augen waren voll auf sie fokussiert. Auch sie blickte ihn mit nassen Augen verliebt an. Mike, der die völlig fertige Karyani gereicht bekam, musste seine Liebste stützen. Selbst die sonst so harte Liz hätte Tränen des Glücks im Gesicht kleben, während Jason seine Braut in ihrem schwarzen Brautkleid bestaunte. Ihm stand der Mund so weit offen, dass er froh sein konnte, dass es keine Tankstelle war, irgendjemand hätte ihn garantiert vollgetankt. Der Beamte, den die Lokalverwaltung damit beauftragt hatte, begann die drei anwesenden Damen zu fragen, ob sie die neben ihnen stehenden Männer ehelichen wollen. Liz antwortete mit einem festen »Ja, ich will!«, die weiter rechts stehende Karyani konnte nur ein schwaches »Ja!« von sich geben und Leonie hauchte ein niedliches »Oh, Ja das will ich.«
Dann wurden die Herren der Schöpfung gefragt und wieder begann die Runde bei Jason, der neben seiner Liz stand. »Ja, natürlich«, sagte er mit Überzeugung. Mike, der als Nächstes an der Reihe war, brachte ein einfaches »Ja« zustande, und Michael sprach mit tränenerstickter Stimme »Selbstverständlich Ja, nichts lieber als das.«
Der Beamte bat um die Ringe, die von den Männern aus den Taschen gezogen wurden und sie ihren Frauen reichten. Sie alle nahmen die einzelnen Ringe und steckten sie den Männern an die Finger, bevor das umgekehrte Spiel begann. Auch die Männer legten ihren Bräuten die Ringe an. Dann erklärte er, kraft seines Amtes die drei Paare zu Mann und Frau, was die anwesenden Gäste mit großem Beifall bedachten. Die obligatorischen Küsse der Paare dauerten dementsprechend lange. Dann begannen die Feierlichkeiten mit Glückwünschen zur Eheschließung und den Geschenken für die Paare. Liz bekam von Michael ein Zepter überreicht und Jason schenkte er eine extra für ihn angefertigte Serverschütze mit dem aufgestickten Namen seiner Bar. Mike bekam von ihm ein nagelneues Tablet mit erweitertem Speicher, während er Kary eine Nachbildung ihres Kopfes aus Zirkonium überreichte. Dann kam François mit einem riesigen Koffer auf Leonie zu, den er ihr zur Hochzeit schenkte. Als sie ihn aufmachte, traute sie ihren Augen nicht. Darin war ein eigens für sie angefertigtes, personalisiertes Gewehr und eine gefüllte Munitionstasche, mit ihrem neuen Monogramm. Offiziell hieß sie jetzt Leonie Korn. Sie war die Einzige, deren Nachname sich durch die Heirat geändert hatte. Die beiden anderen behielten ihre Namen. Karyani hieß ja sowieso schon wie ihr Mann und Jason übernahm den Nachnamen seiner Frau.
Nach einiger Zeit verschwanden Leonie und Dolores im Zelt in der sich die Bräute ihre Kleider angezogen hatten. Das war das verabredete Zeichen für Michael den besten Freund von Dolores zu holen und sich am Zelt aufzustellen. Wiederum begann die Kapelle erneut den Hochzeitsmarsch zu spielen und Michael führte seine Leonie wieder nach vorne. Dolores folgte dicht dahinter, geführt von ihrem Freund. Bernand übernahm die inoffizielle Trauung der beiden und die beiden Männer reichten ihnen die symbolischen Ringe an. Da Bernand keine offizielle Befugnis hatte, Ehen zu schließen, war rechtlich alles in Ordnung. Es sollte auch nur ein symbolisches Zeichen für die beiden sein. Auch die anwesenden Gäste wussten darüber Bescheid und behandelten es wie eine normale Hochzeit. Die beiden hatten darauf bestanden, dass Michael seine Leonie zu der Trauung brachte.
Wie ein alter Hase brachte Bernand die Hochzeit seiner einzigen Verwandten professionell über die Bühne. Als Erstes fragte er das neueste Mitglied des Teams die ein überzeugendes »Ja, das will ich« hauchte. Leonie antwortete auf die Frage, ob sie die anwesende Dolores Paredes heiraten möchte mit »Ja, sehr gerne.«
Dann sagte Bernand den Spruch auf, den Dolores kaum erwarten konnte »Kraft des mir nicht verliehenen Amtes, erkläre ich euch zu Frau und Frau! Sie dürfen die Braut nun küssen!«
Das ließen sich die beiden nicht zweimal sagen und küssten sich. Im Hintergrund applaudierten die Gäste und Micha, der neben Leonie stand. Die Feier ging noch bis in den späten Abend und alle Anwesenden hatten einen großen Spaß. Spät in der Nacht begannen Mike und Karyani von den Gästen zu verabschieden. Sie wollten langsam in die Flitterwochen nach Venezuela aufbrechen. Als die beiden sich bei ihren Kollegen des Teams verabschieden wollten, hielt Micha die beiden zurück und fischte sein Handy aus der Hosentasche. Er wählte eine Kurzwahl und sagte nur »Kann losgehen«, dann legte er wieder auf. Kary und ihr Mann schauten ihn fragend an, bis sie aus dem Hintergrund ein unglaublich lautes Motorengeräusch vernahmen. Quer über den Strand raste ein sogenannter Monstertruck auf den abgesperrten Bereich zu. Die Gäste dachten an einen Angriff, der dem Team gelten sollte, und brachten sich instinktiv in Sicherheit. Kurz vor dem Zaun riss der Fahrer das Lenkrad herum und driftete, bis er parallel zu der Umzäunung stand. Dann blieb er einfach stehen und öffnete die Tür. Es fiel eine kurze Strickleiter nach unten. Michael nahm die Hände des Ehepaares und führte sie zu dem laut dröhnenden Vehikel. Dort angekommen erklärte er »Ich habe für euch beiden ein etwas spezielles Taxi besorgt, was euch zum Flughafen bringt. Haltet euch aber fest, der Fahrer hat Anweisung den kürzesten Weg zu der wartenden Maschine zu nehmen.«
Karyani beschwerte sich »Micha, du bist völlig verrückt, ich kann doch da mit dem Kleid nicht hochklettern.«
»Ich hätte einen Fahrstuhl eingebaut, aber die Zeit war zu kurz, Kary«, scherzte er, »du hältst dein Kleid hoch, dein Ehemann hilft dir über die Leiter und dann seid ihr schon auf dem Weg.«
»Honigschneckchen, ich wollte schon immer mal mit so einem Ding fahren«, sagte Mike als er das Gefährt mit leuchtenden Augen betrachtete. »Das macht bestimmt Spaß.«
»Wenn du meinst, Bärchen. Dann hilf mir mal da hoch«, entgegnete Kary, hob ihr Kleid bis zu den Knien nach oben und griff nach der Strickleiter.
Mikes Gesicht strahlte wie an Weihnachten. Mit einem kurzen Blick bedankte er sich bei Micha und half seiner frisch angetrauten Ehefrau die Leiter hinauf. Nachdem sie das Fahrzeug erklommen hatte, folgte ihr Mike mit einiger Anstrengung. Der Fahrer zog die Strickleiter wieder ein und schlug die Tür zu. Kurz danach heulte der Motor laut auf und die Höllenmaschine setzte sich in Bewegung. Unter dem lauten Jubel des Publikums drehte der Fahrer noch eine Runde um den abgesperrten Bereich und fuhr hupend direkt querfeldein Richtung Flughafen. Hinten war ein riesiges Schild angebracht auf dem »Just Married« stand und ein Seil mit vielen Angebrachten leeren Konservendosen schleifte über den Strand.
Der Alkohol floss in Strömen auf der Feier. Viele der Gäste wurden lustig, als die hochprozentige Flüssigkeit im Blut ankam und ihnen zu Kopf stieg. Auch Leonie und ihre Dolores griffen ordentlich zu. Nur Michael, der niemals Alkohol trank, hielt sich den ganzen Tag über an Gläsern mit Soda, oder zuckerhaltigen Limonaden fest. Lustig war er auch so, da benötigte er keinen Alkohol. Außerdem freute er sich riesig darüber, endlich mit Leonie verheiratet zu sein. Die drei verstanden sich blendend.
Es war bereits früh am Morgen, als die Gäste langsam den Strand verließen und in ihre Hotelzimmer zurückkehrten. Auch die Ehepaare machten sich auf den Weg nach Hause und legten sich in ihre Betten. Liz und ihr neu angetrauter Ehemann landeten wild knutschend im Bett, während der kleine Damien nebenan in seinem Babybettchen lag und tief am Schlummern war. Micha, und seine zwei Damen hatten im vergangenen Jahr das neue Haus noch einmal umgebaut. Sie hatten jetzt zwei Schlafzimmer. Eines mit einem breiten Bett damit sie alle zusammen schlafen konnten. Dabei lag Leonie in der Mitte, Micha links von ihr und Dolores hatte ihren Schlafplatz rechts davon. Im zweiten Schlafzimmer hatten sie auch ein großes Bett für die vergnüglichen Stunden zu zweit. Wenn sich Leonie mit Dolores zurückzog, blieb Micha alleine im Bett, ansonsten blieb Dolly die Nacht alleine. Heute in ihrer Hochzeitsnacht landeten alle drei gemeinsam im Bett. Micha allerdings hatte nur mit Leonie Spaß, während sie mit beiden eine wilde Nacht verbrachte.
Erst am späten Nachmittag wachten die frisch Vermählten wieder zusammen auf. Leonie und Dolores durften durchschlafen, während sich Michael immer, wenn Emilia oder Valeria schreiend aufwachten, sich um die beiden Kleinen kümmerte. Immer wenn das Babyfon von einer der beiden sich meldete, quälte er sich aus dem Bett und wickelte seine Mädchen. Mittlerweile konnte er das schon fast im Halbschlaf, ohne hinzusehen, erledigen.