Читать книгу Michael Korn & Liz Croll Trilogie - Matthias Boden - Страница 10
6. Kapitel Vereinigte Staaten, Houston (TX)
ОглавлениеSpecial Agent Turner lehnte in ihrem Ledersessel und hielt einen Monolog über die soeben verhaftete Lea Enis. Vor ihr blickte sie Agent Bloom an, der auf dem unbequemen Holzstuhl Platz genommen hatte.
»Mein lieber Agent Bloom, ich bin sehr froh, dass wir heute Miss Enis aus dem Verkehr ziehen konnten. Das alles ist so gut wie alleine ihr Verdienst. Sie haben dieses Monster jahrelang überwacht und konnten uns den entscheidenden Hinweis liefern, der letztendlich zu ihrer Ergreifung führte. In den letzten Jahren fielen ihr, nach offiziellen Zahlen, die wir auch ihnen verdanken, mehr oder weniger zumindest, nahezu 49 Personen zum Opfer. Hingerichtet, möchte ich beinahe sagen, in 23 Bundesstaaten dieses Landes. Die ganzen Opfer hatten eines gemeinsam, sie arbeiteten für die unterschiedlichsten Behörden dieses Landes. Bisher fehlen uns leider noch die ganzen Beweise, woher sie ihre Aufträge bekommen hat, und vor allem auf welchem Wege. Die Computerdaten durch den von ihnen eingeschleusten Trojaner ergaben keinen einzigen Treffer oder Anhaltspunkte, woher die Aufträge kamen und wer dafür bezahlt hat. Sie sind der Held des Jahrzehnts. Ich mag mir gar nicht vorstellen wie sie darunter gelitten haben müssen. Letzten Endes ist sie jetzt aber in der Zelle, bevor man sie in den nächsten Tagen in ein Hochsicherheitsgefängnis verlegt, in dem sie nach derzeitiger Schätzung wenigstens 120 Jahre verbringen wird. Dann wäre sie 150 Jahre alt, wenn sie rauskommt. Nur das wird nicht passieren, würde ich sagen. Was haben sie jetzt als Nächstes vor Agent?«
»Zuerst möchte ich gerne einen längeren Urlaub antreten, meine Familie besuchen, sowie eine riesige Party veranstalten« lächelte Bloom.
»Wir müssen erst noch ihre Tarnung rückgängig machen, aber da kümmere ich mich bereits drum. Genießen Sie ihren Urlaub«, strahlte Turner ihn an.
»Ach eine Frage noch Misses Turner, dürfte ich die Gefangene noch einmal besuchen? Ich habe da noch ein persönliches Anliegen, das ich gerne mit Miss Enis klären würde«, erwiderte Agent Bloom.
Turner überlegte einen Moment, bevor sie die Erlaubnis gab. Agent Bloom erhob sich von dem harten Stuhl, drückte sein Kreuz durch, bedankte sich mit einem Nicken und schloss die Bürotür hinter sich. Auf seinem Weg zu den Verwahrzellen im Untergeschoss des Gebäudes musste er immer wieder stehen bleiben, um sich zu orientieren. Er war seit einer Ewigkeit nicht mehr in dem Gebäude gewesen. In den letzten Jahren hatte sich vieles verändert.
Unten angekommen lief er an den ersten Zellen vorbei, die allesamt leer waren. Erst im hinteren Bereich entdeckte er Lea Enis, die auf ihrer Pritsche lag und das Gesicht in der kratzigen Wolldecke vergraben hatte.
Er stellte sich an die Gitterstäbe und pfiff eine leise Melodie. Lea, die bis dahin bewegungslos und schwer atmend auf der Pritsche lag, drehte den Kopf etwas nach links. Als der Tränenschleier sich lichtete, erkannte sie, wer da vor ihrer Zelle stand, bevor sie überhastet zum Gitter stürzte, rief sie »Dennis!«
Agent Bloom wich zurück und sagte in ruhigem Ton, »Nicht Dennis, für sie Agent Bloom Miss Enis.«
Lea verharrte eine Sekunde, bevor sie maulte, »Lass die blöden Scherze! Hol mich gefälligst hier raus Dennis!«
Der Agent lächelte und in süffisanten Ton merkte er an, »Mein Name war noch nie Dennis Wilcox, Miss Enis. Ich bin Agent Bloom. Übrigens bin ich der Grund, dass es uns gelungen ist sie zu ergreifen und der Gerechtigkeit zu übergeben.«
Leas ansonsten blasses Gesicht änderte die Farbe in ein dunkles Rot. Sie keifte, »Wenn ich hier raus bin, wirst du der erste Mord meiner Karriere den ich unbezahlt, aber mit höchster Befriedigung, langsam und qualvoll erledigen werde. Ich verspreche dir, dass ich, wenn nötig, mein gesamtes Vermögen ausgebe, um deine Qualen ewig zu verlängern!«
»Daraus wird wohl leider nichts, denn sie werden bis zum letzten Atemzug hinter Gittern verbringen«, lachte Bloom.
Dann wandte er sich um und verließ das Untergeschoss ohne ein weiteres Wort.
Lea konnte es nicht fassen. Ihr Freund, den sie seit 8 Jahren an ihrer Seite wusste, war ein Agent des FBI. Wie hatte sie das nur all die Jahre übersehen können?
Lea Enis war seit frühester Kindheit mit Waffen aufgewachsen. Solange sie denken konnte, hat sie immer irgendwie den Abzug gedrückt. Als kleines blondes Mädchen in Texas, als ihr Vater noch lebte, hatte sie erst Spielzeugwaffen in den Fingern, die durch kleine Zündhütchen einen Knall abgaben. Mit zarten 8 Jahren hatte sie das erste Mal eine echte Waffe in der Hand und durfte unter der Aufsicht ihres Vaters mit Platzpatronen auf imaginäre böse Buben schießen. Mit 11 durfte sie das erste Mal in ihrem Leben mit scharfer Munition auf Getränkedosen anlegen. Nachmittags, wenn die Schule zu Ende war, übte sie auf ihrer Playstation das anvisieren. Sobald dann ihr Vater zu Hause war, durfte sie im Garten, oder bei Regen auf der Terrasse auf Tausende Ziele schießen. Ihre Mutter brachte ihr autogenes Training bei, was die Konzentration steigerte und ließ sie die Muskeln der Arme trainieren. Lea Enis wurde nur 1,58 m groß und wog bis heute nur knappe 45 Kilogramm. Sie war schon immer zierlich, aber ihr Ziel war es, die großen Gewehre abzufeuern, die mit dem Rückstoß für sie einfach nicht zu halten waren. Viele Jahre trainierte sie wie eine Besessene ihre Muskeln und die Haltung der Waffe bis sie mit 17 zum ersten Mal mit einem Gewehr auf weiter entfernte Ziele ihr Können unter Beweis stellen konnte. Mit 19 Jahren musste sie miterleben, wie ihre Eltern getötet wurden. Sie kannte die Männer nicht die ihre Eltern umgebracht haben, bis es ihr mithilfe einiger Freunde gelang, sie ausfindig zu machen. Sie überlegte sich einen genauen Plan wie sie die beiden, wann und wo, aus sicherer Entfernung erledigen konnte. Diese ersten Morde blieben nicht unbemerkt. Gut, die Cops tappten im Dunkeln und waren nie in der Lage das alles irgendwie aufzuklären. Aber einige Geschäftsleute erfuhren durch undurchsichtige Kanäle davon. Sie engagierten die junge Frau für einige Morde. Allerdings blieb ihr Grundsatz immer gleich. Sie würde nie einen unschuldigen Menschen erschießen. Sie überprüfte jeden einzelnen Auftrag bis zu den dunkelsten Hintergründen, bevor sie loszog, um sie zu eliminieren. Ihre Aufträge bezog sie über einen toten Briefkasten im Museum of fine Arts in Houston. Die Bezahlung ihrer Dienste lief ebenfalls über Tote Briefkasten in Houston.
Und jetzt saß sie in diesem Loch, weil sie einem verdeckten Ermittler auf den Leim gegangen war, der es geschafft hatte, ihr Herz zu stehlen. Sie musste raus aus dem Loch, die große Frage war nur wie.