Читать книгу Michael Korn & Liz Croll Trilogie - Matthias Boden - Страница 7

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3. Kapitel

Deutschland, Flughafen Köln/Bonn

Mi­cha­el Korn war­te­te am Ga­te auf sei­nen Flug nach Ly­on. Er hat­te sich, nach­dem er den Brief­um­schlag er­hielt über In­ter­pol In­for­ma­tio­nen ein­ge­holt. 1923 in Wi­en ge­grün­det, mit Haupt­sitz in Ly­on war In­ter­pol zu­stän­dig, die Zu­sam­men­ar­beit der ver­schie­de­nen Po­li­zei­be­hör­den in 194 Län­dern der Welt zu ver­bes­sern. Sie war als Ve­rein ge­grün­det wor­den, nicht als Be­hör­de und un­ter­hielt kei­ne ei­ge­nen Agen­ten. 2013 wur­de Kri­tik laut als sich die In­ter­pol von Ta­b­ak­kon­zer­nen und knapp 30 Phar­ma­ri­e­sen ein Vier­tel ih­res Etats be­zah­len ließ. Als Grund gal­ten In­ter­es­sens­kon­flik­te bei der Straf­ver­fol­gung und man­geln­de Trans­pa­renz. Nicht ge­ra­de ruhm­reich dach­te Korn, aber wenn die­se Or­ga­ni­sa­ti­on über einen Etat von 300 Mil­lio­nen pro Jahr ver­fügt und ihm einen Job an­bie­ten möch­te, kann man sich ja mal ein Bild ma­chen. Ei­gent­lich war es ihm egal. Ein Job war nur dann et­was für ihn, wenn er in Ge­fahr brin­gen wür­de und ihm ei­ne Auf­ga­be gibt. Er ver­füg­te über ei­ne au­ßer­ge­wöhn­li­che Beo­b­ach­tungs­ga­be und zwin­gen­de Lo­gik. Für ihn war das nichts Be­son­de­res, das kön­nen vie­le an­de­re auch, viel­leicht deut­lich bes­ser als er. Nur war ver­mut­lich kei­ner der an­de­ren be­reit, sein Le­ben her­zu­ge­ben für einen Job. Bei ihm war das al­ler­dings et­was an­de­res. Auf­re­gen konn­te man ihn nicht, da­zu be­durf­te man In­for­ma­tio­nen, die er al­ler­dings nie Preis gab. Das war der ein­zi­ge wun­de Punkt. Er ver­barg sich hin­ter ei­ner Mau­er aus schwei­gen und be­geg­ne­te den Men­schen ab­leh­nend. Sei­ne Art mit an­de­ren zu re­den war be­lei­di­gend mit fie­sem Hu­mor. Trotz­dem war es we­ni­ger rat­sam ihm et­was ver­heim­li­chen zu wol­len. Aus den Re­ak­tio­nen konn­te er mit sei­ner Ga­be er­ken­nen, was die Wahr­heit war und wer ver­such­te, ihm einen Bä­ren auf­zu­bin­den. Sein Aus­se­hen er­le­dig­te das Üb­ri­ge. Grund­sätz­lich im­mer in Schwarz, hoch­ge­wach­sen mit deut­li­chen An­zei­chen von Kraft und ei­nem Blick der To­te wie­der er­we­cken könn­te. Zy­nisch, rück­sichts­los und nicht aus der Ru­he zu brin­gen.

Ein Si­gnal­ton drang aus den Laut­spre­chern ge­folgt von der An­sa­ge: »Die Pas­sa­gie­re des Flu­ges LH1724 nach Ly­on wer­den ge­be­ten sich zum Boar­ding zu be­ge­ben!«

Korn er­hob sich und ging mit sei­nem Ticket zum Schal­ter. Er lieb­te das flie­gen. Wo sonst gab es so vie­le Mög­lich­kei­ten, ums Le­ben zu kom­men? Die Schwer­kraft ver­liert nie und es gab Mil­lio­nen von Tei­len mit ei­nem klei­nen de­fekt, die ei­ne Ma­schi­ne in Se­kun­den vom Him­mel ho­len könn­ten. So­gar ein klei­ner Vo­gel in ei­nem Trieb­werk konn­te ei­ne Ka­ta­stro­phe aus­lö­sen. Vi­el­leicht klappt es ja heu­te, dach­te er bei sich und ging in die sil­ber­ne Boeing auf sei­nen Sitz­platz. In we­ni­gen Mi­nu­ten wa­ren sie in der Luft, und Mi­cha­el auf dem Weg zu ei­ner neu­en, hof­fent­lich ge­fähr­li­chen, Auf­ga­be.

Großbritannien, Flughafen London Heathrow

Ge­lang­weilt sah sich Liz am Ga­te um. Sie war viel zu früh am Flug­ha­fen an­ge­kom­men und war­te­te un­ge­dul­dig wie ein Kind auf das Boar­ding, des Air­bus A 320 von Hea­throw nach Ly­on. Mitt­ler­wei­le war schon über ei­ne Stun­de ver­gan­ge­nen, nach­dem sie aus dem Ta­xi, das sie her­ge­bracht hat­te, ge­stie­gen war, den Check in hin­ter sich brach­te und dann durch die Si­cher­heits­kon­trol­le ge­gan­gen war. Der damp­fen­de Kaf­fee in ih­rer Hand bot nicht wirk­lich ei­ne Er­fri­schung. Viel zu stark für ih­ren Ge­schmack und auch noch einen üb­len Nach­ge­schmack. Aber was woll­te sie auch er­war­ten, das hier war Groß­bri­tan­ni­en und da trin­ken die meis­ten Tee, wie sol­len die auch einen an­stän­di­gen Kaf­fee zu­stan­de brin­gen.

Liz Croll war die Toch­ter ei­nes Leh­rers aus der Graf­schaft Sus­sex an der Süd­spit­ze der bri­ti­schen In­sel. Ih­re Mut­ter, ei­ne Spring­rei­te­rin, die lei­der bei ei­nem Reit­un­fall ums Le­ben kam, als ih­re Stu­te sie ab­warf und sie mit dem Kopf auf einen Stein prall­te, starb, als sie ge­ra­de 9 Jah­re alt war. Sie war ei­ne Kämp­fe­rin. Trotz ih­rer klei­nen Kör­per­grö­ße konn­te sie un­glaub­li­che Fä­hig­kei­ten in sich ver­ei­nen. Jetzt mit Mit­te 30 war sie zu ei­ner her­vor­ra­gen­den Po­li­zis­tin im Kö­nig­reich ge­wor­den und galt als ech­te Spür­na­se. Was im­mer es zu fin­den galt, wenn Liz sich der Sa­che an­nahm, stie­gen die Chan­cen, al­les auf­zu­klä­ren ra­pi­de an. Ihr Va­ter brach­te ihr bei, hin­ter die Mas­ken der Men­schen zu bli­cken. Sie hat­te ein fast un­heim­li­ches Ge­spür da­für, wer et­was zu ver­ber­gen hat­te. Schon in ih­rer Kind­heit hat­te ihr Va­ter ihr im­mer wie­der ver­schie­de­ne Spu­ren ge­legt und sie hat­te mit Be­geis­te­rung je­den Hin­weis un­ter­sucht und war der Fähr­te nach­ge­gan­gen. Dort war­te­ten dann Sü­ßig­kei­ten oder Spiel­zeug auf sie. Heu­te war­te­ten nur noch Ver­bre­cher am En­de der Spu­ren, aber das war fast ge­nau­so gut. Und ihr ge­rin­ges Kör­per­maß hat­te noch einen an­de­ren Vor­teil, sie war fast so schnell, wie ei­ne Kat­ze da­bei möch­te sie Hun­de um ei­ni­ges lie­ber.

Was wür­de nur in Ly­on auf sie war­ten frag­te sie sich, und warum woll­te man aus­ge­rech­net sie dort ha­ben. Gab es in Groß­bri­tan­ni­en nicht ge­nug Ver­bre­cher, dass man sie in ein Bü­ro ab­schie­ben konn­te, um an ei­ner Staub­lun­ge zu er­kran­ken, weil sie sich wie ein Holz­wurm durch al­te Ak­ten wüh­len müss­te. Das war nichts für Liz, sie moch­te die fri­sche Luft, die Spu­ren, das ent­rät­seln und das Ge­fühl et­was Sinn­vol­les mit ih­rem Le­ben an­zu­fan­gen. Au­gen durch und zu, wie das Sprich­wort sagt. Sie wür­de sich das an­hö­ren und wenn ihr die Fran­zo­sen auf die Ner­ven gin­gen zu­rück nach Eng­land flie­gen, um dort Ver­bre­cher zu ja­gen.

Das Boar­ding be­gann end­lich und Liz nahm ih­re Hand­ta­sche, die auch ger­ne als Kof­fer hät­te durch­ge­hen kön­nen, und be­trat den mo­der­nen Air­bus. Für die 760 km wür­den an­dert­halb Stun­den aus­rei­chen.

Michael Korn & Liz Croll Trilogie

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