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5. Kapitel Frankreich, Lyon

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Sur­rend setz­te sich das Trans­port­band in Gang. Liz stand et­was ab­seits um nicht im großen Ge­drän­ge um­ge­rannt zu wer­den. Um sie her­um fie­len sich Fa­mi­li­en in die Ar­me, Kin­der lach­ten und Ju­gend­li­che stell­ten ih­re Cool­ness un­ter Be­weis, in­dem sie ein­fach al­les und je­den igno­rier­ten. Der ganz nor­ma­le Wahn­sinn an ei­nem Flug­ha­fen. Ihr Blick fiel auf einen kom­plett in schwarz ge­klei­de­ten Mann, der nur ei­ni­ge Me­ter ent­fernt von ihr stand. Sei­ne Au­ra wirk­te düs­ter und be­droh­lich auf sie, ob­wohl die kan­ti­gen Zü­ge ihm ei­ne ge­wis­se At­trak­ti­vi­tät ver­lie­hen. Trotz­dem woll­te sie so je­man­dem si­cher nicht nachts be­geg­nen. Er stand wie ein Baum auf ei­ner Stel­le, doch sei­ne blau­en Au­gen wa­ren hell­wach und streif­ten un­auf­hör­lich durch die Hal­le. Wie aus dem nichts setz­te er sich in Be­we­gung und hielt auf das Band zu, auf dem eben ei­ne schwar­ze Ny­lon­ta­sche er­schi­en. Oh­ne Um­weg lief er ge­ra­de­aus, rem­pel­te einen Ju­gend­li­chen fast um, der ihm auf Fran­zö­sisch ir­gen­det­was hin­ter­her­warf, was nicht be­son­ders freund­lich klang. Er igno­rier­te ein strei­ten­des Ehe­paar, lief di­rekt zwi­schen ih­nen durch, pack­te die schwar­ze Ta­sche am Griff und ging dann auf den Aus­gang der Hal­le zu. Mit dem ist si­cher, nicht gut Kir­schen es­sen, grins­te sie in sich hin­ein. Die Rei­hen vor dem Band lich­te­ten sich ein we­nig und Liz er­kann­te ih­ren Kof­fer der sei­ne Krei­se dreh­te. Sie nahm ihn vom Band, stell­te ihn auf den Bo­den und zog den Griff nach oben um ihn hin­ter sich her­rol­len zu las­sen. Sie ver­ließ die Hal­le auf di­rek­tem Weg, um nach drau­ßen zu kom­men, es wur­de lang­sam Zeit den Ni­ko­tin­spie­gel auf ein nor­ma­les Le­vel zu brin­gen, der seit Lon­don ins Bo­den­lo­se ge­fal­len war.

Drau­ßen leg­te die Son­ne Ly­on in hel­les Licht, das in den Au­gen brann­te. Liz kniff die Au­gen zu­sam­men, da­mit sich die Pu­pil­len ver­en­gen konn­ten. Als sie sich an die Hel­lig­keit ge­wöhnt hat­te, öff­ne­te sie die Au­gen, fisch­te in ih­rer Hand­ta­sche nach ei­nem Glimm­stän­gel und ih­rem Feu­er­zeug. Da stand er wie­der vor ihr, der Mann in Schwarz. Die­ses Mal mit ei­ner eben­falls schwar­zen Son­nen­bril­le vor den Au­gen zog er an sei­ner Zi­ga­ret­te und in­ha­liert tief. Sie ver­such­te, ihn ab­zu­schät­zen. Groß war er, mar­kan­tes Ge­sicht mit den har­ten Zü­gen, et­was rund­lich um die Hüf­te und ein Kreuz wie ein Bär. Aber ir­gend­was ir­ri­tier­te sie an ihm. Er wirk­te un­glaub­lich mäch­tig und doch spür­te sie so et­was wie Un­si­cher­heit. In­ter­essan­ter Typ ei­gent­lich wä­re da nicht sein Be­neh­men wie ein Ele­fant im Kühl­schrank.

Dann ent­deck­te sie einen jün­ge­ren Mann, der in ei­nem schwar­zen An­zug zwei Schild­chen in die Hö­he reck­te. Auf dem lin­ken stand L. Croll und auf dem rech­ten M. Korn. Das war wohl ein Bü­ro­hengst von In­ter­pol, der zwei Per­so­nen ab­ho­len soll­te, wo­bei er so dürr war wie ein klei­ner Stock und auf sie wirk­te, als kön­ne er kaum einen Blei­stift hal­ten. Egal dach­te sie sich, fah­ren wird er wohl kön­nen und so weit ist es ja auch wie­der nicht. Sie wink­te ihm zu und stell­te sich als Liz Croll vor. Ei­ne piep­sen­de Kin­der­stim­me drang aus sei­nem Mund, als er sag­te »Mon­sieur Rous­sel schickt mich, um sie ab­zu­ho­len Miss Croll. Ist mir ei­ne Freu­de, sie ken­nen­zu­ler­nen. Wir war­ten lei­der noch auf Mis­ter Korn, der ei­gent­lich vor ih­nen ge­lan­det sein müss­te.«

»Ich hab dich schon lan­ge ge­se­hen Büb­chen!«, raun­te ei­ne tie­fe Stim­me hin­ter Liz.

Er­schro­cken dreh­te sie sich um und starr­te auf ein schwar­zes Shirt, erst als sie den Kopf hob, er­kann­te sie, dass es der Bull­do­zer, der vor­her durch die Ge­päck­hal­le ge­pflügt war. Das ist al­so Mis­ter Korn, oder soll­te ich ihn eher Mis­ter Arsch nen­nen?

Die schril­le Stim­me leg­te wie­der los »Mis­ter Korn, es freut mich, dass sie hier sind. Wie wa­ren ih­re Flü­ge?«

Ehe Liz et­was er­wi­dern konn­te, hat­te schon Mis­ter Arsch das Wort er­grif­fen und sah den jun­gen an, als wol­le er, ihn gleich auf der Stel­le zum ewi­gen Schwei­gen brin­gen »Quatsch mir kei­ne Fri­ka­del­le ans Knie du Kno­chen­ge­rüst. Hau die Ha­cken in den Teer und lass uns fah­ren sonst krieg ich schlech­te Lau­ne!«

»Noch schlech­ter als jetzt ist wohl kaum mög­lich Mis­ter Korn, oder soll­te ich sie bes­ser Mis­ter Arsch nen­nen?«, gif­te­te Liz.

»Vor­sich­tig, das Zwer­gen wer­fen wur­de letz­tes Jahr wie­der er­laubt, viel­leicht mach ich spä­ter noch Ge­brauch da­von«, hör­te sie den dump­fen Bass sei­ner Stim­me.

»Be­vor wir fah­ren müss­te ich sie bit­ten, sich aus­zu­wei­sen!«, be­harr­te der Fah­rer.

Korn griff in sei­ne hin­te­re Ho­sen­ta­sche und zog sei­nen Aus­weis her­aus, den er an­ge­wi­dert dem Fah­rer vor die Na­se hielt. Als er da­nach grei­fen woll­te, zog Korn sei­ne Hand zu­rück und mach­te ein fins­te­res Ge­sicht.

»Du be­hältst dei­ne Pfo­ten bei dir, sonst bre­che ich sie dir!«, pflaum­te er ihn an.

Liz nes­tel­te in ih­rer Hand­ta­sche nach ih­rem Aus­weis­do­ku­ment. Un­ge­dul­dig be­ob­ach­tet der schwarz ge­klei­de­te Bo­dy­guard das Schau­spiel und riet ihr dann »Ver­su­chen sie es im Kel­ler der Rei­se­ta­sche!«

»Dan­ke für den Hin­weis, aber ich wer­de mei­nen Aus­weis auch oh­ne ih­re Hil­fe fin­den!«, warf sie ihm et­was un­ge­hal­ten an den Kopf.

»Ich be­zweifle ernst­haft, das sie einen Aus­weis be­sit­zen, eher ver­mu­te ich ein Ent­schul­di­gungs­schrei­ben von Dur­ex!«, gab Korn zu­rück.

Na das kann ja hei­ter wer­den, schoss es ihr durch den Kopf und sie be­reu­te, dass sie ih­re Waf­fe nicht mit­neh­men durf­te. Liz fand ih­ren Per­so­nal­aus­weis zu­sam­men mit ih­rem Dienst­aus­weis in ei­ner in­ne­ren Sei­ten­ta­sche. Sie reich­te das Do­ku­ment dem Fah­rer, der es auf­merk­sam be­gut­ach­te­te und es ihr wie­der mit ei­nem schie­fen Lä­cheln zu­rück­gab. Korn hat­te sich be­reits auf den Bei­fah­rer­sitz ge­setzt und die Tür zu­ge­schla­gen. Sei­ne Au­gen wa­ren in den zart­blau­en Him­mel über Ly­on ge­rich­tet. Liz nahm hin­ter dem Fah­rer Platz und starr­te bö­se auf Korn. Fast un­merk­lich schüt­tel­te sie den Kopf über das Ver­hal­ten des Man­nes. Er nahm da­von kei­ne No­tiz. Sein Kopf war zum Fens­ter ge­rich­tet, durch das er starr und un­be­weg­lich in den Him­mel blick­te.

Die Fahrt ver­lief still, mit Aus­nah­me der Chan­son sin­gen­den Stim­me aus dem Ra­dio, die sich an­hör­te, als wür­de man ihr ge­ra­de den Blind­darm oh­ne Be­täu­bung ent­fer­nen.

Michael Korn & Liz Croll Trilogie

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