Читать книгу Michael Korn & Liz Croll Trilogie - Matthias Boden - Страница 9
5. Kapitel Frankreich, Lyon
ОглавлениеSurrend setzte sich das Transportband in Gang. Liz stand etwas abseits um nicht im großen Gedränge umgerannt zu werden. Um sie herum fielen sich Familien in die Arme, Kinder lachten und Jugendliche stellten ihre Coolness unter Beweis, indem sie einfach alles und jeden ignorierten. Der ganz normale Wahnsinn an einem Flughafen. Ihr Blick fiel auf einen komplett in schwarz gekleideten Mann, der nur einige Meter entfernt von ihr stand. Seine Aura wirkte düster und bedrohlich auf sie, obwohl die kantigen Züge ihm eine gewisse Attraktivität verliehen. Trotzdem wollte sie so jemandem sicher nicht nachts begegnen. Er stand wie ein Baum auf einer Stelle, doch seine blauen Augen waren hellwach und streiften unaufhörlich durch die Halle. Wie aus dem nichts setzte er sich in Bewegung und hielt auf das Band zu, auf dem eben eine schwarze Nylontasche erschien. Ohne Umweg lief er geradeaus, rempelte einen Jugendlichen fast um, der ihm auf Französisch irgendetwas hinterherwarf, was nicht besonders freundlich klang. Er ignorierte ein streitendes Ehepaar, lief direkt zwischen ihnen durch, packte die schwarze Tasche am Griff und ging dann auf den Ausgang der Halle zu. Mit dem ist sicher, nicht gut Kirschen essen, grinste sie in sich hinein. Die Reihen vor dem Band lichteten sich ein wenig und Liz erkannte ihren Koffer der seine Kreise drehte. Sie nahm ihn vom Band, stellte ihn auf den Boden und zog den Griff nach oben um ihn hinter sich herrollen zu lassen. Sie verließ die Halle auf direktem Weg, um nach draußen zu kommen, es wurde langsam Zeit den Nikotinspiegel auf ein normales Level zu bringen, der seit London ins Bodenlose gefallen war.
Draußen legte die Sonne Lyon in helles Licht, das in den Augen brannte. Liz kniff die Augen zusammen, damit sich die Pupillen verengen konnten. Als sie sich an die Helligkeit gewöhnt hatte, öffnete sie die Augen, fischte in ihrer Handtasche nach einem Glimmstängel und ihrem Feuerzeug. Da stand er wieder vor ihr, der Mann in Schwarz. Dieses Mal mit einer ebenfalls schwarzen Sonnenbrille vor den Augen zog er an seiner Zigarette und inhaliert tief. Sie versuchte, ihn abzuschätzen. Groß war er, markantes Gesicht mit den harten Zügen, etwas rundlich um die Hüfte und ein Kreuz wie ein Bär. Aber irgendwas irritierte sie an ihm. Er wirkte unglaublich mächtig und doch spürte sie so etwas wie Unsicherheit. Interessanter Typ eigentlich wäre da nicht sein Benehmen wie ein Elefant im Kühlschrank.
Dann entdeckte sie einen jüngeren Mann, der in einem schwarzen Anzug zwei Schildchen in die Höhe reckte. Auf dem linken stand L. Croll und auf dem rechten M. Korn. Das war wohl ein Bürohengst von Interpol, der zwei Personen abholen sollte, wobei er so dürr war wie ein kleiner Stock und auf sie wirkte, als könne er kaum einen Bleistift halten. Egal dachte sie sich, fahren wird er wohl können und so weit ist es ja auch wieder nicht. Sie winkte ihm zu und stellte sich als Liz Croll vor. Eine piepsende Kinderstimme drang aus seinem Mund, als er sagte »Monsieur Roussel schickt mich, um sie abzuholen Miss Croll. Ist mir eine Freude, sie kennenzulernen. Wir warten leider noch auf Mister Korn, der eigentlich vor ihnen gelandet sein müsste.«
»Ich hab dich schon lange gesehen Bübchen!«, raunte eine tiefe Stimme hinter Liz.
Erschrocken drehte sie sich um und starrte auf ein schwarzes Shirt, erst als sie den Kopf hob, erkannte sie, dass es der Bulldozer, der vorher durch die Gepäckhalle gepflügt war. Das ist also Mister Korn, oder sollte ich ihn eher Mister Arsch nennen?
Die schrille Stimme legte wieder los »Mister Korn, es freut mich, dass sie hier sind. Wie waren ihre Flüge?«
Ehe Liz etwas erwidern konnte, hatte schon Mister Arsch das Wort ergriffen und sah den jungen an, als wolle er, ihn gleich auf der Stelle zum ewigen Schweigen bringen »Quatsch mir keine Frikadelle ans Knie du Knochengerüst. Hau die Hacken in den Teer und lass uns fahren sonst krieg ich schlechte Laune!«
»Noch schlechter als jetzt ist wohl kaum möglich Mister Korn, oder sollte ich sie besser Mister Arsch nennen?«, giftete Liz.
»Vorsichtig, das Zwergen werfen wurde letztes Jahr wieder erlaubt, vielleicht mach ich später noch Gebrauch davon«, hörte sie den dumpfen Bass seiner Stimme.
»Bevor wir fahren müsste ich sie bitten, sich auszuweisen!«, beharrte der Fahrer.
Korn griff in seine hintere Hosentasche und zog seinen Ausweis heraus, den er angewidert dem Fahrer vor die Nase hielt. Als er danach greifen wollte, zog Korn seine Hand zurück und machte ein finsteres Gesicht.
»Du behältst deine Pfoten bei dir, sonst breche ich sie dir!«, pflaumte er ihn an.
Liz nestelte in ihrer Handtasche nach ihrem Ausweisdokument. Ungeduldig beobachtet der schwarz gekleidete Bodyguard das Schauspiel und riet ihr dann »Versuchen sie es im Keller der Reisetasche!«
»Danke für den Hinweis, aber ich werde meinen Ausweis auch ohne ihre Hilfe finden!«, warf sie ihm etwas ungehalten an den Kopf.
»Ich bezweifle ernsthaft, das sie einen Ausweis besitzen, eher vermute ich ein Entschuldigungsschreiben von Durex!«, gab Korn zurück.
Na das kann ja heiter werden, schoss es ihr durch den Kopf und sie bereute, dass sie ihre Waffe nicht mitnehmen durfte. Liz fand ihren Personalausweis zusammen mit ihrem Dienstausweis in einer inneren Seitentasche. Sie reichte das Dokument dem Fahrer, der es aufmerksam begutachtete und es ihr wieder mit einem schiefen Lächeln zurückgab. Korn hatte sich bereits auf den Beifahrersitz gesetzt und die Tür zugeschlagen. Seine Augen waren in den zartblauen Himmel über Lyon gerichtet. Liz nahm hinter dem Fahrer Platz und starrte böse auf Korn. Fast unmerklich schüttelte sie den Kopf über das Verhalten des Mannes. Er nahm davon keine Notiz. Sein Kopf war zum Fenster gerichtet, durch das er starr und unbeweglich in den Himmel blickte.
Die Fahrt verlief still, mit Ausnahme der Chanson singenden Stimme aus dem Radio, die sich anhörte, als würde man ihr gerade den Blinddarm ohne Betäubung entfernen.