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Built To Spill „Live” (2000)

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Als auf dem Studioalbum „Keep it like a Secret“ der Song „Broken Chairs“ nach knapp sieben Minuten vorbei war, kämpften zwei Gefühe miteinander: Euphorie und Frust. Ein so mitreißendes Gitarrenstück hatte es seit Neil Youngs „Like a Hurricane“ nicht gegeben, es hätte nur länger dauern, ach was: Es hätte nie mehr enden dürfen. Was blieb, war der Traum vom Livealbum, von der hemmungslos epischen Länge, vom Rausch ohne Droge. Ein Traum, der nun wahr wird: „Broken Chairs“ dauert volle 19 Minuten …! Die fiebrige Vorfreude aber weicht bald einer Enttäuschung, die sich sehr unterscheidet von jener nach dem Genuss der Studiofassung. Statt sich spiralig in Höhen zu schrauben, wo nichts mehr ist als Saitensturmgetöse und die Transzendenz von Lärm und Melodie, stürzen Doug Martsch und seine Band ab. „Broken Chairs“ kommt nie richtig auf die Beine; der genialische Lärm wird bald zum unfertigen Gedaddel. Das Stück fällt in sich zusammen, weil Martschs Soli die lange Distanz nicht durchhalten – als versuchte sich ein 5000-Meter-Läufer am Marathon. Der Coverversion von Youngs „Cortez the Killer“ (20 Minuten!) geht es etwas besser; aber in der zweiten Hälfte siecht auch sie dahin. Mit den Studioalben haben Built To Spill den Gniedelrock ins 21. Jahrhundert geführt; dieses Livealbum aber klingt, als hätten Neil Young & Crazy Horse an einem verkaterten Tag vergessen, den Gig abzusagen.

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