Читать книгу Der Heidekönig - Max Geißler - Страница 12

Оглавление

In dem Sommer, der nun heraufkam, verkaufte Matheis die Kulturen. Aber das kleine Haus behielt Flossy Maris für sich. Der neue Besitzer baute sich ein anderes. Und die Witwe trat gegen Tagelohn für Gelegenheitsarbeiten in seine Dienste. Die Leute im Dorfe schrien, weil die alternde Frau nun frönen müsse. Der Matheis Maris aber sässe die langen Tage draussen im Heidemoor und liesse sich die Sonne auf das falschgehende Hirn scheinen.

Er hatte sich ein ganzes Regal mit Büchern über Malerei angeschafft. Lief mit dem Malkasten hinaus in die Heide. Und wenn es kam, dass einer draussen an seiner eifernden Einsamkeit vorüberging, klebte der sich gleich an ihn fest. „Na, Matheis Maris, wie steht das?“ Matheis schaute nicht auf. „Du hast es gut. Das lässt man sich gefallen. So etwas möcht’ unsereiner auch können. Aber wir sind dazu nun einmal zu dumm.“ — „Das wohl.“ — „Holla!“ — „Nun?“ — „Nein, Matheis Maris — so ist es: wir haben es nicht gelernt wie du, dem Herrgott die Tage zu stehlen. Wir sind zu gescheit dazu, und wir haben auch ein Gewissen!“ — „Auch recht,“ sagte Matheis, trat mit dem Holzschuh ein Loch in den Grund und schalt auf die Schnaken. So deutlich war er, dass der Nachbar ihn ohne Gruss stehen liess. — Zuvor aber spützte er durch den Mundwinkel ... zsch.

Dass Matheis keinen Heller in das kleine Haus trug, aber für Farben, Bücher, Pinsel, Öl ein beträchtliches Stück Geld hinaus — nun, es braucht einer nicht einmal ein Kleinhäuslersohn von der Moorheide zu sein, um bitter davor zu werden. „Es sind die Lehrjahre, Mutter.“ So oft hatte er sie getröstet, und doch änderte das nichts an der harten Wirklichkeit: Flossy Maris musste sich um drei Jungen sorgen. Um den ältesten waren die Sorgen am schwersten. Der Matheis werkte an jedem Morgen mit Harke und Forke in Hof und Stall. In die junge Sonne lief er mit der blanken Sense über der Schulter. Und manchmal, wenn sich das zwiegeschliffene Schwert ihm durch die Seele schlug, dass er sich keinen Rat wusste und keinen Weg mehr sah, weil ein Bild nicht dem ähnlich werden wollte, das er strahlend im Geiste trug — ach ja, manchmal legte er Palette und Pinsel daheim in den Winkel, ging zu dem neuen Besitzer und sagte: „Da bin ich, nimm mich in deinen Dienst, Pieter Bosboom; denn zum Malen bin ich zu dumm.“

„Zu dumm, Matheis Maris? Ich weiss das nicht. Aber das weiss ich: du müsstest einmal zu einem Meister wandern, in Amsterdam etwa, oder in Antwerpen. Es ist da einer mit Namen Alma Tadema, weisst du. Dem müsstest du erzählen, wer du bist und was du getrieben hast und es ihm zeigen, dass er dir sagt, ob es mit deiner Kunst etwas ist. Ob du das richtige Genie hast, weisst du.“

„Hm,“ sagte Matheis Maris, „das muss wohl einmal kommen. Im nächsten Sommer etwa, Pieter Bosboom; denn ich meine, man muss da einen Rückensack voll Bilder mitbringen. An der Nase sieht man einem das Genie nicht an, Pieter Bosboom.“

Darauf wühlte Matheis Maris eine Woche in der Erde und wühlte sich wieder die Sehnsucht in die Seele nach den Bildern, die der Herrgott weitum in der Moorheide aufgehängt hatte. „Hurrjeh, es braucht sie einer nur so wegzunehmen, Pieter Bosboom.“ Pieter lachte ihm sein befreiendes herzliches Lachen ins Herz. „Du darfst nicht zag sein, Matheis Maris; über dies eine Jahr werden wir dich schon hinwegbringen, weisst du. Dann erfahren wir, wie es um dich steht. Ich aber sage dir: wenn einer das kann, so aus sich heraus, dann hat er Genie! Und damit basta.“

Der Heidekönig

Подняться наверх