Читать книгу Der Heidekönig - Max Geißler - Страница 16

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Nun war das so mit Matheis Maris: der Abend, in den er das Bild vom Herzen Gottes gestellt, war eine Weltscheide für ihn geworden. An diesem Abend warf er sich in den Kleidern aufs Bett und lag die Hälfte der Nacht mit heissen Augen. Die waren weit offen vor Glück. Und starrte über sich gegen das braune Röhricht des Daches und konnte den Morgen nicht erwarten und lief mit dem Malzeug hinaus, als der Saum der Erde rot wurde; denn er wollte gleich die Probe machen auf sein Exempel.

Aber zum Malen kam er nicht. Nicht an diesem Tag und nicht am nächsten. Er merkte, er hatte eine solche Fülle von Wissenschaft in sich hineingelesen, dass er da erst gründlich Ordnung schaffen musste. Aber über allem stand der Spruch vom Herzen Gottes. Und der war seine eigene Erfindung.

Seit diesem Morgen sah er die Welt anders. Es war, als habe sie im Dornröschenschlafe gelegen. Das Wort vom Blick ins Herz Gottes war die Zauberformel, vor der sie erwacht war. Nun war ihre Schönheit siebenmal so schön. Und ihr Leben, das zuvor leises Atmen und holdselige Bewusstlosigkeit gewesen, redete nun zu ihm von einem tiefen Wesen der Dinge, das er zuvor nicht geahnt hatte. Und nicht gesehen. Was gestern Stoff und Spröde gewesen war, vor denen er mühselig herummass und Farben wog, das hatte auf einmal Macht und Grösse.

So war sein Kampf mit der Natur ein anderer geworden. Sieger konnte er sein — nicht wenn er diese Welt der tausend Masse nachahmte in Fläche und Farbe; denn das hiess nichts weiter als: zu Tode malen, was nun lebendig geworden war vor ihm! — nein, Sieger konnte er sein, wenn er es machte wie Gott: er schuf und blies dem Geschaffenen einen lebendigen Odem ein. — Das war die andere Zauberformel.

Eine Woche rang er um diese Erkenntnis, ehe er fand, dass sie sich in die zwei Worte vom lebendigen Odem füllen liess! Er aber war um diese zwei Worte gelaufen, Tag und Nacht und Nacht und Tag, dass ihm die Pulse zu bersten drohten.

Dann hing er alle Bilder ab in seinem Hause. — Sie waren seine Freude gewesen. Flossy Maris hatte davorgestanden in herzfroher Demut; und Pieter Bosboom hatte von ihnen gesagt: „Wer das gemacht hat, der hat das Genie.“ Diese Tafeln wollte Matheis Maris über Jahr und Tag in seinem Rückensack zu dem grossen Meister Alma Tadema tragen. Nun gedachte er daraus einen Scheiterhaufen zu machen und den einfältigen Menschen Matheis Maris von ehedem darauf zu verbrennen. — Aber er besann sich. Er holte die Eier vom Neste und kochte sie darüber.

Der Heidekönig

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