Читать книгу Der Heidekönig - Max Geißler - Страница 18

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Geraume Zeit war vergangen, da erschien Pieter Bosboom. Er fand das Haus offen, die Welt sommerstill und den Menschen Maris bei einer Beschwörung in Einsamkeit. Diesmal war Pieter gekommen, ihm Vorwürfe zu machen: er behandele die Menschen wie Luft und seine Freunde wie Feinde. „Da du im Finstern nicht malen kannst, Matheis Maris ...“ — „Aber bei der Lampe lesen, Pieter Bosboom!“ — „ ... so könntest du dich wohl manchmal für eine Stunde hinüber finden zu uns.“

„Ja,“ sagte Matheis, „wenn es um nichts als um diese Stunde ginge! Aber ich reisse mir damit etliche Tage ein. Wenn du eine Pflanze mit all ihren Wurzeln aus ihrem Boden nimmst, so bringst du sie in ihrer Entwicklung nicht bloss um die Stunde, in der du sie versetzest, sondern du stiehlst ihr eine Reihe von Tagen. Und wenn du sie in jeder zweiten Woche aus ihrem Grunde hebst — lieber Pieter Bosboom, muss ich dir sagen, dass du sie dann um Blüte und Frucht bestiehlst?“

„Wenn das so ist ...“

„Es ist so. Und das ist nicht einer jener hinkenden Vergleiche, die sich leidlich anhören, zuletzt aber doch nicht Stich halten. Nein, es ist ganz und gar so, Pieter Bosboom.“

Dann auf dem Heimwege versuchte er sich vorzustellen, wie das mit Matheis Maris sei. Er geriet darüber in tiefe Finsternis, versäumte den Zwiesel des Moorpfades, stapfte bis gegen Mitternacht im Ried und an Tümpeln herum und sah immer das Licht aus Flossy, Maris’ Fenster. Das schlug ihm einen goldenen Steig entgegen. Aber er konnte nicht darauf wandern. Endlich stapfte er in den Hof und tastete nach Mutter Flossys Türklinke. Weil er so lange aus war, spukten nun die Sorgen der Frau als Gespenster durch das Häuschen. Er fand Flossy, zerschreckt und mit verweinten Augen. „Es ist nicht leicht für eine Mutter, immerzu Liebe zu säen und immerzu Leid zu ernten. Wie steht es um ihn?“

„Oh, er ist blank und wohlauf wie ein Pfingstmorgen! Aber er ist undurchsichtig für uns. Undurchsichtig wie eine Nacht ohne Sterne. Nein, noch undurchsichtiger. Aus der Nacht hab ich mich wieder herausgefunden — in Matheis Maris diesmal aber gar nicht erst hinein!“

Die Frau hatte einen Kaffee gekocht. Nun sass sie mit Pieter Bosboom am Tisch und redete lange mit ihm. Er sagte ihr auch das Bild von der Pflanze, das Matheis gebraucht hatte. — Das Gleichnis verstanden sie. Aber die Seele des Matheis Maris verstanden sie nicht.

Der Heidekönig

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