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Penfield über den Geist

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Gegen Ende eines langen, der Neurochirurgie und Neurologie gewidmeten Lebens veröffentlichte Penfield ein schmales Buch mit dem Titel The Mystery of the Mind. Dabei handelte es sich um den, wie er schrieb, „letzten Bericht über meine Erfahrung“ – eine Darlegung der Jugendziele, die er erreicht hatte. „Die Frage, was der Geist sei, ist die entscheidende Frage, und sie konfrontiert uns möglicherweise mit dem schwierigsten und wichtigsten aller Probleme“ (MM 85). Im Vorwort äußerte er sich dazu, was er am Ende seines Forscherlebens gern getan hätte, nämlich „den Stand der Dinge zu überprüfen und die Frage aufzuwerfen Machen die Gehirnmechanismen den Geist aus? Kann der Geist durch das, was augenblicklich über das Gehirn bekannt ist, erklärt werden?“ (MM xiii) Sich explizit auf die oben erwähnte Bemerkung Sherringtons beziehend, argumentierte Penfield, dass „die Zeit reif ist, den Blick auf seine beiden Hypothesen zu werfen, die zwei ‚Unwahrscheinlichkeiten‘. Entweder erklärt die Gehirntätigkeit den Geist oder wir müssen mit zwei Elementen fertig werden“ (MM 4). Trotz seiner methodologischen Einstellung fühlte Penfield sich zu einer cartesianischen Sicht hingezogen, seinem großen Lehrer nicht unähnlich. Er schrieb:

Ich für meinen Teil bin nach all den Jahren der Anstrengung, eine Erklärung für den Geist ausschließlich anhand der Gehirntätigkeit zu finden, zu dem Ergebnis gekommen, dass es leichter ist (und einfacher, schlüssig zu argumentieren), wenn man sich die Hypothese zu eigen macht, dass unser Sein aus zwei Fundamentalelementen besteht. […] Weil ich den sicheren Eindruck habe, dass es immer schlechthin unmöglich sein wird, den Geist anhand neuronaler Tätigkeit innerhalb des Gehirns zu erklären, und weil mir scheint, dass der Geist sich während des Lebens eines Individuums unabhängig entwickelt und ausreift, als ob es sich bei ihm um ein ununterbrochen existierendes Element handelte, und weil ein Computer (und ein solcher ist das Gehirn) von einer zu unabhängigem Verständnis befähigten Instanz programmiert und bedient werden muss, sehe ich mich gezwungen, den Gedanken vorzubringen, dass unser Sein anhand zweier Fundamentalelemente zu erklären ist. Das macht es meiner Ansicht nach am wahrscheinlichsten, dass wir zum endgültigen Verständnis gelangen, nach dem so viele unentwegte Wissenschaftler streben. (MM 80)

Aus welchen Gründen ließ er sich zu dieser Einschätzung hinreißen? Penfield hatte sich von zwei Merkmalen besonders beeindruckt gezeigt. Erstens war er, was in Anbetracht seiner Spezialisierung auf Epilepsiefälle nicht überrascht, vom Automatismus der Epilepsie fasziniert. Zweitens zeigte er sich von den durch die Elektrodenstimulation während des Eingriffs ausgelösten Patientenreaktionen stark beeindruckt.

Die philosophischen Grundlagen der Neurowissenschaften

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