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Penfields Interpretation der aus der kortikalen Elektrodenstimulation resultierenden Phänomene

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Indem er über einige Phänomene nachdachte, die während der Operationen infolge kortikaler Stimulation eintraten, kam Penfield zu ähnlichen Ergebnissen. So zeigte beispielsweise ein Patient, dessen ‚Sprach-Kortex‘ durch eine Elektrode in Mitleidenschaft gezogen wurde, Anzeichen von Verzweiflung, als er ein Bild eines Schmetterlings nicht zu identifizieren vermochte. Nach Entfernung der Elektrode sagte er: „Jetzt kann ich sprechen. Schmetterling. Ich bekam das Wort ‚Schmetterling‘ nicht zu fassen, also versuchte ich das Wort ‚Falter‘ zu erwischen!“ Interessant ist, wie Penfield diese zeitweilige Beeinträchtigung der normalen Identifizierungsfähigkeiten des Patienten auslegte und erklärte.

Klar ist, dass er, während der Sprachmechanismus vorübergehend blockiert war, die Bedeutung des Schmetterlingsbildes wahrnehmen konnte. Er unternahm eine bewusste Anstrengung, das entsprechende Wort zu ‚fassen zu bekommen‘. Nicht begreifend, warum ihm das nicht gelang, wendete er sich zum zweiten Mal dem Interpretationsmechanismus zu […] und entdeckte einen zweiten Begriff, von dem er annahm, dass er einem Schmetterling am nächsten komme.108 Den muss er dann dem Sprachmechanismus vorgelegt haben, was jedoch abermals nicht zum Erfolg führte. (MM 52)

Laut Penfield werden Begriffe in dem im Gehirn befindlichen Begriffsmechanismus des Geistes gespeichert, aus dem der Geist den Begriff auswählt, den er benötigt. Dieser Begriff wird dann in den Bewusstseinsstrom ‚eingespeist‘, und wenn der Geist die Auswahl bestätigt, feuert der höchste Gehirnmechanismus diesen nonverbalen Begriff zum Sprachmechanismus, der im Falle seines normalen Funktionierens dem Geist das zum Begriff passende Wort anbieten wird (MM 53).

Penfield war gleichermaßen von dem Umstand beeindruckt, dass der Patient, wenn die neurale Stimulation des Gehirns eine Handbewegung verursachte, ausnahmslos antwortete: „Ich war das nicht. Sie waren es.“ Und ebenso davon, dass der Patient, wenn die kortikale Stimulation Laute hervorbrachte, stets erwiderte: „Ich habe das Geräusch nicht hervorgebracht. Sie haben es mir entrissen.“ Offenkundig war es nicht möglich, einen Patienten in Form elektrischer Stimulation seines Kortex etwas glauben zu machen oder entscheiden zu lassen (MM 77). Es überrascht nicht, dass Penfield zu dem Schluss kam, dass es sich beim Glauben und Wollen um Funktionen des Geistes handelt.

Die philosophischen Grundlagen der Neurowissenschaften

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