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Kapitel 8 - Medea

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Trotz des langen Tages und des beschwerlichen Marsches fand Medea keinen Schlaf. Das Bett war weich und die Decke angenehm flauschig, doch ihr Herz wog tonnenschwer.

Immer wieder musste sie daran denken, wie misstrauisch die anderen Mädchen sie beäugten und wie sie hinter vorgehaltenen Händen über sie tuschelten. Daphne hatte sich nicht einmal Mühe gegeben, es zu verheimlichen.

Medea war dieses Verhalten bereits aus der Zeit im Schloss gewohnt, doch nun war es schlimmer denn je. Zuvor hatte sie wenigstens jeden Tag in das schöne Gesicht und die dunklen Augen von Lean blicken können und gewusst, wofür sie das alles erduldete.

Doch nun, da sie nicht einmal wusste, ob sie ihren geliebten Prinzen jemals wiedersehen würde, fiel ihr das Schweigen immer schwerer.

Die Lerche sah Medea ihren Kummer an und legte besorgt den Kopf schief, bevor sie zwitscherte: »Schöne Medea, was betrübt dein Herz so schwer?«

Anstatt dem Vogel zu antworten, drehte Medea ihm traurig den Rücken zu und ließ die heißen Tränen auf ihr Kopfkissen kullern. Sie schluchzte leise vor Verzweiflung.

Wenn sie sich doch wenigstens ihrer Schwester anvertrauen könnte.

»Medea, Medea, Medea, so sprich doch mit mir«, fiepte das Vögelchen und hüpfte auf der Stange in seinem Käfig ungeduldig auf und ab.

»Mit dir zu sprechen, hat mir kein Glück gebracht«, sagte Medea unglücklich und schniefte.

Ihre Worte schienen die Lerche zutiefst zu verletzen. Sie stieß einen so schmerzhaften Klagelaut aus, als hätte man ihr einen Dolch direkt in das kleine Herz gebohrt. »Oh Medea, ich wollte stets nur dein Bestes! Verzeih mir, wenn ich dabei versagt habe.«

Medea drehte sich zu dem Vogel herum. Auf ihren Wangen glänzten feucht die Spuren ihrer Tränen. »Wenn du mir helfen willst, dann zeige den anderen, dass du sprechen kannst. Sie würden mir sonst nicht glauben und mein Schweigen bringt mich noch in Teufels Küche. Du hast es selbst gehört, sie denken schon, ich hätte etwas mit der Schwarzen Hexe zu tun!«

Die Lerche ließ betrübt den Kopf hängen. »Ich kann dir diesen Gefallen nicht tun. Wenn irgendjemand hinter unser Geheimnis kommt, wird ein schreckliches Unheil geschehen.«

Enttäuschung breitete sich in Medea aus. »Was ist mit Heera? Kannst du dich nicht einmal ihr anvertrauen? Gewiss würde sie dich nicht verraten.«

»Nicht einmal ihr«, wisperte das Vögelchen. »Es tut mir in der Seele weh, dich leiden zu sehen, liebste Medea. Sag mir, was ich tun kann, um dich aufzuheitern. Soll ich dich in den Schlaf singen?«

Medea wandte der Lerche erneut enttäuscht den Rücken zu. »Halt einfach deinen Schnabel«, schimpfte sie.

Als die Lerche dennoch zu singen begann, warf sie ein Kissen nach dem Vogelkäfig, woraufhin die Lerche erschrocken aufschrie und dann verstummte.

Medea fühlte sich durch ihre Tat nicht besser, ganz im Gegenteil. Sie hasste sich selbst dafür, dass sie ihre Wut und den Schmerz an dem Vögelchen ausließ. Es war ihr immer eine große Hilfe gewesen und hatte sie stets in den Stunden tiefer Trauer getröstet. Sie würde es um nichts in der Welt missen wollen, doch gerade ertrug sie nicht, welche Schwierigkeiten sie sich dadurch eingehandelt hatte.

Märchenhaft-Trilogie (Band 2): Märchenhaft erlöst

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