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In Paolos Familie haben alle fliehen können und sind deshalb wohlbehalten. Anselmo kommt auf dem Weg zu den Großeltern bei ihnen vorbei. Sie wohnen in dem Teil des Dorfes, den es am wenigsten erwischt hat.

Die beiden Alten sitzen immer noch in ihrer Hütte hinter ein paar Säcken mit Holzkohle versteckt. Anselmo muss sie überreden hervorzukommen, sie scheinen nicht verstehen zu können, dass die Gefahr vorüber ist . . . zumindest für dieses Mal. Schließlich gelingt es ihm, sie zu beruhigen. Großmutter Angela drückt seine Hand.

»Wie gut, dass ihr fliehen konntet«, sagt sie. »Ihr konntet doch fliehen. Allen geht es . . .«

Anselmo weiß nicht, wie er es erzählen soll. Aber muss es erzählen.

»Rosa und Lucinda und Julio konnten fliehen. Ich selbst war gar nicht da.«

»Aber was ist mit Mutter? Und dem kleinen Agosto?«

Die Stimme der Großmutter ist bittend, als ob sie mit ihrer Hilfe das Schicksal lenken könnte.

»Ich habe sie gerade begraben«, sagt er, und es klingt beinahe so, als ob er selbst sie umgebracht hätte.

Großmutter Angela wimmert ihren Schmerz heraus, als sie erfährt, was ihrer Tochter und ihrem Enkelkind widerfahren ist. Der Großvater schweigt und wendet sich ab. Anselmo hat einige Mühe, bis er die beiden Alten mit nach Hause zu den Geschwistern nehmen kann.

Am Nachmittag gehen Anselmo und Paolo durchs Dorf und fragen, ob jemand ihre Hilfe braucht. Sie sehen jetzt, dass der Teil des Dorfes, der in der Nähe der Schule lag, bis zum Brunnen im Zentrum vollständig niedergebrannt ist. Hier hat niemand fliehen können. Aus diesem Teil des Dorfes sind auch die meisten Gefangenen verschleppt worden . . . Jungen, Mädchen, Frauen und die wenigen jüngeren Männer, die noch da waren. Alle, die noch irgendwie von Nutzen sein könnten. Alle anderen hatte man getötet.

Der Sohn des Lehrers, Emilio, der beim letzten Überfall davongekommen war, ist jetzt weg. Er und seine ganze Familie. Bei Fernando wird nie mehr Gejohle und lautes Gerede zu hören sein. Efraim, der Anführer des Dorfes, ist auch verschwunden.

»Ihn haben sie zuerst genommen«, berichtet jemand. »Ihn und seine Familie. Aber der alte Alfredo ist offenbar davongekommen.«

Der alte Alfredo ist Efraims Vater und war der Anführer des Dorfes, bis er seinen Sohn bat, ihn abzulösen. Er ruft auch jetzt die Leute des Dorfes zusammen. Kurz vor Sonnenuntergang sollen sich alle drüben am Brunnen versammeln.

Alle, die kommen können, sind da. Der alte Alfredo ist sehr beliebt, und wenn jemand sie in diesem Chaos zusammenhalten kann, dann ist er es.

»Wir haben eine fürchterliche Nacht hinter uns«, beginnt er zu sprechen. »Eine weitere Nacht steht uns bevor, und die Banditen wissen, dass es hier noch genug zu holen gibt, sowohl Nahrung als auch Leute. Die Gefahr, dass sie wieder kommen, ist groß. Deshalb rate ich euch, im Busch zu übernachten, nehmt eure Verletzten und Kranken mit und versteckt euch im hohen Gras. Morgen, wenn die Sonne hoch am Himmel steht, versammeln wir uns wieder hier und beraten weiter. Ich weiß, dass einige Familien schon das Dorf verlassen haben und dass viele von euch überlegen, es ihnen gleichzutun. Ich verstehe alle, die fliehen, und ich verstehe alle, die bleiben. Lasst uns morgen weiter darüber sprechen. Sucht jetzt Schutz für die Nacht.«

Anselmo hört dem alten Mann zusammen mit seinen Schwestern und seinen Großeltern zu. Paolo und seine Familie sind auch da, dann gehen sie gemeinsam heimwärts.

Die Sonne ist bereits hinter den Bäumen verschwunden. Das Dunkel umgibt sie.

»Es ist vielleicht am besten, das Dorf zu verlassen«, sagt Rosa.

»Und wohin soll man fliehen?«, fragt Paolo. »Die Guerilla ist doch überall. Da ist es doch ebenso gut, hier im Busch zu schlafen wie woanders.«

»Wir haben die ganze Nacht Zeit zum Nachdenken«, sagt seine Mutter Atisha. »Morgen sind die Gedanken klarer. Es war ein anstrengender Tag.«

Anselmo erinnert sich an die Worte seines Vaters: »Wenn ihr aus irgendeinem Grund nicht im Dorf bleiben könnt, dann will ich, dass ihr alle zusammen zu Onkel Miguel in die Stadt geht.«

Sie haben nur seit sehr langer Zeit nichts von Onkel Miguel gehört.

Außerdem erzählte er bei seinem letzten Besuch, dass auch er sich am Krieg beteiligen wolle. Er ist vielleicht gar nicht mehr in der Stadt. Rosas Unruhe ist jedoch berechtigt. Es ist gefährlich, hier zu bleiben. Anselmo muss über alles gründlich nachdenken, bevor er entscheidet, was sie tun werden.

»Mama Atisha hat Recht«, sagt er deshalb. »Morgen sind die Gedanken klarer. Heute Nacht folgen wir dem Rat des alten Alfredo.«

Anselmo - ein Kindersoldat in Mosambik

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