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4. Teil: Der zweite Mord

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Wie ein Lauffeuer hatte sich die Nachricht über den Frauenmord verbreitet. Alle Zeitungen brachten mit geringen Abweichungen einen Bericht heraus, in dem Tenente di Fusco sich dahin gehend äußerte, dass hier ein Geistesgestörter am Werk gewesen sein müsse, getrieben vom Hass auf Damen des ältesten Gewerbes. Er riet ihnen davon ab, nachts ohne Begleitung auszugehen.

An eben diesem Tag war ich bei Giuseppe Tartini, genannt Volpe, zum Abendessen eingeladen. Bis vor Kurzem hatte ich noch in Jesolo mit meiner zweiten Frau zusammen gelebt. Doch nach der Scheidung war ich für ein paar Tage zu meinem Freund gezogen. Noch leuchtete die Sonne rötlich ins Obergeschoss hinein, in welchem wir bei einander saßen, als er sagte:

»Hast du schon von diesem Mord gehört?«

»Gewiss, gewiss«, sagte ich, »Freund Ambrosio hat sich der Sache angenommen. Er vermutet, es sei ein Dirnenhasser gewesen, einer, der bevorzugt fette Huren verabscheue. Das las ich gerade im ‚Corriere della Sera‘. Den Bericht hat übrigens, jetzt musst du lachen, ein venezianischer Korrespondet mit dem wohlklingenden Namen Alberto Scimmia (‚Albert Affe‘) verfasst, hihi.«

»Ich habe seine edlen Ergüsse genossen, doch als ich sie las, musste ich feststellen, dass Freund Ambrosio wieder einmal den letzten Blödsinn angestellt hat.«

»Das verstehe ich nicht. Er hat doch alles gründlich untersucht. Man weiß nicht einmal, wie er aussieht. Er steckte bekanntlich in einer Kapuzenjacke. Das Gesicht war vollkommen verhüllt. Außerdem finde ich Ambrosios Schlussfolgerung nachvollziehbar. Der Mörder hat keine Spuren hinterlassen. «

»Sagen wir lieber«, knurrte Volpe, »Ambrosio hat keine Spuren entdeckt. Er hat ja nicht einmal geforscht, was für einen Umhang der Mörder getragen hat. Ich könnte dir auf Anhieb drei aufzählen. Es gibt in ganz Venedig nur zwei Schneider, die so etwas herstellen, was man bei unserem Klima so gut wie nie benutzt. Ferner hat sich Ambrosio keine Mühe gegeben, den, wie ich las, ungewöhnlich langen Schnitt an der Kehle des Opfers auf die Art der verwendeten Waffe hin zu untersuchen.

Zwar sind bei uns in Bella Italia sämtliche Messer mit starren Klingen, wie das Bowie Knife, verboten, aber ein Küchenmesser tut es auch, und so etwas lässt sich nicht untersagen.

Außerdem kennen wir unseren guten alten di Fusco ja. Er ist auf seine Weise zwar recht tüchtig, ein zäher Bursche und unermüdlicher Verbrecherjäger, aber es fehlt ihm an Kombinationsgabe. Auf dem linken Auge ist er blind und mit dem rechten sieht er nichts. Es wäre besser gewesen, er hätte mich hinzu gezogen. Warte nur ab, Freundchen, er tanzt bald bei uns an, spätestens morgen zur Colazione (Frühstück).

Außerdem ist seine Schlussfolgerung, der Täter hasse feiste Huren, voreilig. Nie im Leben hätte er solch einen Unsinn daher quatschen dürfen. Wenn wir also heute Nacht, wie ich das unbedingt erwarte, den nächsten Mord zu verzeichnen haben, geht das indirekt auf seine Kappe.«

»Was soll daran unverantwortlich sein, wenn er vermutet, irgendein Mann habe es auf Nutten abgesehen? Mir leuchtet das ein. Schließlich war die ‚Amsel‘ eine von dieser Sorte, und indem er ihr das Kleid vor der Brust aufschlitzte, als sie am Boden lag, hat er uns doch wohl mitgeteilt, wie sehr er dieses Gewerbe verabscheue, oder? Vielleicht ist er ein fanatischer Moralapostel.«

»Nun, wie auch immer, unser Ambrosio hat jetzt seine Vermutung ausposaunt. Was würdest du nun an Stelle des Mörders tun, wenn deine Mordlust, wie leider zu erwarten, noch längst nicht gestillt wäre?«

»Hm«, sagte ich, »wahrscheinlich hätte ich den Ehrgeiz, dem Tenente zu zeigen, wie dumm er ist. Wenn ich schon mordete, dann bitte auch spektakulär und möglichst unter den Augen der Polizei, denn nur so kann ich aus dem Schatten der Bedeutungslosigkeit, welche mich umfängt, heraus treten und mich endlich in der Schlagzeile des ‚Corriere della Sera‘ finden:

Wenn du mich fragst: Ich, hihihi, mordete jetzt zur Abwechslung keine fette Schwarzhaarige sondern eine schlanke Blondine oder Brünette, eine, die nichts mit dem horizontalen Gewerbe zu tun hat, weil ja ab sofort alle vollschlanken Nutten auf der Hut vor mir sind. Damit zeige ich dem Tenente, dass ich mich über ihn lustig mache. Beim Abmurksen der Süßen ginge ich ebenso vor wie bei der ‚Amsel‘, damit man und sieht, dass es derselbe Täter ist: von Ohr zu Ohr den Hals abschneiden und dann das Kleid aufschlitzen, damit der Busen bloß liegt. Der Tenente hat mich mit seinem Geschwätz herausgefordert und ich habe die Herausforderung angenommen.«

»Genau das ist es«, sagte Volpe triumphierend, »was Ambrosio da angerichtet hat. Vielen Dank für dein ärztliches Gutachten! Du hast uns mit deiner Gabe, dich in andere hinein zu denken, das Psychogramm des Täters erstellt:

Der Kerl will Aufsehen erregen. Er möchte im Mittelpunkt stehen. Er will sich in seiner frisch errungenen Bedeutung sonnen und alle, die ihn bislang verachtet haben, vergessen machen, dass er im bisherigen Leben nichts als ein jämmerliches Würstchen war, nicht wahr, Dottore?«

»Genau so und habe ich es gemeint«, sagte ich stolz, »und dieser Mann hat vielleicht zwanzig oder dreißig Jahre gelebt, ohne sich das Geringste zuschulden kommen zu lassen. Aber dann hat er – den nächsten Mord mitgerechnet – zweimal gemordet und wird weiter morden, wenn man ihn nicht dingfest macht.

Die Frage ist nun, was diese neue Haltung ausgelöst hat, warum er von einem ehrenwerten Mitbürger zur Bestie geworden ist. Leider besitze ich noch zu geringe Kenntnisse, um es zu erklären; aber dass irgendein dies auslösender Schock dafür verantwortlich zeichnet, ist bei uns Ärzten unumstritten.

Der gestrige Mord und der von dir vorhergesagte unterscheiden sich nämlich fundamental von den gängigen Morden, bei denen der Täter beispielsweise tötet, um an Geld zu kommen oder aus Eifersucht oder, um sich zu rächen. Der Mord aus der vergangenen Nacht war in dieser Hinsicht sinnlos.

Daher neigen medizinische Laien dazu, in dem Täter einen Geistesgestörten zu vermuten, denn er handelt entgegen all unseren alltäglichen Mordphantasien, auf die nur deshalb keine Tat folgt, weil wir die Gesetze, die allgemeine Moral oder die Strafe Gottes fürchten. Nur der Psychiater kann durch eingehende Untersuchungen feststellen, ob der Mörder verrückt ist und wodurch sein Geist umnachtet wurde.

Meistens sind solche Mörder körperlich gesund. Es sind Menschen, wie sie uns zu Tausenden begegnen. Jeder von uns könnte eines Tages zum Mörder werden, wenn wir aus der Sinnlosigkeit und Öde des Alltags ausbrechen wollen.

Fast alle dieser Mörder galten in ihrer Umgebung als haltlos, minderwertig und bedeutungslos. Man hat ihnen die zustehende Beachtung verweigert, man hat sie gedemütigt. Und dann brechen sie aus dem Kerker des Alltags aus und machen mit einer vermeintlich großen Tat von sich reden.

Gaius Sallustius, Roms großer Historiker, schreibt, dass sich der gemeine Mann nicht vom Vieh unterscheide, das da seinen Lüsten ergeben sei. Nur mit einer berühmten Tat könnten wir ewigen Ruhm zu erringen.

Doch wer schon kann Staatsmann, Feldherr der Schriftsteller werden? Ein Aufsehen erregendes Verbrechen hingegen kann jeder vollbringen. Der Mann, den wir suchen, strebt mit seinen Taten zu den Sternen. Er will, wie Sallustius es einst schilderte, zu den Göttern gehören.

Um dies zu erreichen, muss er weiter morden. Er ist vom Wunsch getrieben, eines Tages verhaftet zu werden, denn nur im öffentlichen Prozess kann er seiner Geltungssucht Genugtuung verschaffen, nur im Licht der Öffentlichkeit. Freiwillig wird er sich jedoch nicht fassen lassen.

Je länger er sein Spielchen mit der Polizei treibt, desto größer ist sein Triumph, wenn er vor dem Richter steht. Manche dieser Leute atmen auf, wenn man sie endlich einsperrt. Herostratos brannte vor über 2.500 Jahren den Tempel zu Ephesos nieder, wohl wissend, dass ihn das den Kopf kosten würde, aber er wollte berühmt werden und ist es bis heute geblieben.«

»Gut«, sage Freund Volpe und legte die Fingerspitzen aufeinander, »wenn das so wäre, ließe er sich mit seiner Geltungssucht zur Strecke bringen. Man müsste eine Scheinverhaftung vornehmen und einen Schauspieler die Verbrechen des wirklichen Mörders offen vor der Kamera gestehen lassen. Dann wäre er um den Ruhm gebracht und könnte einen Fehler machen.«

»Ja«, sagte ich, »das wäre eine Möglichkeit. Es gab vor Jahr und Tag einen Verbrecher, der sogar einen Brief an die Presse schrieb, als man den Falschen verhaftet und aufgrund fehlgedeuteter Indizien verurteilt hatte.«

»Wie würde unser Mörder also reagieren, wenn ein anderer an seiner Stelle ins Gefängnis geworfen würde?«

»Er sähe sich gezwungen, sofort einen neuen Mord zu begehen, koste es, was es wolle.«

»Ich denke, du hast recht. Vielen Dank für dein medizinisches Gutachten. Ich weiß jetzt einiges mehr über den Täter, vorausgesetzt, es kommt in der heutigen Nacht zum nächsten Mord.

Doch jetzt lass uns essen. Das hält Leib und Seele zusammen. Ich habe zur Feier des Tages aus dem schräg gegenüber liegenden ‚Ristorante da Angela‘ ein tüchtiges Mahl bestellt, und wie ich höre, kommt der Bote mit den Schüsseln gerade die Treppe herauf. Vergessen wir also, dass es zu einem zweiten Frauenmord kommen wird. Ambrosio dürfte die Polizeistreifen verdreifacht haben, aber der Mörder wird ihn überlisten. Morgen Vormittag sollte der Tenente hier einschneien und uns hängenden Kopfes um Hilfe bitten.«

Nachdem wir die Cena genossen hatten, begaben wir uns zur Ruhe. An richtiges Schlafen war freilich nicht zu denken. Kaum nämlich war ich eingenickt, da träumte ich schon vom Mörder, der sich mit dem Messer in der Hand über irgendwelche Frauen stürzte, und ich wachte, vom Grauen geschüttelt, wieder auf.

Auch Volpe fand keine Ruhe, obwohl er sich doch sonst eines besonders gesunden Schlafes erfreute. Mehrfach erhob er sich und tigerte unruhig auf und ab, wie ein Jagdhund, der Witterung aufgenommen hat, aber im Käfig eingesperrt ist, denn was würde wohl in einer der rund 500 Meter Luftlinie von Volpes kleinem Palazzo entfernt gelegenen Gassen geschehen?

Er verlegte das Frühstück aus der Küche ins Wohnzimmer, wo Giovanni einen runden Tisch aufgestellt hatte. Drei Korbsessel standen um ihn herum. Wir nahmen Platz. Der dritte blieb unbesetzt. Gerade wollte uns der Butler das Essen auftischen, als es unten gegen die Türe polterte und jemand die Klingel im melodischen Dreiklang ertönen ließ. Volpe betätigte den Summer und wenige Augenblicke später stampfte Tenente di Fusco herein, um sich wortlos in den verbliebenen Sessel fallen zu lassen.

Er sah übernächtigt aus: Ringe unter den Augen; flackernder Blick; stoßweiser Atem; Lippen zusammen gepetzt; Mundwinkel auf dem Schlüsselbein ruhend; Körper stechend nach Schweiß stinkend; Kleidung unordentlich; Schuhwerk schmutzig; ein Bild des Jammers. Der Tenente öffnete mehrfach den Mund, um ihn wieder zu schließen. Volpe sah eine Weile belustigt zu ihm hinüber. Schließlich sagte er:

»Lieber guter Ambrosio! Sieh zu, dass du erst einmal mit uns frühstückst, denn dann wirst du wieder zu Kräften, zur Besinnung kommen. Dr. Petrescu und ich wissen schon, was geschehen ist. Wir haben dich erwartet.«

»Niemand kann das wissen, einmal abgesehen von den unmittelbaren Zeugen«, murrte der Tenente tonlos.

»Gemach, gemach!«, sagte Volpe, »erst die Colazione, dann der Katzenjammer! Lang‘ zu!«

Ambrosio ließ sich das nicht zweimal sagen. Auf einem silbernen, Tablett lagen nämlich frisch geröstete, mit Ananas belegte und mit Käse überbackene Brotscheiben; daneben entkernte Pflaumen und Pfirsiche; ein großer gläserner Krug war mit Wasser gefüllt, dem zur Veredelung des Geschmackes ein Schuss Süßwein beigegeben war:

Giovanni füllte alle drei Becher, angefangen mit dem des Gastes. Ambrosio leerte ihn auf einen Zug und ließ sich erneut einschenken. Er hatte grausigen Durst. Volpe lächelte versonnen, während wir die Köstlichkeiten verspeisten.

Ambrosio verschwand dann, ohne lange zu fragen, auf der Toilette, um sich zu erleichtern. Schließlich kam er wieder zurück. Seine Stimmung hatte sich aufgehellt. Er hockte sich und sagte:

»Und was wisst ihr schon, ihr neunmalklugen Hellseher?«

»Nichts Genaues weiß man nicht«, sagte Volpe kichernd, »nur in groben Zügen wissen wir Bescheid. Soll ich es dir berichten? Du könntest uns dann mit Details aufwarten.«

»Gut«, sagte der Tenente, erneut auf beiden Backen kauend, »fang an! Und zum Schluss vergleichen wir die Ergebnisse.«

»Schön, gut, wunderbar«, sagte Volpe und legte die Fingerspitzen aufeinander, »du hast wirklich alles getan, was du deiner Meinung nach tun konntest:

Zunächst hast du sämtliche Huren der Stadt davor gewarnt, ohne Begleiter auszugehen. Gewiss haben sie das beherzigt. Zum Zweiten hast du alles, was in deinem Revier Beine hat, in Zivil gesteckt und in den ‚calli‘ verteilt. Dennoch ist es dem wieder in der Kapuzenjacke steckenden Unhold gelungen, eine Frau zu ermorden. Diesmal war’s keine Nutte. Sie hatte deinen Bericht über den Hurenhass des Mörders für bare Münze genommen und fiel ihm gerade deshalb zum Opfer. Ihr wurde der Hals abgeschnitten und das Kleid vorn auf der Brust aufgeschlitzt.

Wieder wurde keine Vergewaltigung vorgenommen. Er hätte sie ja, das Messer an den Hals gesetzt, in einen Winkel zerren können, um sich an ihr zu vergehen, aber das wollte er nicht, was ziemlich bemerkenswert ist.

Und dann, als sie ihre letzten Schreie ausstieß, sind eure Leute herbei gerannt, aber der ganz gewiss ortskundige Verbrecher hat sich zum zweiten Mal in Nichts aufgelöst, wie gehabt.

Wie du siehst, lieber Ambrosio, wissen wir alles, und das seit unseren Folgerungen von gestern. Nur wüsste ich gerne, wer die Ärmste war und in welcher Gasse das Verbrechen stattfand.«

»Es war die Frau eines Handwerkers; Mutter zweier Kinder. Er mordete in der ‚calle delle vele‘, flüchtete Richtung Canal Grande davon, bog nach rechts ab in die ‚Strada Nuova, rannte hinter den Palazzi, darunter die ‚Cá d‘ Oro, entlang, überquerte auf ihr zum zweiten Mal den ‚Rio di San Felice‘ und tauchte in der ‚Chiesa di San Felice‘ (Kirche des hl. Felix) unter. Wir stürmten sie, aber er war verschwunden. Ich denke, er ist im verwinkelten Viertel hinter der Felix-Kirche zuhause.«

»Oder auch nicht«, sagte Volpe, der den Stadtplan im Kopf hatte, »denn vom ‚Fondamenta di San Felice‘, wo ihr ihn aus den Augen verloren habt, führen drei Brücken in unsere Richtung zurück, zwei davon wieder in die ominöse ‚calla Larga‘, eine dritte in deren Verlängerung, die ‚Calle delle Racchetta‘, wo der ‚Palazzo Papafava‘ aufragt, der Ansitz der Grafen d‘ Inceto. Nicht wahr, die Dame war von heller Haut und hatte blondes Haar, das genaue Gegenteil zur ‚Amsel‘?«

»Ja, auch das stimmt haargenau. Allerdings war sie dunkelblond, hatte dem Blond nicht nachgeholfen und war ziemlich sommersprossig. Das Haar war echt und hatte keinen schwarzen Ansatz an der Kopfhaut.«

»Großartig; du hast dich selber übertroffen«, höhnte Volpe, »und zu welch weiteren Ergebnissen bist du gekommen?«

»Nun, einmal abgesehen von den schon genannten Unterschieden, wurde der Mord auf gleiche Weise verübt. Wie du schon sagtest: Hals abgetrennt; Kleid über der Brust aufgeschlitzt.«

»Womit?«

»Blöde Frage: mit einem Messer! Er hat es natürlich nicht am Tatort liegen lassen.«

»Küchenmesser, Taschenmesser oder ein Bowie Knife, das wollte ich erfahren«, sagte Volpe.

»Woher soll ich das wissen?«

»Von der Art des Schnittes.«

»Was du nicht sagst! Es ist ein glatter Schnitt. Mehr ist nicht zu finden. Er hat keine sonstigen Spuren hinterlassen.«

»Du meinst, mehr hättest du nicht gesehen. Wenn die Ärmste noch bei euch im Kühlraum liegt, hätte ich sie mir gerne einmal angeschaut. Lässt sich das machen?«

»Darum bin ich ja hier«, sagte der Tenente seufzend, »denn wenn nicht bald etwas geschieht, findet der dritte Frauenmord statt. Giulio Marcello, mein Chef, hat mich schon zur Schnecke gemacht und wartet auf Erfolge. Die Schreiberlinge vom ‚Corriere della Sera‘ werden über mich und meine Männer nur so herfallen, wenn es so weiter geht, allen voran dieser widerliche Schreiberling Alberto Scimmia, dieser Affe.

»Gut, gut«, sagte Volpe, »der Doktor und ich werden uns der Sache annehmen. Freilich müssten wir dabei absolut freie Hand haben. Kannst du uns das zusichern?«

Aufatmend sagte Ambrosio, es sei ihm alles recht, wenn nur dieses Morden endlich aufhörte. Volpe und ich standen auf, um uns frisch zu machen. Dann begaben wir uns mit dem Tenente aufs Revier. Venedigs Gassen lagen noch still, einsam und verlassen da. Die Sonne war gerade erst aufgegangen. Schweigend gelangten wir zur Station, wo uns Marcello schon mit geschwollener Rübe und grimmiger Miene erwartete.


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