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8. Teil: Drama der vierten Nacht

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Allmählich verblasste das letzte Grau der Dämmerung und wich dem samtenen Schwarz der Nacht. An den Kreuzungen der Gassen begannen trübe und gelblich die Laternen aufzuflackern. Zusammen mit Volpe begab ich mich hämmernden Herzens in die Schluchten der Stadt. Könnte es diesmal gut gehen? Würde sich der vierte Mord verhindern lassen?

Und so fanden wir das heimgesuchte Stadtviertel vor: In den Buden und ‚Trattorie‘ herrschte gespenstisches Leben, wild und zügellos, voller erregter Menschen, die so taten, als erwarteten sie das Ende der Welt und müssten zuvor noch einmal über die Stränge schlagen. In Wirklichkeit war die Seele erstarrt vor unerhörtem Grauen, indem Freund und Feind wie gelähmt auf die kommende Untat warteten.

Vergebens suchte di Fusco mit seinen Zivilstreifen ein Gefühl der Sicherheit zu verbreiten. Vergebens suchte Marcello, die Ausgänge des Viertels, die Brücken um die flankierenden Kanäle, zu bewachen. Man wusste ja um die Kühnheit des Wahnsinnigen.

Ansonsten fielen manch einem alteingesessenen Bewohner einige fremde Damen auf, die sich hier und da durch die engen Calli schlängelten, um hin und wieder an einer Trattoria halt zu machen und dort etwas zu trinken oder einen kleinen Happen zu sich zu nehmen.

Es waren ausnahmslos junge Frauen, die sich so furchtlos bewegten, als wäre nichts geschehen. Ihre Kleidung als ‚züchtig‘ zu beschreiben, hieße, ihnen der Ehre ein wenig zu viel anzutun. Vom ältesten Gewerbe unterschieden sie sich immerhin darin, dass sie sich keine unnötige Blöße gaben. Gelegentlich versuchte ein junger Spund, die eine oder andere der Süßen anzuquatschen, aber sie waren auf keine Liebeshändel erpicht und wiesen solchen Anträgen die kalte Schulter. Was aber nur Marcello, di Fusco und Volpe wussten: Es waren Nachwuchspolizistinnen, Freiwillige, welche furchtlos den Lockvogel spielten.

Die Zeit ist ein seltsames Ding: Beobachtet man sie mittels einer Uhr, so scheint sie sich mit gleichbleibender Regelmäßigkeit voran zu bewegen und keinen Blick zurück zu gestatten. Daher halten sie manche für ein fest zusammenhängendes Band, das aus der Vergangenheit über die Gegenwart in die Zukunft reicht, aber das ist grundlegend falsch. Als Beweis dafür möchte ich folgende Überlegung anstellen:

Die alten Griechen verehrten den Gott Kairós, und ihre Künstler stellten ihn folgendermaßen dar: ein schnell dahin eilender nackter Jüngling, der in der erhobenen Rechten ein Messer trägt, die Spitze nach oben gerichtet; auf der Stirn eine üppige Haarlocke. Sein Hinterkopf ist kahl rasiert. Kairós symbolisiert die Zeit: Wir leben nur im Augenblick, ‚auf des Messers Spitze‘, und wenn wir die ‚Gelegenheit nicht beim Schopf‘ ergreifen, ist sie vorüber, denn am Hinterkopf lässt sich Kairós nicht mehr fassen.

Daraus folgt, dass alles Vergangene verloren ist, während die Zukunft nur durch den Zugriff auf die Haarlocke des Kairós zu sichern und zu bewältigen ist. Auf diesen erlösenden Augenblick warteten wir nun alle, Marcello, Ambrosio, Volpe und ich samt den Bewohnern mit klopfendem Herzen, aber eine scheinbare Ewigkeit geschah nichts, denn die Zeit, die sonst vor uns flüchtet, wollte und wollte nicht voran schreiten.

Mitternacht war längst vorüber und damit anscheinend die Gefahr, als ich neben Volpe durch die ‚Calle di Pistor‘ schlenderte, den Blick nach vorne gerichtet, wo sich rund 50 Meter vor uns eine hoch aufgeschossene Polizistin mit katzenhafter Geschicklichkeit bewegte. Ich wand meine bewundernden Blicke los von dieser prächtigen Blondine in ihrem am Körper klebenden schulterfreien viel zu kurzen Hemdchen, aus dem prächtige Schenkel hervor quollen. Ich reckte mich, als wolle ich mich größer machen, blickte zu Volpe empor und dachte ganz im Stillen:

»Das sollte der Mörder einmal wagen, sich mit ihr anzulegen. Sie wird ihn auf der Stelle mit dem Kampfmesser, das sie verborgen unter dem Gewande trägt, niederstechen.«

»Sie ist wirklich groß, die Zuckerpuppe da, zu groß für dich, alter Schwerenöter. Aber wenn du meinst, das schütze sie, nein, da wäre ich gar nicht so sicher«, flüsterte mir Volpe süffisant ins Ohr, der mich beobachtet und seine Schlüsse aus meiner Mimik gezogen hatte, »denn wir haben es hier mit einem gefährlichen Gegner zu tun. Keiner weiß, was und wie er plant. Immer besitzt er die Initiative, und das ist sein Vorteil. Ferner hast du recht. Das Mädchen ist tatsächlich einen Kopf zu groß für dich, lieber Doktor, obwohl du scharf auf sie bist, hihihi.«

Ich ärgerte mich fürchterlich darüber, dass Volpe sich wieder einmal ins Spiel meiner Gedanken eingeklinkt hatte und beschloss, künftig wie ein Stoiker aus der Wäsche zu gucken. Ferner nahm ich mir vor, es ihm eines Tages heimzuzahlen und auf gleiche Weise auch einmal seine Gedanken zu erraten.

Noch tobte ich vor innerer Wut und sandte meine begehrlichen Blicke wieder auf den blanken Rücken der mit schlenkerndem Gesäß daher schreitenden Beamtin, da ging sie an der Einmündung einer winzigen, kaum wahrnehmbaren Gasse vorüber, der ‚Calle Forno‘, leichtfüßig wie die Gazelle der Steppe.

Doch kaum war sie einen einzigen Schritt hinter diesen Schlund geraten, als eine große, in einen schwarzen Umhang gekleidete Gestalt aus ihm heraus federte, eine hoch aufgeschossene Person, das Haupt in der Kapuze verborgen. Mit zwei-drei Sprüngen hatte er sie eingeholt und rammte ihr den im künstlichen Licht einer matten Laterne blinkenden Dolch unterhalb des Schulterblattes bis ans Heft in den Rücken und zog ihn wieder heraus.

Während sie kreischend aufschrie und zu taumeln begann, ließ er das Messer klirrend zu Boden fallen und nahm sie für die Dauer weniger Herzschläge in die Arme, als wäre sie seine Geliebte, um sie dann sanft über das grobe Pflaster zu legen, wo sie, auf dem Rücken liegend, ihr Herzblut verströmte. Für einen Augenblick sahen wir ihre rechte Hand empor zucken und sich im Saum des Ponchos verkrallen. Ein knirschendes Geräusch deutete darauf hin, dass der Stoff des Kapuzenmantels eingerissen war.

Doch da griff der Mörder schon nach seinem auf dem Pflaster liegenden Messer, trennte der zuckend im Blute Liegenden mit einem einzigen Schnitt das feine Gewand auf, von oben bis unten, und legte die beiden Teile links und rechts neben sie, um schon mit einem riesigen Satz im Halbdunkel der ‚Calle Larga‘ unterzutauchen. Dabei glitt ihm die Kapuze vom Kopf.

Wir gewahrten helles schulterlanges Haar, das über einem auffällig schlanken Nacken im Winde wehte. Der Mörder war ein Mann, das stand jetzt fest, ein junger oder jüngerer Mann mit fast femininer Ausstrahlung und unglaublich flink auf den Beinen, das Gegenteil des typischen Verbrechers.

Obwohl Volpe und ich, sobald wir die sich abzeichnende Katastrophe erkannt hatten, wie verrückt zum Tatort gerannt waren, kamen wir zu spät. Auch eine andere Beamtin, die den Ort des Verbrechens noch kurz vor uns erreicht und dem Mörder beinahe Aug in Aug gegenüber gestanden war, konnte nichts mehr tun. Wie gelähmt stand sie neben uns vor der Blutlache, bevor sie wie verrückt zu kreischen begann.

Die Frau, in die ich mich gerade eben verliebt hatte, lag jetzt, im Todeskampf mit den Armen das Pflaster schlagend, vor uns. Ich fühlte ihr den Puls: nichts mehr! Sie war tot. Wir ließen sie liegen und stürmten in die genannte Gasse hinein, in der wir ein fernes Tappen von Füßen vernahmen.

Die heulende Polizistin blieb bei der Leiche zurück. Wir beiden eilten dem Verbrecher hinterher, aber das Tappen der Füße hörte plötzlich auf. Wir standen vor dem sanft murmelnden ‚Rio di Santa Sofia‘. Wir lauschten angespannt, die Hände fest hinter die Ohrmuscheln gepresst, und da! Ein fernes Kichern ertönte. Es war das schrille Kichern eines Irren, das immer, immer lauter wurde, ein so lautes Kreischen schließlich, dass es schneidend die Gasse durchschrillte und ein mehrfach gebrochenes Echo fand, von Hauswand auf Hauswand prallend, um wieder abzuebben; dann wieder Stille, lähmende Stille, Totenstille.

Vom Grauen überwältigt standen wir auf der Stelle. Ich blickte gen Himmel und flehte den Herrgott um Beistand an, während mir ein feines Geräusch den Magen zusammenkrampfen ließ, ein Schlucken und Schluchzen war es, das Schluchzen eines Mannes, der die Herrschaft über sich verloren hat, Ausdruck der grenzenlosen Verzweiflung.

Volpe stand tief gebeugt im gebrochenen Schein einer trüben Laterne und hatte sich die Hände vors Gesicht geschlagen. Entsetzen, Trauer und Schuldgefühle drohten ihn zu überwältigen. Er tat mir unendlich leid. Ich wusste, wie ihm zumute war, legte ihm den Arm über die knochige Schulter und sagte:

»Geschehen ist geschehen. Du hast dein Bestes gegeben. Wir können nichts mehr tun. Es ist ein unerklärlicher Ratschluss Gottes. Lass uns zur Getöteten gehen! Mein Gott! Dieses wunderschöne Mädchen! Und schon tot.«

»Gut, gut«, flüsterte Volpe stimmlos-heiser, »gut, lass uns gehen, auch wenn ich mich tausend Meilen weit weg wünschte, denn es gibt Augenblicke, an denen ich nach dem Tod verlange und meinen Beruf von Herzen verwünsche.«

Wir eilten zur Walstatt zurück, wo di Fuscos Männer mittlerweile eingetroffen waren und die neugierigen Passanten zurück drängten. Mit finsterer Miene und herunter gezogenen Mundwinkeln stand der Tenente da, starr und steif.

Er hatte inzwischen den Namen der toten Polizistin notiert, die einen winzigen Augenblicklang den Mörder gesehen hatte. Dann endlich beugte er sich über die Leiche der Frau und zog das Kleid sorgsam über ihrer Brust zusammen. Ein Kollege deckte ihr das verzerrte Gesicht mit einem kleinen Tuch zu, und schon hatten auch wir den Ort des Grauens erreicht.

»Ach, da bist du ja, Volpe«, sagte er unnötiger Weise, »und wie ich leider sehen muss, ist dir der Mörder entwischt.«

Volpe sagte, noch ganz außer Atem:

»Er hat sich, so scheint es, im Schutze der Dunkelheit in Nichts aufgelöst. Wieder zeigt er damit, wie genau er sich auskennt, so gut, dass er sich sogar blind zurechtfindet. Er ist hier in der Nähe zuhause oder hat hier einen Unterschlupf. Ferner konnte ich mich davon überzeugen, dass er ungefähr von meiner Größe ist und das blonde, aber wahrscheinlich nur blondierte Haar schulterlang trägt. Sein Hals ist von filigraner Gestalt. Er ist kaum älter als dreißig Jahre oder noch darunter. Er hat erneut mit seinem Dolch zugeschlagen, diesmal hinterrücks.«

»Sag’s doch gleich«, maulte Ambrosio, »dein Plänchen ist in die Hose gegangen. Wir haben hier die vierte Ermordete und sind keinen einzigen Schritt weiter gekommen. Sauerei!«

»Vielleicht doch, zumindest ein Wenig«, sagte Volpe, »denn ich sah, wie sie sich, als er sie aufs Pflaster legte, im Saum seiner Kapuzenjacke verkrampfte. Das zugehörige Geräusch deutet darauf hin, dass ihr ein Teil des Mantels in der Hand geblieben ist.«

»Und was willst du damit anfangen? Wenn ich er wäre, ließe ich das beschädigte Gewand umgehend verschwinden.«

»Und dennoch kann uns das weiter helfen«, sagte Volpe und beugte sich zu ihr hinunter. Sie lag mit weit ausgestreckten Armen auf der Straße. Ihre rechte Hand war zur Faust zusammen gekrampft. Er öffnete ihr vorsichtig die Finger, lupfte einen Stoff-Fetzen hervor und hielt ihn ins Licht der nächsten Laterne, um ihn dann in der Tasche verschwinden zu lassen:

»Reine Seide mit ein paar Prozent Elastin, irgendwie schillernd«, sagte er, »höchst bemerkenswert!«

»Was sollen wir mit so etwas schon anfangen? Was hast du vor?«, fragte Ambrosio.

»Ich kann es noch nicht sagen«, erwiderte Volpe, »aber es ist gut möglich, dass wir den Mörder schon morgen fassen werden. Einstweilen halte dich bitte mit deinen Männern bereit! Ich gebe dir auf dem Mobilfon Bescheid, sobald ich Beistand brauche.«

Dann zu mir:

»Gehen wir, lieber Sergiu, es wartet noch einiges an Arbeit auf uns. Ich habe die erforderlichen Adressen im Kopf. Zuvor aber müssen wir zu mir nach Hause. Ich muss den Fetzen unter die Lupe nehmen.«

»Welche Adressen?«, fragte ich, blöde glotzend, und hatte keine Ahnung, was er meinte oder plante.

»Du wirst schon sehen«, sagte er und ging eilig mit mir davon, während Marcello mit militärischer Macht den Schauplatz der neuerlichen Tat besetzte. Wie ich später erfuhr, schäumte er vor Wut, sich auf das Plänchen dieses neunmalklugen Privatdetektivs eingelassen zu haben, der da wieder einmal seinen unfehlbaren Methoden gefolgt sei. Dann ließ er die Leiche wegschleppen und in den Eiskeller des Reviers überstellen, wo sie neben die anderen Opfer des Wahnsinnigen gebettet wurde.

Bemerkenswert war noch Folgendes: Marcello hatte sämtliche Brücken des Viertels über die angrenzenden Kanäle, den ‚Rio di santi Apostoli‘, dessen Fortsetzung, den ‚Rio di Gesuiti‘, den ‚Rio di santa Caterina‘ sowie dem ‚Rio di san Felice‘ von seinen Carabinieri besetzen lassen. Über den flankierenden Canal Grande führt hier keine Brücke. All seine Carabinieri konnten schwören, dass in der Zeit unmittelbar nach dem Mord niemand über die jeweilige Brücke geflohen war. Der Gesuchte musste also hier und sonst nirgendwo untergetaucht sein.

Wie er uns trotzdem entwischen konnte, blieb ein Rätsel. Höchstwahrscheinlich, so Marcello, müsse man ihn im Weichbild des beschriebenen Viertels suchen. Für den nächsten Tag ordnete er deswegen eine Haussuchung an, von Wohnblock zu Wohnblock gehend. Dem gütigen Leser (m/w/d) sei im Voraus gesagt, dass diese Maßnahme im Sande verlief, denn für wie dumm hielt der Hauptmann diesen Mörder eigentlich?

Wir waren mittlerweile in Volpes kleinem Palast angekommen. Er hieß Giovanni seine hellste Stehlampe anzünden und neben den Tisch stellen, über den ein weißes Tuch gebreitet war. Dann holte er sich eine große Lupe, legte das erbeutete Stück Stoff über das Tuch und betrachtete es durch das Glas hindurch, welche es auf wunderbare Weise vergrößerte.

»Gewiss willst du wissen, mein lieber Doktor«, sagte er bedächtig, »woher dieser seidene Umhang stammt, von der dieser Fetzen da abgerissen wurde.«

»Natürlich«, sagte ich und starrte durch das Glas, »das könnte uns vielleicht weiter bringen.«

»Um es kurz zu machen: Der Stoff ist von allererster Qualität, keiner, den man für den Alltag nimmt, Handarbeit, nichts für einen normalen Mann. Ich denke, es ist nicht allzu schwierig herauszufinden, wer der Hersteller ist. Meiner Meinung nach kommt nur die Spezial-Weberei des Claudio Verdi in Frage, die auf solche Luxustextilien spezialisiert ist; vielleicht auch die des Federico Antonini, aber daran glaube ich weniger.«

»Und was ist mit dem Faden, der da lose heraus hängt?«

»Er stammt vom umgenähten Saum und ist ebenfalls von bester Qualität, aber leider weit verbreitet. So gut wie jeder renommierte Schneider Venedigs verwendet ihn und Tausend nähbegeisterte Hausfrauen. Nur der Stoff ist für uns interessant:

Wie du in Vergrößerung deutlich sehen kannst, ist das tief schwarz gefärbte Gewebe in kurzen Abständen von einem feinen grauen Streifen unterbrochen, was ihm etwas Schillerndes verleiht. Das ist ein ziemlich kompliziertes Verfahren, und dafür, das glaube ich, zeichnet einzig und allein die Weberei des Claudio, die erste in Venedig. Nur ihr traue ich ein derart filigranes Gewebe zu. Daher sollten wir Meister Verdi unseren ersten Besuch abstatten. Er kann hoffentlich noch in seinen Datenträgern nachsehen, welche Schneider er damit beliefert hat.

Die Nacht haben wir uns ohnehin schon um die Ohren gehauen; also los! Nutzen wir Auroras himmlisches Morgenrot, um sehenden Auges dort hin zu eilen. Ich kenne ihn übrigens von einem anderen Fall, den ich nur aufgrund meiner Fachkenntnisse im Gewerbe der Webereien lösen konnte. Bis zu seiner Werkstatt in am ‚Campo santa Maria Formosa‘ sind es nur fünf Minuten. Also lass uns sputen!«

»Ich liebe diese Piazza«, rief ich, »sie ist so schön wie nur irgendeine in Venedig, aber nicht so überfüllt wie der Markusplatz: an seiner Südseite die 500 Jahre alte Kirche, ein wahres Schmuckstück; rundum Läden und Wirtschaften, einfach köstlich.

Es gibt da beispielsweise eine kleine Trattoria, in der ich gelegentlich einkehre, um dort zu einem guten Roten grundsätzlich nur ‚Risotto al nero di seppia‘ (Reis mit Tintenfisch) zu speisen, so gut, wie es ihn in ganz Venedig kein zweites Mal gibt. Leider macht sie erst im Laufe des Nachmittags auf.«

»Du bist mir der Richtige«, sagte Volpe auflachend, »kaum die Colazione im Magen, und schon denkst du an dein Schlemmerlokal, während ich inzwischen sehen kann, wie ich dem Würger von Venedig das Handwerk lege. Machen wir einen Dauerlauf!«

Von neuer Hoffnung beflügelt, stürmten wir davon und schüttelten uns durch die kühle und frische Luft des gerade eben erwachenden Tages die Müdigkeit aus den Knochen, die uns aus dem trüben Wasser des ‚Rio di S. Giovanni‘ entgegen wehte, als wir die winzige Brücke am ‚Palazzo Bragadin’ überquerten.


Venedig sehen und morden - Thriller-Paket mit 7 Venedig-Krimis

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