Читать книгу Venedig sehen und morden - Thriller-Paket mit 7 Venedig-Krimis - Meinhard-Wilhelm Schulz - Страница 17
11. Teil: Wieder auf dem Revier
ОглавлениеDie Sonne hing bereits blutrot über dem westlichen Festland, als wir todmüde und mit bleiernen Gliedern vor dem Revier anlangten. Welche eine Nacht, was für einen Tag hatten wir hinter uns! Wann eigentlich hatten wir den letzten Schlaf genossen? War es nicht vor mehr als hundert Jahren gewesen? Und doch galt es, jetzt beim Verhör des Grafen hellwach zu sein. Im Unterschied zu uns war er nämlich gut ausgeschlafen.
Als wir in die bereits oben beschriebene Halle traten, erwartete uns eine unangenehme Überraschung: Alberto Scimmia vom Corriere della Sera samt einem Rattenschwanz von Männern der anderen Zeitungen war hier eingedrungen.
Wie ich später erfuhr, hatten sie das Gebäude den ganzen Tag über nicht aus den Augen gelassen. Immer war einer von ihnen auf der Lauer gelegen, um alle anderen über SMS zu benachrichtigen, wenn sich etwas tat. Und so war ihnen die Verhaftung des Conte d‘ Inceto nicht entgangen. Tenente di Fusco, der damit gerechnet hatte, sorgte freilich dafür, dass der Verhaftete das Gesicht mit einem Tuch verbergen konnte. Jetzt war auch Volpe gekommen.
»Da ist er ja, Venedigs berühmter Privatdetektiv! Und haben Sie wenigstens diesmal den Richtigen erwischt?«, spottete Signore Scimmia, als Ambrosio über den Korridor ging.
Der Tenente blieb einen Augenblick lang stehen und warf dem Reporter einen vernichtenden Blick zu. Dieser blickte rasch zu Boden, während sein Kameramann aktiv wurde. Doch alles, was er ablichtete, war nur ein schlanker, hoch aufgeschossener verschleierter Mann in einem Morgenrock aus Seide.
Im Büro angekommen, ließ Ambrosio den Kronleuchter aufflammen, um die herein brechende Nacht zum Tag zu machen. Dann befahl er, einen Schreiber zu holen, der Protokoll führen sollte, winkte uns freundlich zu und bot uns zwei wackelige Stühle an. Erschöpft nahmen wir Platz. Der Conte blieb stehen, blickte von einem zum anderen und stand unschlüssig in der Mitte.
»Setzen Sie sich doch endlich!«, sagte Ambrosio und schob ihm einen bequemen Sessel mit gebogener Rücklehne zu. Zögerlich hockte der Verhaftete sich auf die Kante und starrte hasserfüllt zu uns beiden hinüber. Ambrosio di Fusco, der als Offizier der Carabinieri jetzt energisch die Fäden in die Hand nahm, während er uns ‚Amateure‘, wie er gerne sagte, keines Blickes mehr würdigte, fragte ihn:
»Wie lange, verehrter Conte, sind Sie schon verheiratet?«
»Fünf Jahre.«
»Aha! Darf ich Ihr Alter wissen.«
»Warum nicht; ist ja aktenkundig; sechsundzwanzig. Ich habe Contessa Cornelia mit erst Einundzwanzig geheiratet. Ist das ein Verbrechen?«
Volpe und ich warfen einander vielsagende Blicke zu: Die Süße, die ich gerade eben hatte umarmen und küssen dürfen, war demnach mindestens dreizehn Jahre älter als ihr Mann.
»Und wie alt ist dann Ihre Frau, Signore Conte?«, fragte Ambrosio unerbittlich.
Der Graf lief knallrot an, schwieg verbissen und rüttelte an den Handschellen, mit dem seine Hände gefesselt waren. Mir tat er trotz allem leid, denn welcher Mann sagt das schon freiwillig, was er nun gestehen sollte. Er schwieg also:
»Seine Cornelia ist, wenn ich ihr das abnehmen darf, bereits Neununddreißig. Höchstwahrscheinlich ist sie aber ein bis zwei Jährchen älter«, sagte Volpe triumphierend, während ihn der Conte musterte, als wollte er ihn auf der Stelle ermorden.
Ich blickte zu Boden. Es trat eine vorübergehende Stille ein, während der Ambrosio seine Hände wie große weiße Spinnen auf der rissigen Platte seines Schreibtisches hin und her krabbeln ließ, bis er endlich sagte:
»Signore Conte, sind Sie Maler?«
»Nein, Künstler. Das Malen gehört auch dazu. Leider bin ich zurzeit noch nicht berechtigt, ein Haus zu bauen. Dazu fehlt mir das Diplom. Aber immerhin liefere ich einigen unserer Architekten meine künstlerischen Entwürfe.«
»Haben Sie irgendeine Ausbildung gemacht? Besitzen Sie das Zertifikat eines abgeschlossenen Studiums?«
»Nein, ich habe … nichts gelernt und war bei keinem Meister in der Lehre. Als ich siebzehn war, fing ich an zu malen … ich bin … äh … ein Autodidakt.«
»Haben Sie eine höhere Schule besucht oder studiert?«
»Nein. Alles, was ich kann, habe ich mir selber beigebracht. Mehr brauchte ich auch nicht. Ich wollte schon immer Künstler werden, und als man mich verhaftete, konnte man ja die Bilder in meiner Wohnung sehen. Sie sind alle von mir. Ich werde noch von mir reden machen … eines Tages.«
Auch der Tenente, das verriet er mir später, fand die Gestaltung dieser Gemälde bedrückend: immer nur Morde vor düsterem Hintergrund; besonders abgestoßen habe ihn, wie sehr Graf Raimondo in der Darstellungen der dahin geschlachteten Töchter der Niobe schwelgte. Sie alle habe der Graf im Blute schwimmend und von Pfeilen gespickt auf die Leinwand gebannt.
»Sagen wir es mit einem Wort«, setzte der Tenente das Verhör fort, »Sie haben keinen bestimmten Beruf, und Künstler darf sich jeder nennen, wenn er Lust dazu hat.«
»Ja, ich weiß«, sagte Graf Raimondo, grausam lächelnd, »auch Sie und Signore Tartini, ihr haltet mich für einen Versager, nicht wahr? Aber daran habe ich mich gewöhnt. Ich kann niemanden daran hindern, so über mich zudenken. Es hätte keinen Sinn. Oft genug musste ich mir Dergleichen anhören.«
»Finden Sie denn auch Abnehmer Ihrer, äh, Werke?«
»Mir sind meine wenigen Kunden lieber, wenn sie nur Vertrauen zu mir haben, Menschen, die meiner Inspiration freien Lauf lassen, Freunde, denen meine Art der Gestaltung gefällt und die nach keinem Diplom fragen.«
»Soll das heißen, dass Sie vom Erlös Ihrer Produkte gar nicht leben könnten, verfügten Sie nicht über, äh, Eingemachtes?«
»Das Geld ist mir als Künstler gleichgültig. Wir sind reich genug, um ein sorgenfreies Leben zu genießen.«
»Ist es … äh … besonders das Vermögen, welches … äh … Ihre Frau in die Ehe mitgebracht hat?«
Der Conte sprang aus dem Sessel auf und brüllte mit einer scheußlich überschnappenden Fistelstimme:
»Wer bei uns wie viel Geld eingebracht hat, geht euch verfluchte Bullen einen feuchten Dreck an. Wir sind verheiratet und besitzen ein gemeinsames Vermögen.«
Er hockte sich wieder hin. Ambrosio gab dem Amtsdiener einen Wink. Er stellte einen Glas Wasser vor Raimondo, der es vorsichtig mit den aneinander gefesselten Händen ergriff, an den Mund führte und auf einen Zug leerte. Auch der Tenente und wir befeuchteten uns jetzt Zunge und Kehle. Durch das vergitterte Fenster wehte schwüle Abendluft herein. Ich blickte hinaus und sah feines Wetterleuchten in der Ferne.
»Gut, dann ein anderes Thema«, sagte Ambrosio, »sind Sie hier in Venedig geboren?«
»Nein. Aber ich war noch ganz klein, als meine Eltern aus Milano hier zuwanderten und den leer stehenden Palast kauften.«
»Dann legen Sie von Kindheit an im selben Stadtviertel.«
»Gewiss. Das ist kein Geheimnis.«
Das war aber genau die Gegend, in der gerade erst vier Frauen ermordet worden waren, dachte ich, auf dem knatschenden Stuhl hockend und vor Müdigkeit fast wegtretend.
»Sein Palast liegt nur wenige Gehminuten von dort entfernt, wo wir die Spur des Mörders verloren haben, letzte Nacht«, flüsterte mir Volpe ins Ohr.
»Leben Ihre Eltern noch?«, fragte di Fusco.
»Nur meine Mutter.«
»Wie heißt sie? Wo haust sie?«
»Maria Augusta Tiepolo; in der ‚Calle Larga, unmittelbar unterhalb des ‚Rio di Santa Sofia‘, mit Blick auf den Kanal.«
Volpe warf mit einen vielsagenden Blick zu.
»Warum tragen Sie nicht den Namen Ihrer Mutter?«
»Mein Vater war, äh, gestorben. Der verwitwete kinderlose Graf d‘ Inceto hat mich adoptiert. Er starb kurz nach der Adoption. Ich erbte Namen und Titel von ihm.«
»Wie ist Ihr Verhältnis zur Mutter?«
»Wir verstehen uns einmalig gut. Ich habe sie lebenslang geliebt und liebe sie. Sie ist eine wunderbare Frau. Es könnte keine bessere geben.«
»Gilt solches Lob auch für Ihren leiblichen Vater?«
Der Conte blickte versteinert zu Boden, knirschte mit den Zähnen und schwieg. Ambrosio sagte:
»Also nicht.«
»Er ist schon lange, lange tot. Er starb, als ich erst acht Jahre alt war. Ich hasse ihn bis heute.«
Volpe flüsterte mir zu:
»Jetzt weiß ich endlich, wo der Bursche seine Wurzeln hat. Ich kenne mich da aus. Im besagten Haus befindet sich ein Metzgerladen. Er ist zurzeit verpachtet … und als sein Vater starb, Signore Antonio Tiepolo, wurde er vom Conte adoptiert.«
»Signore Conte, Sie sind also ein Adoptivkind. Welchen Beruf übte Ihr, äh, leiblicher Vater aus?«, fragt Ambrosio, der sich bereits informiert hatte, den Gefangenen gnadenlos:
»Metzger«, flüsterte der Conte erbleichend. Für einen Augenblick lang schien es so, als schluchzte er.
»Und was geschah mit dem Laden, als Ihr Vater starb?«
»Meine Mutter hat ihn verpachtet, bis heute. Sie lebt von der Miete und dem, was ich ihr zustecke. Sonst hat sie ja nichts als mich. Aber ihre Wohnung im Obergeschoss hat sie behalten. Es ist eine nett und gemütlich eingerichtete Behausung.«
Er blickte liebevoll in irgendeine Ferne, als er dies sagte und lächelte versonnen. Uns blieb das nicht verborgen.
»Gut«, sagte der Tenente zu dem Amtsdiener, der hinter ihm stand und auf Befehle wartete, »lass jetzt unsere Männer herein kommen, wie vereinbart.«
Zehn seiner Untergebenen, diesmal in Zivil, ganz so, als wären sie zum Einkaufsbummel unterwegs, betraten den Raum und stellten sich in einer langen Reihe an der hinteren Wand auf. Zwei uniformierte Carabinieri bugsierten den Grafen zwischen den ersten und zweiten von links, und schon klopfte es an. Ambrosio rief sein obligatorisches »entrate – herein«.
Ein Polizist betrat den Raum, gefolgt von einer jungen Frau. Er salutierte zackig vor dem Tenente und sagte:
»Hier ist die gewünschte Zeugin. Ich habe sie abgeholt und her geleitet: Meine sehr verehrten Herren, hier ist die stadtbekannte Faustkämpferin und italienische Meisterin, die sich ‚la donnola‘ (das Wiesel) nennt.«
»Salve, signorina donnola«, sagte der Tenente jovial, »bekanntlich hattest du letzte Nacht Gelegenheit, den Mörder aus der Nähe zu sehen, nicht wahr?«
»Gewiss, Signore Tenente, aber das Licht war schlecht; die nächste Laterne zu weit entfernt.«
»Gut, dann wollen wir hier ähnliche Verhältnisse herstellen. Signore Furio, löschen Sie bitte das Licht bis auf dieses kleine Wandlämpchen.«
Der Angestellte tat, wie geheißen:
»Ist es so recht?«
»Ja, mein Tenente.«
»Dann drehe dich jetzt um! An der Wand stehen elf Männer von ungefähr gleicher Größe. Welcher könnte der Täter sein?«
Die Boxerin schritt die starr stehende Reihe zweimal ab, um dann zielstrebig vor dem zweiten Mann von links stehen zu bleiben. Sie betrachtete ihn eine Zeitlang, während wir alle den Atem anhielten. Dann sagte sie:
»Nur mit diesem da hatte der Mörder eine gewisse Ähnlichkeit; alle anderen scheiden aus.«
»Bist du dir da sicher?«
»Nicht ganz. Ich möchte ihn auch im Profil sehen.«
Die Wachmänner drehten den Grafen so, dass man ihn zuerst von rechts, dann von links betrachten konnte. Er ließ es sich gefallen, ohne eine Miene zu verziehen:
»Ihr Götter«, stöhnte die Donnola, »er ist es! Es ist der gesuchte Mann. Jetzt bin ich mir meiner Sache sicher. Allerdings war er ganz anders gekleidet als jetzt. Er trug eine Kapuzenjacke.«
»Danke, vielen herzlichen Dank, liebe Donnola, du hast uns sehr geholfen.«
»Kann ich jetzt gehen?«
»Gewiss doch, du Zuckerpuppe. Ich werde dich beim nächsten Kampf anfeuern; arrivederci, Kleines!«
Die Boxerin lief vor Freude feuerrot an, verbeugte sich und verließ, von zwei Polizisten eskortiert, den Raum. Ambrosio sagte zu den anderen zehn Männern:
»Vielen Dank, meine Kameraden! Auch ihr habt uns weiter geholfen. Auch ihr dürft jetzt gehen, Feierabend, und Sie, verehrter Conte, nehmen bitte wieder Platz.«
Während der Graf sich, eisig drein blickend, auf den angebotenen Stuhl setzte, stürmte ein junger Polizist ins Vernehmungszimmer hinein. Er wedelte mit einem seltsamen Stück Textil und stieß unartikulierte Schreie aus. Als ihn Ambrosio streng anblickte, riss er sich zusammen und sagte:
»Mein Tenente! Das schmutzige Ding da habe ich soeben an der Rialtobrücke einem Tippelbruder für fünf Euro abgekauft. Ich denke, es ist der gesuchte Poncho.«
»Zu schön, um wahr zu sein«, rief Ambrosio, während Volpe mit einem Satz nach vorne federte, um das Kleidungsstück zu mustern. Es war aus rabenschwarzer Seide gefertigt, in welche ein grauer Faden eingewebt war, der es schillern ließ.
»Das ist es, denke ich«, sagte Volpe und begann damit, den unteren Saum der Jacke abzutasten, bis er mit genießerischem Grunzen »heúreka!«(‚ich hab‘s gefunden‘) schrie. Und schon zauberte er einen Fetzen aus der Tasche hervor und hielt ihn an den ausgefransten Saum des Ponchos: Er passte genau hinein!
»Das sollte für eine Anklage genügen«, sagte Ambrosio. Ich nickte. Volpe hielt sich vornehm zurück. Der Conte murmelte, es müsse sich um eine Verkettung ungünstiger Umstände handeln, denn er sei frei von jeder Schuld.
Dann ließ ihn der Tenente in die Arrestzelle bringen. Das geschah, während der Capitano Marcello das Haus betrat, um sich den Verhafteten einmal gründlich anzusehen. Zwei Polizisten begleiteten ihn ins Gelass. Aber nach kurzer Zeit schon verließ er kopfschüttelnd die Zelle und sagte zu di Fusco:
»Nun bin ich mir sicher, dass ich diesen Kerl schon einmal gesehen habe, aber ich weiß nicht mehr, wo.«
»Er ist Sohn des verstorbenen Fleischermeisters Tiepolo aus der ‚Calle Larga‘; in Venedig aufgewachsen, wo er jeden Pflasterstein kennen sollte; Adoptivkind des verstorbenen Conte d‘ Inceto.«
»Irgendwie und irgendwann bin ich mit ihm schon einmal aneinander geraten. Was war es nur?«
»Ich kann dir da auch nicht weiterhelfen. Am besten, denke ich, wäre es, wir ließen uns zur Metzgerei bringen, um uns einerseits die Bude, andererseits die dort noch lebende Frau Mama zu Gemüte zu führen. Noch steht uns ein Wenig Tageslicht zur Verfügung. Machen wir uns auf den Weg!«
»Einverstanden«, knurrte Marcello, »besser heute als morgen. Wir haben keine Zeit zu verlieren, und ich schlage vor, Volpe und der Doktor kommen mit. Sie sind ja ohnehin in die Sache verwickelt und haben uns ein paar kleinere Tipps gegeben, die durchaus nützlich waren. Ich denke, sie haben einen gewissen Anspruch auf einen Teil der 20.000 Euro, die als Belohnung zur Ergreifung des Würgers von Venedig ausgesetzt sind.«
Ich blickte Volpe an. Er grinste breit und nickte. Ich erklärte unsere Bereitschaft, die beiden zu begleiten.
»Bevor wir los ziehen, muss ich noch die Leute von den Zeitungen informieren, damit wieder Ruhe unter das Volk kommen kann«, sagte Marcello.
Gemeinsam traten wir also vor die Traube der Reporter, die uns erwartungsfroh entgegen sahen. Marcello nahm das Wort und sagte mit feierlichem Ernst:
»Meine sehr verehrten Herren, ich kann euch eine Botschaft der Freude übermitteln: Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit haben wir den Würger von Venedig verhaftet. Dieser Erfolg ist vor allem der Umsicht, Entschlossenheit und Energie meines geschätzten Tenente di Fusco zu verdanken. Freilich wollen wir hierbei die Hilfe, die uns Signore Giuseppe Tartini hat angedeihen lassen, auch nicht verschweigen. Doktor Petrescu sei ebenfalls herzlich gedankt! Jeder hatte seine eigenen Methoden, den Fall zu lösen, und erst der Vergleich der Ergebnisse erbrachte die Überführung des Täters.«
»Dürfen wir wissen, wer der Mörder ist?«, fragte Scimmia.
»Italien ist ein Rechtsstaat. Wir dulden keine Vorverurteilung. Daher bitten wir um Geduld, bis morgen. Um die Mittagsstunde, hoffe ich, kann ich Näheres mitteilen. Vielen Dank, meine Herren. Erfüllt jetzt eure Pflicht und unterrichtet das Volk, dass der Mörder hinter Gittern sitzt.«
Nachdem er dies gesagt hatte, stürmte alles, was den Namen ‚Reporter‘ trug, aus dem Haus, um sich in alle vier Himmelsrichtungen zu zerstreuen. Wir warteten noch eine Zeitlang, bis Ruhe eingekehrt war, um uns dann in die Schluchten der Stadt zu begeben. Ziel war die ominöse ‚Calle Larga Doge Priuli‘.
Sofort begannen wir damit, Pflaster zu treten. Meine Füße, so wollte es mir vorkommen, waren zu einer einzigen Schwellung entartet. Mühsam humpelte ich hinter den anderen her, bis wir das gesuchte dreistöckige Haus mit seiner grell erleuchteten Metzgerei erreichten. Sie war im Gewölbe des Erdgeschosses untergebracht. Wir gingen in den Laden hinein.
Ein dicker Mann in Schürze stand vor dem Hackklotz, ohne uns zu bemerken und zerteilte Fleisch in kleinere Portionen. An den Haken vor einer gekachelten Wand hingen mit dem Kopf nach unten wie Perlenschnüre die Würste; daneben der Schinken eines Schweines. Ambrosio räusperte sich hörbar. Der Metzger fuhr herum und sah erstaunt auf uns vier Männer, war er es doch gewohnt, meist nur Frauen an der Theke zu begrüßen:
»Was darf’s sein, Signori?«, fragte er freundlich.
»Capitano Marcello und Tenente di Fusco von der Stadtwache«, sagte Ambrosio barsch und richtete sich stramm auf.
»Ach, so ist das«, sagte der Metzger erbleichend, »ihr seid gekommen, um mich zu kontrollieren. Nun, ich habe nichts zu verbergen. Womit kann ich dienen?«
»Wir sind ausnahmsweise einmal nicht gekommen, zu überprüfen, was in deiner Wurst so alles untergebracht ist. Heute geht es uns um andere Dinge, die wir wissen wollen: Oben in diesem Haus«, sagte Marcello, »wohnt die verwitwete Frau deines Vorgängers, nicht wahr?«
»So ist es. Signora Maria Augusta Tiepolo. Ihr gehört das ganze Gebäude. Ich bin nur Mieter.«
»Gut«, sagte Marcello, »dann solltest du auch den Sohn deiner Vermieterin kennen?«
»Natürlich! Er heißt Raimondo, adoptierter d‘ Inceto und ist ihr Ein und Alles. Kaum ein Tag vergeht, an dem er ihr nicht seine Aufwartung macht. Es ist, einmal abgesehen von seinem Hang zum Jähzorn, ein reizender Junge und seiner Mutter sehr zugetan. Er hätte das Geschäft hier vom Vater übernehmen können, aber weder er noch seine Mutter mögen mein Handwerk, und ich denke, er ist dafür auch nicht geeignet. Warum ihn der Graf adoptiert hat, weiß ich nicht. Jetzt hat er Geld wie Heu.«
»War Raimondo auch gestern hier?«
»Darauf habe ich nicht geachtet. Er kommt so oft, dass man es kaum noch zur Kenntnis nimmt. Niemand achtet mehr auf ihn, wenn er hier erscheint, ja, man könnte ihn sogar für einen Unsichtbaren halten.«
»Wie lange warst du gestern noch im Laden.«
»Bis zur gegen 21. 00 Uhr. Dann habe ich geschlossen und bin nach Hause gegangen. Ich wohne nicht hier; ich lebe unten in einem Hinterhaus an ‚Strada Nuova‘.«
»Schade, wirklich schade!«, murmelte Marcello.
Wir bedankten uns beim Fleischermeister für die Auskünfte und begaben uns durch die doppelflügelige Tür hinein in den spärlich erleuchteten Hauskorridor.
Im Unterschied zum Palast des Raimondo und der Cornelia war das Treppenhaus hier schmaler, die Stufen steiler, die Türen enger, die Luft dumpfer und von Küchengerüchen geschwängert. Kein Läufer dämpfte unsere Schritte auf dem ausgetretenen Sandstein; billige Pappkartons mit den Namen der Wohnungsinhaber ersetzten die Messingschilder, kurz: Wir waren in einem herunter gewirtschafteten Mietshaus gelandet. Noch standen wir unschlüssig im Dämmerlicht, als Marcello lautstark »ich hab‘s« rief. Volpe fragte ihn, was das sei. Er flüsterte:
»Es ist schon über ein Jahr her, da ist dieses Muttersöhnchen mit einer Frau in Streit geraten. Worum es ging, konnte nicht ermittelt werden. Jedenfalls hat sie dieser Wüterich auf offener Straße zusammengeschlagen. Wären ihm nicht einige Passanten in den Arm gefallen, wer weiß? Vielleicht hätte er sie noch umgebracht. Es kam aber zu keinem Prozess. Die Frau zog die Anzeige zurück, nachdem sie ein fürstliches Schmerzensgeld erhalten hatte, und das war’s, woran ich mich vorhin vergeblich zu erinnern suchte. Wir mussten den gewalttätigen Mann freilassen.«
»Verdammt vielsagend«, sagte Volpe, und wir setzten unseren Weg treppauf fort. Erst im dritten Obergeschoss fanden wir den richtigen Eingang und lasen auf dem Schild, dass hier eine Signora Tiepolo wohne.
Mangels einer Klingel klopften wir an. Es dauerte ein Wenig, dann öffnete sich die Tür knarrend. Vor uns stand eine schmale Frau, die erheblich jünger war, als wir uns das vorgestellt hatten, dezent in ein hübsches langes Gewand gehüllt, fein geflochtene Sandalen an den Füßen und musterte uns neugierig:
»Was wollt ihr von mir, Signori?«
»Ich bin Capitano Marcello von der Stadtwache, und das ist mein Mitarbeiter di Fusco. Ferner sind Giuseppe Tartini und sein Freund mitgekommen. Wir müssen Sie in einer wichtigen Angelegenheit sprechen. Dürfen wir eintreten?«
»Und Sie wollen wirklich zu mir, einer schwachen Frau, und das gleich ganze vier Mann hoch?«
Es war jetzt an mir, dem erfahrenen Arzt, sie einzuschätzen. Meine Blicke glitten aufmerksam an ihr auf und ab:
Sie war Anfang vierzig, sah gut aus; etwa so groß wie ich; dunkle Augen; schlank und rank; dennoch von weiblicher Figur, und mit ihren Rundungen das Gegenteil der kaum jüngeren Schwiegertochter; aber nicht so blond wie ihr Sohn, eher brünett, das kurz gehaltene, von der Brennschere gewellte Haar mit einigen Silberfäden durchwirkt. Sie mochte einst als Schönheit gegolten haben, denn auch jetzt noch machte sie Eindruck auf mich. Der Sohn, dem sie in jugendlichem Jahre das Leben geschenkt hatte, war ihr wie aus dem Gesicht geschnitten und hatte das feine Antlitz der Mutter geerbt.
»Wenn es denn sein muss«, seufzte sie, »dann kommen Sie herein in die gute Stube!«
Wir folgten ihr. Sie knipste eine Deckenleuchte an, um das Dämmerlicht zu verscheuchen, bot uns Sitzgelegenheiten an und setzte uns mit Wasser verdünnten Wein vor. Ihre Wohnung war klein, aber geschmackvoll möbliert und reinlich. Wenn sie etwas von den Umtrieben des Sohnes wusste, verstand sie es hervorragend, dies zu verbergen. Fragend sah sie nun von einem von uns zum anderen. Volpe sagte:
»Liebe Signora Tiepolo, wann haben Sie Ihren Sohn das letzte Mal gesehen? War es nicht vergangene Nacht?«
Das Wort »Sohn« aus dem Mund meines Freundes genügt, sie empört empor springen zu lassen:
»Was will die Polizei von meinem Sohn?«
»Wir wollen wissen, ob er in der vergangenen Nacht hier war oder wann er Sie zuletzt besuchte«, knurrte Ambrosio.
»Wieso? Warum soll ich ihn in der Nacht gesehen haben?«
»Ich nehme doch an, dass er seine Mutter hin und wieder mal besucht«, sagte ich, »und wann war es das letzte Mal?«
»Er besucht mich sehr oft, manchmal täglich.«
»Bringt er dabei auch seine Frau mit?«
»Das geht euch einen Dreck an! Dazu sage ich nichts.«
Trotzig blieb sie stehen und schleuderte giftige Blicke um sich. Wir blieben gelassen sitzen und betrachten uns in aller Muße die Bilder an den Wänden, welche unverkennbar die Handschrift des Verhafteten trugen. Dann sprang Volpe mit einem Riesensatz aus dem Sessel und fuhr die Ärmste an:
»Geben Sie es doch zu, er war letzte Nacht hier!«
»Ich pflege nachts zu schlafen«, giftete sie ausweichend, »und von daher keine nächtlichen Besucher zu empfangen. Und ich will jetzt endlich wissen, wohin diese Befragung zielt. Dies hier ist meine Wohnung. Und wenn man mich nicht besser behandelt, verweigere ich jede weitere Auskunft und weise Ihnen die Tür. Also, was ist? Was wollen Sie von mir? Haben Sie einen Haftbefehl in der Tasche?«
Marcello erhob sich auffällig langsam und sagte dann mit besänftigendem Tonfall:
»Cara Signora Tiepolo, ich muss Ihnen leider mitteilen, dass wir Ihren Sohn verhaftet haben. Er steht im dringenden Verdacht, in den letzten vier Nächten vier Frauen ermordet zu haben. Was sagen Sie dazu? Was wissen Sie darüber? Hat er mit Ihnen darüber gesprochen? Heraus mit der Sprache!«
Feurige Röte schoss jetzt über ihr Gesicht. Sie zitterte am gesamten Körper. Nur mühsam unterdrückte sie einen Tobsuchtsanfall. Mir wollte das Ganze eher wie ein Theaterstück vorkommen, das sie gerade zum Besten gab.
»Und Ihr habt es gewagt, meinen Raimondo zu verhaften? Diesen lieben guten Jungen? Er kann doch keiner Fliege etwas zuleide tun. Hier, seht einmal her!«
Sie holte ein Fotoalbum aus dem Regal und blätterte es auf. Seite um Seite war ein wunderschöner kleiner Junge zu sehen, ein Bildchen hübscher als das andere, stets ein niedliches blondgelocktes Kind zeigend. Neugierig beugten wir uns darüber. Sie flüsterte liebevoll:
»Schaut doch einmal, was mein süßer Raimondo für ein netter Junge ist. Wenn ihr das seht, könnt ihr solche Ungeheuerlichkeiten doch gar nicht mehr wiederholen.«
Mich beeindruckte das freilich kaum. Wie oft schon hatte ich verzweifelte Eltern in meiner Praxis erleben müssen, die mir da ihr Leid klagten, indem aus einem ungewöhnlich süßen und lieben Kind mit Eintritt der Pubertät ein Ungeheuer wurde.
Sogar die Behauptungen von der Art, wenigstens die kleinen Kinder seien noch Unschuldslämmchen, sind zurück zu weisen. Vielen solch kleiner Bestien ist das, was ich als Arzt und Psychologe ‚Empathie‘ nenne, nicht gegeben. In manchen Kindergruppen ginge zu wie im Krieg, wenn man ihnen nur Waffen in die Hände gäbe. Goldings verfilmter Roman ‚Lord of the Flies‘ zeigt dies höchst eindrucksvoll; ich flüsterte:
»Gute Frau Tiepolo, das ist ja alle schön und gut, tut aber nichts zur Sache. Der Mensch kann sich ändern. Wir müssen wissen, ob Ihr Sohn letzte Nacht, kurz nach Mitternacht, hierher zu Ihnen gekommen ist; ja oder nein?«
»Nein, tausend mal nein!«, schrie sie aufgebracht, »wie oft soll ich Ihnen das denn noch sagen?«
»Und wann war er letztmals hier?«, fragte di Fusco.
»Das weiß ich nicht. Ich führe darüber nicht Buch.«
»Sie erinnern sich also an keinen Besuch in letzter Zeit?«
»Nein, an keinen einzigen.«
»Ein anderes Thema«, brachte sich nun Volpe ein, »war Ihr Sohn als Kind irgendwann einmal schwer krank?«
»Nur ein zwei Kinderkrankheiten. Er hat sie allesamt gut überstanden. Und wenn Sie mich für dumm verkaufen wollen, großer Detektiv, dann sind Sie auf dem Holzweg. Sie wollen doch nur hören, dass mein Raimondo seit irgendeiner Erkrankung geistesgestört ist, oder nicht?«
Volpe schwieg. Ich sah ihn leicht erröten. Er hatte gegen die kluge Frau den Kürzeren gezogen. Marcello mischte sich nun ein und nahm das Heft in die Hand:
»Ihr Sohn hat eine gewisse Contessa Cornelia di Malatesta geheiratet. Das war vor fünf Jahren. Seine künftige Frau war damals bereits, äh, vierunddreißig Jahre alt, eine ungewöhnliche Verbindung, denke ich, nicht wahr? Und wie alt waren Sie, verehrte Signora Tiepolo, damals, als diese Ehe geschlossen wurde?«
»Dreiunddreißig. Ich bin eine sehr junge Mutter.«
»War Ihr Mann, il macellaio (Metzger) signore Tiepolo, damals schon tot? Wenn ja, woran ist er gestorben?«
»Schon seit zwei Jahren. Man hatte mich an einen alten Knacker verschachert. Ich habe ihn gehasst. In Gedanken ekle ich mich noch heute vor ihm ob seiner widerlichen Gelüste.«
»Woran ist er gestorben?«
»Er hat verdorbenes Fleisch gegessen, rohes Fleisch, wie das als ‚macellaio‘ seine abscheuliche Gewohnheit war. Als Fleischermeister hätte er es besser wissen müssen, aber er war nicht allzu intelligent, nein, er war ein Dummkopf.«
Volpe warf mir einen bestimmten Blick zu. Ich wollte etwas sagen, aber er hielt sofort den Finger vor die Lippen, und schon setzte Marcello das Verhör fort:
»Gab es dazu eine Untersuchung? Eine Obduktion?«
»Nein, natürlich nicht. Der Hausarzt stellte den Totenschein aus, das war’s. Wen in aller Welt kümmert es schon, wenn ein ältlicher Metzger abkratzt? Zu alltäglich für die Regenbogenpresse. Mein Sohn und ich haben ihm nicht nachgetrauert. Wir haben ihn einäschern lassen, und dann hatte ich die Chance, meinen Raimondo in den Adel aufsteigen zu lassen.«
Volpe grinste bei ihren Worten so boshaft wissend, als ob er der Frau einen Giftmord unterstellte, den zu ahnden man damals leider versäumt hätte. Die Signora bemerkte das und nickte ihm bitterböse lächelnd zu, als wollte sie sagen, dass es nun leider für ein Verfahren zu spät sei. Mir lief es eiskalt den Rücken hinunter. Für fünfzehn Sekunden herrschte tiefes Schweigen, unterbrochen nur vom Hacken der Standuhr. Dann nahm Marcello das Wort:
»Wie alt war Ihr Mann, als er starb.«
»Fünfundfünfzig.«
»Dann war er ja um Jahre älter als Sie.«
»Man hat mich nicht gefragt, ob ich ihn heiraten wollte. Ich hatte keine Eltern mehr, und meine geldgierige Verwandtschaft, diese widerlichen Schweine, wollte mich versorgt sehen.«
Marcello schüttelte bedauernd den Kopf:
»Nun, lassen wir dieses Thema, lassen wir die Toten ruhen und kommen wir auf die Hochzeit Ihres Sohnes zurück: Waren Sie damit einverstanden, dass er diese Frau heiratete, diese Contessa Cornelia di Malatesta aus Rimini?«
»Bedauerlicher Weise ja. Ich habe mich sogar dafür stark gemacht, in meiner damaligen Verblendung.«
»Haben Sie diese Eheschließung sogar arrangiert?«
»Gewiss! Cornelia stammte aus einer steinreichen Adelsfamilie. Raimondo hatte sich erstaunlicher Weise in die Giftschlange verliebt. Sie war seine erste und einzige Geliebte. Aber das hat heutzutage nichts mehr zu sagen.«
»Darf ich davon ausgehen, dass Sie von Ihrer, äh, Schwiegertochter, äh, bitter enttäuscht sind?«
»Darüber sage ich nichts. Das Intimleben meines Sohnes geht niemanden etwas an. Er muss es selber wissen, ob und warum und wie lange er es noch mit dieser Hexe aushält.«
Marcello wusste jetzt nicht mehr weiter. Das Verhör hatte uns nicht voran gebracht. Volpe mischte sich ein und sagte:
»Haben Sie diese Ehe damals gefördert, weil Sie sich der Verlobten Ihres Sohnes überlegen fühlte, da sie nun einmal eine … äh … eine von allen anderen Männern sitzen gelassene, äh, bereits alternde, äh, Androgyne ohne weibliche Brüste war?«
»Davon wussten wir beide nichts«, rief Maria Augusta allzu heftig, »denn sie verstand es, ihre Mängel mit Hilfe raffiniert ausgestopfter Büstenhalter zu kaschieren. Mein Sohn begriff erst in der Hochzeitsnacht, was er sich da eingehandelt hatte. Sie haben seitdem getrennte Schlafzimmer. Raimondo hat dieses Dreckweib unberührt gelassen. Sie ist eine alte Jungfer, hihihi.«
»Ach, und das hat er Ihnen erzählt, einfach so? Und er hat, wenn ich das so sagen darf, seine ‚gatta in sacco‘ gekauft?«
»Warum auch nicht? Er hatte eben keine Erfahrung in solchen Dingen und kannte nur mich. Ich war die einzige Frau für ihn gewesen. Er hatte vor seiner Hochzeit keine Freundin gehabt, und zu den dreckigen Huren ist er auch nicht gegangen, niemals. Zu mir jedenfalls hat er grenzenloses Vertrauen, bis heute, und ich könnte dieses verfluchte Mannweib …«
»Was könnten Sie sie?«
»Ach, das ist doch gleichgültig, und mein Raimondo ist wirklich verhaftet und eingesperrt?«
»Er steckt in der Arrestzelle auf dem Revier.«
»Wird er nach Padua überstellt werden?«
»Wahrscheinlich. Sobald der Prozess eröffnet ist. Wir haben, glaube ich, genügend Beweise zusammen bekommen. Ferner hat ihn eine Frau, die den letzten Mord beobachtete, sofort wiedererkannt, aus einer Gruppe von insgesamt elf ähnlich aussehenden Männern heraus.«
»Die dreckige Hure lügt. Man hat ihr vorher schon gesagt, wen sie benennen soll. Ich kenne das. Immer diese falschen Schlangen. Darf ich mit euch aufs Revier kommen? Ich möchte meinen Sohn sehen. Ich möchte ihn umarmen.«
»Das will ich Ihnen nicht abschlagen«, sagte Marcello, und schon gingen wir samt der zornigen Frau die Stiege hinunter und durch die engen Gassen zurück aufs Revier, während unsere schöne Maria Augusta hektische Selbstgespräche führte, welche allesamt darauf hinaus liefen, dass sie es diesen Bullen schon noch zeigen werde. Schließlich sagte sie sogar:
»Ich werde an den Staatspräsidenten appellieren. Er wird es einsehen und befehlen, dass man meinen Sohn frei lässt.«
Noch zeterte und lamentierte sie, da waren wir schon angekommen. Marcello geleitete die Frau persönlich ins Gebäude hinein, wo uns eine unangenehme Überraschung erwartet:
Die Zeitungsreporter der Region samt an ihrer Seite klebenden Fotografen hatten sich sensationslüstern im Atrium zusammengerottet und warteten auf uns.
Kaum waren sie der Signora ansichtig geworden, als die Blitzlichter nur so aufflammten. Maria Augusta sah dies und stürzte sich wütend über sie, um ihnen die Kameras zu entreißen, und schon entbrannte die schönste Rauferei, in die sich Marcello kraft seines Amtes einmischte, um den weiblichen Wüterich in sein Amtszimmer zu bugsieren, wohin kurz zuvor auch der Conte gebracht worden war und auf sie wartete.
»Du brauchst jetzt keine Angst mehr zu haben, lieber Raimondo, jetzt bin ich ja da«, sagte sie begütigend, während sich der Graf erhob, die Hände aneinander gefesselt.
»Haben die Schufte dir etwas getan, Mama?«, fragte er und mimte ein besorgtes Gesicht:
»Nein, mein Sohn. Mit mir ist alles in Ordnung. Aber sie besitzen kein Recht, dich hier festzuhalten. Ich werde mir Italiens besten Anwalt nehmen, und wenn ich darüber mein Haus verkaufen muss. Das lasse ich mir nicht gefallen.«
»Beruhige dich doch, Mama«, sagte Raimondo, »alles ist nur halb so wild. Es wird sich als Irrtum erweisen.«
»Was heißt hier Irrtum? Du bist freier Bürger eines freien Staates, und niemand hat das Recht, dich einzusperren. Weiß diese Cornelia wenigstens, dass du hier bist?«
»Sie weiß es.«
»Warum ist sie nicht da?«
»Das musst du sie selber fragen.«
Ambrosio schaltete sich jetzt ein:
»Verehrte Signora Tiepolo, wollen Sie nicht Platz nehmen?«
»Ich denke gar nicht daran. Ich bin empört. Niemand hat das Recht, meinen Sohn festzuhalten. Ich werde mich beschweren.«
Marcello brummte jetzt grimmig:
»Setzen Sie sich doch endlich hin und beantworten Sie mir die Fragen, die wir noch zu stellen haben, wenn Sie nicht über Nacht in der Zelle neben Ihrem Söhnchen eingesperrt werden wollen.«
»Ist mir doch alles gleichgültig!«
Und schon war sie zu Raimondo hinüber gegangen, um ihn gründlich abzuküssen.
»Fürchte dich nicht, mein Kleiner, ich kümmere mich um dich und sorge dafür, dass du hier heraus kommst. Ich gehe jetzt, um den Anwalt aufzusuchen.«
Dann hasserfüllt zu uns:
»Und Fragen beantworte ich keine mehr, keine einzige. Ich bin lange genug verhört worden, als wäre ich eine Verbrecherin. Man hat mich wie den letzten Dreck behandelt. Ich werde das dem Herrn Staatspräsidenten melden. Noch gibt es Gesetze!«
Mit verächtlich herunter gezogenen Mundwinkeln schritt sie an uns vorbei und strebte den Ausgang an:
»Sollen wir sie gehen lassen?«, fragte der Tenente.
»Gewiss doch«, antwortete Marcello, »wir wissen ja jetzt, wo wir dran sind …«
»Ja«, sagte ich seufzend, während Maria Augustas Wutgebrüll zu uns herein brandete, das sie über den Zeitungsleuten hernieder prasseln ließ, »dieser traurige Fall ist, Gott sei es geklagt, pathologisch und psychotisch, leider; einfach scheußlich.«
Volpe nahm jetzt das Wort und sagte zum Conte:
»Ihre Mutter scheint Sie ja abgöttisch zu lieben.«
»Ich war von Geburt an ihr Ein und Alles. Meinen Vater hat sie verabscheut. Sie hatte dann nur noch mich. Weitere Kinder sind ausgeblieben. So ist das.«
»Wissen Sie noch, was für ein Mensch Ihr Vater war?«
Der Graf knirschte mit den Zähnen und schwieg.
»Dann war Ihre Mutter nicht glücklich mit ihm, oder?«
Der Conte lief knallrot an. Er zischte zwischen zusammen gebissenen Zähnen hervor:
»Wie kann man einen schmutzigen Fleischer lieben?«
»Hat sie sich geschämt, einen Metzger zum Mann zu haben?«
»Sie stammt aus guter Familie, aber ihre Eltern haben das Vermögen verspekuliert und brachten sich dann um. Die Verwandten, denen sie auf der Tasche lag, wollten sie los sein und haben sie an diesen Fleischer verhökert, einen Mann mit gut gehendem Geschäft und eigenem Haus.
Ansonsten, meine Herren, wäre es besser, meine Mutter und meine Frau aus dem Spiel zu lassen. Ich weiß doch ganz genau, worauf Sie hinaus wollen, wenn Sie einen Gegensatz zwischen den beiden konstruieren. Verhören Sie mich, solange Sie wollen, aber lassen Sie die beiden Frauen in Ruhe!«
»Gut, schön«, sagte Volpe und legte die Fingerspitzen aufeinander, »Ihr Wunsch sei uns Befehl. Doch kommen wir zunächst noch einmal auf Ihren Poncho zurück:
Der Mörder der vergangenen vier Nächte trug stets einen solchen Kapuzenumhang, das ist sicher. Der Schneider bezeugt, nur Ihnen einen solchen geliefert zu haben. Ein Fetzen blieb beim letzten Überfall in der Hand der Getöteten. Er passt exakt in den Saum des Ponchos, den wir einem Obdachlosen am Canal Grande abkauften. Wollen Sie leugnen, dass es Ihr Umhang ist?«
»Er ist es nicht. Beweist mir das Gegenteil!«
»Gut«, sagte Volpe seufzend, »dann berichten Sie uns lückenlos, was Sie in den vergangenen vier Nächten getan haben!«
»Ich war im Studio.«
»Ihre Frau und die Zofe konnten das nicht bezeugen.«
»Ich pflege alleine und in aller Stille zu arbeiten.«
Volpe zuckte mit den Schultern und schwieg. Auch ich wusste jetzt nicht weiter. Ob die Geschworenen mit den bislang gesammelten Beweisen zufrieden sein würden? Ich hatte da meine Zweifel. Ein guter Anwalt konnte unsere Argumente als Vermutungen ausgeben. Raimondo war ein harter Gegner, auch wenn er jetzt in sich zusammengesunken auf dem Stuhl hockte. Er war müde. Wir alle waren müde. Marcello raffte sich dann auf, noch eine Frage zu stellen. Geradezu beiläufig und wie ein verständnisvoller Vater sagte er, zum Du übergehend:
»Nicht wahr, Raimondo, du bist ein todunglücklicher Mensch.«
»Warum sollte ich unglücklich sein?«
»Seit du entdeckt hast, dass du anders warst als deine Altersgenossen, als all die anderen Jungs, die ganz verrückt auf Abenteuer mit Mädchen waren, also ab Eintritt der Pubertät.«
Raimondo begann am ganzen Leib zu zittern. Schweißperlen standen ihm auf der Stirn. Er tat spöttisch und sagte:
»Was sollte an mir schon anders sein als bei anderen Männern?«
»Nun, als du noch ein ganz, ganz junger Mann warst … und feststelltest … dass du … und die Mädchen … und das war ganz anders, als bei deinen Kameraden, die verrückt auf Mädchen waren, an denen du kein Interesse hattest, nicht wahr?«
Er blickte den Gefesselten durchdringend an. Er wusste, dass es jetzt nur noch des richtigen Wortes bedurft hätte, um den ältlichen jungen Mann zum hemmungslosen Heulen zu bringen, aber das rechte Wort fiel ihm nicht ein. Marcello hätte nur sagen müssen, »mein lieber, guter Junge, ich verstehe dich, und du tust mir leid. Was hat man dir nur angetan!«
Stattdessen murmelte er schulmeisterlich belehrend:
»Unser guter Doktor könnte es besser erklären als ich. Sie sind nicht verantwortlich für das, was sie tun … nicht zurechnungsfähig und brauchen sich nicht vor Gefangenschaft und lebenslanger Haft zu fürchten.«
Der Graf richtete sich trotzig auf und fauchte:
»Ich brauche nichts und niemanden zu fürchten. Ich bin unschuldig und das Opfer einer Verwechslung oder unerklärlicher Umstände. Ich habe schon viel zu viel gesagt. Ab sofort verweigere ich die Aussage und überlasse alles meinem Anwalt, und dabei bleibt es.«
Marcello, dieser alte Hase in allen möglichen Verhören, begriff, dass er durch seinen eigenen Fehler der Befragung des Verdächtigen ein Ende bereitet hatte. Achselzuckend läutete er nach dem Amtsdiener, der den Conte in den Kerker zurück bringen sollte. Bereitwillig stand dieser auf und wollte schon gehen, als Volpe ihm noch zurief:
»Warten Sie, Raimondo! Eine letzte Frage!«
Der Verhaftete blieb stehen und musterte meinen Freund verächtlich. Dann sagte er:
»Ich werde nichts mehr antworten.«
»Das wollen wir erst noch sehen«, sagte Volpe, »denn meiner Meinung nach haben Sie diese, äh, Cornelia di Malatesta nur deshalb geheiratet, weil sie in der oberen Körperhälfte ein Mann ist, ein schöner Mann, nicht wahr, und Ihre Mutter lügt, wenn sie sagt, Sie hätten es erst in der Hochzeitsnacht erfahren.«
Weiter kam mein Freund nicht, denn der Graf stieß ein tierisches Heulen aus, dem der Hyäne ähnlich, und stürzte sich über meinen Freund, um ihn wie eine Bestie anzufallen, obwohl seine Hände gefesselt waren. Zwei Polizisten warfen sich auf ihn, um ihn zu bändigen. Wie eine Raupe, die unter die Ameisen geraten ist, wand und drehte er sich unter dem Zugriff der Beamten und trat nach ihnen, Schaum vor dem Mund. Volpe kicherte und sagte, als das irre Kreischen des Grafen abgeebbt war:
»Bis zur Eheschließung, lieber Conte, waren Sie ein echtes Muttersöhnchen, waren Sie im Grunde mit der Mutter verheiratet und wurdest von ihr gegängelt, aber durch die Hochzeit mit Cornelia sind Sie vom Regen in die Traufe geraten, denn die unschuldige ‚Androgyne‘, die Sie liebte, musste bald begreifen, dass Sie immer noch mit der Mama verbandelt und ihr hündisch Untertan waren, und dass mit Ihnen, Herr Graf, im Bett nichts anzufangen war, weil Ihre Bestrebungen und Triebe auf das eigene Geschlecht gerichtet sind.
Daher verachtete und unterdrückte die Contessa Sie in gleicher Weise, bis Ihr Hass, Raimondo, Ihr Hass auf sämtliche Frauen alle Grenzen überstieg. Weil Sie aber weder, wie einst Kaiser Nero, zum Muttermörder werden konntet noch es wagtet, wie dieser auch noch Ihre Frau umzubringen, haben Sie sich an Dritten gerächt und vier von ihnen ermordet. Wollen Sie das leugnen?«
»Lügen, Lügen, alles nur Lügen«, kreischte der Graf wie von Sinnen, »und die hast du alleine aufgetischt, du verfluchter kleiner privater Schnüffler, du elendes Würstchen und Wichtigtuer. Warte nur, das zahle ich dir heim. Nicht lange, und ich werde dir den Schädel einschlagen, du Ratte! Du räudiger Hund! Du dreckiges Schnüffelschwein! Ich bringe dich um!
Raimondo ging die Puste aus. Keuchend hing er in den Armen der beiden Wachmänner, die ihn untergehakt hatten:
»Hihihi«, tönte Volpe, »den Tod haben mir schon andere angekündigt, aber noch lebe ich. Wie auch immer, mein Jüngelchen, zum Einen haben wir uns dein beschädigtes Bowie Knife gesichert, mit der du deine Opfer gemeuchelt hast, und es war sogar noch Blut daran, du dummer Anfänger! Was glaubt du wohl, wird die Untersuchung erbringen, he?«
Ich darf Volpes Rede an dieser Stelle tadelnd unterbrechen. Es war nämlich keinerlei Blut am Dolch zu finden. Volpe log, um den Mörder in die Enge zu treiben. Durfte er das? Heiligt der Zweck die Mittel? Nun, ich will das hier nicht entscheiden und rasch den Rest seiner flammenden Rede wiedergeben.
»Zum Zweiten haben wir deinen Umhang in Verwahrung genommen. Der einzige Schneider, der so etwas in letzter Zeit aus schwarzer Seide mit eingewebtem grauen Faden fertigte, hat ihn nachweislich an dich verkauft. Der Fetzen, den dein letztes Opfer heraus gerissen hatte, passt genau hinein. Wenn du es immer noch abstreitest, der Besitzer zu sein, so lügst du.
Zum Dritten hat dich die Zeugin wiedererkannt. Zum Vierten: Du warst wie vom Erdboden verschluckt, als der Doktor und ich dir folgten, und welch Zufall! Genau an dieser Stelle entdeckten wir das Haus deiner abgöttisch geliebten Mutter.
Ich kommen zum Fünften: Du hast für keine einzige der vergangenen Nächte ein Alibi. Das kann kein Zufall sein, und du weißt ganz genau, dass deine Mutter lügt. Wir werden sie notfalls Tag und Nacht verhören, bis sie alles zugibt, bis sie endlich gesteht, dass du nach den vier nächtlichen Morden jedes Mal bei ihr Unterschlupf fandest. Sie war deine Komplizin, und darauf steht jahrelanger Knast.
Doch warum hast du diese vier Morde begangen? Auch das lässt sich leicht beantworten: Weil du ein Feigling bist. Weil du ein Schwächling bist. Weil du ein Weichling bist. Weil du dich im Bett vor den Frauen fürchtest, du von dir selbst ernannter Künstler, der du in Wirklichkeit ein Stümper bist, du hündisch ergebener Sklave deiner Mutter, du hasserfüllter Sklave deiner schönen ‚Androgyne‘ Cornelia!
Nachdem du den ersten Mord hinter dich gebracht hattest, fühltest du dich stark, fühltest du dich vorübergehend mächtig. Jetzt endlich war der Mann in dir erwacht, aber ach!
Ganz gleich ob zuhause bei Cornelia oder in der Wohnung der Mutter, überall holte dich deine alte Rolle wieder ein, und so war es logisch, dass du weiter töten musstest. In Wirklichkeit ermordetest du doch jedes Mal deine Frau und noch viel mehr deine Mutter, das ist die Wahrheit, und wenn du jemals wieder in Freiheit kämest, müsstest du weiter morden, müsstest du dich weiterhin an wehrlosen Frauen vergreifen, um dir selbst hinweg zu helfen über das Wissen um deine grenzenlose Minderwertigkeit, nicht wahr?«
Der innere Widerstand des Grafen brach jetzt vollends in sich zusammen. Er knirschte mit den Zähen, heulte, wimmerte, röchelte und gurgelte nur noch. Er wäre sofort auf den Estrich gestürzt oder hätte sich einfach fallen lassen, wenn ihn die beiden Männer nicht aufrecht gehalten hätten. Seine Augen zeigten den irren Blick des Wahnsinnigen. Der Mund klappte mehrfach auf und zu, ohne dass er noch ein Wort herausbrachte, um dann halb offen zu verharren, während die Lippen wie flatternde Schmetterlinge zu zittern begannen.
»Abführen!«, dröhnte der Bass des Marcello in diese schaurige Szene hinein, »ich erkläre die heutige Vernehmung für beendet. Morgen ist auch noch ein Tag. Jetzt ist es schon spät in der Nacht. Ich wünsche euch allen eine gute Ruhe. Morgen werden wir sehen, wie es weiter geht.«
Als Raimondo wieder in die Zelle gesperrt werden sollte, schickte Volpe ihm ein paar aufmerksame Blicke hinterher, die in einem versonnenen Lächeln endeten, als der Mörder noch einmal Kehrt machte, um Volpes Blick zu erwidern und kurz nickte. Danach schloss sich die eisenbeschlagene Pforte hinter ihm.
Mir war nichts Besonderes aufgefallen, aber ich kannte ja die Methoden des Freundes. Daher fragte ich ihn umgehend, was daran so interessant gewesen sei. Aber er sagte nur, wir müssten jetzt möglichst bald schlafen gehen, denn bereits kurz nach Sonnenaufgang werde Ambrosio bei uns vorsprechen. An ein langes Ausschlafen sei also nicht zu denken.
»Aber der Tenente hat uns doch gar keinen Besuch angekündigt«, flüsterte ich ihm ins Ohr.
»Und dennoch wird er zur Stelle sein und gleich zwei Gründe dafür haben«, sagte mein Freund und erhob sich vom Sitz. Dann entfernten wir uns eilig. Volpe tänzelte vor mir Jammergestalt daher und pfiff ein Liedchen. Ich verfluchte seine gute Laune, stellte nun keine weiteren Fragen mehr und folgte ihm mühsam humpelnd, stöhnend, jammernd und klagend nach Hause.
»Ich bin Arzt und kein Langstreckenläufer.«
»Aber das waren doch höchstens zwanzig Meilen (30 km.), die wir heute zurückgelegt haben«, entgegnete Volpe und beschleunigte seine Schritte. Schon waren wir auf dem ‚Campo SS. Giovanni e Paolo‘ angekommen.
Volpe rief dem Colleoni ein »buona sera, cavaliere« zu. Dann eilten wir zu seiner Hütte. Ich Stinktier ließ mich auf die erstbeste Liege fallen, ohne das Schlafzimmer aufzusuchen, um unverzüglich einzuschlafen, während sich Volpe durch nichts auf der Welt davon abbringen ließ, eine Zeitlang genüsslich unter der Dusche zu stehen und erst die heißen, dann die kühlen Fluten an sich hernieder brausen zu lassen. Er nennt so etwas ‚Disziplin‘, ich bezeichne es als Wahnsinn.