Читать книгу Fünf Jahreszeiten - Meral Kureyshi - Страница 8

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Ich lebe im Stillstand, mit Adam im Kopf. Adam geht nicht weg.

Es ist nicht wirklich, sage ich immer wieder, es ist nicht wirklich.

Was ist nicht wirklich?, fragt Manuel, der meine Unterhose langsam über meine Oberschenkel streift.

Irgendwann schläft er ein, und ich gehe durch den langen Korridor in das große Wohnzimmer, um den Gedanken zu entkommen. Es funktioniert nicht.

An den Holztisch gelehnt sind zwei Stühle, auf dem alten Parkett vertrocknen Blumen in einer Vase, das Wasser beginnt nach Kanalisation zu riechen.

Im Büchergestell liegen Manuels Romane durcheinander. Schwere Bände über Filmgeschichte, die Fotobücher stapeln sich neben dem Regal.

Ich lasse mich auf das schwarze Ledersofa fallen, versuche zu lesen, um meiner Geschichte zu entkommen. Das Sofa lag auf der Straße, mit Manuel habe ich es durch die halbe Stadt getragen, er hat mich verflucht deswegen.

Die Wohnung ist klein, wenn die Fenster offen stehen, kann man den Brunnen hören mit dem Löwen darauf. Hinter den Fenstern sind die übrig gebliebenen Tomaten, manchmal kommt eine Krähe, um an ihnen zu picken.

Die Münsterglocke schlägt draußen laut die Stunden, drinnen bleibt die Zeit stehen.

Unter der Decke friere ich, die alten Fenster sind schlecht isoliert, es dringt kalte Luft ins Zimmer. Die Wohnung ist baufällig. Die Wände noch immer weiß. Ich drehe mich zu Manuel, um mich aufzuwärmen, der mich sofort in seine Arme nimmt.

Du bist ja eiskalt, sagt er, dabei dreht er seinen Kopf in die andere Richtung, um mir seinen Mundgeruch zu ersparen. Erst wenn er die Zähne geputzt hat, darf ich ihn küssen.

Nach kurzer Zeit ist das warme Wasser unter der Dusche aufgebraucht, ich spüle das Shampoo aus meinem Haar. Manuel schaut, während er die Zähne putzt, wie ich dusche, er duscht lieber allein.

Er ist größer als ich, sein Bauch kann sich aufblähen wie ein Ball, wenn er viel trinkt, seine braunen Haare sind immer verstrubbelt, er trägt eine fast unsichtbare Brille auf der Nase. Wenn er lacht, kann man all seine Zähne sehen, die Wimpern, dunkle Kränze, verkleben sich zu Dreiecken, wenn er weint. Ich habe ihn in den sechs Jahren nur zweimal weinen sehen. Einmal sagte ich zu ihm, dass ich nicht mehr mit ihm zusammen sein wolle, er ignorierte es, und so blieb es dabei, dass er bei mir wohnte. Er zog ein, als wir uns kennengelernt hatten.

Manuel bewegt seine langen Finger, auch die Zehen, als gehörten sie nicht zu ihm.

Schade, dass du heute nicht mitkommst, sagt er, es ist immer so langweilig bei meiner Familie ohne dich.

Seine Großeltern, Onkel und Tanten treffen sich zum Mittagessen bei seinen Eltern.

Ich muss arbeiten, sage ich, du schaffst das schon.

Fünf Jahreszeiten

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