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§ 1.5

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Autonome Arbeit – die von Maschinen ausgeführte Arbeit, sei es durch automatische, von Algorithmen gesteuerte Prozesse (wie bei Software für den Hochfrequenzaktienhandel), durch produktive Systeme oder auf physische Weise von Montagerobotern an einem Fließband, die unbeantwortete Fragen zu den historischen Kategorien von Arbeit, Wert und Produktion aufwirft – ist grundsätzlich disruptiv: Die Kosten der sozialen Reproduktion der Automatisierung sind ihrem Umfang und Wesen nach höchst verschieden von denen der sozialen Reproduktion lebender Menschen. Das Problem, das sich durch die Arbeit von Maschinen ergibt, ist mit kulturellen, historischen und ästhetischen Bewertungen verwoben, wobei die Maschine nicht in die vorgegebenen (traditionellen) begrifflichen Zusammenhänge der menschlichen Gesellschaft hineinpasst. Daher sind das Ergebnis dieser neuen autonomen, nichtmenschlichen Arbeit seltsame Appropriationen und Transfigurationen der Maschine bezüglich der menschlichen Gesellschaft. Ein zentrales Problem dieser Verstrickung ist die Unfähigkeit der marxschen Theorie, der Bedeutung der Maschinenarbeit im Rahmen einer konventionellen Analyse gerecht zu werden. Hierbei handelt es sich um ein Problem, das auf den Unterschieden zwischen der Industrialisierung im 19. Jahrhundert und dem Begriff der „Maschine“ im 20. Jahrhundert beruht.

Die frühere Möglichkeit, die Arbeit von Maschinen als Erweiterung der Aktivität des Menschen zu verstehen – als die mechanische Verstärkung der menschlichen Arbeit –, wurde durch Modelle ersetzt, in denen die Maschine den Menschen nicht mehr unterstützt, sondern ersetzt. Hierbei wird offenbar die menschliche Vermittlungsinstanz entfernt, die historisch zwischen der Arbeit der Entwicklungsingenieure und der zur Umsetzung ihrer Pläne erforderlichen, menschlichen Produktion liegt. Dieser Übergang markiert eine Verschiebung von der Fragmentierung des Fließbands, an dem die Aufgaben um die immer gleichen Handlungen der massenhaften menschlichen Arbeit (die selbst eine Organisation darstellt, die eine semiotische Zerlegung und Standardisierung impliziert) organisiert sind, hin zur automatisierten Herstellung, bei der das Design auf digitalen Geräten erstellt und anschließend von anderen digitalen Geräten realisiert wird und die menschliche Arbeit in diesem Herstellungsprozess nur noch eine geringfügige Rolle spielt. In einer solchen, umgestalteten Fabrik sind Menschen nur noch von begrenzter Bedeutung: Sie überantwortet einen großen Teil der „Ressource Mensch“ notwendigerweise der Nutzlosigkeit, da ihre manuellen Funktionen in der Produktion nunmehr automatisiert sind. Die Ideologie der Automatisierung entstand auf dem Wege der Umwandlung der geistigen Arbeit in automatisierte, immaterielle Produktion, die für die materielle Produktion bereits im Gange war. Während Systeme für den Hochfrequenzhandel mit Aktien sehr spezielle Beispiele sind, offenbart die Automatisierung routinemäßiger Aufgaben (Steuerbuchhaltungsprogramme wie TurboTax automatisieren das Spezialwissen und die Fachkenntnisse, bei denen es sich bisher ausschließlich um die Domäne von Steuerberatern handelte) dasselbe Verfahren in einem wesentlich breiteren Kontext in Aktion und mit Auswirkungen für einen größeren Teilbereich geistiger Arbeit.

Tabelle 1.1 Die Spitzensteuersätze der Einkommenssteuer in den USA von 1913 bis 1988

JahrSteuersatz
1913–157
191615
19177
191877
1919–192173
1922–192358
1925–193125
1932–193563
1936–194079
194181
1942–194388
1944–194594
1946–195191
1952–195392
1954–196391
196477
1965–198170
1982–198650
198738
198833

Tabelle 1.2 Prozentsatz der Hochschulabsolventen (Stand 2003)


Quelle: statistisches Bundesamt der USA;

Veröffentlichungsdatum: 29. Juni 2004

Kritik des digitalen Kapitalismus

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