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Fahrt nach Hebela

Der feste Weg, den Habadam angekündigt hatte, und den sie nun auch endlich erreichten, führte zur nächst gelegenen Oase mit Namen ,Hebela’. Zur allgemeinen – und besonders Kishous freudiger Überraschung, war Habadam keineswegs zu Fuß unterwegs, sondern mit einem Karren, der hinter dem Felsen stand, hinter dem er aufgetaucht war. Ein weißes ,Biesel’, war vor ihn gespannt.

Solche Biesel unterschieden sich von einem Pferd bestenfalls auf Grund ihrer unerwartet großen Augen, der langen Mähne, die sich vom Kopfansatz über ihren langen Hals als Kamm über den Rücken bis zu ihren ebenso buschigen Schwanz hinzog – und wohl nicht zuletzt durch das armlange Horn, dass auf ihrer Stirn saß, und aus aufeinander gesteckten und sich nach oben hin verjüngenden hellblauen Kugeln zu bestehen schien. Kishou war sichtlich entzückt von seinem Anblick.

Das holpern und schwanken des Wagens, als er bis eben noch gemächlich querfeldein über das grobe Land stolperte, war vorbei, und der Wagen nahm auf der nun folgenden festen Piste erstaunliche Fahrt auf. Kein Vergleich zu dem, was sie von Kurluk gewohnt waren, aber genug um gut voran zu kommen.

Habadam saß auf einer etwas erhöhten hölzernen Bank vorn auf dem Wagen, und Kishou hatte es sich in Boorhs Schoß bequem gemacht – ihren gespannten Bogen vor sich liegend.

Was sie von Habadam über die Hyndriden erfahren hatte, war wenig geeignet, ein unbeschwertes Wohlgefühl aufkommen zu lassen – wenngleich auch alles in diesem Drom seit ihrer Ankunft zunächst keinen Grund zur Klage bot. So beobachtete sie in konzentrierter Stille das vorbeiziehende Land mit seinen zuweilen skurrilen Zeugen ehemaliger Vegetation, jederzeit darauf gefasst, dass etwas davon plötzlich lebendig würde ...

Hyndriden, so war sie von Habadam aufgeklärt worden, waren Wesen Suäl Graals, deren Gestalten auf so vielfältige Weise in Erscheinung treten konnten, wie die Gedanken, die sie zu erfinden im Stande waren. Sie bewohnten die Tiefen der Erde, das Land und die Luft, wie er berichtete, und ihre Überfälle waren selten vorhersehbar.

Auf Habadam selbst schienen diese Wesen allerdings keinen besonderen Eindruck zu machen – wohl aus dem schlichten Grunde, wie Kishou vermuten wollte, das Habadam als Chemure und Magier wohl ein schlechtes Opfer für diese Kreaturen darstellte. Sie wusste zwar noch nicht, welche besonderen Kräfte Habadam auszeichneten, das er aber über solche verfügen würde, war für sie ohne Frage. Ihre bisherigen Gefährten waren dafür Beispiel genug.

Kishou konnte natürlich mit solchen Attributen nicht aufwarten – zumindest war dies ihre Ansicht. Wenngleich sie inzwischen ein Dompteur war, so war sie doch verletzlich, und der festen Überzeugung, erst am Anfang ihrer Lehre zu stehen. So war in ihr auch keinerlei Bedürfnis, diesen Hyndriden zu begegnen und das Misstrauen groß – zumal ihre Phantasie nach der Beschreibung Habadams in jedem Felsen eine solche Unnatur vermuten durfte. Entsprechend still und Aufmerksam beobachtete sie jedes Objekt dieser unwirtlichen Landschaft.

Ein kleiner Lichtblick immerhin waren diese seltsamen ,Handriden’, von denen Habadam ebenfalls berichtete. Auch sie waren Wesen Suäl Graals, und gehörten wohl einst zu den Hyndriden. Aus irgendeinem unerfindlichen Grund, den selbst Habadam nicht zu benennen wusste – ,es gäbe zu viele der mögliche Ursachen für ein solches Verhalten‘, wie er meinte – betrachteten diese Handriden aber offenbar die Hyndriden als Feinde, und bekämpften sie, wo immer sie aufeinander trafen. Oft schon waren sie die letzte Rettung für die Asimielenen gewesen.

Wenn Kishou Habadam richtig verstanden hatte, waren diese Handriden deswegen aber noch lange nicht Freunde der Asimielenen – sie interessierten sich schlicht nicht für diese. Sie waren ebenso wie die Hyndriden ein mächtiger Haufen wilder Reiter, und unterschieden sich, abgesehen von der Auswahl ihrer Gegner, kaum von den Hyndriden.

Kishous Blick wanderte zum Himmel. Immer wieder tauchten dort kleine Wolken von ziehenden Vögeln auf, die ruhig ihre Bahnen zogen und bald wieder verschwanden – zu hoch, um Einzelheiten zu erkennen. Sie legte den Kopf weiter in den Nacken und blickte in den zerzausten Bart Boorhs. „Hast Du schon mal Hyndriden gesehen, Boorh?“, fragte sie nach oben. „Also ich meine damals vielleicht, als die Großen Wasser noch flossen, und du ja bestimmt auch mal hier warst!“

Boorhs Kopf senkte sich, und endlich konnte sie auch seine dunklen Knopfaugen sehen. „Boorh entscheidet: Hyndriden sind Wesen dieser Zeit!“, meinte er. „Boorh hat sie noch nicht bemessen und vom Allsein verdrängt!“ Ein breites Grinsen zog sich über sein Gesicht, und seine Augen begannen zu funkeln. „Doch Boorh entscheidet: Wo immer sie auf dem Pfade Kishous das Allsein verdrängen, wird die Axt Boorhs ihr Sein bemessen!“

Kishou musste grinsen. „Ich hoffe dennoch sehr, dass es uns erspart bleibt, Großer!“, meinte sie, patschte liebevoll auf dessen gewaltige Hand, die auf ihrem Schenkel ruhte, und erhob sich aus seinem Schoß. Sie nahm ihren Bogen, wankte etwas unsicher zur Front des Wagens, und setzte sich vorn neben Habadam auf die Pritsche.

„Habt ihr noch genug Wasser?“, fragte Habadam.

„Für heute wird’s noch reichen!“. stellte Kishou fest. „Und wir kommen ja noch vor Abend zu der Oase, wie Du gesagt hast. Wieso fragst Du?“

Habadams Arm streckte sich, und einer seiner spindeligen Finger wies an Kishou vorbei ins Land. „Eine ,Lea’!“

Kishou blickte angestrengt in die bezeichnete Richtung. „Eine Lea?“, fragte sie. „Meinst Du den langen Stängel da drüben, mit der großen Blüte drauf?“ Durchaus fasziniert schaute sie zu dem seltsamen Gewächs hinüber, das sie bald in einiger Entfernung passieren würden. Es bestand, soviel sie sehen konnte, lediglich aus einem langen und sehr dünnen, etwas verbogenen Stiel, der sicherlich Boorh um die Hälfte überragte, und am Ende des gebrechlich erscheinenden Schaftes balancierte diese Pflanze eine für sie augenscheinlich viel zu große, schwere und rote Blüte, deren Blätter zu den Rändern hin in ein helles Gelb ausliefen ...

„Ja!“, bestätigte Habadam, während er umständlich seinen Bart zu zähmen versuchte, der im Fahrtwind wehend, ihm immer wieder die Sicht nahm. „Dort verhält sich eine Lea zu uns! Ihre Wurzel steht tief in der Erde in einem Wasser. Ihr Standort sagt jedem schon aus großer Entfernung, dass sich zu diesem Ort eine Wasserstelle verhält!“

„Das is’ ja praktisch!“, staunte Kishou. „Das die nicht umkippt mit dem dünnen Stiel und der großen Blüte oben drauf ...? Wird die nicht gleich von den Tieren gefressen?“ Viel Auswahl gab es ja hier nicht, wie sie sich dachte.

„Jedes Wesen des Dritten Droms verhält sich mit sehr großem Respekt zu ihr. Niemand würde es je wagen, sie zu stören!“, verneinte Habadam – und das war wohl auch auf einfache Weise einsichtig, wie Kishou sogleich verstand. Der Wert eines solchen Zeichens musste für jeden in dieser Öde unersetzlich sein.

„Wieso gibt es hier eigentlich so einen glatten Weg?“, fragte sie gleich weiter, wo sie schon bei den Wunderlichkeiten dieses Droms waren.

„Oh, dass Drom ist natürlich voll davon!“, wurde sie sofort von Habadam belehrt. „Sie verhalten sich zu den Oasen über der Erde und auch unter der Erde – wo einst die Wasserläufe sich zum Drom verhielten. Aber ich verstehe euer Erstaunen!“, setzte er fort. „Ich erinnere mich, dass mir die festen Wege im Ersten und Zweiten Drom sehr gefehlt haben. Es war dort immer ein sehr mühseliges Vorankommen – dafür aber zuweilen auch recht Interessant, den richtigen Weg zu finden! Ach ja, Ephral!“, begann er plötzlich in schwärmerischen Ton zu sinnieren. „Ich habe diese Stadt des Zweiten Tals der Zweiten Ebene des Zweiten Droms geliebt, mit all seinen Zinnen, Türmen und verwinkelten Gassen. Ich habe Mo damals häufig besucht – ich gebe zu, dies Verhalten war nicht immer nur gerichtet auf Ephral und seine Zinnen und Türme!“, fügte er zwinkernd hinzu.

„Ja!“, lachte Kishou sofort verstehend. „Mo ist unglaublich schön. Ich kann manchmal auch nicht aufhören, sie anzugucken!“

„ja, ja ...”, seufzte Habadam. Ich erahne, welches Verhalten sich hinter eurem Wort des .schönen' verbirgt. Nur ihr übertrefft noch ihr Erscheinen".

„Kishou musste laut auflachen. „Nu’ hör’ aber mal auf!“ Sie empfand es als äußerst angenehm, sich mit Habadam zu unterhalten. Er war sehr redselig und neugierig, und entgegen seiner alten Gestalt äußerst wach und beweglich. Dazu waren seine Worte von verblüffender Klarheit, wie Kishou es lange nicht mehr gewohnt war, zu hören. Sie ergab sich dankbar dem kurzweiligen Geplauder mit ihm, und vergaß dabei sogar die Hyndriden.

So verging die Zeit fast wie im Fluge, als sie beim überqueren des Kamms einer kleinen Anhöhe meinte, in nicht als zu weiter Entfernung die hier unübersehbare Farbe des Lebens zu erblicken. Ein grüner Streifen breitete sich dort aus ... Hebela!

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KISHOU III

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