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Geschöpfe Suäl Graals

Die Luft vibrierte, und die obere Schicht des feinen Sandes auf dem Boden führte einen hektischen Tanz auf – dirigiert von den starken Schwingungen eines abgrundtiefen Tones, der die Atmosphäre erfüllte. Obwohl kein Ohr seine Herkunft zu bestimmen im Stande wäre, war seine Ursache doch offenbar.

Ein großes, pyramidenförmiges Gebilde, schwärzer als die dunkelste Nacht – glatt und matt seine Flächen, das selbst die scharfen Kanten in seinen Winkeln vom gleißenden Licht der hohen Sonne für das suchende Auge nur gerade erahnbar waren, musste seine Ursache sein.

In respektvollem Abstand vor dieser Erscheinung saß eine bizarre Gestalt auf seinem gepanzerten Reittier. Seine mächtiges Äußeres – gehüllt in zerschlissene, farblose und weite Tücher, die aus den Überresten einer Rüstung hervorquollen wie die losen Hautfetzen eines gemarterten Körpers, hielt eine Lanze, unter dessen Spitze, zwischen einigen dort befestigten Bändern, verblichene Schädel hingen. Ihre wenigen verbliebenen Haare wurden vom leichten Wind bewegt – einem Wind, der hier in den Weiten der Singala ebenso außergewöhnlich war, wie der alles erschütternde dunkle Ton, der nun über der Öde lag.

Das breite, grau-fahle Gesicht der mächtigen Gestalt mit seinen pupillenlosen roten Augen war unbewegt auf die alles beherrschende Pyramide ausgerichtet.

Ebenso bewegungslos stand unweit hinter ihm ein Meer von Reitern, deren Äußeres sich von der ersteren Gestalt kaum unterschied. Ihnen fehlte die Rüstung – wenn man denn die vereinzelten und notdürftig zusammengehaltenen Metallplatten am Körper des Ersteren als eine solche bezeichnen wollte. Er erschien vielleicht noch um einiges größer und furchterregender als seine Artgenossen – aber das konnte auch nur die Suggestion seiner Haltung sein, die diesen Eindruck erweckte. Es war auf jeden Fall unverkennbar, das er der Führer dieses Heeres war ...

„Und als das große Wasser

In dem das Geschöpf Gala erkannte,

Versunken,

Und nicht mehr Gala war,

Da war Singala an seiner Stellen!“

Die sich mehrstimmig überlagernde Stimme, die in diesem Augenblick den tiefen Dauerton unterbrach, als würde sie sich aus ihm heraus formen, um nach dem Ende jeden Satzes wieder in ihn zurückzukehren, war so wenig in seiner Herkunft zu bestimmen, wie der dunkle Dauerton, der sofort wieder jede Pause der Stimme füllte ...

„So hat die Zeit

Das in ihr Verborgene

Offenbart,

Wie alles Verborgene offenbart sein muss

In der Zeit.

Denn so spricht Suäl Graal,

Und so ist es entschieden!

In jener Zeit nun,

Da Gala nicht,

Und Singala war,

Da schuf ich den Hyndriden –

Euch!

Um zu wachen

Über das nun nicht mehr Verborgene.

Um zu wachen

Über das nun nicht mehr Verborgene

In den kommenden Zeiten.

Ausgestattet mit der List der Wandlung

Und der Kraft des Verachtenden,

Ist nun die Zeit, das Offenbarte –

Ist nun die Zeit, die Heilige Tafel

Zu bewahren.

Zu bewahren vor jener Macht,

Die der ewigen Dunkelheit entwich,

Die Große Ordnung Suäl Graals zu stören.

Schon hat sie Gedanken erschaffen

In den Geschöpfen dieses Droms.

Gedanken wider der Ordnung.

Gedanken wider der Furcht meiner Macht.

Gedanken, beseelt zu forschen

Nach dem Entschleierten,

Um es sich dienbar zu machen

Wider der Ordnung Suäl Graals.

Es ist nun eine Zeit,

Da das Unbeugsame,

Unterschieden in Zeit und Ort,

Einzudringen wagt

In die Singala.

So ist nun die Zeit

Zu bewahren,

Was Suäl Graals ist.

Wie es euch bestimmt war von Anbeginn!“

„Wer ist die Macht, die es wagen kann, dir zu begegnen?“ Die gewaltige Stimme des Anführers des Heeres zerriss die vibrierende Luft.

„Hyndride! Du bist nicht gemacht, Fragen zu stellen!“

Eine unüberhörbare Drohung lag in den Worten, die die mächtige Stimme des Hyndriden überlagerte und für einen Moment zum verstummen brachte.

„So gib uns mehr Augenlicht, damit wir auch in der Nacht deinen Feind erkennen!“, hob er erneut an.

„Nein!“, donnerte der Himmel.

„Die Nacht bewahrt,

Das unerkannt sein muss

Für Deinesgleichen!

Denn das Dunkel ist die Mutter der Zeit,

Deren Sohn nach dem Erkennen strebt.

Du bist nicht gemacht

Zu erkennen!

Geschaffen habe ich dich,

Was der Dunkelheit entrissen

Zu bewahren -

oder zu zerstören

Wo es sich gegen mich erhebt.

Denn ich bin das Dunkel,

Bewahrend darin

Das nach dem Lichte strebt –

Trachtend,

Das Geordnete zu stören.

So spricht Suäl Graal!

Sucht und vernichtet also

Die es wagen

Die Singala zu stören.

Die es wagen

Ihr zu nehmen,

Was ich, Suäl Graal

ihr bestimmt habe!“

Ohne jede Ankündigung endete plötzlich das tiefe, und alles beherrschende Summen.

Für einen Augenblick noch stand die dunkle Pyramide still und unangepasst, als ein bizarrer Fremdkörper in der Öden Weite – dann war auch sie in der Zeit eines Wimpernschlages verschwunden.

Erst jetzt begann sich die zerschlissene Gestalt etwas zu Bewegen. Sein Kopf drehte sich langsam, und seine pupillenlosen, roten Augen schienen die Weite der Singala zu durchwandern – als suchte er in ihr etwas.

Das Heer würde sich aufteilen müssen, um in ihr nach dem zu suchen, was es zu finden galt ...

~*~

KISHOU III

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