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4 | Der Fehlerfreie

Siebter Eintrag im KleinDicken

Während ich mein Würstchen im Rucksack verstaute, kaute ein befragter Bratwurstkonsument daran, dass er noch nie einen Fehler gemacht hatte. Ich sagte ihm, dass er der erste Mensch wäre, der mir gesagt hat, dass er nie einen Fehler gemacht habe.

Daraufhin lächelte er mich gnädig an: »Sie pflegen wohl nicht den rechten Umgang!«

Also, man muss sich das einmal vorstellen! Ich war außer mir. Habe mich dann aber wieder eingekriegt. Ich habe ihm erläutert, dass er soeben den ersten Fehler gemacht habe, denn er habe meinen rechten Umgang in Zweifel gezogen. Seine Reaktion rührte mein tiefes Gemüt.

»Sagen Sie das bitte niemandem!«, bat er mich. »Niemandem«, sicherte ich ihm zu und fragte ihn, warum ich niemandem davon erzählen solle, dass ich in ihm einen fehlerfreien Menschen kennengelernt habe, der sich im Gespräch mit mir seinen ersten Fehler geleistet habe.

»Mein guter Ruf basiert auf meiner Fehlerfreiheit!«, meinte er.

»Ein einziger nachweisbarer Fehler, der über mich berichtet wird, würde meinen guten Ruf ruinieren. Und damit meine Existenz.«

»Das kann natürlich nicht angehen«, leierte ich runter. »Sie sagen es! Und sagen Sie mal, wie komme ich zu der Ehre Ihres Wissens um meine Persönlichkeit?«, sagte er, während er mit Serviette und Taschenspiegel seine Lippenumgebung von Würstchen-, Senf- und Schrippe-Resten befreite.

»Eine schwierige Frage. Wahren Persönlichkeiten dienen ihre Gesichter als Ausdruck ihres Selbst«, erläuterte ich ihm. Sein linkes Auge suchte einen Papierkorb, während sein rechtes Auge das Spiel meiner linken Hand mit dem Kugelschreiber bewegungssynchron verfolgte.

»Hm, aber trifft das nicht auf jedermann zu?«

Er wollte mir unterstellen, dass ich ihm eine triviale Erkenntnis hatte zukommen lassen! Aber nicht mit mir! Mit der unserem Gesprächsgegenstand angemessenen Wichtigkeit in meinem Duktus2 antwortete ich auf seine despektierliche Frage: »Nicht unbedingt! Den wenigsten sind ihre Gesichter als Diener ihres Selbst bekannt.«

Er faltete seine Serviette zusammen und schob sie in die rechte hintere Hosentasche.

»Jetzt verlassen wir aber den Smalltalk«, provozierte er weiter.

»Sie sollten hier einen Punkt machen. Sie überschreiten eine rote Linie! Es ist Ihr zweiter Fehler, den Sie heute machen.«

2 Persönlicher Sprachstil, wenn man denn einen hat. Sonst Dursun fragen!

KNUT

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