Читать книгу »Ich kann's nicht lassen« - Michael Niavarani - Страница 15
Bettnässer
ОглавлениеIm Krieg war ich als Zwölf- bis Vierzehnjähriger in meinen Ferien in einem geliebten Kinderheim am Semmering. Wir wurden dort relativ streng erzogen, aber liebevoll gehalten, und bei irgendeiner Strafe, ich weiß nicht, was ich angestellt hatte, wurde ich strafweise ins Zimmer der beiden Bettnässer zur Nächtigung verdammt. Das waren sehr liebe, gescheite Buben und ihr Vergehen wurde mehr oder weniger als Krankheit toleriert. Der etwas säuerliche Geruch im Zimmer hat mich beim Einschlafen nicht gestört.
In der Früh erwachte ich durch ein lebhaftes Gespräch der beiden Bettnässer, die sich darüber unterhielten, ob sie die Toilette aufsuchen sollten, die weit jenseits des nicht geheizten Ganges lag. Nach einiger Überlegung sagte der eine ein erlösendes »A was« und sie beschlossen, die erlaubte Notdurft in ihren Betten zu entrichten.
Eine andere Bettnässer-Geschichte erzählte mir mein Freund Peter Weck, der bei den Sängerknaben war. Da gab es einen Sängerknaben, der als Bettnässer geführt wurde, und daher war sein Bett am Gang untergebracht. Am Gang neben der Toilette, die auch sehr weit in der Nähe des Gartens und mühselig zu erreichen war, besonders im Winter. Angeblich hatte der Knabe als kleines Nebengeschäft eingerichtet, dass die vorbeigehenden Sängerknaben, die den weiten Weg scheuten, gegen ein kleines Entgelt ihm ins Bett machen durften. Ich weiß nicht, ob die Geschichte wahr ist.
Wie hoch der Betrag war, hat mir Peter Weck allerdings nicht mehr sagen können. Ich bin überzeugt, dass er selbst, wie ich ihn kenne, energisch den weiten Weg zur kalten Toilette geschritten ist.