Читать книгу »Ich kann's nicht lassen« - Michael Niavarani - Страница 18

Meine geliebte Schwiegermutter, die sogenannte Mutti – im Gegensatz zu meiner Mutter, die Mamma hieß –, wohnte in einem sehr fortschrittlichen Gemeindebau, in dem schon zu urdenklichen Zeiten Waschmaschinen im Keller standen. Diese Waschmaschinen wurden den jeweiligen Parteien einmal im Monat zur Verfügung gestellt. Auch die Mutti, die sauberste Frau, die ich je erlebt habe, hat diese Maschinen einmal im Monat zur Verfügung gehabt und auch benützt. Allerdings hat sie die Wäsche vorher gewaschen mit den Worten: »Ich kann ja die dreckige Wäsche nicht in die Waschmaschine schmeißen.« Dann wurde die gewaschene Wäsche in der Maschine zwei Stunden gewaschen. Dann entnahm die Mutti die Wäsche und wusch sie noch einmal durch mit den Worten: »Ich kann ja die Wäsche nicht so nehmen, wie sie aus der Waschmaschine kommt, die alle benützen.« Und so hat sie die Wäsche zum dritten Mal gewaschen. Diese Wäsche war dann allerdings wirklich sauber.

Die Mutti hatte einen Hund. Das heißt, den Hund hatte ich meiner Frau noch vor der Ehe geschenkt, um sie ein bisschen zu verführen. Einen Rauhaardackel, der Josef hieß. Dieser Josef wurde von der Mutti aber sofort mit Beschlag belegt, und die Renee hat ihn gern hergeborgt, weil sie ihn in besonders guten Händen wusste.

Als die Renee dann schon bei mir wohnte, haben wir die Mutti einmal angerufen und gefragt: »Mutti, was isst du heute zum Mittag?«

Da hat sie gesagt: »Ich mach dem Josef ein Schnitzel und da ess ich an Stückerl mit.«

Der Josef war ein sehr gescheiter Hund, er konnte allerdings Regen nicht besonders leiden. Und wenn man ihn fragte: »Josef, geh’n wir Gassi?«, ist er zuerst zum Fenster gegangen, um zu schauen, ob es regnet. Und wenn es regnete, verschwand er sofort unterm Bett und war nicht zu bewegen, Gassi zu gehen.

Auf die Frage der Mutti: »Warst du schon weg?«, sagte ich dann: »Ich kann nicht. Es regnet, und der Josef will nicht raus.«

Eines Tages kamen wir während eines Spaziergangs bei einem Pferdekobel vorbei. Der Josef stürzte hinein und bellte das Pferd an, das sich auf ihn zubewegte.

Die Mutti schrie: »Josef, gib acht, das große Vogerl kommt!«

Auf meinen Einwand: »Mutti, es handelt sich um ein Pferd!«, sagte die Mutti: »Ich weiß, aber der Josef kann sich nicht alle Tiere merken.«