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Kapitel 12

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Mono-Rail, Panzerzug 03, Richtung Nord

Stunde um Stunde zog sich die Fahrt hin. Die meisten der Trooper nutzten die Zeit für ein Nickerchen. Selbst Sergeant-Major Basari, inzwischen wieder wach, sah keinen Sinn darin, die Ausrüstung nochmals überprüfen zu lassen. Er fand es stattdessen passend, sich einmal mit dem Rettungsteam bekannt zu machen.

Captain Kelly beobachtete, wie er zum Durchgang ging und schloss sich ihm an.

Sie passierten die kleine Schleuse und fanden sich im zweiten Waggon wieder, der mit ihrem völlig identisch war. Inklusive der Männer und Frauen, welche die Sitze beanspruchten und der zahlreichen Transportbehälter, die im Mittelgang verankert waren. Der augenfällige Unterschied bestand lediglich darin, dass man hier orangefarbene Overalls mit dem blauen Dreieck einer Katastrophenschutzeinheit trug.

Die Gesichter wandten sich den Neuankömmlingen zu. Einige verrieten Neugierde, andere Ablehnung. Vor allem Letzteres überraschte den alten Sergeant-Major, der sich jedoch nichts anmerken ließ. Die Streitkräfte des Direktorats hatten schon oft bei Notfällen und Katastrophen geholfen und arbeiteten stets sehr gut mit privaten Organisationen zusammen. Die Ablehnung, die er nun teilweise beobachtete, war ungewohnt und gefiel ihm nicht.

„Hallo, Leute“, grüßte Kelly freundlich. „Ich bin Captain Kelly vom C-Troop der fünften Raumkavallerie. Wir sind praktisch eure Eskorte zur Mining Facility 12.“

Leises Gemurmel antwortete ihm. Ein Mann mit den Abzeichen eines Chiefs erhob sich. „Chief Brandon, Captain. Ich leite unser Rettungsteam. Tut mir leid, ein paar meiner Leute sind vielleicht ein wenig brummig. Wir kamen gerade von einem Einsatz und wurden dann ohne Pause hierherbeordert. Manchen fehlt etwas Schlaf.“ Er machte eine entschuldigende Geste. „Außerdem sind wir ein wenig nervös. Es heißt, dass die Anlage von riesigen Würmern angegriffen wird. Uns gefällt die Vorstellung nicht, Verwundeten Hilfe zu leisten, während wir selbst von diesen Viechern angenagt werden könnten.“

„Um das zu verhindern, sind wir ja da“, antwortete Kelly lächelnd. „Im Übrigen sollen es Käfer und keine Würmer sein. Spielt auch keine Rolle. Meine Troopers werden damit fertig.“

„Fünftes Regiment?“ Einer von Brandons Männern nickte anerkennend. „Habe von eurem Einsatz auf Neymark gehört. Damals, als dieses Touristenschiff über der Stadt abgestürzt ist.“

„Ja, das war eine üble Sache“, meinte Kelly. „Wir hatten mehrere Regimenter im Einsatz. Später kam auch eine ganze Reihe privater Einheiten hinzu.“

„Unser Team wurde damals erst aufgestellt“, gestand Brandon. „Deshalb kamen wir nicht auf Neymark zum Einsatz.“

„Es war keine schöne Sache. Seien Sie froh, dass Sie nicht dort waren.“

„Unsere Arbeit ist selten eine schöne Sache.“ Brandon lächelte. „Es sei denn, wir haben Erfolg und können Leben retten.“

„Recht so“, stimmte Basari zu. Er deutete auf die vielen Transportbehälter. „Ihr habt auch jede Menge Zeugs dabei, wie ich sehe.“

„Wir sind es gewohnt, auf uns selbst gestellt zu sein. Daher führen wir nicht nur medizinisches Material, Rettungsmittel und Werkzeug mit uns, sondern auch Trinkwasser und Verpflegung.“

Basari nickte. „Es ist immer besser, man ist vorbereitet.“

Der alte Sergeant-Major musterte einen der Transportbehälter, der bis auf die Beschriftung völlig identisch mit jenen war, in denen die Sky-Cavalry üblicherweise Waffen transportierte. Der Mann, der neben der Kiste saß, bemerkte den forschenden Blick und legte, scheinbar zufällig, die Füße auf deren Deckel. Er grinste Basari herausfordernd an und der erwiderte mit einem übertriebenen Lächeln.

„Ihr habt bestimmt ein paar hochinteressante Geräte dabei“, sagte Basari freundlich und trat näher an den Behälter. „Wir Troopers arbeiten ja gelegentlich auch im Rettungswesen. Würde mich interessieren, was ihr Profis so mit euch herumschleppt.“ Er beugte sich über den Deckel und bemerkte, wie der Mann sich anspannte. „Ist es gestattet, sich den Inhalt einmal anzusehen?“

„Ist es nicht“, knurrte der Mann.

Brandon hatte sie beobachtet und kam rasch herbei. „Tut mir leid, Sergeant-Major, aber in einigen Behältern befinden sich ja, wie ich bereits erwähnte, medizinisches Gerät, Medikamente und Sanitätsmaterial. Alles sterilisiert und gut gesichert. Wenn wir die Kiste jetzt für Sie öffnen, dann wären diese Schutzmaßnahmen umsonst gewesen.“

Jerome Kelly lachte und schlug dem Unteroffizier auf die gepanzerte Schulter. „Na, kommen Sie, Sarge, Sie mögen es ja auch nicht, wenn andere Leute in unseren Kisten herumwühlen. Außerdem werden wir die Sachen bald im Einsatz beobachten können. Das ist wesentlich besser, als sie verpackt in ihrer Kiste zu betrachten.“

„Ja, natürlich, Sir“, gab Basari zu. Er lächelte den Mann entschuldigend an und trat dann zurück.

Kelly und Brandon begannen ein kurzes Gespräch über den Einsatz bei Anlage 12 und spekulierten dabei über das Wesen der Angreifer. Nach wenigen Minuten verabschiedeten sie sich mit Handschlag und Basari folgte dem Captain zurück in die Wagen der Trooper.

Nachdem sich die Schleuse wieder geschlossen hatte, blieb Kelly stehen und sah den Unteroffizier forschend an. „Na schön, Basari, was ist los?“

„Irgendetwas ist faul, Sir. Die hätten den Behälter problemlos öffnen können, denn bei medizinischer Ausrüstung und Sanitätsmaterial ist jedes Teil für sich steril verpackt.“

Kelly nickte. „Genau so habe ich das auch in Erinnerung. Was meinen Sie ist in der Kiste drin?“

„Keine Ahnung, Sir. Auf jeden Fall etwas, das wir nicht sehen sollen.“

„Ich denke, wir sollten ein Auge auf Brandon und seine Leute haben“, überlegte der Captain. „Und wir sollten mit dem Major sprechen.“

Joana Redfeather hatte den vierten Wagen aufgesucht und ein paar Worte mit den dort untergebrachten Troopern gewechselt. Zu diesen gehörten Sergeant Dan Riordan und Sergeant June Galley.

Riordan war ausgebildeter Medo-Tech. Er war kompetent, gelegentlich aber ein wenig vorlaut und eng mit Galley befreundet. Die mittelgroße schlanke Frau war einer der beiden Kanoniere des C-Troop. Im Kampfeinsatz führte sie eine Gatling-Gun im Kaliber 3-Millimeter. Die Waffe mit den sechs rotierenden Läufen hatte einer Feuergeschwindigkeit von bis zu fünftausend Schuss in der Minute. Anstelle der üblichen Rückentornister befand sich deshalb an ihrem Kampfanzug ein Zusatzbehälter mit zehntausend Schuss. Ein zweiter Trooper trug Reservemunition und hatte die Aufgabe, mit dem eigenen Karabiner für Galleys Rückendeckung zu sorgen. Zwischen Riordan und Galley bestand eine enge Freundschaft, was beide nicht daran hinderte, sich gegenseitig aufzuziehen.

Natürlich saß June direkt neben dem Transportbehälter, der ihren „kleinen Liebling“ beinhaltete. Als Joana nach vorne ging, schnippte die Kanonierin mit den Fingern. „Ma´am! Hey, Ma´am!“

Joana wandte sich June zu. „Was gibt es, Sergeant?“

„Rio hat da eine Frage“, behauptete June und ihr Freund errötete prompt. „Ist wegen der Käfer, Ma´am.“

„Und wie lautet die Frage?“, erkundigte sich Joana.

Riordan räusperte sich verlegen. „Also, eigentlich habe ich keine …“

„Er fragt sich“, unterbrach June ihn, „ob er die Käfer ebenfalls verarzten muss. Falls die Dinger intelligent sind.“

Die hübsche Sioux-Indianerin musterte die beiden Sergeants und überlegte. „Für die Cav ist jedes intelligente Leben wertvoll, gleichgültig von welcher Welt es auch stammen mag. Im Übrigen gilt das auch für jene Lebensformen, die wir nicht als eigenständige Intelligenzen einstufen. Jedes Wesen und jede Pflanze ist Bestandteil der Natur und jeder Tod kann das dortige Gleichgewicht zerstören.“

„Habe ich mir schon gedacht“, meinte Galley mit breitem Lächeln und erhob sich. „Ist wohl indianische Betrachtungsweise. Na, dann gehe ich mal nach einer Kakerlake suchen, damit Rio ein Studienobjekt für die medizinische Versorgung hat.“

„Galley, bleib gefälligst auf deinem Hintern sitzen“, wurde eine leicht grollende Stimme hörbar. Sergeant-Major Basari und Captain Kelly erreichten die Gruppe. Die Stimme des Unteroffiziers wurde sanft, was für die Troopers stets ein Warnsignal war. „In diesem Zug wirst du kein Ungeziefer finden, es sei denn, du hast es selber eingeschleppt.“

„Niemals.“ Die Kanonierin sah Basari treuherzig an. „Ich bade mindestens einmal im Monat, das müssten Sie doch wissen.“ Sie sah ihren Freund an. „Bei Rio bin ich mir da aber nicht so sicher.“

„He“, protestierte der prompt.

Basaris Lächeln vertiefte sich. „Einmal im Monat, Galley? Dann ist der Dreck ja schon richtig verkrustet. Da wir an Bord leider über keine Duschen verfügen, werden Sie als Ersatz hundert Liegestütze hinlegen. Die Bewegung lässt den verkrusteten Dreck bröckeln. Sie brauchen dann nur noch grob gebürstet zu werden und sind wieder blitzsauber.“

„Meinen Sie das ernst, Sarge?“

Basari seufzte. „Das mit dem Dreck natürlich nicht, aber die Liegestütze schon, und da Riordan gerade so unverschämt grinst, darf er Ihnen dabei Gesellschaft leisten.“

Ein paar der Troopers unterdrückten ein schadenfrohes Grinsen, wohl wissend, dass Basari sie sonst in die Sportgemeinschaft der beiden Sergeants eingebunden hätte.

Captain Kelly nutzte die Gelegenheit, Joana von ihrem kurzen Besuch beim Rettungsteam der COBRAs zu berichten. Joana Redfeather nickte nachdenklich. „Ich kenne Basari. Wenn er bei den Leuten eine ungutes Gefühl hat, dann sollten wir vorsichtig sein.“

„Wir werden Brandon und seine Truppe im Auge behalten“, versicherte der Captain.

Joana legte ihm kurz die Hand an den Arm. „Ich gehe mal nach vorne in den Führerstand. Ein kleiner Plausch mit dem Lokführer kann nicht schaden. Er hat hier schon einige Male seinen Zug durch die Gegend gefahren. Vielleicht plaudert er ein bisschen über seine Erfahrungen. Bislang wissen wir ja nicht gerade viel über diesen netten Planeten.“

Sie verließ den vierten Wagen, passierte die kleine Schleuse und ging durch den gesamten Zug nach vorne. Dabei kam sie an Brandons Team vorbei. Ein paar neugierige Blicke trafen sie und einer der Männer murmelte eine anzügliche Bemerkung, doch ihr fiel am Verhalten der Leute nichts Ungewöhnliches auf. Schließlich betrat sie das Heck der riesigen Lokomotive. Rechts und links von ihr brummten die mächtigen Energieerzeuger, Versorgungsaggregate und Antriebe. Es roch nach heißem Metall und Schmiermitteln. Weiter vorne im Gang war ein Mann dabei, an einem Aggregat zu hantieren, dessen Abdeckung er abgenommen hatte. Wie Joana vermutete, handelte es sich um den Maschinisten Bowler. Er blickte nur kurz auf, als Joana ihn grüßte, und deutete nach vorne. „Wenn Sie Leroy suchen, der ist oben. Nicht zu verfehlen. Einfach die Leiter rauf.“

Wenig später stieg sie die Sprossen hinauf. „Ist es erlaubt, an Bord zu kommen?“

Leroy wandte sich in seinem Sitz halb zur Seite und lachte. „Immer herauf, junge Lady. Treibt Sie die Langeweile oder die Neugier zu mir?“

„Vor allem die Neugier“, gestand sie. Leroy deutete auf den klappbaren Notsitz neben sich und Joana nahm Platz. Da sie den Kampfanzug trug, war es ein wenig beengt.

Der Lokführer sah sie forschend an. „Müssen Sie diese Dinger immer tragen?“

„Nur im Einsatz. Es sind vollwertige Druck- und Raumanzüge mit autarker Versorgung.“

„Kann man damit fliegen?“

„Nur, wenn man ein paar Zusatztriebwerke anbringt.“ Sie lächelte. „Lohnt aber nicht. Zum Fliegen haben wir kleine Fluggestelle, die Flighter, oder wir kommen gleich im FLV.“

„Nun, diesmal kommen Sie im Zug“, erwiderte er. „Einen Kaffee?“

„Da sage ich nie Nein.“ Sie nahm dankbar einen Becher mit dem heißen Gebräu entgegen und sah sich interessiert um. „Sind Sie schon lange Lokführer?“

„Will ich wohl meinen, und das in der zehnten Generation, Lady. Ich habe so ziemlich alles gefahren, dass sich auf Schienen bewegt. Zuletzt eine Bahn auf Farmers Welt. Liegt im Orion-Sektor. War ein guter Job.“

„Und warum sind Sie dann hierher gekommen?“

Leroy rieb die Finger aneinander. „Hat mich interessiert und die Corporation zahlt ungewöhnlich gut. Zumindest auf diesem Drecksplaneten. Schwieriges Gelände, Lady, und die Corporation musste ganz schön investieren, bis alles so stand, wie es ist. Scheint sich aber zu lohnen, sonst würden die das nicht machen. Nundagai ist schließlich ein Wirtschaftsunternehmen.“

Sie deutete auf die ungewöhnliche Kappe, die er trug. „Stammt die aus Familienbesitz?“

„Ja, einer meiner Vorfahren war Eisenbahner bei der irdischen Union Pacific Railroad. Der trug so eine. Ist aber nicht mehr das Original. War schon zu sehr mitgenommen und liegt nun zu Hause in einer Vitrine. Die hier, die habe ich extra anfertigen lassen.“

„Ein schönes Stück“, lobte sie.

Joana sah wieder hinaus. Die Landschaft erinnerte sie ein wenig an Arizona auf der alten Erde, nur dass es in dieser Wüstenregion noch weniger Pflanzen gab. Auch das Licht war anders und gewöhnungsbedürftig. Da das Sonnenlicht nur teilweise durch den Wirbel drang, lag die Oberfläche entweder in Dämmerlicht oder im Dunkel der Nacht. Joana beobachtete, wie die großen Scheinwerfer der Lok in die herrschende Dunkelheit hinaustasteten und den Verlauf der Mono-Rail ein Stück weit ausleuchteten.

„Wie schnell sind wir, Mister Leroy?“

„Derzeit nur 280. Es liegen ein paar Kurven vor uns und es ist nicht empfehlenswert, die mit voller Fahrt zu nehmen.“

Sie sah zur Seite. Vor dem Lokführer befand sich das Display des Radars. „Das Radar funktioniert?“

Die Antwort war wenig beruhigend. „Im Augenblick ja, aber sobald sich über uns im Wirbel ein elektrischer Sturm zusammenbraut, dann macht es schlapp und ich bin auf meine Augen angewiesen. Keine Sorge, Lady, dann drossele ich die Geschwindigkeit noch mehr.“

Da der Lichtkegel der Scheinwerfer nur rund zwei Kilometer weit reichte, würde Leroy sehr stark mit der Geschwindigkeit heruntergehen müssen, wollte er die Chance haben, vor einem plötzlichen Hindernis noch rechtzeitig halten zu können.

Sky-Troopers 5 - Die Wirbelwelt

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