Читать книгу Untergang oder Freiheit - Wir haben keine Wahl! - Michael Schulz - Страница 71
Arbeitsteilung war ein erster, wichtiger Fortschritt
ОглавлениеFür die Nachfrage nach Geld ist das Erwirtschaften des Lebensunterhalts heute der wichtigste Faktor. Deshalb übersehen fast alle gängigen Analysen des Wesens von Geld die wahre Ursache für die Entstehung der Arbeitsteilung: Arbeitsteilung entstand aus der ständig wiederholten Abgabeforderung der Obrigkeit. Diese Veränderung im Erleben des Zwangs passt der Obrigkeit in mehrfacher Hinsicht sehr gut ins Konzept.
Der erste Vorteil ist, dass der Zwang, unser Leben zu unterhalten, die Nachfrage nach dem Geld der Machthaber verstärkt. Haben die Untertanen ihre autarke Lebensweise erst einmal aufgegeben, wird der Zwang, das Geld der Obrigkeit zu beschaffen, dadurch dramatisch größer. Denn wer es als Untertan nicht schafft, sich das Geld der Obrigkeit zu besorgen, ist jetzt unmittelbar in seiner Existenz bedroht, weil er ohne Geld seine Grundbedürfnisse nach Essen, Kleidung und Unterkunft nicht mehr befriedigen kann. Die Strafe dafür, das Geld der Obrigkeit nicht zu beschaffen, wird existenziell. Eine Strafe, die es nicht gab, solange alle Menschen sich noch primär selbst um die eigene Ernährung kümmerten.
Der zweite Vorteil ist jedoch noch viel wichtiger. Denn diese Strafe hinter der Geldbeschaffung müssen jetzt nicht mehr die Machthaber androhen, sondern sie ergibt sich sozusagen von ganz allein, nämlich aus dem Sachzwang zum eigenen Überleben. Der dahinterstehende Abgabezwang der Obrigkeit wird damit unsichtbar, gegenüber dem Zwang der Untertanen, kontinuierlich ihren Lebensunterhalt verdienen zu müssen. Diese Entwicklung war für die Obrigkeiten seit Hunderten von Jahren der Garant dafür, dass ihre Macht nicht in Frage gestellt wurde. Das führte auch dazu, dass wir Geld völlig falsch verstanden hatten, weil seit Jahrhunderten niemand mehr die wahre Ursache erkennen konnte. Im folgenden Text wird deshalb stets nur noch auf die Zwangsabgabe von Geld Bezug genommen und nicht auf die freiwillige Nutzung der Arbeitsteilung verbunden mit der freiwilligen Aufgabe der eigenen Nahrungsbeschaffung, die den wahren Charakter von Geld verschleiert.
Durch das mangelnde Verständnis der wahren Natur von Geld sehen heutige Untertanen bei Geldmangel eine existenzielle Bedrohung und suchen dann sogar Hilfe und Schutz bei der Obrigkeit, die für ihren Schmerz ja die eigentliche Ursache ist. Lustig. Aber dieser Schutz wird von einer intelligenten Obrigkeit durchaus gewährt. Denn jeder Arbeitssklave hat einen Wert, und diesen Wert zu erhalten, ist natürlich im Interesse der Obrigkeit. Sollte ein Mensch zwischenzeitlich in Schwierigkeiten geraten, seinen Lebensunterhalt zu finanzieren, liegt es natürlich im Interesse der Obrigkeit, diese kurzfristigen Schwierigkeiten zu überbrücken, um mittelfristig wieder Vorteile zu erzielen. Das alles gehört zur „intelligenten Bewirtschaftung von Menschen“ dazu. Die oben angeführte Zweckgemeinschaft zwischen Machthabern und Untertanen hatte in den Sozialstaaten am Ende des Kondratjew-Sommers ihren Höhepunkt gefunden. Seit dem Kondratjew-Herbst stellt sich allerdings heraus, dass es Menschen gibt, die sich dauerhaft in der gemeinschaftlich gewährten Hilfe einrichten. Aus der als kurzfristig gedachten Hilfe wurde so eine dauerhafte Alimentation. Demokratische Regierungen reagierten darauf wie jede andere Obrigkeit immer reagiert hatte: In Deutschland hat die Regierung Schröder beispielsweise die Zuwendungen mit Einführung von „Hartz IV“ deutlich gekürzt, um so den Arbeitsdruck der Untertanen wieder herzustellen.
In welch positiver, aber auch, in welch fataler Weise diese Zweckgemeinschaft zwischen Obrigkeit und Untertanen insgesamt zur Entwicklung der Menschheit beiträgt, sehen wir in Teil 2 des Buchs. Wir beenden den zwischenzeitlichen Ausflug zu der gesellschaftlichen Betrachtung deshalb und kehren zum Geld zurück.