Читать книгу Untergang oder Freiheit - Wir haben keine Wahl! - Michael Schulz - Страница 65
Geld ist nicht zufällig Spar- oder Wertaufbewahrungsmittel
ОглавлениеGespart wird am besten in Geld, weil Geld aufgrund von Zwang ständig beschafft werden muss. Durch diesen Beschaffungszwang ist die Nachfrage nach Geld hoch und deshalb kann jedermann sein Geld jederzeit gegen jegliche Form von Arbeitsleistungen und jegliche anderen Waren eintauschen. Es ist günstig, die Sache auf Vorrat zu haben, die jeder Mensch gerne haben will. Denn diese wird man jederzeit gut „verkaufen“ können. In Zeiten, in denen die Geldversorgung schwierig war, haben die Menschen statt Geld Schnaps und Zigaretten verwendet, weil sie wussten, dass es für diese Suchtbefriedigungsartikel immer eine relativ hohe Nachfrage gibt. Die allerhöchste Nachfrage gibt es allerdings für die Ware „Geld“.3 Warum das so ist, können wir erklären:4 weil die Menschen nicht durch die Sucht gezwungen sind, die Ware zu besorgen, sondern durch die Gewaltandrohung der Regierung, die viel größer ist als jede Sucht. Hinzu kommt, dass dieses Verlangen nicht nur die Süchtigen, sondern alle Menschen betrifft. Deshalb ist Geld am besten zum Sparen geeignet. Und weil das so ist, wird Geld in der Folge gehortet. Wir erinnern uns, dass wir oben schon einmal über das Thema Horten gesprochen haben. Wenn Geld aus dem Kreislauf genommen wird, wollten wir von „Horten statt Sparen“ sprechen (Seite 12).
Oder noch einmal anders betrachtet: Überlegen wir an dieser Stelle noch einmal: Was könnte die Haitianer unter Kolumbus dazu motiviert haben, Gold oder Baumwolle zu horten? Also wenn ich damals gelebt hätte, hätte ich Gold gehortet, damit ich sicher sein kann, dass ich in den nächsten Jahren meine Abgaben zahlen kann und so sichergestellt ist, dass ich meine Nase und Ohren behalten darf. Man erkennt leicht, Geld wird nicht zufällig gespart, sondern weil es wiederholend unter Strafandrohung zum Termin abgeliefert werden muss. Der Nebenvorteil des Geldsparens ist, dass ich es jederzeit bei zwischenzeitlich anderweitigem Bedarf wie im ersten Absatz dieses Themas beschrieben universell eintauschen kann. Weil andere es genau wie ich benötigen werden.
Die vom Machthaber festgelegte Ausprägung von Geld wird also aufgrund der Eigenschaft der abstrakten Ware Geld gehortet. Es ist keinesfalls so, dass die Ausprägung des Geldes ohne die Festlegung des Machthabers ein besonders gutes Wertaufbewahrungsmittel sein muss. Unsere Euro-Geldscheine wären es sicher nicht. Geld bekommt nur durch die Festlegung der Machthaber seine Funktion als ein Wertaufbewahrungsmittel.
Die Haitianer konnten sich durch das Sparen von Geld das Abschneiden der Nase im Folgejahr ersparen. Man beachte die doppelte Bedeutung von „ersparen“.
Keinesfalls wird Geld so ausgewählt, dass es ein besonders gutes Wertaufbewahrungsmittel ist. Es ist vielmehr so, dass der Machthaber bei der Auswahl des Geldes beachten muss, dass selbiges zwecks Wertaufbewahrung aus dem Umlauf genommen wird. Wenn er eine schlechte Wahl trifft, wird ihn das seine Macht kosten. Würde er beispielsweise Lebensmittel als Geld definieren – so könnte man denken –, hätte der Machthaber immer gut zu essen. Aber das wäre eine sehr dumme Entscheidung. Denn damit würden die Beherrschten Lebensmittel über den normalen Bedarf hinaus horten (zumindest die haltbaren), was dann aber in der Folge zu Hungersnot und Revolten führen würde. In diesen Revolten wird der Machthaber seine Macht verlieren und der nächste Machthaber hätte gelernt, dass dieses Geld ein schlechtes Geld war, und er wird seine Macht auf einem anderen Geld aufbauen.
Historisch gesehen waren Lebensmittel natürlich das erste Geld. Insbesondere Getreidekörner wurden dafür genutzt. Warum gerade Getreidekörner so gut als Geld geeignet waren, sehen wir gleich. Getreide war gut geeignet, obwohl es verderblich ist, wenn es feucht wird. Und es gab das Problem des Hortens. Deshalb blieb Getreide nicht sehr lange das Geld, welches die Machthaber bevorzugten.
Weil wir wissen, dass die Menschen hoch motiviert und geradezu dazu gezwungen waren, Geld zu sparen, mussten sie in der Folge natürlich überlegen, wie sie dieses kostbare Gut Geld lagern konnten. Und wenn wir dann in der Geschichte entdecken, dass es Entwicklungen bei der Lagerhaltung gegeben hat, dann können wir überlegen, ob diese Entwicklungen im Zusammenhang mit einer möglichen Form von Geld standen. Wenn das der Fall war, dann bestätigt das unsere Annahme, dass die Geldlagerung einen hohen Stellenwert hatte, sonst hätte es die Innovation bei der Lagerhaltung nicht geben müssen. Und offensichtlich hat sich dieser Stellenwert zu dieser Zeit geändert, was die Menschen zu den Verbesserungen motivierte. Und weil sich diese Innovation in der folgenden Zeit weiter verbreitet hat, können wir schließen, dass sie für viele Menschen eine Relevanz gehabt haben muss. Wenn wir auch bedenken, dass Getreide bei weitem nicht das hochwertigste Lebensmittel der damaligen Zeit war, dann sind das alles klare Indizien dafür, dass es besondere Zusammenhänge geben muss. Und wenn unsere Geld-Theorie diese besonderen Zusammenhänge genau und plausibel erklären kann, dann sind das klare Argumente, die unsere Theorie stützen. Weil die Menschen sehr hoch motiviert waren, Geld nicht durch Umwelteinflüsse zu verlieren, weil es ihnen so wichtig war, haben sie Tongefäße für die Lagerung entwickelt und genutzt. Man sieht an diesem Beispiel auch sehr schön, wie der Zwang, Geld zu beschaffen, ein Innovationsmotor war und ist.
Man erkennt historisch klar die Reihenfolge: Erst gab es Geld, die Abgabeforderung, und dann das Aufbewahrungsinteresse, weil Geld einen besonderen Wert hatte. Wildes Getreide gab es bereits lange vor seiner Lagerung und sicher hatten die Menschen es auch bereits verzehrt. Nur aufwendig gelagert hatte man es vor dem Zeitalter der Beherrschung von Menschen durch Menschen nicht. Warum sollten Jäger und Sammler auch den enormen Lageraufwand für ein im Verhältnis eher minderwertiges Nahrungsmittel betreiben, wenn sie es noch nicht einmal als Saatgut verwendeten?
Keinesfalls muss Geld aus sich heraus mit einem besonderen Wert ausgestattet sein. Der Wert entsteht durch den Beschaffungszwang infolge der durch den Machthaber angedrohten Bestrafung bei Nichtlieferung. Denn in der Folge müssen die Menschen Geld beschaffen, und dafür müssen sie Arbeit leisten. Diese Arbeit gibt dem Geld seinen Wert.
(Geld-Theorie Teil 10)
Bei der Auswahl des Abgabeguts müssen die Machthaber überlegt vorgehen, weil das Abgabegut durch die Funktionsweise des Arbeitszwangs zum universellen Wertaufbewahrungsmittel wird und die Menschen es in der Folge horten werden. Es wird dadurch dem Kreislauf entzogen.
Wenn ein Ökonom oder Wissenschaftler Geld die Funktion „Wertaufbewahrungsmittel“ gibt, dann werden Ursache und Wirkung vertauscht: Nicht, weil die Menschen ein Wertaufbewahrungsmittel benötigen, gibt es (dafür) Geld, sondern weil es Geld (Abgaben) gibt, bekommen die Menschen (damit) ein Wertaufbewahrungsmittel. Wobei Geld nur unter bestimmten Bedingungen ein Wertaufbewahrungsmittel ist, was in keiner herkömmlichen Theorie beachtet wird. Wir werden das gleich näher betrachten.