Читать книгу Untergang oder Freiheit - Wir haben keine Wahl! - Michael Schulz - Страница 57

Geld erweitert das Ökosystem der Erde um die zivilisatorische Dimension

Оглавление

Mit der Einführung der Abgabe wurde letztlich ein Handel zwischen den Gewalttätigen und den Friedfertigen geschlossen. Natürlich nicht so explizit, wie das jetzt klingt, sondern dieser Handel hat sich in der Praxis implizit durchgesetzt. Durchgesetzt, weil diese Variante der Beherrschung die erfolgreichste Ausprägung der Übereinkunft zwischen diesen beiden Gruppen war.

Letztlich war die erzwungene Abgabe von Leistungen an die Obrigkeit das Ergebnis eines Kompromisses. Die Untertanen akzeptierten ihre Beherrschung, um nicht noch stärker zu leiden, nämlich unter der völligen Willkür der eigenen Beschützer oder der fremder Aggressoren. Immerhin konnten sie bei der mittels Geld geordneten Bewirtschaftung insofern frei bleiben, als sie nicht als Sklaven schuften mussten. Mit anderen Worten, die Menschen bekamen Freiheit gegen Geld. Menschen werden seit dieser Zeit von ihrer Obrigkeit genauso bewirtschaftet, wie ein Imker seine Bienenvölker bewirtschaftet. Die Bienen dürfen frei fliegen und bringen den Honig. Der Imker sammelt ihn ein. Die Menschen dürfen frei arbeiten. Die Abgaben bzw. das Geld müssen sie wie vereinbart liefern.

Und damit bekam die Obrigkeit, was sie wollte: ein angenehmes Leben, möglichst ohne Arbeit. Natürlich geht es nicht völlig ohne Arbeit, denn die Sicherheit musste garantiert werden, damit die Menschen arbeiten konnten, und der Abgabedruck musste erzeugt und gepflegt werden, damit alle Untertanen Arbeit annahmen. Und dafür muss als dritte und letzte Aufgabe das richtige Geld verwendet und korrekt gemanagt werden. Dieser Frieden wurde zwar der einer von der anderen Partei aufgezwungen, doch er hatte Vorteile für beide Seiten. Die Obrigkeit bekam, was sie an Abgaben forderte und sogar etwas mehr, denn die Untertanen verzichteten mit dem Handel auf Widerstand, den sie durchaus hätten leisten können. Die Untertanen behielten im Gegenzug durch die Abgabenzahlung Sicherheit und dadurch eine relative Freiheit sowie eine gewisse Autonomie in dem Gebiet, in dem sie nun ansässig waren. Vorher hatten sie diese Autonomie nicht, weil sie stets in Angst vor Überfällen durch Aggressoren leben mussten.

Dieser Pakt wurde bis heute nicht verstanden, denn immer wieder setzen sich Machthaber überwiegend aus Unwissenheit darüber hinweg und werden dann in der Folge aussortiert. Entweder die eigenen Untertanen oder aber eine benachbarte oder eine neu entstandene Mafia wird kommen, um sie zu vertreiben. Letztlich ist das der Hauptgrund, warum auch die Obrigkeiten dazu gezwungen sind, den Pakt zu schließen. Denn sonst müssten sie sich alleine ernähren, wozu sie weder Lust verspürten noch wirklich in der Lage waren. Wenn sie den Pakt nicht rechtzeitig und freiwillig schließen, werden sie untergehen. Das ist eine Tatsache, die auch unsere Regierungen heute noch nicht verstehen. Wir werden sehen, dass ihr System rein wissenschaftlich betrachtet nicht funktionieren kann, weil sie wichtige Naturgesetze nicht einhalten.

Dazu stellen wir die folgenden Thesen in den Raum:

(Zivilisations-Theorie Teil 1, Gesellschafts-Theorie Teil 1)

Alle Menschen sind von Natur aus frei. Eine erfolgreiche menschliche Gesellschaft beruht stets auf der Grundregel „Vom freiwilligen Tausch von Freiheit gegen Sicherheit“ und wird mittels der unter Punkt 2 erläuterten impliziten Vereinbarung, dem Zivilisationspakt, begründet. Aus einer oder mehreren menschlichen Gesellschaften kann eine menschliche Zivilisation hervorgehen.

Dabei wird davon ausgegangen, dass jeder Mensch grundsätzlich frei ist und nur er allein über sich selbst bestimmen kann. Niemand hat das Recht, die Freiheit eines anderen Menschen einzuschränken.2 Nur er selbst kann bei einer entsprechenden Gegenleistung auf einen Teil seiner Freiheit verzichten. Wir werden das im Kapitel „Autonomie und Freiheit sind notwendig, weil …“ (Seite 202) genauer betrachten. Niemals hat die Obrigkeit das Recht, Freiheit zu beschränken und Sicherheit aufzuzwingen. Das führt die menschliche Freiheit ad absurdum. Wenn einem Freiheit weggenommen werden kann, dann hatte man sie gar nicht. Aber so leben wir bis heute.

(Zivilisationspakt: Zivilisations-Theorie Teil 2, Gesellschafts-Theorie Teil 2)

Eine gewaltbereite Mafia wird zur herrschenden Obrigkeit, indem sie von der in ihrem Gebiet lebenden friedliebenden Bevölkerung (den Untertanen) unter Androhung von Strafe regelmäßig wiederkehrende Abgaben verlangt. Im Gegenzug gewährt die Obrigkeit den Untertanen Freiheit sowie auf ihrem Territorium im gemeinsamen Interesse Schutz vor jeglicher von außen oder innen kommender Bedrohung.

Dies ist der erste und elementarste Tausch von Freiheit gegen Sicherheit. Er begründet alle menschlichen Gesellschaften. Die Menschen geben einen Teil ihrer individuellen Freiheit auf, nämlich Zeit und Energie, die sie zukünftig für die Erwirtschaftung von Abgaben aufwenden müssen. Dafür bekommen sie Sicherheit. Nur auf diesem Tausch-Prinzip können Gesellschaften erfolgreich funktionieren. Alle weiteren Aspekte einer Gesellschaft müssen daher auf diesem Grundprinzip aufbauen. Wenn hier steht, dass die Obrigkeit „Freiheit“ gewährt, dann“, ist das streng genommen also nicht korrekt. Denn eigentlich ist es so, dass die Menschen ihre unveräußerliche individuelle Freiheit behalten. Die Obrigkeit gewährt allein Sicherheit und damit gemeinsame Freiheit. Nur kann das bisher niemand verstehen. Das wird uns erst richtig klar, wenn wir das Kapitel „Konsensvereinbarungen statt Verträgen oder Gesetzen“ (Seite 410) gelesen haben.

Aus Sicht der Untertanen sieht die Abmachung wie folgt aus:

(Zivilisations-Theorie Teil 3, Gesellschafts-Theorie Teil 3)

Die Untertanen zahlen wiederkehrend Abgaben an die Obrigkeit ihres Gebietes, um von dieser Sicherheit zu bekommen und in deren Territorium in relativer Freiheit und Autonomie leben zu können. So können sie ihr Leben eigenständig planen und ihre Lebensgrundlage stetig verbessern.

Aus Sicht der Obrigkeit sieht die Abmachung wie folgt aus:

(Zivilisations-Theorie Teil 4, Gesellschafts-Theorie Teil 4)

Die Obrigkeit wird von ihren Untertanen, also der auf ihrem Gebiet lebenden Bevölkerung, nach ihrem Belieben regelmäßig wiederkehrend Abgaben einziehen. Wenn (aber auch damit) diese Abgaben von den Untertanen geleistet werden (können), werden diese von der Obrigkeit angemessen vor Gewalt von innen und außen beschützt und es wird ihnen Freiheit und Autonomie gewährt. Halten sich die Untertanen nicht an diese Abmachung, werden sie von der Obrigkeit bestraft.

Wir hatten oben dargelegt, dass dieser Zivilisationspakt nur deshalb entstanden war, weil es unter den Plünderern einen Wettbewerb gab. Waren die Mafiosi nicht erfolgreich, standen andere bereit, um ihren Platz einzunehmen. Die Mafiosi müssen zwar die friedlichen Untertanen nicht fürchten, andere, ebenfalls gewaltbereite Mafiosi aber sehr wohl. Durch die Vereinbarung verschafften sich die Mafiosi Ruhe und konnten sich im Einklang mit den Untertanen mit geringerem Aufwand und zeitlich länger an der Macht halten. Es wird andere Arten von Vereinbarungen gegeben haben, die aber alle nicht erfolgreich waren und deshalb eben nicht länger bestehen. Unsere Gesellschaft basiert auf diesem Zivilisationspakt, obwohl dies bis heute eigentlich niemandem bekannt ist.

(Zivilisations-Theorie Teil 5, Gesellschafts-Theorie Teil 5)

Damit sie ihre Abgaben termingerecht abliefern können, sind die Untertanen dazu gezwungen, die Abgabegüter zu beschaffen, also dafür zu arbeiten. Die Ausprägung und Handhabung des von der Obrigkeit festgelegten Abgabeguts (Geld) hat entscheidenden Einfluss auf die Entwicklung der Arbeitsprozesse und -ergebnisse sowie auf den Erfolg der gesellschaftlichen Entwicklung im Ganzen.

Obwohl die Regeln, insbesondere historisch gesehen, nicht immer einfach zu erfüllen waren, ist es vergleichsweise einfach zu verstehen, warum die Untertanen sie einhalten. Die Obrigkeit kündigt an, welche Abgaben sie in der Zukunft in welcher Höhe erwartet und die Untertanen müssen diese Abgaben liefern. Wenn sie das nicht tun, ist die Konsequenz Gewalt in verschiedenen Formen. Das können körperliche Strafen, aber auch Zusatzabgaben sein, die nur durch Mehrarbeit zu erhalten sind. Üblich war aber auch Freiheitsentzug durch Versklavung, eine Strafe, die man heute in Gefängnisstrafen umgewandelt hat. Der Willkür der Obrigkeit sind dabei keine Grenzen gesetzt, außer denen des Eigeninteresses. Denn es kann passieren, dass die Abgaben gar nicht zu erwirtschaften sind, weil die Obrigkeit der Bevölkerung zu stark zusetzt oder ihren Teil der Vereinbarung (Schutz vor äußeren und inneren Aggressoren sowie Freiheit und Autonomie zu garantieren) nicht einhält. Wenn dies der Fall ist, leidet die gesellschaftliche Entwicklung.

Im Unterschied dazu ist die Einhaltung der Regeln für die Obrigkeiten viel schwieriger. Denn das Problem aller Obrigkeiten war und ist, dass sie mit diesem Vertrag Gesetzmäßigkeiten unterliegen, die sie nicht kennen, von deren Existenz sie nicht einmal wissen. Bis zum heutigen Tag weiß keine Regierung, dass sie untergehen muss, wenn sie die Freiheit der Untertanen nicht gewährleistet. Dieses Naturgesetz enthält einen „göttlichen“ Schutzmechanismus für die Untertanen. Obrigkeiten, die zu selbstherrlich sind und die Freiheit der Untertanen nicht achten, gehen unter. Die Regierungen sind sich dieses Umstands aber nicht bewusst, da ihre Macht stets mit so viel Arroganz gepaart war, dass sie niemals nach solchen Gesetzen forschen ließen. Denn sonst hätten wir sie schon viel früher entdecken können. Die Gesetze sind eigentlich keinesfalls schwer zu erkennen. Warum sie dennoch nie entdeckt wurden, sehen wir in Teil drei des Buches.

Was für jeden schon immer klar war, ist Folgendes: Wenn eine Obrigkeit ihre Untertanen mit Wohlwollen unterstützt und anleitet, werden sich diese Gesellschaften immer besser entwickeln, als wenn Gleichgültigkeit gegenüber den Belangen der Untertanen herrscht. Dabei gibt es bezüglich der Einschränkungen der Freiheit sicher graduelle Abstufungen, die noch funktionieren. Wenn die Freiheit aber zu stark eingeschränkt wird, kann das System der Obrigkeit nicht überleben. Die obigen Gesetze sowie weitere Naturgesetze des Geldes gelten, und ihre Nichtbeachtung hat Konsequenzen.

(Zivilisations-Theorie Teil 6, Gesellschafts-Theorie Teil 6)

Gesellschaften können erblühen oder leiden und untergehen. Das Schicksal einer Gesellschaft hängt davon ab, welches Abgabegut (Geld) die Obrigkeit festlegt, wie sie die Nachfrage und die Verteilung desselben regelt und ob und wie weitgehend sie ihren Untertanen die vereinbarte Freiheit gewährt. Dabei gibt es natürliche Gesetze, die einzuhalten sind.

Es gibt natürliche Gesetze, denen das Geld unterliegt, und die, wenn sie nicht eingehalten werden, zum Untergang der Gesellschaft führen. Der Ausdruck „Untergang der Gesellschaft“ bedeutet hierbei so viel wie „Austausch der Obrigkeit“. Aber natürlich leiden in diesem Moment auch die Untertanen. Denn es entsteht dabei in der Regel ein Zeitraum des Hungerns und der Gewalt, was auch auf Seiten der Untertanen zu Opfern führt.

(Zivilisations-Theorie Teil 7, Gesellschafts-Theorie Teil 7)

Die natürlichen Gesetzmäßigkeiten des Geldes (Abgabeguts) sind den Obrigkeiten bis heute weltweit weitestgehend unbekannt. Diese Gesetzmäßigkeiten begrenzen die Existenz schlecht handelnder Obrigkeiten und selbige wurden und werden stets beim Untergang der Gesellschaft freiwillig oder mit Gewalt durch eine neue Obrigkeit ersetzt. Die Untertanen bleiben davon mehrheitlich relativ unbetroffen, solange sie hinreichend autonom sind.

(Zivilisations-Theorie Teil 8, Gesellschafts-Theorie Teil 8)

Der Zivilisationspakt erweitert das irdische Ökosystem um den zivilisatorischen Aspekt. Der Begriff „Ökosystem“ ist dabei von größter Relevanz. Denn die Gesetze der Zivilisations-Theorie und insbesondere die des Geldes steuern das Überleben und die kontinuierliche Verbesserung von Gesellschaften und Zivilisationen. Werden sie nicht berücksichtigt, folgt wie bei der jeder natürlichen Auslese die Auslöschung.

Die Gesetze der Zivilisation sorgen zusammen mit den noch folgenden Gesetzen des Geldes für eine Entwicklungsdynamik, die der biologischen Auslese um nichts nachsteht. Dieser Effekt, nicht funktionierende Gesellschaften nach dem immer gleichen Prinzip auszusortieren, kann nicht hoch genug bewertet werden, denn die Entwicklung bis zu unserer heutigen Zivilisation ist nur basierend auf diesem Pakt denkbar. Gesellschaften, die diese Gesetze nicht eingehalten hatten, wurden bisher immer ausgelöscht. So lernten die Herrscher durch Versuch und Irrtum und obwohl der Pakt bis heute unerkannt ist, lieferte er über tausende von Jahren den Motor für die Entwicklung unserer Gesellschaften und zugleich auch den Maßstab, an dem sich unsere Gesellschaften im Daseinskampf messen lassen mussten. Diese Gesetzmäßigkeiten sind ein enormer Glücksfall. Sie schützen die Untertanen sehr effektiv, weil die Obrigkeit eben keinesfalls zu stark einschränken kann, ohne dann schnell unterzugehen. Deshalb kann es Dystopien, wie sie von Orwell oder anderen Visionären immer wieder ausgemalt wurden, allenfalls kurzfristig geben. Danach greifen die hier dargestellten Gesetzmäßigkeiten. Aufgrund dieser Gesetzmäßigkeiten werden Obrigkeiten, die ihre Untertanen tyrannisieren, an ihren eigenen, den natürlichen Gesetzen zuwiderlaufenden Handlungen scheitern und untergehen.

Untergang oder Freiheit - Wir haben keine Wahl!

Подняться наверх