Читать книгу Untergang oder Freiheit - Wir haben keine Wahl! - Michael Schulz - Страница 56
Menschen fingen an, die Zukunft zu planen
ОглавлениеDurch die wiederkehrende Zwangsabgabe waren die Menschen dazu gezwungen, ihre Zukunft zu betrachten. Die Angst vor der drohenden Strafe bei Nichtlieferung motivierte sie dazu. Mit dem Bewusstsein über das in der Zukunft liegende Risiko fing alles an.
Die Menschen begannen damit, ihre Zukunft zu planen, und dies im Rhythmus eines ganzen Jahres. Ein sehr langer Zeitraum, der sich ergab, weil die ersten Abgabeformen alternativlos an die Entwicklung in der Natur gekoppelt waren. Alles, was die Natur außerhalb der Äquatorzone hervorbringt, ist an die Jahreszeiten gebunden. Wer anfing, sich Gedanken über die Zukunft zu machen, hatte bessere Überlebenschancen. So fingen die Menschen an, die Gegenwart unter Berücksichtigung der Zukunft zu verändern und die Vergangenheit entsprechend dieses Maßstabs zu bewerten. Was war gut gelaufen? Was kann man im Jahresverlauf ändern, um in der Zukunft bessere Ergebnisse zu erzielen? Das entstehende Bewusstsein für zurückliegenden Erfolg und Misserfolg sowie die aktive Suche nach der Verbesserung seiner zukünftigen Lage erhob den Menschen über die Tiere. Der Wunsch, die Zukunft zu verbessern und so die Welt zu gestalten, wurde dabei durch die Drohung der strafbewährten Zwangsabgabe an die Obrigkeit begründet.
Diese Zweckgemeinschaft zwischen Obrigkeit und Untertanen brachte in der Folge viele weitere Verbesserungen mit sich. So gab es auf Seiten der Obrigkeit eine Verbesserung der Waffen und der Kampftechniken, während es auf Seiten der Untertanen zunächst zur Entwicklung von Vorratshaltung mittels Keramikgefäßen kam. Stufenweise wurde dadurch die Ernährungssituation verbessert und die Bevölkerung konnte wachsen. Das bedeutete mehr Abgaben, mehr Krieger und größere beherrschte Gebiete. Diese Variante des Lebens war so erfolgreich, dass sie sich weltweit durchgesetzt hat. Sie war schlicht die zum Überleben am besten geeignete Form des Zusammenlebens. Die vielen Männer, die keine Nachkommen zeugen konnten, wurden so am effektivsten eingesetzt. Es war innerhalb der Männergruppe die erste geschlechtsspezifische Form der Arbeitsteilung entstanden. Ohne diese Arbeitsteilung hatten die Frauen den größten Einfluss auf die Gruppen. Denn sie gebaren die Kinder und zogen sie auf. Durch den intensiven direkten Kontakt mit den eigenen Kindern hatten die Frauen eine Form von Macht über die Gruppe ihrer Nachkommen. Die Männer hatten diesen Einfluss eher nicht und waren, wie im Tierreich zu beobachten, eher nutzlose Wesen. Das änderte sich mit der Arbeitsteilung gewaltig, im wahrsten Sinne des Wortes. Jetzt wurden die Männer die bestimmenden Gruppenmitglieder. Sie organisierten untereinander den Schutz. Die „starken“, umherziehenden Männer sorgten für den Schutz und die „schwachen“, dann später sesshaften Männer sorgten für die Abgaben. Innerhalb der Männer gab es damit eine Hierarchie, die auf Gewalt beruhte, und diese Gewalt etablierte sich damit auch innerhalb der Sippen, wo die Männer die Befehlsgewalt übernahmen, damit die Abgaben zum Termin geliefert wurden. Dieses Konzept war so erfolgreich, weil es etwas erzeugte, was uns Menschen seit dieser Zeit begleitet und stets der wesentliche Treiber der menschlichen Entwicklungen war: Freiheit, Autonomie und freie Wirtschaft. Das mag an dieser Stelle überraschend kommen, aber wir werden diese Entwicklung und ihre Folgen, die man in ihrer Gesamtheit nur als eine Art „göttliche Genialität“ bezeichnen kann, im Laufe des Buches in den verschiedensten Facetten betrachten. Dann wird klar werden, wie Zwang und Unterwerfung notwendigerweise zu Freiheit, Autonomie und freier Wirtschaft führen und weshalb dies die Garantie dafür ist, dass es Gesellschaften wie die in Orwells Dystopie 1984 beschriebenen nicht geben kann.