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Kredite sind Geld/Waren mit Zeitvorteil

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Kredite stellen dem Kreditnehmer Geld zur Verfügung. Das ist uns nach dem Lesen der ersten Kapitel des Buches zu unserem Kreditgeld klar geworden. Aber warum das schon immer so war, sehen wir erst, wenn wir betrachten, wie Kredite überhaupt entstanden sind.

Wie die ersten Kredite entstanden sind, kann man am besten an den Haitianern nachvollziehen. Stellen wir uns vor, wir seien Haitianer als Kolumbus dort herrschte und hätten weder Gold noch Baumwolle, aber die Schonfrist der Münze um unseren Hals läuft in Kürze ab. Wer möchte schon riskieren, dass ihm die Nase abgeschnitten wird? Wer keine Möglichkeit hat, das Abgabegut kurzfristig zu erarbeiten, wird versuchen, das Gold oder die Baumwolle zu borgen, um der Strafe zu entgehen. Verbunden mit dem Versprechen, es hinterher zurückzugeben. Das ist die Geburt des Kredits.

In den Anfängen der Geldgeschichte hatte der Kreditgeber das Geld, das er verlieh, bereits. Da das Geld vor der Kreditvergabe existierte, gab der Kreditgeber also bereits existierendes Geld an den Schuldner weiter. Dieses System ist einfacher als unser heutiges System, und bis zur Finanzkrise dachten die meisten Menschen, die nichts mit Banken zu tun hatten, dass dies auch heute noch genauso funktioniere. Wir wissen jedoch, dass heutiges Geld erst bei der Kreditvergabe geschaffen wird. Es existiert vorher nicht. Dies wurde so eingerichtet, weil man die Rolle von Geld und Kredit zumindest soweit verstanden hatte.

Kredit erfüllt die Notwendigkeit, eine Ware zeitlich vor der Arbeitsleistung zu erhalten und zwingt den Schuldner dazu, die Ware unter Termindruck und Strafandrohung wiederzubeschaffen.

Diese Ware ist hauptsächlich die abstrakte Ware Geld. Geld und Geldkredite zwingen die Menschen gleichermaßen dazu, unter Termindruck und Strafandrohung Geld zu beschaffen.

Es gibt auch reine Warenkredite, zum Beispiel für Samen oder Nahrungsmittel. Man sieht auch hier, dass Samen und Nahrungsmittel dem Geld sehr ähnliche Waren sind. Denn Samen, Nahrungsmittel und Geld müssen gleichermaßen unter Strafandrohung zu einem bestimmten Termin beschafft werden: Samen zum Aussaattermin und Nahrungsmittel vor dem Essen. Die Strafen sind eine ausgefallene Ernte bzw. Verhungern. Bei solchen Waren, die mit Terminen und Strafen verbunden sind, ergibt sich ein ganz natürlicher Bedarf für Kredite. Deshalb modifizieren wir die Aussage von oben ein wenig:

(Kredit-Theorie Teil 1 (Definition))

Kredit erfüllt die Notwendigkeit, eine Ware, die unter Zeitdruck und Strafandrohung zu beschaffen ist, zeitlich vor einer Arbeitsleistung zu erhalten und zwingt den Schuldner dazu, die Ware unter Termindruck und Strafandrohung wiederzubeschaffen.

Ich halte die beiden in diesem Kapitel formulierten Definitionen von Geld und Kredit für die kürzesten und zugleich umfassendsten, die ich bisher gefunden habe. Sie erklären auch, warum die Zeit, in der wir aktuell leben, so hektisch ist: Niemals in der Menschheitsgeschichte wurden so viele Kredite vergeben und niemals zuvor war so viel Geld im Umlauf wie heute. Niemals in der Geschichte der Menschheit wurden von den Regierungen so viele und so hohe Steuern abgepresst. Niemals in der Menschheitsgeschichte gab es so viele Termine, zu denen unbedingt pünktlich und unter Strafandrohung Geld abzugeben ist.

Kredit entsteht unmittelbar als eine Folge von Geld.

Das klingt, wenn wir unser heutiges Kreditgeld betrachten, natürlich wie ein Zirkelschluss. Wir müssen aber immer bedenken, dass Geld über Jahrtausende hinweg an etwas Stoffliches gebunden war. Und so wird es dann auch wieder besser verständlich: Kredit entsteht, weil es Geld gibt, also weil es den Abgabezwang gibt. Und natürlich wirtschaften wir auch heute nur wegen des Abgabezwangs und Unternehmen nehmen deshalb auch heute Kredite auf, die dann technisch gesehen Geld entstehen lassen. Warum es dazu kam, sehen wir gleich.

Untergang oder Freiheit - Wir haben keine Wahl!

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