Читать книгу Die Tesla-Methode - Michael Valentin - Страница 13

Das Paradigma von der glücklichen Globalisierung

Оглавление

Der Wiederaufbau der westlichen Welt nach dem Zweiten Weltkrieg bewirkte, dass sich eine überwiegend vom Ackerbau geprägte Wirtschaft zu einer Wirtschaft entwickelte, die sich auf industrielle (und später dienstleistungsorientierte) Anwendungen spezialisierte. Befeuert durch immer reichlicher vorhandene Ölressourcen und eine Lockerung der Handelsbarrieren hatte sich der Welthandel in den 1960er-Jahren bereits wieder verstärkt. Von Jahr zu Jahr demokratisierte sich der Personen- (und dann auch der Waren-)verkehr zusehends und nahm zu – vor allem nach dem Fall der Berliner Mauer 1989. Der International Civil Aviation Organization (ICAO) zufolge spiegelte sich dieser allgemeine Trend auch im Luftverkehr wider: Dieser verzeichnete einen Anstieg von zehn Millionen Passagieren im Jahr 1950 auf 500 Millionen im Jahr 1970 und 3 Milliarden im Jahr 2010. Das senkte die Transportkosten und erleichterte es, Produkte fernab ihrer Verbraucher zu fertigen.

Berichten zufolge wurden Betriebsverlagerungen ab den 1980er-Jahren in den Industrieländern der Welt zum Massenphänomen, was insbesondere die Herausbildung neuer asiatischer Schwergewichte begünstigte – allen voran China. Mit dem Aufkommen industrieller IT-Systeme bedeutete die Fragmentierung der Lieferketten, dass weltweit immer anspruchsvollere Produkte hochkomplex produziert und über durchgehende Transportketten geliefert werden konnten (also alles vom einfachen Bauteil bis zum fertigen Produkt). Selbst wenn die Endmontage nicht unbedingt ausgelagert wurde, führte das zu einer Situation, wie sie heute vorliegt, in der über 50 Prozent der gesamten Wertschöpfung „exportiert“ werden und nicht in dem Markt stattfinden, in dem ein Produkt konsumiert wird – auch bei Hightech-Produkten. Parallel zur Atomisierung der Lieferketten explodierte der gewerbliche Handel – wodurch die Transportwege für grundlegende Industriekomponenten und Produktmodule gleichermaßen länger wurden.

Verstärkt wurde dieser Trend durch die Liberalisierung der Finanzmärkte, denn der freie Kapitalverkehr trug zur Entstehung polymorpher Gruppen bei, die sich verbanden und trennten in Abhängigkeit von Trends, die von der Realwirtschaft vollkommen losgelöst sein konnten. Am Ende verschwanden dadurch große Teile der klassischen Fertigung aus dem Westen. Textilien beispielsweise wurden nur noch im Ausland produziert, gefolgt von anderen Artikeln des Grundbedarfs wie Spielzeug und einfachen Elektronikprodukten. In Europa setzte sich der fabriklose „Fabless“-Ansatz durch, den Serge Tchuruk als Chef von Alcatel bekannt machte. Die logische Folge war die Frage, warum ein Unternehmen überhaupt margenschwache Waren in einem Sektor, der laufender Erneuerung unterlag, lokal produzieren sollte. Der Wert eines Unternehmens koppelte sich zunehmend vom Wert seiner Produktionsanlagen ab, deren Standort sich immer stärker nach dem Arbeitskostengefälle zwischen dem Globalen Norden und dem Globalen Süden richtete.

Das vorherrschende Strategiemodell – das sowohl den Wettlauf um Wachstum (zur Deckung der Gemeinkosten) als auch die Fragmentierung der Lieferketten (zur Ausnutzung der weltweiten Unterschiede bei den Arbeitskosten) reflektiert – ermöglichte Skalenvorteile und Wertschöpfung durch die Optimierung des globalen Betriebs. Solches Wachstum entstand einerseits organisch, andererseits durch Akquisitionen. In beiden Fällen lief es auf einen Wettlauf um Größe hinaus, der sich in einer Strategie zur Anhäufung von Aktivposten äußerte. Nach und nach wurden die Akteure in den verschiedenen Ketten immer stärker voneinander abhängig, wobei jeder das Interesse verfolgte, durch herausragende Leistungen in seinem Kerngeschäft die eigenen Margen zu schützen.

Die Tesla-Methode

Подняться наверх