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Das vierte Industriezeitalter – verwaist durch mangelnde Disruption in der Organisation

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Viele Beobachter betrachten eine industrielle Revolution tendenziell als Ereignis, das vor allem von radikaler technischer Umwälzung dominiert wird. Dabei entsprach bisher jede industrielle Revolution einer Bewegung auf drei Ebenen: einer Revolution auf den Märkten und in der Gesellschaft, einer technischen Revolution als Reaktion auf diese ursprünglichen Veränderungen und insbesondere auch einer Revolution der Organisation in den Unternehmen, die versuchten, die Punkte zu verbinden. Ein neues Organisationsmodell ist für ein Unternehmen unabdingbar, das technische Innovation als Reaktion auf neue Marktbedürfnisse voll nutzen und dabei gleichzeitig den langfristigen Bestand aller Tätigkeiten, Kompetenzen und menschlichen Motivationen sichern möchte, die in dem neuen Kontext Form annehmen. Daher kam es im Zuge der bisherigen industriellen Revolutionen zur systematischen Entstehung neuer Organisationsmodelle, die jeweils dazu beitrugen, die Revolution zu verstärken und zu konsolidieren.

Die erste industrielle Revolution entsprang dem zu Anfang des 19. Jahrhunderts bestehenden Bedarf an Infrastruktur parallel zur Entwicklung der Dampfmaschine, deren Produktivität um Längen das übertraf, was der Mensch sonst leisten konnte. Organisationssprachlich war das der Beginn der Mechanisierung.

Die zweite industrielle Revolution wandelte sich im frühen 20. Jahrhundert in zunehmenden Massenkonsum um. In technischer Hinsicht gab die Entdeckung der Elektrizität den Fabriken eine neue Struktur, indem deren Kernausstattung durch Fließbänder mit eigenständigen Mechanismen ersetzt wurde. Durch diese Veränderung konnten sich der Taylorismus und später der Fordismus durchsetzen. Vor allem aber führte eine Spezialisierung der Aufgaben zu erheblichen Produktivitätssteigerungen.

Die dritte industrielle Revolution setzte in der Frühphase der Globalisierungswelle ein, die in den 1960er-Jahren aufkam. Technisch gesehen war das der Beginn der Robotisierung und der industriellen IT. Die Unternehmen passten ihre Organisationen an, indem sie globale Lieferketten aufbauten und progressiv neue Prinzipien wie Just-in-time-Produktion oder Lean Manufacturing einführten, immer im Hinblick darauf, die Forderungen der Verbraucher nach schnellerer Reaktionsfähigkeit auf einem globalisierten Markt zu befriedigen. Das aus dieser Ära stammende Leitmodell für Organisationen ist der Toyotismus.

Im Vergleich zur Vergangenheit, als wissenschaftliche Arbeitsorganisation, Fordismus, Toyotismus und schlanke Produktion sich allesamt an die vorherrschenden wirtschaftlichen und technischen Paradigmen ihrer Zeit angepasst hatten, wirkt die vierte industrielle Revolution regelrecht verwaist. Ihr fehlt ein disruptives Organisationsmodell, das ihr helfen könnte, auf die vier erwähnten großen Herausforderungen zu reagieren. Doch ein Modell, das dieser neuen Revolution entsprechen soll, muss vernetzt, agil und zu disruptiver Innovation fähig sein, fähige Köpfe anziehen und sicherstellen, dass die Kompetenzentwicklung mit dem beschleunigten technischen Fortschritt Schritt hält. Stellt sich die Frage, wie ein Modell zu konzipieren ist, das gleichzeitig auf all diese Herausforderungen eingeht – also eines, das disruptiv genug ist, um Zweifel, Skepsis und Ratlosigkeit in Chancen umzumünzen. Anders formuliert: eines, das dieselbe Rolle spielen kann wie der Toyotismus im dritten Industriezeitalter.

Ein solches Modell existiert, doch anders als in früheren industriellen Revolutionen kombiniert es verschiedene Unternehmensattribute. Der vierten industriellen Revolution angemessen, verwirrt das neue Modell zwangsläufig alle, die traditionelle logische Maßstäbe anlegen, denn es ist eine Synthese des Besten von allem aus sämtlichen Industriesektoren, und zwar sowohl auf strategischer Ebene also auch organisationsbezogen, technisch und menschlich.

Dies vorausgeschickt gibt es ein Unternehmen, das sich – aufgrund der Unerschrockenheit und außergewöhnlichen Innovationsfähigkeit seines Chefs – in der Lage gezeigt hat, ein auf das vierte Industriezeitalter zugeschnittenes neues Organisationsmodell zu versinnbildlichen. Dieses Unternehmen heißt Tesla – das kalifornische Start-up, dem es erstmals seit der Gründung von Ford, General Motors und Chrysler Anfang des 20. Jahrhunderts gelungen ist, die Liste großer US-amerikanischer Autobauer um einen neuen Namen zu verlängern. Das Modell wird als „Teslismus“ bezeichnet (Abbildung 2.2).

Abbildung 2.2Der Teslismus, ein potenzielles Organisationsparadigma für die vierte industrielle Revolution


Quelle: OPEO

In den verbleibenden Kapiteln dieses Buches wird die DNA des neuen Modells analysiert, um seine Grundlagen verständlicher zu machen. Das geschieht, indem Tesla auf seine Betriebsebenen heruntergebrochen wird, sowie durch die gezielte Veranschaulichung führender globaler Referenzbeispiele für die einzelnen angesprochenen Dimensionen.

Die Tesla-Methode

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