Читать книгу Das Leben an sich - Michael Vogt - Страница 9
ОглавлениеMitschüler
Mit der Geburt sind wir also eingeschult, freuen uns wie ein Erstklässler auf die erste Stunde und finden den Unterricht spannend, gehen gerne hinein, weil auch die Anforderungen noch gering und eher spielerisch sind.
Vom ersten Moment unseres Daseins in der Schule haben wir liebevolle Mitmenschen - Mitschüler, enge, persönliche Vertraute an unserer Seite, wir nennen sie auch Eltern, um sie von den anderen Mitschülern besser unterscheiden zu können.
Sie haben uns den Besuch in der Schule überhaupt erst ermöglicht und sind selber schon länger dabei.
Ohne sie wären wir gar nicht aufgenommen worden, durch sie haben wir den Zugang zu dieser außergewöhnlichen Lehranstalt bekommen. Dafür können und sollten wir ihnen dankbar sein, wir haben sie scheinbar, bevor wir eingeschult wurden, selbst als Helfer ausgewählt, weil sie uns für unsere Lernbedürfnisse als Begleiter am perfektesten, am idealsten erschienen.
Sie sind selber noch in der Schule, jedoch schon längst in viel höheren Schulklassen und haben schon eine Menge lernen dürfen. Sie helfen uns, bis sie ihren, entsprechend ihrem Lerneinsatz bestmöglichen Abschluss gemacht haben.
Danach stehen sie uns leider nicht mehr zu Verfügung.
Diese vertrauensvollen, persönlichen Mitschüler sind von Anbeginn immer ganz eng an unserer Seite, sind unsere wichtigsten Vertrauten, stetig um unser Wohl bemüht, unterstützen uns nach besten Wissen und Gewissen, so gut sie es halt selber bisher gelernt haben.
Zunächst reichen uns ein paar weitere, wenige Mitmenschen in dem engeren Umfeld dieser, unserer persönlichen Vertrauten; doch dann kommen immer mehr Mitschüler dazu, je mehr Klassen wir absolvieren.
Die Mitschüler in den anderen Klassen, von denen wir im Laufe der Zeit noch mehr kennenlernen, helfen uns auch den Lernstoff zusammen anzuschauen und zu bewältigen.
Mit unserem Zusammensein haben wir uns uneigennützig dazu bereit erklärt, uns beim Lernen gegenseitig zur Verfügung zu stehen.
Sie wissen schon mehr, dienen sie uns durch ihre Anwesenheit und den gemeinsamen Austausch an Erfahrungen hier als ausgezeichnete Lehrkräfte.
Es erschienen und erscheinen im Schulunterricht neben den normalen Fach-und Klassenlehrern immer wieder überraschend speziell ausgebildete, überaus kompetente Lehrkräfte, die im Grunde stimmig und überzeugend ihre Lehrmeinung und Thesen darstellen.
Es gab früher welche, die nannte man damals Buddha, Jesus oder Mohammed. In neuerer Zeit lebte z. B. in den 1950er Jahren Bruno Gröning, der mit seinen Thesen und Heilung auf geistigem Weg, die Menschen damals polarisierte.
Von der einen Schülergruppe mit großer Begeisterung angenommen und von anderen Arbeitsgruppen mit viel Bedenken und Widerständen abgelehnt, sorgten sie leider für keine einheitliche Nachhaltigkeit unter allen Mit-Schülern.
Das Erscheinen des einen oder anderen Lehrers sorgte schon öfter für Aufruhr und auch deutliche Veränderungen. Nur es scheint, als hätten die Schüler die Botschaft in der Lehre oft missverstanden, nicht einheitlich akzeptiert. Ja, man ist sich in der Auswertung der Lehrmeinungen gar nicht einig, verdreht und missversteht vieles, bekämpft sich sogar noch und drängt anderen die eigene Meinung oft mit Gewalt auf.
Man nennt das dann missionieren, andere „liebevoll“ zur eigenen Glaubenslehre zu bekehren.
Schade! Es wäre wert, andere Sichtweisen einmal genauer zu anzuschauen.
Vielleicht könnten sie einem doch etwas bringen.
Diese uns eng vertrauten Mitmenschen, genannt Eltern, die immer an unserer Seite sind, die uns in die Schule brachten, springen auch als Lehrer ein, wenn Lehrermangel für bestimmte Fächer besteht, sie unterstützen uns sehr bei unseren Hausaufgaben.
Sie stellen sich uns ganz zur Verfügung, stehen uns mit Rat und Tat zur Seite. Nicht immer nehmen wir den Lernstoff speziell von ihnen gerne an, manchmal nerven sie einen sogar damit, weil wir meinen, wir wüssten schon alles.
Im Rahmen ihrer Möglichkeiten geben diese engen Vertrauten, unsere liebsten Mitschüler, genannt Eltern jedoch immer ihr Bestes!
Das Beste ist das, wozu dieser Mitmensch in seiner Gesamtheit auf Grund seiner derzeit möglichen Ressourcen fähig und im Stande ist.
Mehr wie sein Bestes kann der Mensch übrigens in dem Moment nicht geben!
Das gilt natürlich auch für alle anderen Mitschüler, die uns begegnen und natürlich auch für uns selber. Das gilt es, bei unserer Bewertung und Beurteilung zu berücksichtigen, zu akzeptieren und zu respektieren!
Wenn uns dies stets bewusst ist, würden wir allerdings einander besser verstehen und hätten jederzeit ein besseres, harmonisches Miteinander.
Wir haben dann eine verständnisvollere Einstellung zu uns, zu anderen, kommunizieren besser, handeln besser. Leben besser.
Wir können andere annehmen, einfach so wie sie sind.
Schön, wenn uns das noch besser gelingen würde.
Das Beste ist das, was diese vertrauten Mitmenschen, genannt Eltern, selber in ihrem Schulunterricht gelernt, verstanden und auch verinnerlicht haben. Daran glauben sie, davon sind sie überzeugt, danach handeln sie und nur das können sie auch vermitteln!
Es kann natürlich durchaus sein, dass das Beste, was sie gelernt haben und vermitteln wollen, wir nun gar nicht als das Beste für uns ansehen und uns dagegen wehren, bekämpfen und ganz anders haben wollen.
Wir spüren bald, dass sie den Lehrstoff auch nicht immer richtig verstanden haben und dass sich bei ihnen auch Lücken im Lernstoff auftun.
Die Regeln, die speziellen Gesetze, unter denen wir in der Schule lernen und deren Verständnis, haben wir anscheinend vergessen; wir haben vor der Einschulung vermutlich von ihnen gehört, dann aber irgendwie hier außer Acht gelassen.
Jetzt schenken wir uns mögliche Lehrstunden über diese Regeln, die hier und da mal erwähnt und angeboten werden. Wir empfinden Gesetzeskunde sowieso eher als ein trockenes, langweiliges Thema; nicht lebensnah.
Zu dumm, welch ein Irrtum, mit ihrem Verständnis würde uns der Lehrstoff viel leichter eingehen! Mit der Einschulung haben wir uns auf diese Schul-Gesetze eingelassen; innerhalb dieser Regeln läuft unser Aufenthalt von Anfang an hier ab.
Es reicht bloß nicht von den Gesetzen der Schule durch andere Mitschüler zu hören oder über sie zu lesen, sondern durch den Unterricht selber, in den verschiedenen Fächern, werden wir uns ihrer am besten wieder bewusst, erfahren sie durch Spüren und Fühlen.
Spüren und Fühlen funktioniert aber nicht im Kopf, in unseren Gedanken, mit denen schaffen wir eine eigene Welt, die in diesem Zusammenhang zunächst eher hinderlich ist.
Die Schulgesetze bestimmen die Rahmenbedingungen, innerhalb derer wir lernen dürfen.
Sie wirken, ob wir sie kennen oder nicht!
Die Begrenzungen sind definitiv für die Schüler gleich, alle unterliegen ihnen gleichermaßen und bieten ein tolles geschütztes Erfahrungsfeld.
Diese Gesetze begegnen uns jeden Moment tag täglich, sind der Rahmen im Zusammensein mit unseren Mitschülern, Lehrern.
Wir bewegen uns immer in ihrer Mitte, dazu später mehr.
Wir sind mit allem ausgestattet an, was wir handwerklich benötigen, um den Schulbesuch erfolgreich zum Abschluss zu bringen.
Für die Schule hat man uns freundlicherweise auch ein paar Arbeits-Werkzeuge mit auf den Weg gegeben, damit wir uns hier in dieser materiellen Schul-Welt optimal zu Recht finden.
Mit deren Hilfe können wir in verschiedener Weise den Lehrstoff wahrnehmen und dadurch Erfahrungen machen.
Womit geschieht das? Was sind diese Werkzeuge?
Das sind unsere fünf Sinne, die uns mit der Geburt zusammen zur Verfügung gestellt wurden und die wir ab diesem Zeitpunkt nutzen.
Wir können Sehen, Fühlen, Riechen, Schmecken und Hören.
Tolle Werkzeuge, die uns helfen; die aber nur hier in der Schule in einem gewissen Rahmen gelten.
Diese fünf Sinne sind wie Wahrnehmungsfilter, mit der wir diese Schulwelt allerdings ausschließlich in ihrer Körperlichkeit, in ihrer Form als Materie wahrnehmen können.
Dazu eine sehr stimmige Theorie von Paul Watzlawick, einem österreichischen Philosophen:
„ Wir Menschen können die Welt nicht wahrnehmen, wie sie ist, sondern nur, wie unsere Sinne es vermögen. Es werden Wahrnehmungsfilter wirksam, die in jedem ein anderes Modell der Welt entstehen lassen.
Diese Wahrnehmungsfilter entstehen individuell durch Prägungen, v.a. in der Kindheit durch das familiäre, kulturelle und soziale Umfeld und durch persönliche Erfahrungen.
Das Handeln und Fühlen des Einzelnen richtet sich konsequenterweise nach seinem Modell der Welt und nicht nach der wirklichen Welt.
Weil niemand wirklich wissen kann, wie die Welt ist, gibt es keine richtigen oder falschen Modelle von der Welt.“
Zunächst gibt es die Grundfächer nach der Einschulung, wie Sprechen und Laufen lernen, das noch relativ spielerisch funktioniert, aber wobei Letzteres durchaus schon erstmals Mut, besser Vertrauen von uns fordert. Wir schaffen dies aber letztlich, weil wir von Natur aus genügend Vertrauen in die Schule mitbringen.
Wir kennen, bevor wir eingeschult sind, die Lehrfächer zwar nicht genau, werden sie im Laufe der Schulzeit bald wahrnehmen und ihre Herausforderungen deutlich spüren.
Das Unterrichtsfach Angst, von dem wir hier in der Schule das erste Mal hören, ist eins der Hauptfächer, das eine Menge Lernzeit einnimmt und uns bis zum Abschluss der Schulzeit immer begleiten wird. Je mehr wir lernen, umso besser werden wir auch in diesem Lehrfach.
Es braucht Geduld, der Lernstoff geht uns dabei auf keinen Fall aus. Mit unserer baldigen Entwicklung kommen dann weitere Haupt-und Neben- Fächer hinzu, die unsere ganze Aufmerksamkeit fordern.
Das wichtigste Fach ist sicher die Liebe, in dem wir am meisten zu lernen haben, was uns auch am schwersten fällt, da der Lernstoff umfangreich und vielschichtig ist.
Diese Unterrichtsstunden haben wir daher am häufigsten, ist wohl auch nötig.
Andere Fächer sind damit verbunden, wie Achtsamkeit, Dankbarkeit, Achtung, Demut und Respekt.
Wir haben die Wahl, wir können uns weigern, den Lernstoff anzunehmen, die Unterrichtsstunden zu schwänzen, einfach nicht mitmachen zu wollen, weil uns anderes wichtiger ist.
Für den „Rektor“. den höchsten Lehrer an der Schule, den wir leider nie persönlich kennenlernen, ist das in Ordnung, er ist uns überhaupt nicht böse! Vielleicht bedauert er es, da er unser Potential erkennt und uns schätzt.
Er wünscht sich vielleicht, dass wir uns mehr bemühen, aber er drängt uns nicht.
Man gibt uns hier und da ein paar deutliche Anmerkungen, weil man unsere richtigen Ansätze sieht.
Wenn wir offensichtlich etwas nicht verstanden haben, wiederholen sich immer wieder unermüdlich, mit Engelsgeduld diese Themen für uns, indem wir immer wieder dieselben Haus- Aufgaben gestellt bekommen!
Wenn wir sie dann endlich einmal mühsam gelöst haben, freut man sich für und mit uns und lässt ab diesem Moment das Thema ruhen, weil wir es ja jetzt gelernt und verinnerlicht haben! Das Thema kommt dann nicht mehr.
Ein sehr lieber, rücksichtsvoller Lehrer sozusagen, der uns auch nur dann mal etwas schärfer und energischer zur Brust nimmt, wenn wir so gar nicht folgen wollen, andere belästigen und ständig den Unterricht stören. Das hat dann für uns Konsequenzen.
Die Schule selber hat mit einem mangelnden Lernfortschritt von uns kein Problem, denn es liegt ja an uns, was aus uns wird.
Wir werden dann halt nicht in die nächste Schulklasse versetzt und müssen den Stoff wiederholen, so wie an der Schule eben die Regeln sind. Dies Prinzip akzeptiert ja auch jeder, wenn er den Weg von der Grundschule bis möglicherweise zur Uni durchläuft.
„Wenn es so scheint, dass ich also ständig etwas durch das Leben lernen kann, vielleicht gibt es dann eben auch einen Lehrer, der das Leben nutzt, um mir Lernstoff an zu bieten!“
Einen interessanten Spruch, den ich einmal gefunden habe; die Frage, ob es möglicherweise so einen Schulleiter, eben „Rektor“, hinter allem gibt, der das Lehrmaterial nach einem sinnvollen Plan zusammenstellt.
Klingt gar nicht so abwegig, so könnte es sein.
Übrigens apropos Schule; ich habe mich noch gar nicht über die Schulräume ausgelassen, in denen wir lernen dürfen. Unglaublich riesig kann ich nur sagen, einen Menge Platz haben wir zur Verfügung gestellt bekommen.
Wir nennen ihn auch Planet Erde.
Da haben alle Mitschüler genügend Raum, bisher war es jedenfalls so. Doch inzwischen wollen erstaunlicherweise immer mehr diese Schule besuchen und da wird’s teilweise schon richtig eng. Auch das Schulessen, für dessen Bereitung sich einige Mitschüler bereit erklärt haben, wird manchmal schon knapp. Wenn alle zusammen helfen, daran hapert es noch etwas, lässt sich diese Herausforderung gewiss lösen.
Wieviel und was man lernen will, ist in der Schule grundsätzlich freigestellt. Es wird dort nicht wirklich Druck ausgeübt.
Am Anfang läuft, wiegesagt alles spielerisch ab. Mit der Zeit wachsen die Anforderungen im Unterricht, wir müssen uns mehr konzentrieren; der Lernstoff wird umfangreicher und komplexer. Man hat jedoch immer die Wahl.
Wenn man sich als Schüler gegen das Lernen stellt, kann man dies durchaus tun. Klar, dann allerdings trägt man auch ganz allein die Verantwortung für die Folgen.
Wir können dann unmöglich weder den Lehrer noch die Mitschüler dafür verantwortlich machen, wenn wir zu keinen Fortschritten kommen.
Ist doch völlig klar; wäre ja auch geradezu lächerlich, unsere eigenen Versäumnisse beim Lernen den anderen in die Schuhe zu schieben! Es gibt keine Pflicht zum Lernen, außer man will es, nimmt sich dann selber in die Pflicht.
Das ist eine gute Entscheidung, auch wenn das Wort Pflicht sich zunächst unangenehm anfühlt, da es an Gehorsam und Strafe bei Nichterfüllung erinnert.