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V DER SEGEN DES RABISAAK

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...darin erzählt wird, wie Rabisaak seinen beiden Rabensöhnen den Segen erteilt.

Als Rabisaak einhundertdreiundzwanzig Jahre alt war und erblindete, da fühlte er, dass er bald sterben würde. Also befahl er Rabsau zu sich auf seine Eiche und sprach zu ihm: Nimm deinen Bogen und erlege mir ein Wild aus den Wäldern! Bereite es zu, wie ich es gerne habe und bringe es mir! Dann will ich dir meinen Segen erteilen und verenden. Du aber sollst Krabestina erhalten, und deine Nachkommen sollen im fruchtbaren Teil des Landes leben. Dies hörte Rabokob, und er flog los und holte zwei Zicklein aus seiner Herde. Und siehet, er briet die Zicklein und bereitete ein Essen, wie Rabisaak es gewünscht hatte. Doch als er fertig war, da kleidete er sich wie Rabsau, und er nahm einen Umhang aus roten Daunenfedern und band ihn sich um Flügel und Hals. Derart verkleidet flog er mit dem zubereiteten Mahl vor Rabisaak und sprach: Mein Rabenvater, hier bin ich! Rabisaak aber fragte: Wer bist du, mein Sohn? Und Rabokob erwiderte: Erkennst du nicht deinen erstgeschlüpften Rabensohn? Ich habe getan, wie du sagtest, und nun setze dich neben mir und koste von meinem Wildbret, und gib mir also deinen Segen! Rabisaak aber sagte: Komm näher, damit ich mich davon überzeugen kann, dass du Rabsau bist! So trat Rabokob neben seinen Rabenvater, und dieser betastete ihn mit dem Schnabel und sprach: Deine Stimme klingt wie die Rabokobs, doch sind das eindeutig Rabsaus Federn und Rabsaus Flügel. Bist du nun wirklich mein erstgeschlüpfter Rabensohn? Und Rabokob antwortete: Ja, ich bin es, da sagte Rabisaak: So reiche mir dein Wildbret, auf dass ich essen und dich aus vollem Herzen segnen kann! Und als er fertig gegessen hatte, befahl er: Komm her, mein Sohn und küsse mich. Rabokob küsste Rabisaak auf den Schnabel, und als dieser an den Federn roch, da sagte er: Siehe, der Ruch meines Sohnes ist wie der Ruch der Wälder, die der Himmel segnete. So sei denn der Tau des Himmels und das Fette der Erde und die Fülle an Korn und Wein dein! Dienen werden dir die Vögel und alle Völker, und alle Klans der Krähen und Raben werden sich dir beugen, und die dir fluchen, sollen verflucht, die aber dich segnen, sollen gesegnet sein. Nachdem der Segen vollendet und Rabokob wieder geflogen war, kehrte Rabsau von einer erfolgreichen Jagd zurück, und er bereitete einen schmackhaften Braten und brachte ihn seinem Rabenvater. Doch als er um den Segen bat, da sprach Rabisaak: Wer magst du wohl sein? Und Rabsau antwortete: Ich bin es, Rabsau! Erkennst du denn nicht deinen erstgeschlüpften Rabensohn? Da entsetzte sich Rabisaak, als er dies hörte, und er zitterte und sprach: Jemand brachte mir bereits ein zubereitetes Mahl, das ich aß, und aus Freude darüber erteilte ich meinen Segen. Und fürwahr, der mir das Essen brachte, der soll gesegnet bleiben! Dein Bruder Rabokob muss es gewesen sein, der mich überlistete und deinen Segen stahl. Rabsau aber war betrübt, und erbittert rief er: Heißt er nicht zu Recht Rabokob? Denn zweimal hat er mich hintergangen und mir zuerst mein Erstgeschlüpftrecht und jetzt auch noch meinen Segen geraubt. Doch Vater, ich bin es, Rabsau! Hast du denn für deinen Rabensohn keinen einzigen Segen mehr übrig? Und Rabisaak antwortete: Ich bestimmte Rabokob zum Herrn über all seine Rabenbrüder und versprach ihm ein Übermaß an Korn und Wein. Was für ein Segen kann ich dir da noch erteilen, mein Sohn? Rabsau weinte, und er sagte: Segne auch mich, Vater, in einer dir angemessen erscheinenden Art! Und Rabisaak prophezeite und sprach: So wird also auch dein Wohnsitz das Fette der Erde sein, und ebenso wird der Tau des Himmels dich nähren. Von deinem Schwerte aber wirst du leben und deinem Rabenbruder dienen. Doch es wird geschehen, dass du dich ausbreitest, und du wirst deines Bruders Joch von deinen Flügeln abwerfen. Und siehet, der fruchtbare Teil Krabestinas wurde Rabokob und seinen Rabensöhnen und Nachkommen zuerkannt. Rabsau aber und seine Rabensöhne erhielten das wilde Bergland und die Wälder jenseits der Wüste südlich von Rabda.

Die Krabel

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