Читать книгу Die Krabel - Milan Vrano - Страница 9
III DIE GROSSE FLUT
Оглавление…darin erzählt wird, wie der Große Schwarze Rabe sein Volk der Krähen und Raben mit einer Sintflut bestraft.
Den Großen Schwarzen Raben aber reute es, dass Rabam ihn gemacht hatte, und er sprach: Ich will die Raben, die mich erschaffen haben, vertilgen vom Himmel und von der Erde, vom Raben an bis hin zum Vieh und bis zum Gewürm und bis zu allen Vögeln unter dem Himmel, denn es reut mich dass ich erschaffen wurde für den Himmel nur, und somit die Krähen auf Erden für mich immer unerreichbar sein werden. Raboah aber fand Gnade vor dem Großen Schwarzen Raben. Dies also ist seine Geschichte, die eines frommen Weinbauerraben ohne Tadel, denn er wandelte mit Gott am Himmel. Die Erde aber war verdorben, und frevelhafte Krähen, deren Schönheit dem Großen Schwarzen Raben missfiel, bevölkerten die Haine und Weiden und Äcker, und Gott sah auf die Erde, und siehet, sie war verdorben, denn alles Fleisch hatte seinen Weg verwirkt auf Erden und faulte. Da sprach Gott zu Raboah: Das Ende allen Fleisches habe ich beschlossen, denn die Erde ist voller Frevel von ihnen, du aber mache dir einen Kasten aus Tannenholz, mit Kammern darin und drei Etagen, und verpiche ihn mit Pech von innen und außen. Dreihundert Flügel sei die Länge, fünfzig Flügel die Breite und dreißig Flügel die Höhe. Denn siehe, ich will eine Große Flut kommen lassen auf Erden, zu verderben alles Fleisch unter dem Himmel. Alles, was auf Erden ist, soll untergehen. Mit dir aber will ich meinen Bund errichten, und du sollst in die Arche gehen mit deinen Rabensöhnen, deiner Krähe und mit den Krähen deiner Söhne. Und du sollst in die Arche bringen von allen Tieren, den reinen und unreinen, von allem Fleisch je ein Paar, Männchen und Weibchen, so dass sie leben bleiben mit dir. Von den Vögeln auch nach ihrer Art, von dem Vieh nach seiner Art und von allem Gewürm unter Erden nach seiner Art. Und Raboah tat alles, wie ihm befohlen wurde, und als er fertig war, sprach der Große Schwarze Rabe: Von heute an will ich es regnen lassen vierzig Tage und vierzig Nächte und vertilgen alles Lebendige von Erden.
Und es öffneten sich die Schleusen des Himmels, und alle Brunnen der Großen Tiefe brachen auf, und mit den Wassern des Regens kam schließlich die Große Flut. Die Wasser wuchsen unaufhörlich, und siehet, es regnete vierzig Tage und Nächte, da versammelten sich siebenhunderttausend sündige und lasterhafte Krähen und Raben um die Arche und riefen: Öffne die Tür und lass uns herein! Doch Raboah entgegnete: Habe ich euch nicht dringlich geraten, eure Krähen vor dem Angesicht des Großen Schwarzen Raben zu verhüllen, ihr aber wolltet nicht hören? Und sie antworteten: Jetzt aber bereuen wir, doch Raboah sprach: Es ist zu spät, und noch bevor die versammelten Scharen die Arche stürmen konnten, wurde diese von den Wassern nach oben gehoben, bis sie schließlich fünfzehn Flügel über dem höchsten Gipfel schwamm. Die Krähen und Raben aber versuchten sich in Bäumen oder auf Hügeln zu erretten und ertranken doch alle.
Als vierzig Tage vergangen waren, verschloss der Große Schwarze Rabe wieder die Schleusen des Himmels, und die Wasser der Großen Flut gingen zurück, die Arche aber blieb auf dem Gipfel des Bergs Arabat stehen. Und siehet, schon bald kamen alle Berge und Täler wieder zum Vorschein, da öffnete Raboah ein Fenster, und er befahl Rabanaan, einem weißen Raben, der ein Rabensohn und Nachkomme Raboahs war, auszufliegen und die Gegend zu erkunden, doch dieser erwiderte frech: Warum erwählst du mich für dieses gefährliche Unternehmen, da ich doch zu meiner Krähe gehöre und sie zu ihrem Raben und wir zu zweit sind, und warum verschonst du die Tauben, von denen es so viele gibt? Gelüstet es dich etwa nach meiner Krähe? Raboah aber entgegnete: Du schamloser weißer Rabe, selbst meine eigene Krähe war mir verboten, während wir uns in der Arche befanden! Darauf verschwand Rabanaan und versteckte sich unter den Flügeln eines Seeadlers, Raboah aber fand ihn und rief: Möge der Große Schwarze Rabe den Schnabel verfluchen, der solche Verleumdungen ausstößt! Rabanaan aber sprang zur Dachluke und machte sich davon, und er flog über die langsam trocknenden Hügel und Täler und erblickte überall Schlamm und Morast, und da er Hunger hatte, labte er sich am herumliegenden Aas und am Kadaver. Als er schließlich einen Olivenbaum entdeckte, ließ er sich darauf nieder, und er kehrte mit einem Zweig im Schnabel zur Arche zurück, da fand er Raboah trunken vor Wein, der schlief und wollte nicht erwachen; und Rabanaan nahm eine Erntesichel und schnitt Raboah die Schwungfedern. Und Raboah erwachte aus seinem Rausch und erfuhr, was ihm getan hatte sein jüngster Rabensohn. Da bestrafte er ihn, der ein weißer Rabe war, indem er seine Federn schwarz färbte. Und Raboah sprang auf und flog durch die Dachluke, und er sah das trocknende Land, und in der Ferne das Grabmal Rabams, des ersten Raben, da nahm er Steine mit seinem Schnabel und errichtete einen Altar und verbrannte darauf Opfergaben, und siehet, der Große Schwarze Rabe roch den süßen Duft und sprach: Auch wenn Krähe und Rabe lasterhaft sind und voller ruchloser Neigungen, will ich hinfort nie wieder die Erde mit Wasser zerstören und den Raben nie wieder verfluchen um des Raben Willen. Solange die Erde besteht, soll Saatzeit auf Ernte folgen, und Ernte auf Saatzeit, so wie der Sommer dem Winter folgt und der Tag der Nacht. Und der Große Schwarze Rabe segnete Raboah und alle Krähen und Raben und sagte: Seid fruchtbar und vermehret euch und füllet die Erde mit euren Nachkommen! Dann schlug er mit den Schwingen, und ein Regenbogen erschien am Himmel und zog über die Erde.