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II KÖNIG RABAM IM GARTEN KREDEN
Оглавление...darin erzählt wird die Geschichte Krevas, der Ahnenmutter aller Krähen sowie Rabenmutter und Krähe Rabams, des rotgefiederten und ersten Raben.
Es war zu der Zeit, als der Geist der Großen Weißen Krähe Himmel und Erde machte, da pflanzte er einen Garten in Kreden bei Krebron und setzte die Vögel und alle Tiere hinein, die er gemacht hatte. Mitten im Garten aber stand der Baum des Lebens, und darunter saß Kreva und brütete an einem Ei. Da schlüpften zwei junge Raben, die von verschiedenen Rabenvätern gezeugt waren, nämlich Rabam, den Sohn der Steineiche und Rabael, den Sohn der Kermeseiche. Und Kreva beschwor einen Bund mit den Zwillingsraben von Hebron, und sie gelobte, ihre Liebe und ihren Zorn gleichmäßig zwischen beiden zu verteilen, so lange sie nur ihrem Willen gehorchten, und so baute sie eine Lade aus Zedernzweigen und bemalte zwei Steintafeln mit ihrem Schnabel, eine Steintafel aber war rot und stammte aus Kredom, die andere war golden und stammte aus dem Land der Ibisse, und Kreva nahm die Steintafeln und bewahrte sie in der Lade, und sie nannte die Lade “Bundeslade”. Um die Zwillinge voneinander zu unterscheiden band sie Rabael einen scharlachroten Faden um den Flügel und zeigte ihn seinem Rabenvater, dem König der Krähen und Raben. Rabam aber legte sie in einen Korb aus Weiden und übergab ihn den Wassern eines Baches, damit der König ihn nicht töte. Da fand die Dohle eines Dohlenklans den kleinen Rabam, und sie fütterte ihn und zog ihn groß.
Die Erste Kreva aber stellte durch ein Bad im Fischteich von Krebron ihr Jungkrähentum wieder her und verwandelte sich in die Tochter des Königs, die Zweite Kreva. Eines Tages, als Rabam erwachsen war, da tötete er einen Löwen und einen Bären, die ihn angefallen hatten, und er wurde zum König gebracht, der ihn bewunderte, jedoch von seiner Herkunft nichts wusste. Und der König befahl Rabam, eine furchtbare Schlange die mit ihrem Atem schon tausende von Vögeln getötet hatte, im Kampf zu besiegen. Rabam zog los, und er würgte die Schlange mit seinen starken Flügeln, schlug sie nieder und brachte sie dem König. Da wurde er in seinem Hause aufgenommen und war so eine Zeit lang mit seinem Bruder Rabael in Freundschaft vereint. Und es geschah, dass Rabam das Schwert des Königs ergriff, und er schlug diesem den Kopf ab und tötete ihn. Als Rabael sah, was geschehen war, flüchtete er aus Krebron und schwor Rache. Rabam aber wurde mit Terebinthenöl zum König von Krebron gesalbt, und die Vorbereitungen für das Hochzeitsfest wurden getroffen. Und es waren sieben ausgewählte Raben, die rangen die ganze Nacht mit Rabam, und sie besiegten ihn im Wettkampf, am Morgen aber lahmte er, und er hinkte und hakte im Flug und hatte einen lahmen Flügel. Da wurde er zu seiner Braut und Königin, der Zweiten Kreva, gebracht, und da das Hochzeitsfest begann, hielt er Beischlaf mit seiner Königin, und er vögelte auch mit ihren fünfzig Krähen. Eines Tages erschien Rabael, und er tanzte vor der Bundeslade und schlug mit den Flügeln und flehte um die Gunst der Königin. Sie aber lächelte gütig, als sie dies sah, und sie lud ihn in ihr Schlafgemach und gewährte ihm eine Liebesnacht. Daraufhin zog Rabael los und blendete Rabam mit seinem Schnabel, und er band ihn mit Weidenzweigen an die Terebinthe von Krebron und rupfte ihm die Federn vom Leibe, dann nahm er sein Schwert und schlug ihn in Stücke und vierteilte ihn. Und Rabael errichtete einen Kreis aus zwölf Steinen mit einem Altar in der Mitte, und er opferte Rabam der Königin. Und siehet, zwölf Raben aus Krebron aßen das Fleisch Rabams, die Schulter aber war Rabael vorbehalten.
Und als die Königin und Zweite Kreva sah, dass es geschehen war, da verhüllte sie sich mit silbernen Daunenfedern und verwandelte sich in die Dritte Kreva. Mit einem Totenschnabel beschwor sie Rabams Geist und holte ihn wieder zurück ins Leben, und während sie krächzte und sang, da legte sie ein Ei, und heraus schlüpften zwei junge Raben: nämlich Rabam, König und Rabe der Steineiche und Rabael, König und Rabe der Kermeseiche.