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3. Romantikforschung im 19. Jahrhundert

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Romantikkritik

In den ersten nach-romantischen Generationen gerät der ursprünglich progressive Impuls der romantischen Strömung weitgehend in Vergessenheit. Scharf kritisiert wird die Romantik einige Jahre nach Heines Romantischer Schule von Theodor Echtermeyer und Arnold Ruge in den Hallischen Jahrbüchern (1839/40). Ihr Manifest über den Protestantismus und die Romantik ist durch seine anti-reaktionäre Grundhaltung geprägt. Verschiedene weitere Vertreter liberaler Literaturgeschichtsschreibung im 19. Jahrhundert bleiben bei dieser kritischen Haltung gegenüber der Romantik, so Georg Gottfried Gervinus mit seiner Geschichte der poetischen Nationalliteratur der Deutschen (1835–1842) und seiner Geschichte des 19. Jahrhunderts seit den Wiener Verträgen (1855). „Romantik“ wird hier mit Wirklichkeitsferne und Eskapismus gleichgesetzt. Als Ursache macht Gervinus den reaktionären Grundzug der Romantik aus – eine Kombination von Antirationalismus und Fortschrittsfeindlichkeit, gepaart mit (antifranzösisch motiviertem) Antiklassizismus. Weiterer liberale Romantikkritiker des 19. Jahrhunderts, die sich dieser Sichtweise im wesentlichen anschließen, sind Hermann Hettner, Julian Schmidt und August Koberstein. Mit fortschreitender historischer Distanz verschiebt sich die Perspektive erneut. Als Liberaler, der die Romantik objektiver zu beurteilen versucht, warnt Rudolf Haym 1870 vor einer allzu undifferenzierten Bewertung romantischen Gedankenguts. Als einflussreich erweist sich vor allem seine – problematischeinseitige – Kontrastierung von Romantik und Aufklärung, die später für die marxistische Literaturkritik wegweisend ist. Wilhelm Scherer, ein wichtiger Vertreter des Positivismus, konzentriert sein Interesse auf die Spätromantik und deren Hinwendung zum „vaterländischen Leben“; teilweise werden dabei nationalistische Positionen der 20er- und 30er-Jahre des 20. Jahrhunderts antizipiert. Vielfach spielt man im ausgehenden 19. Jahrhundert das Romantische im Sinne einer Aufwertung der Vergangenheit gegen die als trivial und seelenlos geltende Gegenwart aus, so etwa Wilhelm Dilthey, der Dichtung generell als Ausdruck von „Erlebnissen“ deutet. In Diltheys Spuren, damit aber zugleich in denen Hegels, bewegt sich die gesamte geistesgeschichtlich orientierte Literaturwissenschaft, so etwa Oskar Walzel, Hermann August Korff und Fritz Strich.

Einführung in die Literatur der Romantik

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